5️⃣
Als ich langsam wieder zu mir komme, fährt sofort ein stechender Schmerz durch meinen Kopf, der mich laut aufstöhnen lässt.
Ich spüre das ich irgendetwas an meinem Mund habe und meine Hände, sowie meine Füße festgebunden sind.
Mein Körper hängt wie ein nasser Sack an einem kalten Hintergrund.
Das grelle Licht blendet sofort meine Augen, als ich sie nur einen kleinen Spalt öffnen will.
Von irgendwoher höre ich jemanden murren, fast so, als wenn der Person der Mund zugehalten wird.
Als so langsam mein volles Bewusstsein eintritt, merke ich, das ich meine Hände kaum spüre.
Vermutlich sind sie zu fest zusammengebunden worden.
Ich hebe meinen Kopf an, der bis gerade noch schlaff nach vorne hing und öffne meine Augen komplett.
Das grelle Licht lässt mich ein paar mal blinzeln, bis ich mich daran gewöhnt habe.
Wie ich feststellen muss, sitze ich auf einem Betonboden, auf dem ich mir wirklich meinen Hintern abfriere.
Wieder höre ich dieses komische murren.
Mit meiner leicht verschwommenen Sicht scanne ich die Umgebung und bleibe bei einer Person hängen, die an der gegenüberliegenden Wand, gefesselt auf einem Stuhl sitzt.
Da ich nicht genau erkennen kann, wer das ist, schließe ich nochmals meine Augen.
Das Atmen fällt mir unheimlich schwer, was wahrscheinlich auf den Knebel in meinem Mund zurückzuführen ist.
Schwere Schritte sind von außerhalb dieser Wände zu hören, worauf ich schnell meine Augen wieder aufreiße.
Die Person auf dem Stuhl hat ebenfalls einen Knebel im Mund und dessen Gesicht ist überzogen vom einer angetrockneten Schicht Blut.
Das linke Auge ist geschwollen und wird von einem tiefen Schwarz umrandet.
Als ich meinen Blick auf die, an die Stuhlbeine gefesselten Füße richte, fallen mir die knallroten Sportschuhe auf.
Die Schuhe habe ich doch schonmal irgendwo.....
Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als mir die Erkenntniss in den Sinn schießt, wer da auf dem Stuhl sitzt.
Scheiße, das ist Cedric!
Ich versuche durch ungestümes zerren irgendwie meine Hände zu befreien, bewirke damit jedoch nur, das sich die Kabelbinder schmerzhaft in die Haut um meine Handgelenke schneiden.
Währenddessen wird ein Schlüssel in die schwere eiserne Türe gedrückt und das Schloß entriegelt.
Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen öffnet sich die Türe und drei Männer laufen herein.
Automatisch ziehe ich mein Kopf ein klein wenig ein und werfe einen verstohlenen Blick auf die drei, komplett in schwarz gekleideten, Gestalten.
Die mittlere Person biegt scharf ab, kommt auf mich zugelaufen und geht direkt vor mir in die Hocke.
Zwei verbitterte blaue Augen starren mich an.
Mein Herz setzt darauf einen Schlag lang aus und ich fange an zu beten, das mein Tod nicht allzu schmerzhaft wird.
"Hallo mein Sohn! Na, hast du deinen Papa vermisst? Ich hatte große Sehnsucht nach dir! Unbeschreiblich große Sehnsucht!" Maxim grinst mich mit einem finsteren Gesichtsausdruck an und entblößt somit eine Reihe strahlend weißer Zähne.
Einer der Schneidezähne besteht allerdings nur noch zur Hälfte.
Seine linke Wange wird von einer langen Narbe verziert und seine Nase scheint etwas auf die Seite gekippt zu sein.
"Ja, schau mich genau an! Siehst du, was diese Verbrecher im Knast mit mir gemacht haben? Das wirst du alles zurückbekommen, denn das ist ganz alleine deine Schuld! Oh, wie habe ich mich auf dieses Treffen gefreut! Du dich auch?" mein Vater schüttelt amüsiert seinen Kopf, als ihm auffällt, daß ich gar nicht antworten kann.
"Ach, ich Dummerchen...." Maxim stellt sich schnell aufrecht hin, zieht mit seiner rechten Hand ein Klappmesser aus seiner Hosentasche und begibt sich anschließend wieder auf meine Augenhöhe.
Er zieht mit der linken Hand meinen Stoffknebel mit aller Gewalt von meinem Gesicht weg und lässt die Klinge des Messers zwischen Knebel und meiner Backe gleiten.
Mit ein paar schnellen Bewegungen schneidet er sowohl den Knebel, als auch meine Haut ein.
Die Klinge gleitet wie Butter durch die ersten Hautschichten meiner Wange und sorgt dafür, das sich vor lauter Schmerz ein paar Tränen in meinen Augen sammeln.
"Bist du immer noch so eine Heulsuse? Tztztz!" als Maxim den Stoff komplett durchgeschnitten hat, fällt mein Kopf hart gegen die Wand hinter mir.
Ich spüre wie sich die ersten Tropfen Blut ihren Weg bahnen und direkt auf dem Jeansstoff meiner Hose landen.
Unsanft wird mir der Stofffetzen entrissen, worauf mein kompletter Mund zu brennen beginnt.
Wer weiß, wie lange ich schon hier sitze und dieses Ding im Mund habe.
"Jetzt antworte! Hast du Papa vermisst?" seine Finger umspielen sanft mein Kinn und verteilen das herunterrinnende Blut meiner Wange.
Egal, wie ich nun auf die Frage reagiere, jede Antwort ist eine falsche Antwort.
"Ja Maxim!" krächze ich ihm entgegen.
Ein fast schon sanftes Lächeln tritt auf seine Lippen und er legt seinen Kopf leicht schief:
"Das ist schön Marco! Aber weißt du was ich mich dann frage?"
Sein Zeigefinger fährt grob über den Schnitt in meiner Wange und benetzt im Anschluß meine Lippen mit dem aufgenommenen Blut.
Plötzlich umfasst seine komplette Hand mein Kinn und drückt so fest zu, daß ich schon Angst habe, daß mein Kieferknochen zerspringt:
"ICH FRAGE MICH, WIE MEIN EIGEN FLEISCH UND BLUT MICH SO DERMAßEN HINTERGEHEN KONNTE!"
"MMMMMMHHHHHH!" Cedric bemüht sich, irgendwie Maxim's Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit er von mir ablässt, doch diesen interessiert das kein Stück.
Dafür schält sich einer der anderen Gestalten ein:
"Halt dein Maul!"
Erst als ich lauthals aufwimmere, lässt mein Vater wieder von mir ab.
Fuck!
Das tut so weh!
Unzählige Tränen laufen ungehindert mein Gesicht hinunter und treffen ebenfalls auf meiner Jeanshose ein.
"Ich habe große Dinge mit dir vor, Marco. Sie werden schmerzhaft und wunderschöne Eindrücke an deinem Körper hinterlassen. Ich frage mich, ob du das mit Würde hinnehmen wirst?"
Nach diesen Worten fängt mein kompletter Körper an zu zittern.
Die unbändige Angst greift Besitz von mir und braut eine enorme Übelkeit in meinem Magen zusammen.
Keine Panikattacke!
Bitte, keine Panikattacke!
Ganz ruhig Marco...
Du schaffst das!
"Wenn du möchtest, kann ich dir an deinem Freund da drüben ein paar Beispiele demonstrieren! Damit du ein paar Eindrücke bekommst, was dich erwartet!" sein Blick schnellt zu Cedric, worauf dieser unverkennbar stark Schlucken muss.
"Lass ihn gehen!" meine Stimme gleicht fast einem Flüstern.
"Was?" Maxim dreht sich ungläubig zu mir.
"Lass ihn gehen!" wiederhole ich mich und visiere meinen Vater an.
"Jaja, das habe ich schon verstanden. Aber warum sollte ich ihn gehen lassen? Er hat mich verraten! Verarscht! HINTERS LICHT GEFÜHRT!" völlig unerwartet dreht sich Maxim um und steuert auf seinen ehemaligen Fake-Barkeeper zu.
Kurz bevor er bei Cedric ankommt holt mein Vater mit der Faust aus und schlägt meinem Freund mit voller Wucht in den Magen.
"Mhhhhhhhhhhh!"
"HÖR AUF DAMIT! Ich biete dir einen Deal an!" ich wirke wahrscheinlich nicht gerade so, als sei ich Herr meiner Sinne, doch mein Entschluss, den ich soeben gefasst habe, steht fest.
Mein Vater dreht sich interessiert zu mir um und hebt die rechte Augenbraue an:
"Oh! Ein Deal? Ich bin ganz Ohr!"
"Du lässt Cedric am Leben und schenkst ihm die Freiheit und dafür kannst du mit mir machen was du willst! Ich werde mich jedem deiner Befehle beugen und keinen einzigen Mucks von mir geben, egal was du tust!" da ich so oder so verloren habe und ich nie wieder aus seinen Fängen entkommen werde, gebe ich ihm das, was er schon immer wollte:
Totale Kontrolle über mich und volle Gehorsam von mir.
"Hmmm. Aber ich werde mit dir eh machen was ich möchte... Wieso sollte ich dann Rocky freilassen?"
"Weil du es dann einfacher hast, wenn ich mich nicht dagegen wehre. Du kannst mich auch sofort auf der Stelle umbringen wenn du willst. Aber lass ihn bitte gehen!" ich werfe einen Blick auf Cedric, der sofort beginnt, wild mit dem Kopf zu schütteln.
Ich weiche seinem Blick aus und schaue wieder meinem Vater ins Gesicht.
Es scheint, als sei er das letzte Jahr auf einen Schlag fünf Jahre älter geworden.
Sein Gesicht spiegelt die Kälte seines Herzen wieder, denn ich kann nur noch Wut, Ärger und absoluten Hass darauf ablesen.
Ich erkenne meinen Vater nicht wieder, auch wenn ich versuche mir die schönen Momente in Erinnerung zu rufen.
Er ist verändert.
Oder war er schon immer so und ich habe es nie bemerkt?
"Dich töten? Hahahha. Nein! Wo bleibt denn da der Spaß? Dein Angebot klingt verlockend..." Maxim scheint zu überlegen und sieht immer wieder zwischen Cedric und mir hin und her.
"Bevor ich meinen Teil des Deals einlöse, will ich einen handfesten Beweis dafür, das Cedric frei gelassen wird und nicht tot ist!"
"Schau mal einer an. Da wird unser Marco doch noch zum Geschäftsmann... Wegen mir. Mikail, Iwan werdet den Typ los! Sorgt dafür, das wir ein paar Tage Zeit haben! Lasst ihn aber am Leben und liefert uns Beweise. Rocky, Du kannst froh sein, das Marco so ein ekelhafter sozialer Mensch ist. Er bezahlt für dich mit seinem restlichen Leben."
Mikail und Iwan schneiden die Fesseln um Cedri's Füße durch und greifen ihn jeweils auf einer Seite unter die Arme, um ihn in die Höhe zu ziehen.
Der Polizist schüttelt wie wild mit seinem Kopf und brüllt gegen den Stoff in seinem Mund an, als er an mir vorbeigeschleppt wird.
Ich mühe mir ein Lächeln ab und rufe ihm noch ein "Danke für alles! Mach's gut" hinterher.
"Ist das Süß!" mit einem gespielten Würgen, nimmt Maxim wieder das Messer in die Hand, worauf ich schnell die Augen schließe und fest zusammenpresse.
"Ich schneide dir lediglich die Fesseln durch. Mach dir nicht in die Hose" zischt mir Maxim zu und entfernt zuerst das Seil an meinen Knöcheln.
Anschließend reißt er grob an meinem Arm, worauf ich seitlich umkippe, er aber somit an meine Handgelenke kommt und den Kabelbinder durchschneiden kann.
Als die Arbeit getan ist, erhebt er sich Wortlos und läuft aus dem Raum.
Die schwere Eisentüre fällt ins Schloß und wird kurz darauf abgeschlossen.
Zu guterletzt wird auch noch das Licht ausgeschalten.
Kurz frage ich mich, ob er das macht, weil es Nacht ist, oder ob ich von jetzt an immer in der Dunkelheit leben muss.
Lange halte ich mich aber nicht an den Gedanken auf, denn meine Arme und Beine beginnen unangenehm zu kribbeln, da wieder ungehindert Blut durch meinen Körper fließen kann.
Meine Knöchel, meine Handgelenke und meine Wange schmerzen fürchterlich, jedoch vermute ich, das das das noch die erträglichsten Schmerzen sein werden, die ich hier erleben werde.
Bleiben wir überhaupt hier?
Wer sind Mikail und Iwan überhaupt?
Was ist mit Nikolaj, Sergej und Alec?
Werde ich das, was er mit mir vor hat, überhaupt lange genug aushalten und ertragen können?
Mein Mund brennt unheimlich.
Meine kompletten Schleimhäute sind ausgetrocknet und ich würde alles für ein Glas Wasser geben.
Da der Boden eiskalt ist und ich nur eine Jeansshorts trage, bemühe ich mich auf die Füße zu kommen.
Mein Ziel ist es, den Stuhl von Cedric zu erreichen.
Dadurch, das dieser Raum kein Fenster besitzt, ist es stockdunkel.
Man sieht die Hand vor Augen nicht.
Ich arbeite mich sehr langsam voran, Schritt für Schritt.
Da ich mich vorhin viel zu sehr auf meinen Vater und Cedric konzentriert habe, kann ich gar nicht genau sagen, wie groß der Raum ist oder ob hier sonst noch irgendetwas herumsteht.
Erst nach ein paar Schritten bemerke ich, das ich gar keine Schuhe mehr an meinen Füßen trage.
Die Kälte des Boden frisst sich durch den dünnen Stoff meiner Socken und lässt mich nur noch mehr frieren.
Als mein großer Zeh den Stuhl gefunden hat, lasse ich mich vorsichtig auf die Sitzfläche gleiten und ziehe meine Füße nach oben, damit meine Arme etwas Halt um meine abgewinkelten Beine finden können.
Tja Marco.
Das war es dann wohl...
Jetzt beginnt der Anfang vom Ende!
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