
1️⃣3️⃣
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist die Bettseite neben mir leer.
Aus dem Nebenraum sind viele Stimmen zu hören, die mich animieren auch endlich aufzustehen.
Da ich nicht weis, ob ich ungefragt an den Kleiderschrank gehen darf, ziehe ich die Hose von gestern nochmals an und schleiche leise zur Türe.
Ich hoffe das ich irgendetwas zu hören bekomme, das die verdrehte Situation aufklärt und endlich etwas Licht ins Dunkle bringt.
Gerade als ich mich mit meiner Stirn der Tür nähere, wird diese mit Schwung geöffnet und knallt mir mit voller Wucht in mein Gesicht.
"Aaaaah!" ich kann nicht anders als lauthals aufzuschreien, da der Schmerz der durch meine Nase fegt, fast unerträglich ist.
"Verdammt, Zuki! Was stehst du auch hinter der Türe?" als mir Nikolaj meine Hände aus dem Gesicht reißt, spüre ich wie sich eine warme Flüssigkeit ihren Weg über meine Lippen bis hinunter zum Kinn bahnt.
"Was ist denn hier los?" wettert mein Vater und scheint den Schritten nach, zu uns zu stoßen.
Ich höre nur wie er stark die Luft einzieht und Nikolaj darauf befiehlt etwas zum kühlen zu besorgen.
"Auf ins Bad. Du versaust den ganzen Boden!" wie es scheint ist Maxim heute wieder mit seiner normalen "Freundlichkeit" ausgestattet.
Im Badezimmer angekommen, werde ich auf den Klodeckel gedrückt:
"Setz dich! Lass mal schauen!"
"Aber nicht anfassen!" schon bei dem kleinsten Versuch ein bisschen Luft durch meine Nase zu ziehen, schmerzt mein komplettes Gesicht.
Maxim ist tatsächlich, für seine Verhältnisse, sehr vorsichtig und wischt mir einigermaßen sanft das Blut aus meinem Gesicht.
Von Phil weiß ich, das ich meinen Kopf nach vorne über kippen muss, damit mir das Blut nicht den Rachen hinunter läuft und deswegen mache ich das auch direkt nach der Säuberungsaktion.
"Hier!" Nikolaj bringt endlich das Kühlmittel, das Maxim mit einem Handtuch umwickelt und mir kurz darauf in den Nacken drückt.
"Sollen wir einen Arzt holen?" höre ich Sergej schreien, doch ich schüttel sofort mit meinem Kopf:
"Nein! Es ist nicht so schlimm. Das geht schon."
Meine Angst hat sich bei mir bekannten Ärzten fast schon gelegt, allerdings schiebe ich immer noch große Panik, wenn ein mir unbekannter Mediziner an meinen Körper will.
Sowieso wenn es ein Arzt ist, der zu meinem Vater gehört.
Begeisterung sieht zwar anders aus, aber Maxim gewährt mir meine Bitte und verneint Sergej's Frage.
"Ich glaube es hat aufgehört zu bluten" gibt der Russe zu meiner linken bekannt, worauf mir mein Vater meinen Kopf etwas zu stürmisch nach oben reißt.
Meine Umgebung verschwimmt und wird total unscharf.
Meine Lider werden auf einen Schlag tonnenschwer, während meine ganze Körperspannung aus meinem Körper entweicht.
Noch während ich haltlos nach vorne kippe, wird alles schwarz vor meinen Augen.
"Wie lange ist er schon weggetreten?" ich vernehme irgendwo in der Ferne eine unbekannte Stimme.
"Keine Ahnung. Er ist zwischenzeitlich immer mal wieder wach geworden, aber nicht von langer Dauer!" die Stimme meines Vater's hört sich aufgebracht an und ich frage mich, wer genau da mit ihm redet.
"Wie heißt er denn?"
"Marco" gibt Maxim dem Unbekannten Antwort.
Als mich eine Hand kurz über der linken Augenbraue berührt, stöhne ich schmerzerfüllt auf.
Mein ganzes Gesicht fühlt sich an, als wenn ein Lastwagen drüber gefahren wäre.
"Marco? Kannst du bitte die Augen öffnen?"
Im Hintergrund räuspert sich irgendjemand und merkt an, das es vielleicht nicht so schlau sei, wenn ich sehen würde wer sich direkt neben mir aufhält.
"Wie soll ich feststellen ob es irgendwelche Schäden gibt, wenn er die Augen geschlossen hält?" meckert die rauhe, ältere Männerstimme vor sich hin und begrabscht mich anschließend im ganzen Gesicht.
"Das... tut weh!" presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Da ist er ja. Kannst du bitte deine Augen öffnen!" wiederholt sich der Typ und drückt mir kurz darauf direkt auf die Nase.
"Aaaaaaaaah! MAN DAS TUT WEH!" blitzschnell öffne ich meine Augen und versuche die Hände von meinem Gesicht weg zu schlagen.
"Ganz ruhig Zuki. Der Doktor will nur nachschauen wie es dir geht!" höre ich Nikolaj's Stimme dicht an meinem Ohr, worauf er auch sofort meine Hände festhält.
"Warum? Sonst kommen doch auch nie irgendwelche Ärzte!" mit aller Kraft versuche ich die mich umklammernden Griffe zu lockern, doch ich habe nicht die geringste Chance.
"HERRGOTT JETZT REIß DICH DOCH MAL ZUSAMMEN!" Maxim scheint es nicht sonderlich zu gefallen, das ich mich dermaßen zu wehren versuche und brüllt mir seine Worte ohrenbetäubend laut entgegen.
"NEIN! ICH WILL NICHT VERSCHWINDEN WIE ALL DIE ANDEREN!" total in meiner Wut gefangen, liefere ich ihm des Rätsels Lösung auf einem silbernen Tablett.
Jetzt weiß Maxim endlich, das im Grunde genommen er die Schuld an meiner Angst trägt.
"Was?" fragen Maxim und Sergej gleichzeitig.
Die Beiden haben ganz bestimmt den Sinn hinter meiner Aussage verstanden, können sich aber einfach nur nicht erklären wann ich Augenzeuge von solchen Taten geworden bin.
"Interessant.... Haben Sie ihn denn schon in die Geschäfte eingeweiht?" der Arzt legt einen gruseligen Gesichtsausdruck auf, der meine Angst nur noch mehr schürt.
"Sie sollen nachschauen ob es ihm gut geht und keine dummen Fragen stellen!" blafft mein Vater den Arzt an und stellt sich direkt neben ihn, um jede seiner Handlung zu kontrollieren.
Der ältere Mann wird mir von Sekunde zu Sekunde unheimlicher, was meiner Atmung nicht sonderlich gut tut.
Die wird nämlich rasant schneller und stockender.
Mein Brustkorb verengt sich dermaßen, das ich das Gefühl habe, das ich augenblicklich ersticken werde.
"Reagiert er immer so?" der namentlich Unbekannte scheint sich für meinen Zustand nicht sonderlich zu interessieren, jedoch dämmert meinem Vater langsam, das ich hier keine Show veranstalte sondern wirklich kaum noch Luft bekomme.
"Herrgott!" Maxim stößt den alten Mann unsanft auf die Seite und nimmt mein Gesicht zwischen deine Hände:
"Marco! Schau mich an und achte nicht auf den Arzt. Beruhig dich bitte wieder!"
"Ich geb ihm ein Beruhigungsmittel und dann hat sich die Sache erledigt!" der Arzt macht sich schneller an meinem Arm zu schaffen, als irgendjemand reagieren kann und ich versuche mit aller Gewalt alle Personen um mich herum los zu werden.
Von meiner Stirn tropft schon literweise Schweiß herab, während aus meinen Augen die salzigen Tränen überschwappen und mein komplettes Gesicht benetzen.
"ZUKI BERUHIG DICH ENDLICH!" die Stirn meines Vaters glänzt auch schon verdächtig, da er anscheinend nicht mit meiner starken Gegenwehr gerechnet hat.
Als ich den Stich in meinem Arm spüre, versteift sich mein ganzer Körper.
Meine weit aufgerissenen Augen verdeutlichen Maxim, das irgendetwas nicht stimmt.
"Was ist los?" Maxim scheint verwirrt zu sein, als mein Körper seine verkrampfte Haltung nach und nach auflöst und ich kurze Zeit später wie ein davonfließender Matschfleck auf dem Sofa liege.
Das letzte das ich sehe, bevor sich ungewollt meine Augen schließe, sind die blauen Augen meines Vater's, die mich besorgt mustern.
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"Hey!" irgendjemand zwickt mich in meinem Arm und rüttelt an meiner Schulter.
"Hey, wach auf!!" zischt die Stimme mir erneut sehr leise zu.
"Was denn?" brumme ich vor mich hin und spüre sofort darauf eine Hand auf meinem Mund:
"Sei leise du Idiot!"
Neugierig öffne ich meine Augen und drehe meinen Kopf auf die rechte Seite.
Mein Blick ist noch ziemlich verschwommen, desshalb blinzle ich ein paar mal und sehe darauf eine junge Frau neben mir sitzen.
"Du musst leise sein! Hast du mich verstanden?"
Da ich immer noch ihre Hand auf meinem Mund liegen habe, nicke ich ihr zur Bestätigung zu.
"Wer bist du?" will die Frau neben mir wissen und entfernt endlich ihre zierlichen Finger von meinen Lippen.
"Du sitzt hier neben mir und frägst mich, wer ich bin?" meine Antwort scheint das weibliche Wesen nicht zufrieden zu stellen:
"Antworte mir!"
"Marco!"
"Und weiter? Bist du ein Sklave mit Sonderrechten oder was?" zischt sie mir mit bösen Blick zu und ich verstehe nur Bahnhof:
"Hä? Wieso Sklave?"
"Mein Gott... Du bist hier in einem Bordell in dem Menschen gegen Bares eingetauscht werden und... stellst du dich nur so blöd oder bist du es wirklich?"
"Was willst du von mir?" ich verstehe überhaupt nicht was hier gespielt wird und will mich aufrichten, aber da scheint mein Kopf etwas dagegen zu haben.
Der pocht nämlich im unverschämt schmerzhaften Takt im Wechsel mit meiner Nase.
"Bleib liegen du Idiot. Ich soll dich bewachen und Meldung geben, sobald du wach wirst!"
"Wem denn?"
"Dem Chef natürlich!"
"Und wer ist der Chef?" ich verdrehe die Augen, da ich keine Lust habe wegen jeder Kleinigkeit nachzufragen.
"Der, in dessen Bett du gerade liegst. Wer bist du verdammt?"
Mein Gesichtsausdruck muss Bände sprechen, denn die Frau fährt sich mit der Hand durch ihr Gesicht und stöhnt genervt auf:
"Du hast wirklich keine Ahnung!"
Da ich sie weiterhin so doof anstarre, gibt sie sich einen Ruck und wird etwas gesprächiger:
"Du liegst gerade in dem Bett von Maxim Tolstoi, dem obersten Chef dieses Bordells. Ich bin eine der Nutten, die länger als sechs Monate hier festgehalten werden. Wenn man tut was die sagen, lassen sie einen weitestgehend in Ruhe und setzen einen für besondere Jobs ein. So wie zur Überwachung eines fremden Jungen... Jetzt bist du dran!"
"Ich... Ich wurde hierhergebracht und wusste bis eben nicht einmal wo ich genau bin. In welcher Stadt sind wir denn?"
"Keine Ahnung. Irgendwo in Russland halt. Ich habe von der Fahrt hierher auch nichts mitbekommen. Jetzt erzähl mir, wie du zu diesem Sonderstatus gekommen bist. Besorgst du es dem Typ regelmäßig oder was ist dein Geheimnis?" diese Worte beschwören eine große Welle der Übelkeit in mir herauf.
"Nein. Ich bin ein Verwandter!" mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn auf meinen Vater kann ich ja nicht unbedingt stolz sein.
Die Frau mustert mich etwas genauer und reißt dann plötzlich die Augen weit auf:
"D-Du bist sein Sohn!"
Ich schlucke schwer und wende meinen Blick von ihr ab.
"Hat er dir wirklich so Zeug in den Rücken reingeschlitzt?"
Erschrocken drehe ich meinen Kopf zu ihr:
"Woher weißt du das?"
"Das erzählt man sich halt so. Manchmal wird es als Warnung ausgesprochen, damit man weiß, das Tolstoi nicht einmal vor seinem eigen Fleisch und Blut halt macht und man daher besser den Anweisungen folge leistet.... Du bist wirklich nicht zu beneiden!"
"Danke, das weiß ich selbst. Freiwillig bin ich auch nicht hier!" knurre ich ihr entgegen, obwohl sie gar nichts dafür kann.
"Weist du denn was hier abläuft?"
die Frau rutscht umständlich mit ihrem Stuhl etwas näher zu mir und erst jetzt fällt mir auf, das ihre Hände mit Kabelbinder zusammengebunden wurden.
"Was soll denn ablaufen?"
"Irgendetwas Großes. Es gibt dauernd Versammlungen und es wird viel getuschelt. Seit gestern fehlt einer der Männer die was zu sagen haben. Sie vermuten das Maxim ihn beseitigt hat, aber genaueres konnte ich nicht herausfinden. Weißt du was?"
Das Blut auf seinem Hemd und sein geschundener Körper!
"Nein!"
"MAGDALENA?" brüllt Sergej aus dem offenen Wohnraum.
"Du musst vorsichtig sein und auf dich aufpassen Marco! Bald wird irgendwas passieren...."
Plötzlich wird die Türe aufgerissen und ein wütender Sergej stampft auf die Frau zu:
"HAB ICH DIR NICHT GESAGT, DAS DU MIR BESCHEID GEBEN SOLLST WENN ER WACH WIRD?"
"Er ist eben erst aufgewacht und ich habe ihn nur kurz gefragt wie es ihm geht!" bringt sie ihm angsterfüllt entgegen.
Damit Sie keinen Ärger bekommt schließe ich wieder meine Augen und rolle mich stöhnend auf die Seite.
"Das hat er gerade andauernd gemacht, deswegen habe ich ihn angesprochen!" zum Glück geht Magdalena sofort auf meine Hilfe ein und scheint somit den Russen etwas besänftigen zu können.
"Okay. Gut gemacht. Na los, bringen wir dich wieder zurück!"
Nachdem ein paar Schritte zu hören sind, gibt der Bodyguard meines Vaters lauthals Meldung:
"Maxim! Zuki ist wach!"
"Na endlich!"
Man hört wie ein Stuhl über den Boden geschoben wird und sich eine Person auf das Schlafzimmer zubewegt.
Da ich nicht weis was genau passiert ist und daher die Reaktion von Maxim nicht einschätzen kann, ziehe ich mir die Bettdecke bis unter mein Kinn und vergrabe mein Gesicht vorsichtig darin.
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