1️⃣4️⃣ Dienstag
Die Schmerzen reißen mich schon früh am Morgen aus dem Schlaf.
Die Stellen, an denen Sergej's Schläge getroffen haben, pochen und strahlen in jede Ecke meines Körpers aus.
Einen Moment lang überlege ich, ob ich doch in die Schule gehen soll.
Ich möchte weder meinen Vater, noch Sergej oder Nikolaj sehen.
Allerdings sterbe ich schon bei den alleinigen Versuchen mich in meinem Bett umzudrehen, daher lasse ich das lieber.
Nachdem ich ungefähr tausend Löcher in die Luft gestarrt habe, öffnet sich meine Zimmertüre.
Da ich jeglicher Konfrontation aus dem Weg gehen möchte, schließe ich meine Augen und stelle mich schlafend.
Dem Aftershave nach, lehnt sich mein Vater über mich, um mir in mein Gesicht sehen zu können.
"Marco?"
Als ich nicht reagiere, vernehme ich nur ein leises Seufzen.
Mein Vater verlässt mein Zimmer für einen kurzen Augenblick, schließt jedoch nicht meine Türe.
Ich höre wie er mit irgendjemanden spricht und kurz darauf wieder mein Zimmer betritt.
Er stellt irgendetwas auf meinem Nachttisch ab und verschwindet dann endlich komplett, was mir das Schließen der Türe signalisiert.
Bemüht keine großartigen Geräusche zu machen, drehe ich mich unter Schmerzen auf die Seite und stelle zu meiner Erleichterung fest, das auf meinem Nachttisch eine Schmerztablette liegt und daneben ein Glas Wasser steht.
So schnell wie möglich werfe ich mir die Schmerztablette in den Mund und spüle sie anschließend mit dem Wasser hinunter.
Danach warte ich ab, bis die Wirkung endlich einsetzt.
Anscheinend ist niemand mehr anwesend, denn ich vernehme keinerlei Geräusche.
Desshalb klettere ich auch nach einer halben Stunde aus dem Bett und schleiche mich aus meinem Zimmer raus.
Aus dem Kühlschrank ziehe ich mir einen Joghurt raus und setze mich an den Esstisch, um mir das schlabbrige Zeug in den Mund zu Löffeln.
"Zuki? Auf, raus aus den Federn!" Nikolaj stürmt in die Wohnung, direkt in mein Zimmer.
Während ich damit beschäftigt bin meine Augäpfel in meinen Augenhöhlen Loopings drehen zu lassen, trifft mein haariges Kindermädchen neben mir ein.
Ich würdige ihn keines Blickes, sondern kümmere mich um die Entsorgung meines Plastikbehältnisses.
"Zuki zieh dich an. Dein Vater erwartet dich!"
Da ich ihm keinerlei Antwort gebe und einfach an ihm vorbeilaufe, knurrt er leise meinen Namen hinter mir her.
Mich kümmert das gerade nicht da ich es eher bevorzuge, den Tag in meinem Bett zu verbringen.
Kaum liege ich auf der Matratze, werde ich an meinem T-shirt ziemlich grob aus dem Bett gezogen, worauf ich unsanft auf dem Boden lande.
"Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen! Ertrage es wie ein Mann und zieh dich endlich an! Du hast zehn Minuten!" mit diesen Worten verschwindet Nikolaj aus meinem Zimmer und lässt mich vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden zurück.
Warum ist er plötzlich so brutal?
Nach reiflicher Überlegung und der Überzeugung, daß ich keine weiteren Schmerzen ertragen kann, mache ich mich so schnell wie möglich fertig.
Gerade als sich meine Zimmertüre öffnet, schließe ich den letzten Knopf meines Hemd.
"Sehr gut. Also los! Abmarsch ins Büro!" Nikolaj winkt mich an ihm vorbei, damit ich vorrauslaufen kann.
Der Weg ist mir schließlich bekannt.
"Marco!" mein Vater visiert mich mit strengen Blick an.
Okay, er ist immer noch sauer.
Ich bin sehr bemüht nicht ein einzigsten Muskel in meinem Gesicht zu bewegen.
"Setz dich!" bringt er mir kühl entgegen und mustert mich von oben bis unten.
Als der Befehl ausgeführt ist, öffnet er eine Mappe, die direkt vor seiner Nase auf dem Schreibtisch liegt.
"Also. Wir müssen etwas beschleunigen. Morgen Nacht brauche ich deine Hilfe. Alec hat keine Zeit und du wirst seinen Platz einnehmen!"
Ich ziehe eine Augenbraue nach oben und mustere jetzt Maxim ebenfalls:
"Soll ich den SUV fahren oder was?" meine Antwort scheint etwas zu pampig gewesen zu sein, denn die Nackenschelle kann ich mir nicht anders erklären.
Mein böser Blick trifft auf Nikolaj.
Dieser deutet mir mit seinem Kinn, das ich mich wieder meinem Vater zuwenden soll.
"Natürlich nicht! Achte gefälligst auf deinen Ton! Wir müssen Ware abholen. Du wirst ein Auge darauf haben, damit keine davon wegläuft!"
Nimmt der seit neuestem Drogen?
Was für eine Ware sollte denn weglaufen können?
"Damit wir uns gleich verstehen: Kein Wort, zu niemandem! Verstanden? Das ist ein weiterer Bestandteil deiner zukünftigen Tätigkeiten. Das geht nur uns was an. Und wenn ich mitbekomme, das du auch nur den Ansatz eines Wortes in dieser Richtung verlauten lässt, zerquetsche ich dich wie eine Traube! Verstanden?" der Blick meines Vaters läuft mir eiskalt den Rücken runter.
Da ich so geschockt über das plötzlich unnatürlich aggressive Verhalten mir gegenüber bin, vergesse ich zu antworten.
Schneller als ich "Ja" sagen könnte, schnappt mich Nikolaj am Hemdkragen und schnürt mir fast die Luft ab, während er mich unsanft vom Stuhl hochzieht:
"Ob du verstanden hast, Marco?!"
Voller Panik versuche ich die Hände von meinem Hemd zu entfernen, doch scheitere kläglich.
"Nikolaj. Er sollte mir schon noch antworten können. Also bitte!" völlig unbekümmert, als hätte mir der Gorilla die Haare falsch gebürstet, wedelt Maxim mit der Hand vor sich herum und verschafft mir somit wieder eine geregelte Luftzufuhr.
Als ich zum wiederholten Male an diesem Tag auf dem Boden liege, krächze ich ein heißeres "Ja" in den Raum.
"Gut. Zwecks der Uhrzeit lasse ich dir bescheid geben! Das war es dann auch" Maxim erhebt sich von seinem Bürostuhl, zieht ohne einen weiteren Blick an mir vorbei und verlässt mit seinem Leibwächter das Büro.
Ich verstehe die Welt absolut nicht mehr und weiß nicht was ich falsch gemacht habe, das mein Vater und seine Männer plötzlich so derart herablassend mit mir umgehen.
"Zuki?" zu meiner Überraschung kommt irgendwann Rocky, unsere Saftschubse, in das Büro meines Vaters.
"Hmmm?"
"Was machst du da? Alles in Ordnung?" sorgenvoll kniet sich der schmächtige Kerl neben mir auf den Boden und versucht herauszufinden, was hier passiert ist.
"Ich teste nur die Beschaffenheit des Bodens. Meiner Meinung nach ist der viel zu hart" mein Schmunzeln wird von dem Barkeeper erwiedert.
"Na komm schon, steh auf! Wenn du immer noch da rumliegst, wenn Maxim zurückkommt, dann trampeln die dich noch nieder!" Rocky reicht mir seine Hand, die ich zögerlich annehme, da ich Angst vor den Schmerzen beim aufstehen habe:
"Langsam. Bitte!"
Meine Aufstehhilfe berücksichtigt meinen Wunsch und verhilft mir im Zeitlupentempo in einen aufrechten Stand.
"Darf ich mal sehen?" Rocky zeigt mit seinem Finger auf meinen Oberkörper uns wirft mir einen unsicheren Blick zu.
Ich bin mir etwas unschlüssig, wesshalb er jetzt so reagiert, was er zu bemerken scheint.
"Keine Sorge, ich wollte nur schauen ob ein Coolpack etwas ausrichten kann!"
Schwer aufatmend ziehe ich mein Hemd bis zu meinem Kinn nach oben, ohne selbst einen Blick darauf zu werfen.
Rocky's Augen weiten sich erschrocken.
"Da wäre ein ganzer Kühlanzug angebracht. Bekommst du genug Luft? Kannst du die Schmerzen ertragen?" die entgegenkommenden Fürsorge wühlt ein Gefühlschaos in mir auf, wesshalb ich mein Hemd ganz schnell wieder über meinen Körper ziehe und hastig den Raum verlasse.
Wenn ich mich jetzt Rocky öffne und der danach auch solch eine komische aggressive Wandlung vollzieht, halte ich das nicht aus, desshalb gehe ich lieber erst gar nicht darauf ein.
In unserer Wohnung angekommen, flüchte ich mich sofort in mein Zimmer und schmeiße mich in voller Montur in mein Bett.
Zu meiner Freude werde ich den kompletten restlichen Tag nicht genervt, gestört oder überhaupt wahrgenommen.
Maxim schaut auch kein Einzigstes mal mehr bei mir vorbei um nach mir zu sehen, was mir insgeheim einen kleinen Stich ins Herz versetzt.
Vielleicht dürfen das MÄNNER nicht mehr erwarten, aber was weiß ich denn schon.
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