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15| Das Objekt

Hector traute seinen Augen seit geraumer Zeit nicht mehr, doch er war sich so sicher wie selten an diesem Tag, dass das, was er sah, real war.

Er nahm die Linse der Kamera genauer unter die Lupe. Immer wieder blinkte das Auge rot auf. Er blickte auf das angerissene Foto seiner Eltern, dass er in der Hast auf den Fußboden geworfen hatte. Wenn es schon für die paranormale Aktivität in seinem Zimmer eine plausible Erklärung gab, dann musste eine solche doch bestimmt auch für das Klinik-Mysterium existieren.

Hector griff nach der Kamera. Sie war fest in den Schrank eingearbeitet, es kostete ihn einige Sekunden, bis er sie aus der offenbar maßgeschneiderten Lücke im Holz gezerrt hatte. Staunend drehte er sie in seinen Händen. Die Kamera war sehr klein, gerade mal ein Viertel seiner Handfläche füllte sie aus. Und doch wollte er sich nicht ausmalen, wie gigantisch der Teil seines Lebens sein mochte, der auf ihr gespeichert war.

Eine Unmenge an Fragen schossen durch seinen Kopf. Wieso war eine Kamera in seinem Zimmer? Wieso leuchtete sie rot? Tat sie das schon immer? Warum hatte er es dann nie bemerkt? Hatte sie jedes Gespräch mit seinen Eltern aufgezeichnet? Hatte sie ihn gefilmt, wann immer er sich umzog?

Aber die wichtigste Frage blieb: Wer hatte Interesse daran, ihn auszuspionieren?

Noch während Hector überlegte, ob es sich um fremde Verschwörungstheoretiker handeln könnte, um Klinikpersonal oder womöglich den griesgrämigen Mr. Jil von nebenan, der laut Alyssa den Schrank gebaut hatte, fiel ihm das dünne Kabel auf, das sich um die inneren Stützen des Schrankes rankte.

Hector legte die Kamera beiseite und stand auf. Er zog die obersten Schubladen auf und als ihm weiterhin die Sicht versperrt blieb, riss er sie von den Schienen und ließ sie mit einem Scheppern zu Boden fallen, womit sich ihr Inhalt, bestehend aus Unterwäsche und seinem heimlichen Lager aus Schokolade, auf dem Boden verteilte.

An der hinteren Schrankwand entdeckte er das Kabel erneut. Jemand hatte es mit Tape befestigt. Hector riss die nächste Schublade heraus und die darunter. Das Kabel führte ihn bis an den Boden des Schrankes. Dort hatte man ein kreisrundes Loch in das Holz gesägt, wo es in der Dunkelheit verschwand. Hector seufzte.

Dann richtete er sich auf und begann, die Kommode von der Wand zu zerren. Es kostete ihn einiges an Kraft, doch schlussendlich hatte er gut fünfzig Zentimeter zwischen Schrank und Tapete gebracht. 

Das Kabel führte ihn hinter eine Leiste am Fußboden. Es schien bis in den Raum unter ihn zu reichen. Hector stutzte.

"Aber das kann doch nicht - ", murmelte er. Dann rappelte er sich auf und hechtete zur Klinke. Er stolperte die Treppe nach unten, sprintete den Flur entlang und stand vor der verbotenen Tür, starrte auf das Bild von Alyssa und ihm, dass er in der Grundschule gemalt hatte.

Es war ihm untersagt worden, ihr Büro zu betreten, sobald er im Stande gewesen war, Befehlen zu gehorchen. Egal, was passierte, kein Notfall war groß genug, um seine Tante bei der Arbeit zu stören. Zwei Mal Klopfen, zehn Sekunden warten. Wenn keine Antwort kam, dann war niemand da und er würde Alyssa an einem anderen Ort finden. So lautete die goldene Regel des Hauses.

Jetzt legte Hector seine Hand auf den Türknauf und drehte. Es war nicht abgeschlossen. Es war nie abgeschlossen. Dazu war Alyssa zu paranoid. Was, wenn es plötzlich brannte? Was, wenn ihre wichtigen Dokumente in Gefahr schwebten?

Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen. Das erste Mal in seinem Leben blickte Hector auf den Schreibtisch, von dem Alyssa ihm immer erzählte, wenn er fragte, was sie da eigentlich in ihrem Büro fabrizierte.

Es stapelten sich Papierbögen, Briefe und Ordner. Alle fein säuberlich beschriftet und datiert. Die perfekte Ordnung in einem absoluten Chaos. Er holte tief Luft, bevor er über die Türschwelle trat und den Tisch umkreiste. Vorsichtig tastete er die Wand ab, hinter der er schreckliches vermutete. Und tatsächlich dauerte seine Suche nur wenige Sekunden, bis er das Kabel entdeckte, das aus der Decke kam und sich an einem Aktenschrank entlangschlängelte, bis es ein Ende am Laptop fand, der zugeklappt auf einem Beistelltischchen stand.

Hector rutschte auf den Bürostuhl. Zentral auf dem Schreibtisch lag ein Ordner mit der Aufschrift  Hector/Liric. Er runzelte die Stirn.

"Liric?"

Gepackt von einer ungewohnten Neugier klappte er den Ordner auf. Die Innenseite des Deckels war gefüllt mit Post-It-Zetteln, vollgekritzelt bis auf den letzten Zentimeter. Es war so klein, dass Hector kaum lesen konnte, was auf ihnen stand.

Dokument ist zu vernichten, insofern es nicht mehr von Gebrauch ist.

Hector atmete tief durch bevor er umblätterte.

Protokoll des Geburtsvorganges - H.E.C.T.O.R - 3. Juni 2056

- Einleitung der Niederkunft durch Schnittentbindung um 07:12 a.m. [...|

- Komplikationsfreier Verlauf, Durchführung durch Prof. Dr. Eliott Stone [...]

- Geburt H.E.C.T.O.R 07:30 a.m. [...]

- Plangemäßer Zustand des Objektes

Er blinzelte irritiert. Seine Geburt war protokolliert worden? Objekt? Hector übersprang einige Seiten. Ein Bild seiner selbst blickte ihm entgegen. Es war ein Passfoto, dass er einst für die Schule hatte aufnehmen müssen. Sein kindliches Gesicht sah unbekümmert aus, lächelte in die Kamera. Hector konnte sich gut an den Tag erinnern, nur wusste er nicht mehr, wozu er das Bild überhaupt benötigt hatte.

Derzeitiger Zustand: makellos, Idealgewicht von 38 Kg, Größe: 1,50 m/4''9

Mit Rotstift hatte man an den Rand gekritzelt: Motorische und Mentale Leistung perfekt!

Hector blätterte weiter. 

12. März 2072

Kampagne der Klatschzeitungen wird stetig fortgesetzt. Objekt gilt stärkeren Schutzmaßnahmen unterlegt zu werden.

Einige Seiten weiter.

2. Juli 2072

Anschlag nicht verhindert. Objekt unbeschadet. Aufmerksamkeit ist auf das allernötigste herunterzuschrauben.

Hector brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er da las. Es war der 3. Juli 2072. Ein Tag nach dem Anschlag in der Schule. Ein Tag, nachdem das Protokoll verfasst worden war. Er fegte den Ordner vom Tisch und griff sich einen anderen.

Wahllos klappte er ihn auf und begann zu lesen.

17. Dezember 2074

Annahme an Strayer University (Studiengang Justice Administration)

Seine Augen weiteten sich, als Alyssa Stimme sich in seine Erinnerungen bahnte. 

"Du bist doch so ein intelligenter Junge und so diplomatisch. Du findest immer eine Lösung. Als Anwalt würdest du dich sicherlich großartig schlagen."

Hector schüttelte den Kopf. "Justice Administration?", murmelte er schockiert. Mit zitternden Händen klappte er den Ordner wieder zu. Es kostete ihn wertvolle Sekunden, bis er den dumpfen Aufschlag, der durch das Haus zog, als Türknallen identifizierte.

Er schreckte hoch. Jemand hatte das Haus betreten. Jemand, der nicht gut auf ihn zu sprechen schien. "Hector!", schrie Alyssa aufgebracht. Ein Drang breitete sich in ihm aus, zu ihr zu rennen und all ihre Sorgen um ihn zu vernichten. Dann ließ er seinen Blick durch das vollgestopfte Büro schweifen. Hastig zerrte er das Protokoll seiner Geburt unter dem Ordner hervor, den er zu Boden gefegt hatte. Dann hechtete er zum Fenster.

Er hörte Alyssas Schritte auf der Treppe. "Hector! Bist du hier?"

Er riss die Vorhänge zur Seite und kletterte auf die Fensterbank. Ein letzter Blick in das Chaos, das er angerichtet hatte, dann ließ er sich in den Garten seines Nachbarn fallen und rannte.


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