Versehen
„Schön - ich fange dann mal von vorne an." Er holte tief Luft und sah dabei nach unten.
„Meine Frau hatte eine sehr finstere Seite an sich. Sie war nicht mehr der Mensch in den ich mich ursprünglich verliebte... Gemeinsam mit zwei Freunden von uns stieg sie in das Drogengeschäft ein. Als ich es herausfand, setzte ich sie vor die Tür. Es brach mir das Herz, doch ich konnte ihre kriminelle Seite in ihr nicht verzeihen. Sie konnte mir nicht verzeihen, dass ich sie verließ statt in das Geschäft mit einzusteigen. Sie beauftragte meinen Tod. Ich kam in ein Zeugenschutzprogramm, weshalb ich nun hier bei euch bin. Heute war eine von vielen Anhörungen. Ich habe ein Bild rausgesucht, wo unsere Freunde mit drauf waren, um das als Beweis vorzulegen. In dem Prozess hat sich dadurch so einiges getan. Es wird allerdings noch eine Zeit dauern und so lange versuche ich quasi unsichtbar zu sein. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn du oder deine Familie in Gefahr wärt!"
Ich konnte das alles noch nicht fassen. „Ist alles in Ordnung?" fragte Karl mich besorgt. Ich brauchte etwas Zeit um das ganze zu verarbeiten. Er stand auf und nahm zögerlich meine Hand. „Du bist so blass. Ist alles in Ordnung?" fragte er wiederholt. Ich war mir nicht sicher. „Karl, ich mag dich sehr und fürchte, dass das alles schief gehen könnte." Er streichelte über meine Hand. „Ja ich auch." War seine Antwort. Ich vermutete, dass es seine Reaktion auf beide Sachlagen war. Er stand auf und sah mich unsicher an. „Ich brauche Zeit - Ruby." sagte der Schönling leise und ging. Ich ließ mich auf sein Bett fallen. „Ja ich glaube, ich auch." sagte ich mehr zu mir selbst. Ich stand auf und ging auch in die Küche zum Essen. Karl saß bereits auf seinem Platz. „Habt ihr alles geklärt?" fragte mich meine Oma. Wir beide nickten einfach. „Schön. Ruby, frag doch unsere Übernachtungsgäste, ob sie nicht auch mit uns essen wollen?!" Ich wollte gerade aufstehen, da hielt Karl meine Hand fest. „Ich mach das schon."
Er ging und kam mit den beiden Fremden wieder. Karl setzte sich zu meiner linken, Max zu meiner rechten. Es wurde wieder mehr geredet und gelacht. Vermutlich haben sich die beiden wieder besonnen, denn sie waren äußerst höflich und umgänglich. Max war in Flirtlaune. Es war amüsant und eine Ablenkung zu meinem Gefühlschaos, welches Karl mir bescherte.
Nach dem Essen ging ich wie immer meine Runde mit Kira - natürlich auch den Pferden gute Nacht sagen. Zu meiner Überraschung stand Max ebenfalls dort. Er ging sehr liebevoll mit seinem Pferd um und bemerkte mich zunächst nicht. „Na bist wohl von deinem hohen Ross runter gekommen..." lachte ich. Max schien das etwas unangenehm zu sein. „Mein Bruder hat schon recht ... schöne Frauen machen mich nervös lassen mich und arrogant werden." Ich grinste noch mehr. „Eine furchtbare Angewohnheit Max. Damit verschreckst du die klugen und bildhübschen Frauen. Ist dir das schon mal in den Sinn gekommen?"
Mit einem schiefen Lächeln zuckte er mit der Schulter. „Das spielt bei dir doch keine Rolle mehr!" Ich zog meine Augenbrauen hoch. Er erklärte sich. „Im Ernst, wenn ich dich nur berühren würde, bringt Karl mich um. Glaub mir, der ist über beide Ohren in dich verliebt. Außerdem wärst du ebenfalls für niemanden offen. Ich sehe wie du ihn anhimmelst. So hat mich noch keine angesehen!" Ich klopfte ihm auf die Schulter. Er sah betrübt aus und so umarmte ich ihn zum Trost. Die Umarmung fiel etwas länger aus, als erwartet. Aus einer dunklen Ecke des Stalls hörte ich eine missmutige Stimme. „Du kannst sie wieder los lassen." - eindeutig Karl. Max ließ mich erschrocken los. Ich ging zu dem großen Blonden. „Was hast du gehört?" fragte ich ihn direkt. Karl schien einen Moment zu überlegen. Mit einem Schmunzeln entschloss er sich wohl zu einer Antwort. „Rein gar nichts." Sein Lächeln wurde zu einem schelmischen Grinsen. Er strich erneut über meine Wange und nährte sich meinem Kopf. Voller Erwartung hielt ich still, was belohnt wurde - mit einem Kuss - auf die Wange.
„Eigentlich bin ich nur hier um dir zu sagen, dass deine Oma darauf besteht, Philipp und Max in deinem Zimmer schlafen zu lassen. Du sollst bei mir nächtigen. Ist das in Ordnung für dich?" Aus der Ecke wo Max stand hörte man es kichern. „Ja, alles in Ordnung. Schnarchst du?" fragte ich neckisch. „Das wirst du mir morgen sagen." konterte er gekonnt charmant.
Innerlich war ich super aufgewühlt. Ich würde in einem Bett schlafen, mit dem Mann, der gerade meine Gefühlswelt beherrschte. „Stört es dich, wenn Kira mit im Bett schläft? Sie ist es gewohnt am Fußende zusammengerollt zu schlafen." Besänftigend lächelte er. „Natürlich nicht. Ich helfe dir beim herrichten deines Zimmers, für unsere Ehrengäste." Ich nahm seine Hilfe dankend an. „Sarkasmus steht dir irgendwie." neckte ich Karl weiter während wir zum Haupthaus gingen. Er lachte laut los, was mich sofort ansteckte. Er wollte mich kitzeln, doch ich rannte ihm weg, die Treppe hinauf. Er war mir dicht auf den Fersen. Gerade in meinem Zimmer angekommen, packten mich 2 starke Arme und warfen mich aufs Bett. Nun war ich ihm ausgeliefert, doch so richtig was dagegen hatte ich nicht. Wir lachten weiter und ich zappelte rum weil er mich immer noch kitzelte. Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die eine Wange. Ich bewegte meinen Kopf und auf einmal passierte es – seine Lippen lagen auf meinen, was aber nicht geschehen wäre, wenn ich meinen Kopf nicht bewegt hätte. Ich sog die Luft scharf ein und er riss die Augen auf. Als er begriff, was gerade passierte, drückte er sich kraftvoll von mir. „Es tut mir leid, das war nicht meine Absicht!"
Ich konnte nichts mehr sagen, da Karl schnell aus dem Zimmer verschwand. Stöhnend ließ ich meinen halb aufgerichteten Körper wieder aufs Bett fallen. Die Tür ging weiter auf, doch es war Philipp, der den Raum betrat. Er setzte sich zu mir aufs Bett. „Ruby darf ich dir einen Rat geben?" Er wartete meine Antwort ab. Ich murmelte ein 'Ja' in mein Kissen. „Karl ist eine ehrliche Haut. Er will es anscheinend langsam angehen lassen. Vielleicht hält ihn noch was aus der Vergangenheit zurück oder es ist seine Art ... Was auch immer. Du solltest ihm die Zeit lassen ... sonst verschreckst du ihn vielleicht. Sei froh, dass er sich die Zeit nimmt – er will es nicht versauen." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute ihn an. „Deine zukünftige Frau kann sich glücklich schätzen." Er tätschelte mir den Rücken. „Na komm, da du Karl gerade verjagt hast, helfe ich dir beim Bett beziehen." Philipp war ein angenehmer, heiterer Geselle. Er war eigentlich ganz nett. Ich nahm meine Sachen und ging zu Karls Zimmer. Er war gerade dabei das Bett neu herzurichten. Er sah auf, als ich leise an der Tür klopfte. „Hey Ruby ... komm rein. Sorry noch mal wegen vorhin... ich wollte nicht aufdringlich werden." Ich dachte an Philipps Worte, legte meine Sachen aufs Bett und ging auf Karl zu. Dieses mal umarmte ich ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Karl, sei dir sicher, es hat mir absolut nichts ausgemacht!" Nun war er es, der mich fester drückte.
Nachdem er mich los ließ machte er sich fürs Bett fertig. Ich lag bereits auf meiner Seite, streichelte Kiri und schrieb mit meiner Freundin. Sie schloss sich der Meinung von Philipp an. Karl kam gerade rein, lediglich mit einer Boxershorts bekleidet. „Das Bad ist frei." sagte er noch während er seine Haare trocken rubbelte. Ich stand auf, nahm meine Schlafsachen und ging ins Bad. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Ich summte gerade vor mir hin und schäumte meine Haare durch, als jemand plötzlich ins Bad ungebeten rein kam. Es war Max, der sich hier verirrte. Vor Schreck schrie ich laut auf. Meine Arme reichten bei weitem nicht aus, um alle stellen von meinem Körper ausreichend zu bedecken, also drehte ich einfach meinen Oberkörper zur wand und schaute über die Schulter nach hinten. Ich sah Karl, der aufgebracht hineinstürmte. Er sah mich, er sah Max. Ohne Zeit zu verlieren packte er sich Max, der ihn immerzu beteuerte, dass es ein versehen war und setzte ihn vor die Tür. Er schloss die Tür hinter sich und kam auch nicht mehr rein. Ich machte mich also weiter fertig und verdaute das Geschehene. Ich betrat leise Karls Zimmer, der noch wach war und Fern sah. „Alles in Ordnung?" fragte er mich ruhig. „Ja ... Danke dass du so schnell da warst. Ich glaube, er wusste wirklich nicht, dass ich drin war." Er zuckte mit den Schultern. „Möglich, aber es hat mir irgendwie zu lange gedauert, bis er seinen Blick von dir abwandte." Schmunzelnd legte ich mich ins Bett. Kira legte sich prompt zu mir. Ich vollzog mein Abendritual und cremte mir ordentlich die Hände ein. Ich hatte zu viel Creme aufgetan. Ich brummelte vor mir hin und suchte nach einer Möglichkeit die überschüssige Handcreme los zu werden. Belustigt sah Karl mich an. „Gib mir was ab." Er reichte mir seine Hand. Zögerlich nahm ich sie und verteilte sie von meiner Hand auf seiner. Er hatte wundervolle Hände, männlich und doch sanft. Er bedankte sich und cremte auch seine andere Hand damit ein.
„Was läuft?" fragte ich bemüht lässig. Er grinste. „Herr der Ringe, ist aber schon die zweite Hälfte." Ich liebte die Filme – sowohl Hobbit als auch Herr der Ringe. „Oh super." sagte ich nur um hoffentlich nicht ganz so nerdig zu klingen. „Ich finde die Hobbit und Herr der Ringe Triologie genial! Ich könnte die mir jeden Tag anschauen." sagte Karl inbrünstig. Meine Augen leuchteten. „Ich auch!" Und schon unterhielten wir uns angeregt über die grandiosen Tolkien Werke.
„Hey, du hast echt viele Ähnlichkeiten mit Eomer." rutschte es mir in meinem Redefluss raus.
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