Fremde Versuchung?
Meine Arbeitswoche war erfolgreich aber auch zeit- und nervenraubend. Ich arbeitete Vormittags in der Klinik und durfte netterweise meinen Papierkram zu Hause machen, damit Kiri nicht so lange alleine bleiben musste. Ich kam gut voran - abgesehen von dieser einen, heißen Ablenkungen - Karl. Er schrieb mir Nachrichten, die mich immer wieder zum Lachen brachten. Von Tag zu Tag wurden es mehr Nachrichten und manchmal schickte er mir niedliche Bilder oder wie er sagt Bilder, um mich neidisch zu machen. Ich fieberte dem Freitag entgegen. Ich wollte Karl so schnell wie möglich wieder sehen, egal was zwischen uns war oder auch nicht.
'Wann kann ich Freitag mit dir rechnen?' schrieb mir Karl in dem Moment, als ich gerade wieder an ihm dachte. Neckisch antwortete ich ihm: 'Vermisst du mich?' seine Antwort kam prompt: 'Sowieso!' nach einigem hin und her klärte ich ihn auf, dass ich erst zu 12 Uhr da sein würde.
'Darf ich dich bitten, mir dein Auto zu leihen?' Ich war neugierig, wo er damit hin wollte, zügelte mich aber. 'Ja sicher.' Er bedankte sich daraufhin überschwänglich.
Endlich war es soweit. Etwas früher als geplant, bog ich in die Auffahrt des Hofes ein. Alles war ruhig, das schien mir schon etwas merkwürdig. Immerhin kamen mich die Hunde begrüßen, so wie immer. Meine Großeltern waren sicher noch unterwegs, weil sie erst später mit mir gerechnet hatten.
Ich ging in das Haus und vernahm Musik von den oberen Zimmern. Die Tür von Karl's Zimmer war angelehnt. Kira freute sich so sehr auf Karl, dass sie in sein Zimmer stürmte. Er erschrak etwas, lachte dann aber erfreut. „Ruby? Bist du da?" Ich schob die Tür etwas weiter auf und lugte hinein. „Jap bin da." sagte ich fröhlich. Auch er schien sich zu freuen. Er hatte ein weißes Hemd an und eine Anzughose. Unentschlossen kam er auf mich zu und Umarmte mich zur Begrüßung. Ich wurde bei seinem äußeren Erscheinungsbild skeptisch. „Darf man fragen, was du vor hast?" Gequält lächelte er. „Ich habe einen wichtigen Termin Ruby, ich muss unbedingt pünktlich sein." Er wand sich um, kämmte seine Haare und schien zu überlegen, was er damit machen sollte. Er blickte hilfesuchend zu mir. „Du hast nicht zufällig einen ordentlichen Haargummi?" Diese Frage war eigentlich merkwürdig aber irgendwie auch nicht. Ich kramte in meine Handtasche und zog einen braunen Haargummi hervor, da ich brünette Haare hatte. Dankend nahm er mir den ab. Natürlich stach der Haargummi bei seinen blonden Haaren hervor. Er band sie zu einem ordentlichen Zopf zusammen, zog sich ein Jackett über und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Dann drehte er sich zu mir um. „Geht das so?" Zaghaft nickte ich. Ich wollte ihn nicht weiter ausfragen. Er nahm eine Mappe, die auf dem Bett lag, stellte sich vor mich und fragte beinahe schüchtern nach dem Autoschlüssel. Ich gab sie ihm und mit einem kleinlauten „Danke" ging er an mir vorbei.
Ich hörte den Motor und dass er vom Hof fuhr. Alleine mit meinen Gedanken ließ ich mich auf seinem Bett fallen. Kira sprang mit rauf und rollte sich ein. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Seine Arbeitssachen lagen ordentlich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch selber lagen Bilder und ein Ehering. Es sah beinahe so aus als hätte er nach was bestimmten gesucht. Ich schaute mir die Bilder genauer an. Mir blieb die Luft weg. Es waren Bilder von seiner Ex-Frau. Sie war eine Schönheit. Eine blonde, schlanke, vollbusige Frau mit braunen Bambiaugen.
Hatte er ein Date? Traf er sich mit seiner Ex Frau? Aber warum vermutete ich überhaupt, dass sein Termin was mit einer Frau zu tun hatte? Zu meiner Eifersucht beschlich mich das schlechte Gewissen. Ich sollte nicht hier sein und schon lange nicht in seinen Sachen wühlen. Ich ging also andächtig aus seinem Zimmer und schloss leise die Tür hinter mir und Kira. Um mich von meinen Gedanken zu befreien ging ich in den Stall, mich um die Pferde kümmern. „Hallo meine hübschen, na wie sieht es mit einem Ausritt aus?" Beide schnaubten, was eher Zufall war. Ich nahm beide Pferde raus und legte beiden ein Reithalfter an. Kira, Aires und Scully liefen freudig um mich herum. Ich ritt in die Wälder mit beiden Pferden und den 3 Vierbeinern.
Unterwegs traf ich einige andere Reiter. Einige habe ich bereits gesehen, doch zwei Männer, die jeweils auf einen Friesen ritten, waren mir fremd. Sie hielten ihre Pferde an und begannen einem Smaltalk. „Hallo, sag weißt du wo wir vielleicht eine Nacht verbringen könnten und unsere Pferde sich ausruhen?" Skeptisch sah ich die beiden an. Ihre Pferde waren mit Wanderausrüstung bestückt. „Ihr habt sicherlich auch Namen und von wo kommt ihr?" Sie schmunzelten. Einer von ihnen sprach: „Das ist mein Bruder Philipp und ich bin Max. Wir kommen aus München und sind quer durchs Land geritten. Rügen ist unser Ziel und weit haben wir es auch nicht mehr. Es wäre schön, wenn wir diese Nacht nicht zelten müssten. Wir würden auch im Stall bei unseren Pferden schlafen.... Wer bist du eigentlich?" Max lächelte mich charmant an. „Ich bin Ruby. Nun das Gehöft ist ungefähr eine Stunde entfernt. Wenn wir uns beeilen, sind wir vor Sonnenuntergang dort." Max Lächeln wurde breiter. „Vielen Dank! Wir werden euch keinerlei Umstände oder Mühen bereiten!"
Lächelnd bedeutete ich Ihnen mir zu folgen und benachrichtigte unterwegs meine Großeltern. Meine Begleiter und ich unterhielten uns über ihre Reise und Pferde. Ihre Pferde hießen Baron und Graf. Ich kann mir nicht helfen aber der Name des Pferdes sagte eine Menge über den Besitzer aus. In diesem Fall schätze ich, dass es zwei reiche Schnösel waren, die noch nie in ihrem Leben arbeiten mussten. „Wie kommt es dass ihr durch das ganze Land reist?" Dieses mal war es Philipp der mir antwortete. „Wir sind mit dem Studium fertig und wollten noch mal frei und unabhängig sein, bevor es mit dem Arbeitsleben und dem Ernst des Lebens los geht. Wir haben schon beide Jobs und ich werde in 2 Monaten heiraten." Max sah Philipp wehleidig an. „Noch schlimmer ist, dass du wegziehst und wir uns nur noch selten sehen werden." Ich merkte schon, da habe ich einen wunden Punkt getroffen. Ich schwenkte um und fragte sie etwas weiter aus. Meine Vermutungen haben sich teilweise bewahrheitet. Die Zeit verging recht schnell und schon durchschritten wir das Tor zum Gehöft. Es dämmerte bereits und hinter uns tauchten helle Scheinwerfer auf. Es waren die von meinem Auto, was bedeutet, dass Karl wieder da war.
Wir stiegen alle ab. Karl stieg aus dem Auto und schnellen Schrittes zu mir rüber. Er hatte Blumen in der Hand, die er mir mit meinen Autoschlüssel überreichte. Er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Danke Ruby!" Immer wenn er so vor mir stand fehlten mir die Worte oder motorische Fähigkeiten. Ich kam mir dann so äußerst albern vor. „Ruby, wo können wir unsere Pferde unterstellen?" rief Max rüber. Karls Augen verengten sich als er die beiden Neulinge musterte. „Wer sind die?" fragte er mit Verachtung in der Stimme. Max trat heran und übernahm das vorstellen. „Ich bin Max und das ist mein Bruder Philipp. Ihr seid der Arbeiter Karl von dem uns Ruby erzählte?" Karl nickte mit starrer Miene. „Dann wäre es toll, wenn du deiner Arbeit nachgehst und dich um unsere Pferde Graf und Baron kümmern würdest." sagte Max von oben herab. Karl war schon recht groß, doch er baute sich noch weiter auf. Ehe er etwas sagen konnte, ging ich dazwischen. „Moment mal! Max dein Tonfall gefällt mir gar nicht! Er ist nicht dein Bediensteter! Du kannst uns nett bitten, wie es sich für ein Gast gehört aber der Befehlston ist hier fehl am Platz!"
Philipp ging dazwischen. „Ich muss mich für meinen Bruder entschuldigen! Er ist manchmal ... etwas drüber. Vor allem wenn er Frauen beeindrucken will..." Wollte er damit sagen, dass Max Interesse an mir hatte? Karl übernahm das Wort. „Ich werde euch zeigen, wo ihr Stroh und Heu für eure Pferde findet. Ich rate dir Ruby in Ruhe zu lassen!" Max lachte höhnisch. „Du bist nicht mit ihr zusammen und versuche es nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen! Dafür fiel eure Begrüßung viel zu Prüde aus." Karl sah mich einen Moment an, schubste Max in Richtung Stall und ging Wortlos. Den Blick, den er mir soeben zuwarf, wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden. Es war Eifersucht. Ich stand immer noch wie versteinert da, mit den Blumen in der Hand.
Karl kam aus dem Stall, sah mich und kam mit festen Schritt auf mich zu. „Ruby, warum hast du sie her gebracht? Sie sind Fremde und vielleicht gefährlich!" Er wirkte besorgt. Er hatte sein Jackett ausgezogen und sein Hemd etwas aufgeknöpft. Er sah unwiderstehlich aus. „Was war das für ein Termin?" platzte es aus mir heraus. Eindringlich durchbohrte mich sein Blick. Schwer atmend strich er mit seiner Hand über meine Wange. „Es war kein Date!" versicherte er mir. Wir hielten Blickkontakt, unentschlossen, was daraus wird. „Ich kann nicht." flüsterte er, drehte sich um und ging in das Haupthaus. Ich wollte das nicht so hinnehmen. Ich rannte ihm hinterher und blieb abrupt stehen, als er im Eingang bei meinen Großeltern stand. „Ich muss es ihr sagen!" sagte er eindringlich zu ihnen. Oma und Opa sahen sich an. Sie verstanden sich einfach blind und ohne Worte. Opa ergriff das Wort. „In Ordnung. Sie hat die Wahrheit verdient!" Erleichtert reichte mir Karl seine Hand. Ich ergriff sie und folgte ihm auf seinen Zimmer. „Entschuldige die Unordnung, bitte setz dich." Ich hielt immer noch die Blumen in der Hand, beinahe fest umklammert. „Darf ich?" fragte er lächelnd. Nach meinem zustimmenden nicken, nahm er mir den Strauß ab und stellte sie in einer Vase und füllte Wasser hinein. Er wollte sich setzen, hielt inne und schien zu überlegen. „Ich will mich nur kurz umziehen ... Ich bin nicht so der Anzugträger." Er zog kurzerhand sein Hemd aus. Ich wusste nicht wo ich hinsehen sollte. Seine definierten Muskeln sahen so wunderschön in dem Licht aus. Meine Kehle wurde trocken, weil mein Mund offen stand. Schnell schloss ich ihn und tat gleichgültig. Er hatte sich inzwischen bequeme Sachen angezogen.
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