26. KIMS GEHEIMNIS
EMILIA
Immer wieder ist mir das Gespräch mit Richard durch den Kopf gegangen. Damian hat sich gegenüber mir nie Gewalttätig gezeigt und bis auf die Fotos gibt es keine Beweise. Seine Erklärung klingt plausibel und Elena kenne ich nicht um zu wissen was für ein Mensch sie ist. Ich weiß nur, dass sie Damian immer noch wichtig ist. Ich habe seinen Schmerz gefühlt, als er mir von der Anklage erzählt hat. Er versteht es immer noch nicht, das konnte man merken.
Ich schnaufe und stehe von meiner Couch auf. Letzte Nacht konnte ich nicht wirklich schlafen. Nicht nur weil meine Hand pocht wie bescheuert, sondern weil ich immer wieder an die Szene vor meiner Tür denke. Ich habe seinen Blick gespürt und meine ganze Haut stand in Flammen. Das Kribbeln ließ mich vibrieren und der drang ihn an mich zu ziehen war groß. Ich versuchte mich mit dem Schlüssel in meiner Hand abzulenken, doch seine dunklen Augen die über meinen Körper glitten waren zu viel. Obwohl ich immer noch nicht weiß wie ich mich verhalten soll, wollte mein Körper gestern eindeutig etwas anderes.
Er wollte Damian.
Wollte seine große raue Hand auf meiner Haut spüren. Seine weichen Lippen die mich mit Küssen bedecken. Sein aus Marmor gemeißelter Körper, bestehend aus Muskeln und sonnengebräunter Haut auf meinem Spüren und sein hartes männliches Geschlecht zwischen meinen weiblichen Rundungen.
Ich schüttle mich, da die Hitze abermals in mir steigt. Langsam trete ich ans Fenster und blicke in den herrlichen Nachmittag hinaus. Genüsslich strecke ich mich, bevor ich beschließe etwas frische Luft zu schnappen.
Ich ziehe mir einen leichten grauen Pullover und eine blaue Jeans über und schlüpfe in meine Turnschuhe. Kurz überlege ich meine Jacke mit zu nehmen, doch entscheide mich dagegen. Ich schiebe mein Handy, das ich mir letzte Woche gekauft habe, in die Hosentasche und verlasse die Wohnung.
Die warmen Sonnenstrahlen wärmen mein Gesicht und glücklich mache ich mich auf den Weg in die Stadt.
Ich fahre nicht oft mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, doch zu Fuß ist es einfach zu weit. An den Ticket Schaltern, besorge ich mir eine Fahrkarte und entwerte sie an den Drehkreuzen.
Menschen strömen an mir vorbei und nehmen mich kaum war. Einige rempeln mich sogar an. Männer und Frauen in Anzügen in ihre Zeitung vertieft, stürmen den U-Bahnschacht entlang. Touristen, mit kurzen Hosen und ihren Kameras um den Hals, blicken sich orientierungslos um. Ein Obdachloser mit seinem Hund sitzt an der Seite und hält einen Kaffeebecher hoch. Lächelnd schmeiße ich ihm einige Dollar hinein, woraufhin er sich bedankt.
Ich weiß selbst wie schwer es ist hier in New York Fuß zu fassen. Oft sind es Leute wie ich, die im Leben immer wieder Pech haben. Verlassen von der eigenen Familie, abgewandt von den Freunden, landen viele mit nichts auf der Straße.
Die Obdachlosenheime sind jede Nacht überfüllt und daher bleibt den meisten keine andere Wahl als auf der Straße zu schlafen.
Traurig atme ich aus und setzte meinen Weg zum Bahnsteig fort. Die Anzeige sagt mir, dass in zwei Minuten die nächste U-Bahn eintrifft, daher beschließe ich im Stehen zu warten.
Keine zehn Minuten später stehe ich in der Nähe von Central Park in der 5th Avenue. Als ich aus dem U-Bahn Schacht trete, blicke ich begeistert nach oben um die Häuser um mich herum zu betrachten.
Es ist immer noch überwältigend wie groß hier alles ist. Massen an Menschen drängen sich wieder an mir vorbei. Alle beschäftigt mit ihrem eigenen Leben. Der Geruch von frischen Backwaren steigt mir in die Nase und ich erblicke eine kleine Bäckerei gegenüber. Da ich noch nichts gegessen habe, beschließe ich mir eine Kleinigkeit zu holen.
Ich überquere die Straße und Steuer auf den Laden zu. Eine kleine Schlange hat sich davor gebildet und ich stelle mich hinten an.
Das Vibrieren meines Handys lässt mich zucken. Nur Kim und Tom haben meine Nummer, daher gehe ich mit einem Lächeln ans Telefon, als ich Kims Nummer sehe.
„Hallo." Begrüße ich sie. Am anderen Ende höre ich ein schluchzen und sofort vergeht mir meine gute Laune. „Kim?" Frage ich vorsichtig. „Was ist los?" Ein schniefen ist zu hören und mit schwacher Stimme antwortet sie mir endlich.
„Können wir uns treffen?" Ich blicke mich schnell um und entdecke die Einkaufsstraße vor mir. Unzählige Cafés und Bars reihen sich dicht an dicht aneinander.
„Ich bin gerade in der 5th Avenue. Hier ist ein kleiner Bäcker und überall sind kleine Cafés."
„Ein ruhigerer Ort wäre mir lieber. Wie wäre es im Central Park. Kennst du die Alice im Wunderland Statue?" Ich blicke zum Park hinüber.
„Nein. Aber ich werde sie schon finden." Es werden bestimmt irgendwo Schilder sein die mir den Weg weißen.
„Ok. In 30 Minuten? Schaffst du das?" Fragt sie leise nach.
„Ja bis gleich." Wir legen auf und ich stecke mein Handy weg. Kim klang wirklich betroffen. Ich hoffe, dass nichts Schlimmes passiert ist. Vielleicht ist etwas bei dem Gespräch zwischen ihr und Jackson herausgekommen. Wegen der ganzen Sache mit Damian habe ich sie noch nicht deswegen fragen können.
„Hallo. Was darf es sein?" Ich realisiere erst, ganz vorne in der Schlange zu stehen. Ein junger Mann lächelt mich an. Er trägt eine Gelbe Uniform mit einer Mütze auf seinem schwarzen Haaren. Schnell blicke ich mich in der Theke um und entscheide mich für Schokoladen Brownies.
„Bitte zwei Stück." Bitte ich den jungen Mann, der mir die leckeren Kuchenstücke in eine Tüte packt.
Nachdem ich gezahlt habe, mache ich mich auf den Weg in Richtung Central Park. Auf einer Karte, finde ich schnell die Alice im Wunderland Statue und erkenne, dass sie nicht weit, von meinem jetzigen Standpunkt, entfernt ist.
Gemütlich spaziere ich über den Kies besetzten Weg und beobachte Mütter mit ihren Kinderwägen und Jogger die mir entgegenkommen. Pärchen sitzen auf Picknick Decken und blicken sich verliebt an. Ein Vater lässt mit seinem Sohn einen Drachen steigen und das entfernte Kinderlachen dringt an meine Ohren. Hier spürt man nichts von der Hektik der Stadt, als würden die Uhren langsamer laufen. Wie eine eigene Insel auf die New York stolz ist.
Von weitem sehe ich schon die Bronzefarbene Statue. Außen herum stehen Bänke auf denen Touristen eine kleine Pause von ihren Touren machen. Auf einer den hinteren freien Bänken setzte ich mich und Blicke auf die Uhr. Ich bin etwas zu früh, daher packe ich meinen Brownie aus und beiße genüsslich hinein.
„Mmh." Er ist einfach köstlich. Genüsslich esse ich ihn auf und blicke mich immer wieder nach Kim um.
Kurze Zeit später mache ich ihren blonden Schopf aus und winke ihr Hektisch zu, damit sie mich sieht.
Kim kommt auf mich zu und ich umarme sie zur Begrüßung.
„Hey süße." Ihre Stimme klingt immer noch brüchig.
„Hey. Was ist los?" Wir setzten uns wieder auf die Bank. Kims Augen sind rot, da sie vermutlich gerade geweint hat. Sie schnauft und fummelt an ihren Fingernägeln herum. Ich habe das Gefühl es fällt ihr schwer darüber zu reden, daher halte ich ihr die Tüte mit dem Brownie hin.
„Hier habe ich dir mitgebracht." Ich lächle sie an, als sie mir fast schon schüchtern die Tüte abnimmt und hineinblickt.
„Oh, danke dir. Das brauch ich jetzt." Genüsslich beißt sie ab und lässt einen Seufzer los. „Der ist ja phantastisch." Ein Lächeln huscht über ihre Lippen, bevor sie wieder nachdenklich auf das Gebäck blickt.
Ich lege meine Hand auf ihren Arm, woraufhin sie meine Wunde entdeckt. Mit großen Augen blickt sie mich an.
„Was ist passiert? Hast du dich verletzt?" Beschämt ziehe ich die verletzte Hand weg und blicke darauf. Bilder von Damian tauchen vor meinen Augen auf. Seine Fürsorge gestern, sein liebevoller Blick.
„Es ist nicht so wild. Ich habe mich an einem Glas geschnitten." Ich winke mit meiner Gesunden Hand ab. „Aber erzähl du zuerst. Was ist los?" Nervös bricht sie kleine Stücke des Kuchens ab und schiebt es sich in den Mund, bevor sie einen langen Seufzer von sich gibt.
„Ich bin Schwanger." Die Bombe lässt mich kurzzeitig erstarren und mit offenem Mund blicke ich sie an. Kim lacht sarkastisch. „Ja so habe ich auch reagiert." Ich schüttle mich um den Schock der Nachricht von mir zu bekommen.
„Wie... von wem... Oh. Mein. Gott." Abermals lacht Kim und dieses Mal ist es ehrlicher als das zuvor.
„Emilia. Du bist ja richtig fertig." Sie schüttelt den Kopf.
„Tut mir leid. Ich habe das nicht erwartet." Etwas beschämt, da ich so unfreundlich reagiert habe versuche ich es ein weiteres Mal. „Ist es von Jacks?" Sie nickt und ich sehe abermals die Tränen in ihren Augen. „Willst du es behalten?"
Sie nickt schüttelt aber im gleichen Moment ihren Kopf.
„Ja, aber ich habe Angst. Ich wurde Christlich erzogen. Meine Eltern waren sehr streng. Kein Sex vor der Ehe und so einen scheiß. Aber das hat mich nie interessiert. Und jetzt bin ich schwanger und unverheiratet. Meine Mutter wird ausrasten. Noch dazu läuft es mit dem Vater des Babys sehr holprig. Ich weiß nicht was ich tun soll, Emilia." Sie zieht ein Taschentuch heraus und wischt sich die Tränen weg. Ich streiche ihr über die Schultern.
„Du hast es ihm noch nicht gesagt?" Als Antwort schüttelt sie den Kopf.
„Ich habe es auch erst heute früh erfahren. Mir ist immerzu schlecht, daher war ich heute beim Arzt." Sie schnauft. „Was wenn er von mir verlangt es Abzutreiben." Jetzt schüttle ich den Kopf
„Jackson wurde auch Christlich erzogen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Abtreibung für gutheißt. Vielleicht will er das Baby und freut sich." Versuche ich sie zu ermutigen.
„Und dann? Ich will ihn zu nichts zwingen. Besonders zu keiner Lieblosen Beziehung zu mir, nur des Kindes wegen." Ihre Stimme wird lauter und einige der Passanten auf den anderen Bänken blicken zu uns herüber. Ich schnaufe.
„Aber er hat ein Recht es zu erfahren." Versuche ich ihr nochmal ins Gewissen zu reden. „Und wie stellst du dir das vor. Er wird es merken, wenn du im Club mit einem Riesen Bauch auftauchst. Oder wenn er das Kind sieht. Denkst du nicht es könnte wie er aussehen?" Kim seufzt und lehnt sich an die Lehne der Bank. Kurze Zeit schweigen wir und beobachten wie Kinder lachend um die Figur, die Alice auf einem großen Pilz zeigt, rennen. Mein Blick huscht zu Kim, deren Lippen ein kleines Lächeln zeigt. Sie hat aufgehört zu weinen und immer wieder ertappe ich sie, wie sie sich über den Bauch streicht. Im Moment ist er noch flach, aber in wenigen Monaten wird man deutlich sehen, dass sie Schwanger ist.
„Ich weiß, dass du Recht hast." Sie seufzt und ich wende mich ihrem Gesicht zu, das immer noch auf die zwei Kinder fixiert ist. „Ich habe Angst, Emilia. Angst vor der Reaktion meiner Mutter. Angst es Jackson zu sagen. Angst meinen Job zu verlieren." Beim letzten Sack ziehe ich meine Augenbrauen nach oben.
„Damian wird dich doch nicht rauswerfen, weil du schwanger bist." Kim lacht und blickt mich wieder mit ihren grünen Augen an.
„Beziehungen unter Angestellten sind untersagt. Ich weiß nicht wie er es aufnehmen wird." Ich verkneife mir ein Lachen, was Kim dazu bewegt mich fragend anzublicken.
„Dann bricht er seine eigenen Regeln." Verwirrt blickt mich Kim an, bevor der Groschen fällt und sie den Mund zu einem Stummen Schrei aufreißt.
„Du hattest mit dem Boss Sex?" Ihr kreischen lässt sämtliche Parkbewohner aufhorchen. Peinlich berührt bemerke ich wie nicht nur die Umliegenden Bänke uns Anstarren, sondern die auf der anderen Seite der Staute ebenfalls. Die röte steigt mir in die Wangen, als ich versuche Kim zu beruhigen.
„Schhhh. Kim bitte." Sie winkt ab und beugt sich zu mir vor.
„Warum sagst du mir nichts? Erzähl mir alles!" Wie ein aufgeregtes Kind sitzt sie vor mir und strahlt. Ich freue mich sie auf andere Gedanken zu bringen auch wenn es mir etwas unangenehm ist.
Ich fange an ihr von dem Kuss im Keller und in seinem Büro zu erzählen und Kim kann kaum stillhalten.
Von der Gemeinsamen Nacht erzähle ich ihr auch, lasse aber viele pikante Details aus.
„Uuuuhh. Und ist er so gut wie er Aussieht?" Ihre Augen leuchten richtig und ich kann mir schwer ein Grinsen verkneifen, als ich an den Sex mit Damian denke.
„Besser." Antworte ich. Ein kleines Quietschen verlässt ihre Kehle.
„Und nun. Wollt ihr mehr oder war es nur Sex?" Ich schnaufe, da ich mir die Frage selbst schon oft genug gestellt habe. Ich habe Kim nichts von den Fotos und mein Unbehagen erzählt. Das ist Damians Private Angelegenheit und das bleibt es auch.
„Ich weiß es selbst nicht." Kim lächelt mich Aufmunternd an.
„Was empfindest du denn?" Ich lasse meinen Blick schweifen und erblicke ein junges Pärchen, das Hand in Hand an der Statue vorbei geht. Sie trägt ein schönes Blümchenkleid und eine kleine Strickjacke. Zusätzlich hat er seine Jacke um ihre Schultern gelegt. Den Verliebten Blick den sich beide zuwerfen, sehe ich bis hier her. Ich stelle mir Damian vor, wie wir gemeinsam durch den Park schlendern. Vielleicht ein Picknick unter den großen Eichen einnehmen. Mit Blick auf den Sonnenuntergang, zwischen den Häusern.
Ich schnaufe bei der Vorstellung, da sich mein Magen komisch anfühlt. Er kribbelt und ich habe das Gefühl zu schweben. Mein Blick wandert wieder zu Kim die mich immer noch anblickt. „Du hast dich verliebt." Bringt sie leise hervor und ich kann nur nicken. Ja ich habe mich in meinen Chef verliebt. Meinen verheirateten Chef, der eine Anklage wegen Häuslicher Gewalt hat. Ich versuche die Tränen zu unterdrücken, doch da fließen sie mir schon über die Wangen.
„Süße. Nein. Nicht weinen. Meine Hormone spielen verrückt und immer, wenn jemand weint muss ich auch weinen." Kim fängt an zu schluchzen und ihr laufen ebenfalls Tränen über die roten Wangen. Unser Anblick sieht bestimmt komisch aus. Zwei Frauen die sich anblicken und weinen. Es bringt mich zum Lachen und auch Kim stimmt zwischen ihren Schluchzern ein Lachen an.
„Oh je. Wir beide. Sie uns an." Kim wischt sich die Tränen weg. „Nur ich habe mich auch noch schwängern lassen." Ich wische mir ebenfalls übers Gesicht.
„Du musst es ihm sagen, Kim. Jackson muss er wissen. Lass ihn für sich selbst entscheiden." Kim schnauft, nickt aber.
„Ja. Aber gib mir Zeit die richtigen Worte zu finden. Ich bin noch nicht bereit." Ich kann sie verstehen. Es ist schwer für sie diesen Schritt zu gehen. Ich lächle sie ermutigend an und ziehe sie in eine lange Umarmung.
„Egal bei was. Wenn du Hilfe brauchst. Ich bin für dich da." Spreche ich ihr Mut zu, was sie abermals zum Schluchzen bringt. Ich drücke sie noch enger an mich und kann ein Lächeln nicht verkneifen.
Ich kann mich Glücklich schätzen, Kim begegnet zu sein.
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