22. VERZWEIFLUNG
EMILIA
Nachdem ich von Damian weg bin, habe ich mich auf meiner Couch verkrochen. Ich habe mich sogar bei Tom krankgemeldet, was mich im Nachhinein noch wütender gemacht hat. Ich bin sauer auf mich selbst, dass ich wieder einmal mich in einem Menschen so getäuscht habe. Wie konnte ich nur auf Damian reinfallen. Sein schönes Lächeln. Seine präsente Aura. Sein gutaussehendes Gesicht und erst sein Körper.
Ein Seufzer verlässt meine Lippen.
Dass die Nacht mit ihm so atemberaubend werden würde, trifft mich ebenfalls. Ich habe mich geborgen und sicher gefühlt. In seinen Armen zu liegen hat sich richtig angefühlt. Und erst der Sex...
Er war der Wahnsinn. Sich das erste Mal fallen zu lassen, hat mir Mut gegeben. Er hat sich um mich gekümmert und meinen Körper respektiert, doch das war alles nur geheuchelt. Er ist nicht anders als Jason der mit seiner Hilfsbereiten Art mein Urteilsvermögen getrübt hat. Dem ich vertraut habe, nur um anschließend Stück für Stück mir mein Leben zu stehlen.
Nein ich wollte das nicht ein zweites Mal durchleben.
Nur Damian ist mein Chef. Ich weiß nicht was ich diesbezüglich unternehmen soll. Kündigen und neu anfangen wäre die beste Lösung. Doch nicht ohne feste Bleibe und neuem Job. Daher werde ich mich die nächsten Tage informieren, denn unter einem Gewalttätigen Mann kann und werde ich nicht arbeiten.
Draußen ist es bereits dunkel, als es an meiner Tür klopft. Panisch richte ich mich auf. Das ist er. Damian oder Jason.
Kim ist arbeiten, genauso Tom und Jackson. Es kann nur einer der beiden Männer sein und keinen von beiden möchte ich in meiner Nähe haben, geschweige denn in meine Wohnung lassen. Meine Atmung kommt stoßweise und das Gefühl der Atemnot lässt mich panisch werden. Still sitze ich auf meiner Couch und starre auf die Tür. Ein weiteres klopfen ist von draußen zu hören. Das Blut strömt durch meine Ohren und meine Hände fangen an zu zittern.
„EMILIA." Damians Stimme ist von der anderen Seite der Tür zu hören. „Mach bitte auf und lass uns reden." Ich halte den Atem an. „Emilia. Komm schon. Ich möchte wirklich nur reden." Abermals ist ein klopfen zu hören. Dann ein schnaufen. „Es tut mir leid, dass du das sehen musstest. Ich würde dir gerne alles erklären. Gib mir bitte diese Chance." Ich höre ein dumpfes Geräusch und abermals ein Schnaufen. „Na gut. Aber irgendwann musst du mit mir reden du kannst mir nicht für immer aus dem Weg gehen." Ich höre Schritte und erleichtert Atme ich aus.
Er ist weg. Doch er hat Recht. Morgen muss ich wieder arbeiten. Morgen begegne ich ihm. Abermals fangen meine Hände an zu zittern und Unkontrollierte Schluchzer verlassen meine Kehle. Mein Leben ist ein einziger Scheiterhaufen. Die Hoffnung in New York neu anzufangen wurde mir wieder zunichte gemacht.
Ich wische mir mit den Ärmeln über meine Augen. Nein. Ich werde hier nicht heulend sitzen und mich bemitleiden. Ich kann Damian zwar nicht für immer aus dem Weg gehen, aber ich kann vermeiden mit ihm alleine zu sein. Vielleicht hat er irgendwann das Interesse an mir verloren und dann kann ich wieder frei atmen.
Mit diesem Positiven Gefühl begebe ich mich ins Bett.
Am nächsten Morgen zwinge ich mich später zur Arbeit zu gehen, obwohl ich gerne die Bar schon aufräumen würde. Doch die Gefahr alleine mit Damian zu sein wäre zu groß. Kim hat sich die Restliche Woche frei genommen, daher bin ich mit Tom alleine an der Bar.
Obwohl es Freitag ist verläuft der Abend ruhig und entspannt. Nur wenige Gäste sind heute im Club, daher widme ich mich den Gläsern. Tom bedient gerade einige Jungs am anderen Ende der Theke, als mich eine Stimme zusammenzucken lässt.
„Hey." Ich blicke auf und seine braunen Augen treffen meine. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. „Können wir reden?" Er hat sich auf einen der Barhocker gesetzt und lässig lehnt er sich über die Theke. Seine schwarzen Hemdärmel hat er locker nach oben gekrempelt. Außerdem hat er sich rasiert, was ihn um einiges jünger wirken lässt.
„Nein, ich habe keine Zeit. Ich muss arbeiten." Versuche ich ihn abzuwimmeln und stelle das bereits polierte Glas ins Regal.
„Gut, dass ich den Chef kenne. Er kann dich bestimmt für einige Minuten entbehren." Ein verschmitztes Grinsen ziert sein Gesicht, was mich schlucken lässt. Meine Hände fangen an zu schwitzen.
„Ich finde das ist keine gute Idee." Versuche ich ihn abzuwimmeln. Damian schnauft und greift sich in die Haare. Bilder von Gestern Morgen erscheinen vor meinem inneren Auge. Wie wir uns geküsst haben, seine Hände auf meinem Körper. Seine Zunge, sein Mund. Ich spüre die Hitze in mir steigen. Warum reagiere ich gerade jetzt auf ihn. Einen Mann der seine Frau geschlagen hat. Wie Jason mich. Wut keimt in mir auf. Wut auf mich selbst. Ich fange an das nächste Cocktailglas etwas zu stark zu polieren. Zu spät bemerke ich wie der Stiel bricht. Ein Schmerz zieht durch meine Hand, der mich wieder klarsehen lässt.
„Scheiße." Verwirrt blicke ich zu Damian, der panisch über die Theke greift. Erst jetzt realisiere ich, dass ich nur noch ein gebrochenes Glas in der Hand halte. Blut strömt über meine Hand. Vereinzelt stecken noch Glassplitter in meiner Handinnenfläche. Ungläubig blicke ich darauf, als auch schon Damian neben mir auftaucht.
„Das sieht übel aus." Ich zucke vor ihm zurück, was Tom nicht entgeht.
„Alles gut Emilia?" Er kommt auf uns zu. Meine Augen bleiben auf Tom um Damians Blick auszuweichen. Er greift zu meiner Hand und begutachtet diese.
„Das sollte verarztet werden. Geh am besten mit Damian ins Büro, da hängt ein Verbandskasten." Er reicht mir ein sauberes Geschirrtuch, was ich mir anschließend leicht auf die Wunde drücke, um nicht alles mit meinem Blut zu beschmutzen.
„Das geht schon..." Tom und Damian schütteln gleichzeitig den Kopf.
„Die Wunde ist sehr tief, ich würde dich lieber in ein Krankenhaus fahren." Panisch schüttle ich meinen Kopf.
„Nein." Auf Damians Gesicht huscht ein Lächeln.
„Dann lass mich deine Wunde verarzten und dabei reden wir." Redet er vorsichtig auf mich ein. Tom nickt und fügt hinzu.
„Ich mach den Rest hier." Damit dreht er sich um und lässt mich mit Damian allein.
„Komm." Er legt vorsichtig seine Hand in mein Kreuz und schiebt mich aus der Bar. Ich beschleunige meine Schritte um den Abstand zu wahren, was Damian hinter mir zum Schnaufen bringt.
Ich husche schnell die Treppe nach oben und versuche mir immer wieder einzureden, dass mir nichts passieren kann. Tom ist unten und einige Gäste sind sogar noch im Club. Auch Jackson ist noch an der Tür.
Damians schwere Schritte sind direkt hinter mir, als wir sein Büro betreten. Gerade als er die Tür schließen will, stoppe ich ihn.
„Lass sie offen." Damian schnauft.
„Emilia..."
„Lass sie offen, oder ich geh." Füge ich schnell hinzu und versuche meine Stimme stark klingen zu lassen, was mir mehr als Misslingt.
Meine verletzte Hand, stütze ich mit meiner Gesunden ab, doch das Zittern kann ich nicht unterdrücken. Damian schnauft abermals, lässt aber die Tür offen und geht um seinen Schreibtisch herum.
Aus einem der Fächer zieht er einen Verbandskasten und stellt diesen auf den Tisch.
Er steckt seine Hand nach mir aus und reflexartig weiche ich zurück.
„Emilia. Lass mich die Wunde betrachten. Bitte." Fügt er noch flüsternd hinzu.
Nervös reiche ich ihm meine Verletzte Hand und er führt mich zu einem der Stühle. Ich lasse mich darauf sinken. Damian kniet sich vor mir und nimmt vorsichtig das Handtuch von der Wunde. Schweigend betrachtet er diese und fängt an mit einem Tuch diese vorsichtig zu reinigen. Immer wieder zucke ich zusammen, da in einigen Stellen noch vereinzelt kleine Splitter stecken. Diese fischt er mit einer Pinzette heraus, bevor er weiter das Blut abwischt.
Mein Blick liegt auf seinem Haupt und mein Puls beruhigt sich langsam. Notdürftig klebt er den Schnitt mit kleinen Pflastern ab, bevor er eine Kompresse drüberlegt.
„Der Schnitt muss genäht werden." Schlussfolgert er, als er den Verband anlegt. „Soll ich dich zu einem Arzt bringen?" Das erste Mal blickt er zu mir auf und besorgt sieht er mich an. Doch ich schüttle schnell den Kopf. Eine Krankenversicherung habe ich leider nicht und eine Arzt Rechnung kann ich mir auch nicht leisten. Noch dazu die Angst meinen Namen anzugeben. Obwohl ich einen gefälschten Ausweis habe, weiß ich nicht ob das Funktioniert. Damian schnauft, richtet sich aber kommentarlos auf. Er setzt sich in den Stuhl neben meinem und blickt mich zärtlich an. Er legt seine Hände auf seine Knie und atmet hörbar ein.
„Wer hat dir wehgetan?" Seine Stimme ist nur ein Flüstern.
„Woher..." Versuche ich anzusetzen doch meine Stimme versagt mir. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und richte schnell meinen Blick auf meine verbundene Hand. Warum fragt er mich das? Woher weiß er es? Hat er etwas herausgefunden?
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