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Verschwörungstheorien

18-Verschwörungstheorien

Zeit: Sommer 79 / Ort: Capitol City

„Also", sagte Madox, stellte ein Glas Limonade vor mir ab – wenn ich hier war, gab es immer Limonade, weil er wusste, dass ich für das süße Zeug schwärmte – und setzte sich dann mir gegenüber an den Tisch. „Zu welchem Schluss bist du gekommen?" Er selbst trank Gewürztee, ein fremder, aromatischer Duft erfüllte den Raum.

„Ich denke, er sagt die Wahrheit", erklärte ich, nahm einen Schluck aus meinem Glas und genoss das kühle, fruchtige Prickeln auf der Zunge. „Zumindest was seine Aussage über die Hauptstadt betrifft – zu dem Unfall kann ich nichts sagen."

„Ebenso", stimmte Madox nickend zu. „Es gab einen Unfall, wie ich mittlerweile herausgefunden habe, einen, den sie vehement vertuschen, ohne dass ich Gründe dafür finde. Was mich zu der Überzeugung bringt, dass das Militär involviert war. Ob es jedoch in Zusammenhang mit deinem Jonah steht, kann ich nicht sagen, zumal es wohl nicht dort stattfand, wo ihr ihn gefunden habt. Zwei Mal war ich außerdem freiwillig bei meinem Bruder und seiner unsäglich arroganten Frau zum Essen und habe versucht, das Thema vorsichtig anzuschneiden, aber der Herr Major ließ sich nicht darauf ein und hüllt sich in tiefes Schweigen, was nie ein gutes Zeichen ist. Komme ich noch öfter zu ihnen, fällt es vermutlich auf und mein Bedarf, diese überhebliche Mischpoke mitsamt ihrer ebenso unerträglichen Brut zu sehen, ist auch nachhaltig gestillt. Zeitlich passt dieser Unfall, der natürlich nie stattgefunden hat, jedenfalls gut in unser Ereignis, vielleicht müssen wir wirklich Victors Kontakte nochmal anzapfen."

Ich runzelte die Stirn und drehte nachdenklich mein Glas auf dem Tisch. „Wir waren mehrmals dort draußen, Victor vor allem, und zwar weit bis hinter der Grenze. Er ist das ganze Areal zum Sperrgebiet abgelaufen und da war nichts. Trotzdem fühlt es sich so an, als würde dort draußen irgendwas vorgehen. Madox, wenn sie uns wieder so nahe kommen, können wir das nicht wieder aussitzen. Wir sind zu viele."

„Du würdest es von mir erfahren, wenn sie euch zu nahe kommen, das weißt du", erklärte Madox mit Nachdruck. „Denkst du, ich mache das alles hier zum Spaß?"

„Natürlich nicht." Ich seufzte leise, denn ich wusste, dass ich ihm in gewisser Weise Unrecht tat. Es hatte nie einen Grund gegeben, an Madox oder Kia zu zweifeln. „Ich mache mir nur Sorgen", lenkte ich ein. „Und nicht nur ich, Sun hat ähnliche Bedenken geäußert und ich bin sicher, den anderen geht es genauso."

„Verstehe ich." Madox beugte sich vor und sah mich eindringlich an. „Aber es besteht kein Grund dafür. Wenn irgendwas sein sollte, sind wir da – versprochen."

„Okay", nickte ich wieder und kehrte zum ursprünglichen Thema zurück. „Also, wenn Jonah irgendwie in diese Sache verstrickt war und das Militär und die Regierung es so konsequent unter den Tisch kehren, welche Gründe gäbe es noch, außer eben seine Tarnung?"

„Keine Ahnung." Madox wirkte unzufrieden, trank von seinem Tee und trommelte dann wieder mit den Fingern auf dem Tisch.

„Was mich am meisten stutzig macht: Es gibt ihn nicht", sagte er dann. „Ich habe alle Datenbanken durchwühlt, die ich finden konnte, nichts, weder Name noch ungefähres Alter, oder eine Suche nach seinen Eltern liefern irgendetwas. Weder in Regierungskreisen noch in den Militärkreisen, in denen mein Bruder verkehrt, gibt es jemanden dieses Namens. Keine Familie, der wir ihn zuordnen könnten. Also zumindest kein Überläufer im Sinne des Capitols. Bei den Südstädtern bin ich mir nicht sicher, diese Kontakte kann Kia besser einschätzen. Und wenn Victor auch nichts in Erfahrung gebracht hat, sagt der Junge womöglich die Wahrheit. Wenn wir die Fotos haben, kann ich noch andere Quellen anzapfen, aber bis jetzt ist der Bursche sauber."

Das brachte mich ins Grübeln. War es tatsächlich möglich, dass wir durch Zufall über ihn gestolpert waren? Richtige Überläufer gab es selten und wenn, waren sie informiert und kündigten sich an, so war es auch mit Santiago gewesen. Flüchtlinge gab es wiederum viele, aber die meisten tauchten innerhalb der Familie oder bei Freunden unter, die weniger Glücklichen im Randgebiet des Systems, dort wo niemand nach ihnen suchte, in den Armenvierteln, wo sie zwischen Abfall und Dreck hausten und auch genauso behandelt wurden. Nur wenige wagten sich in größere organisierte Gruppen, weil die Angst, verraten zu werden, zu groß war. Dabei ging es uns vergleichsweise noch gut.

Die Slums wurden in regelmäßigen Abständen gesäubert und jeder, der dort hauste, nicht aufmerksam genug war und sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, fiel dieser Säuberung zum Opfer. Sie machten keinen Unterschied zwischen alt oder jung, Mann, Frau, Kind, krank oder nicht. Wen sie antrafen wurde verhaftet und hingerichtet. Ein Prozess, zu dem sich nicht einmal ein oberster Richter herbeimühte, es reichte die Aussage eines Wächters.

Bei Familien und Freunden versteckten sich oft die Paare, die in irgendeiner Form von der Norm abwichen. Von der Norm abzuweichen und dabei erwischt zu werden, bedeutete auf alle Fälle die Todesstrafe und oft genug Straflager für alle, die bei so einer Vertuschung mithalfen. Wurde ein Mädchen unverheiratet schwanger, war das Drama nicht weniger groß und die meisten Familie behalfen sich damit, das arme Ding mit irgendeinem Kerl zwangszuverheiraten, der die Misere mittrug, der Familie den tiefen Fall ersparte und dafür ausreichend bezahlt wurde. Und obwohl in der Mittel- und Oberschicht mittlerweile gut 95% aller Ehen arrangiert waren, zeichneten diese Zwangsehen oft ein besonders grausames Bild. Eliza hatte das Glück gehabt, aus so einer Hölle fliehen zu können.

Selbst Madox und Kia konnten sich diesem System nicht entziehen, auch wenn Madox als Zweitgeborener deutlich mehr Freiheiten hatte und er aufgrund der Stellung seiner Familie sozusagen freie Auswahl hatte. Und es war vermutlich ebenso Glück, dass die jugendliche Schwärmerei der beiden füreinander sich über die Jahre gefestigt hatte. Ich wusste, dass die Verträge schon seit Madox' 16. Geburtstag unterschrieben waren. Anfang dieses Jahres wurden sie offiziell verlobt, Anfang nächsten Jahres würden sie heiraten.

Und wovor war Jonah geflüchtet? Vor einem System, das ihm nicht erlaubte, einen Mann zu lieben? Es war logisch, es war die einfachste Erklärung und trotzdem sträubte sich etwas in mir dagegen.

„Andere Dinge bereiten mir weit mehr Sorgen", riss mich Madox erneut aus den Gedanken. „Irgendetwas geht da draußen vor, Jess, und was immer es ist, es bedeutet nichts Gutes. Sie ziehen immer mehr Wächter ein, die Kontrollen an der Stadtgrenze sind geradezu lächerlich aufwändig. Jeder wird gefilzt, ob rein oder raus. Hätte ich nicht das Wappen auf dem Wagen, hätte ich keine Chance mehr, euch in irgendeiner Form zu kontaktieren, geschweige denn irgendwas zu liefern. Sie fahren alles runter, überwachen jeden Winkel der Stadt – auf zwei der inneren Märkte gab es zuletzt Razzien und sie haben alles beschlagnahmt, alles niedergebrannt. Überlege mal! Wann gab es das zuletzt? Noch nicht mal in diesem verdammten Winter!"

Der Vergleich mit diesem Winter vor zwei Jahren war nicht so weit hergeholt. Kurz davor waren Mina und Miro zu uns gebracht worden. Beide noch Kinder, Mina gerade erst 16, ihr Bruder noch nicht ganz 14 Jahre alt, ein ständig hungriger Teenager. Und trotzdem waren es für uns zwei Esser mehr und wir hatten ohnehin schon nichts mehr gehabt. Die Lebensmittelrationen waren auf ein Niveau gekürzt worden, wie ich es nie zuvor erlebt hatte, die Schwarzmarktpreise nicht mehr zu bezahlen gewesen und selbst in den Städten hatte es damals immer mehr Versorgungsprobleme gegeben. Das war der Winter, in dem wir die Pferde geopfert hatten. Eine Entscheidung, die in der Gruppe gefällt worden war und die nur bedingt darüber hinweggetröstet hatte, dass es trotz allem wenig Hoffnung gab, dass alle bis zum Frühling überleben würden.

Ich musste an Jonah denken und seine unbedarfte Frage, gestern im Wald. Wie hätte er sich gefühlt, wenn ich ihm die ganze Geschichte erzählt hätte? Hatte er diesen Winter damals auch so empfunden? Wohl kaum.

„Und dein Bruder weiß nichts dazu?", hakte ich nach. „Das ist doch alles vom Militär gesteuert, dafür muss es einen Grund geben."

Madox zuckte die Schultern. „Er hält sich bedeckt, genau wie meine Eltern. Offiziell geht es dem Land doch so viel besser. Diese Aussage wird hochgehalten. Tatsache ist aber auch, dass jeder unterhalb der Mittelschicht überhaupt keine Chance mehr hat, in die Innenstadt zu gelangen, das heißt, es konzentriert sich alles auf den äußeren Ring. Die drei Märkte dort wurden belassen, weil es ihnen im Grunde ja auch nichts bringt, alle Schwarzmärkte zu schließen, aber sie wollen das Gesindel, wie sie sagen, nicht mehr in ihrer Nähe – die Worte meiner Schwägerin."

Ich schüttelte seufzend den Kopf. „Als würde das irgendwas verbessern, wenn man die Probleme einfach ausschließt."

„Mir ist das klar", sagte Madox und verschränkte unwillig die Arme vor der Brust. „Jedem ist es klar, aber es ist eben einfacher wegzusehen. Seit sie die Innenstadt so abriegeln, schießen illegale Hotspots aus dem Boden wie Pilze und dort findest du alles, was deine Fantasie hergibt. Was dort geschieht, nimmt immer bizarrere Formen an. Es ist krank. Ein neuer Nachtclub soll auch darunter sein, über den kannst du jede Droge beziehen, die es gibt und ich meine wirklich jede. Abgesehen davon bietet er wohl nicht nur Dienstleistungen an, sondern verkauft auch an privat."

Okay, das war neu. Leidlich entsetzt hob ich den Kopf. „Woher hast du das denn?" Diese Nachtclubs waren ein absolutes Tabuthema und natürlich gab es sie laut Regierung nicht. Moralischer Verfall passte nicht ins System.

Madox verzog das Gesicht, rückte seine Brille zurecht und nahm erneut diese abweisende Haltung ein. „Aus erster Hand. Ich habe gehört, wie meine Eltern sich darüber unterhalten haben und ich wette, hätten sie gewusst, dass ich sie hören kann, wären sie vermutlich an ihren eigenen Worten erstickt." Er seufzte, dann sah er mich an. „Sie haben letzte Woche einen Richter aus dem Gremium meiner Mutter erwischt. Der Junge bei ihm war 12, angezogen wie ein Mädchen und geschminkt wie eine Hure. Er hatte einen gültigen Kaufvertrag für den Jungen, stell dir das mal vor."

Nein, ich wollte mir das gar nicht vorstellen und mir fehlten auch die Worte. Blue stammte aus so einem Nachtclub und was ich über ihn wusste, reichte vollkommen. Ich wollte mir nicht ausmalen, dass es dort draußen immer mehr Kinder gab, die vielleicht gezwungen waren, genau diesen Weg zu gehen. Aber es war überall das gleiche Dilemma, Geld bestimmte Macht und Einfluss. Wer davon genug hatte, bestimmte, wie das Leben aller anderen aussah. Und solange diese elende Bigotterie in der Oberschicht geduldet und auch noch gefördert wurde, gab es keine Aussicht auf Besserung.

Madox seufzte erneut schwer und rieb sich über die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. „Die Abartigkeit dieser Gesellschaft, die Blüten, die sie treibt, sie werden immer grotesker", raunte er. „Wohin steuert ein Land, in dem ich Drogen schneller und leichter bekommen kann als Brot?"

„In den Abgrund", murmelte ich. Aber es war ein sehr langsamer und sehr tiefer Fall, an dem sich so schnell nichts ändern würde.

Madox nickte und verzog das Gesicht. „Na ja, das war die Vorwarnung. Das heißt, ich bringe euch in das Vorstadtviertel. Kia hat ihre Informanten ausgeschickt, der Markt am Hafen ist für euch tabu, zu viele Spitzel, Wächter und Zuträger, die verkaufen euch für einen Hungerlohn. Dann gibt es einen kleinen in der Nähe des nördlichen Zubringers und einen größeren westlich der alten Handelsstraße. Dort ist alles ziemlich verwinkelt und unüberschaubar und böse Zungen behaupten, dass selbst die Regierung ihre Handlanger zum Einkaufen dort hinschickt. Ich würde meinen, dort kriegst du alles, was du suchst, aber mach dich darauf gefasst, dass es teuer wird. Zwei gesäuberte Märkte bedeutet Chaos und die Preise explodieren."

Das war denkbar schlecht, denn Geld hatten wir ohnehin keines und alles, was wir an Marken tauschen konnte, war wertvoll, weil auch Madox nicht unbegrenzt an diese Marken kam. Wahrscheinlich sah er es meiner zerknirschten Miene an, denn er seufzte leise. „Was braucht ihr denn?"

„Lebensmittel", murmelte ich, zog einen Zettel aus der Tasche und schob ihm diesen zu. Eliza hatte die Liste erstellt. „Das in erster Linie und natürlich Medikamente, Verbände, ein paar Ersatzteile, Werkzeug, Saatgut, Kleidung – für die Kinder und... keine Ahnung, ein Dutzend Dinge mehr, die wir uns sowieso nie leisten können."

Madox raufte sich die Haare, während er die Liste überflog. „An die Hälfte von dem Zeug komme ich selber nicht dran, das kriegt ihr ohnehin nur auf dem Markt. Es würde auch zu viele Fragen nach sich ziehen, wenn ich mich für Werkzeug und Ersatzteile für irgendwelche Maschinen interessiere. Neuerdings überwacht meine Mutter sogar unsere Ausflüge. Sie hat es nicht direkt gesagt, aber Kia gegenüber Äußerungen getätigt, wie unvernünftig und unpassend sie das findet."

Er rollte genervt mit den Augen. „Aber ich kann... Warte." Jetzt sprang Madox auf und kam mit einer kleinen Metallbox zurück. Den Schlüssel für diese Box trug er um den Hals, wie ich wusste, immer. Jetzt zog er ihn unter seinem Shirt hervor, streifte die Kette ab und öffnete die Box. Eine bunte Vielfalt an Marken lag darin, allerdings bei weitem nicht so viele, wie ich erwartet hätte.

„Also", begann Madox. „Ich komme an den Großteil der Lebensmittel und würde innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen liefern, wenn alles gut geht. Einverstanden?"

„Hm", machte ich nur.

„Das gleiche gilt für die Medikamente, wobei... Antibiotika ist gerade schwierig, aber ich sehe, was ich kriegen kann. Verbandszeug okay. Ersatzteile – keine Chance. Klamotten auch, das wirft zu viele Fragen auf. Dafür nimmst du die." Er griff sich gut die Hälfte aller Lebensmittelmarken und schob sie zu mir herüber. „Im Moment besser als Bargeld, glaub mir."

„Spinnst du!" Ich schob sie wieder zurück. „Du kannst das doch nicht alles für uns ausgeben, das fällt doch auf!"

„Ich sage, ich habe gefeiert", erklärte Madox verschmitzt, „und verlange neue."

So leicht, wie er es darstellte, war es aber auch wieder nicht, das wusste ich durchaus. „Dein alter Herr wird dir die Mittel streichen, wenn du ihm ständig was von Partys erzählst. Und wenn deine Mutter ohnehin schon ihren Unmut kundgetan hat, tätest du vielleicht gut daran, eine Zeit lang die Füße stillzuhalten."

„Und was macht ihr in der Zwischenzeit?"

„Keine Ahnung." Ich lächelte bitter. „Wird schon gehen, ging doch immer irgendwie weiter. Ich kann auch mit Sandrin und Yule nochmal herkommen und-"

„Auf keinen Fall!", fuhr mir Madox über den Mund. „Du bringst die kleinen Diebe vorerst nicht mit. Sie sind geschickt, ich weiß, aber im Moment ist es zu gefährlich, vor allem für Sandrin. Wenn ihn jemand erkennt – und ich bin sicher, die Gilde würde sich freuen, wenn sie ihn ans Messer liefern könnten – dann wars das. Letzten Monat hat man für Diebstahl noch eine Hand verloren, mittlerweile knüpfen sie Diebe einfach an der Stadtmauer auf und lassen sie verrotten."

Als sich unsere Blicke trafen, sah ich rasch weg und Madox verstummte zerknirscht. „Tut mir leid", murmelte er. „Ich wollte nicht..."

„Schon gut", wiegelte ich ab, aber meine Stimme war ungewohnt kratzig und heiser. Sekundenlang legte sich Madox' Hand auf meine und wir schwiegen gemeinsam, hingen einen Moment ein jeder seinen eigenen Gedanken nach, bevor ich den Augenblick beendete, indem ich tief durchatmete, aufsah und vage lächelte.

„Okay. Und du – versprich mir, dass du kein unnötiges Risiko eingehst."

„Versprochen. Sollte ich auffliegen, komme ich zu euch", witzelte er jetzt und zwinkerte auch noch. Dann schob er die Marken wieder zu mir. „Und jetzt nimm sie schon. Ich weiß was ich tue, vertrau mir."

Mit einem weiteren, stummen Nicken steckte ich die Marken ein und griff nach meinem Glas. Verlegen drehte ich es in den Fingern. „Danke, Madox... für alles."

„Ja, ja, schon gut", wiegelte er ab. „Lass dich nur nicht beklauen." Er leerte sein Teeglas in einem Zug und stand auf, um sich neuen zu holen. Mit diesem setzte er sich wieder zu mir, verschränkte nun die Arme auf dem Tisch und sah mich schmunzelnd an.

„Du machst dir immer noch Sorgen wegen Jonah, hab ich recht?"

Ich antwortete mit einem Schulterzucken, trank, schwieg.

„Warten wir die Fotosuche ab", sagte Madox nachdrücklich, „aber ich bin mir ziemlich sicher, er stammt nicht aus der Hauptstadt, oder der näheren Umgebung, auch wenn er optisch sicher gut reinpassen würde. Wenn er ein Spitzel wäre, dann muss man ihnen gratulieren, denn dann haben sie perfekte Arbeit geleistet und ein Niveau erreicht, dass wir bald nicht mehr enttarnen können. Allein, wie er durch das Haus gestolpert ist. Du hast jedoch auch gesagt, er hätte etwas über einen Freund erzählt. Und wenn das wahr ist? Sagen wir, er kommt aus dem Süden, dort sind sie zwar liberaler, aber so liberal auch wieder nicht. Vielleicht ist er tatsächlich einfach nur abgehauen, wie so viele vor ihm auch. Er und dieser..." seine Hand fuhr durch die Luft. „Wie hieß der andere Bursche?"

„Gino", antwortete ich leise.

„Gino, genau – das ist zwar ein bisschen dürftig, aber wenn dir wohler ist, strecke ich auch hier meine Fühler aus."

Ich nickte auch hierzu. Ein Flüchtling aus dem Süden, diese Erklärung war so einfach, so bequem, dass ich versucht war, sie anzunehmen. Kein Spitzel, nur ein junger Kerl, der sich gegen die bestehenden Regeln auflehnen wollte und... gescheitert war? Dann war es an uns, ihm eine Zuflucht zu bieten. Ich hatte selbst über ein Jahr im Süden gelebt, ich wusste, wie es dort war und ich wusste, was liberal dort meinte. Man hatte zumindest eine Chance auf Flucht.

„Vielleicht solltest du ihn einfach küssen – deinen Jonah." Madox lachte leise, über meine finstere Miene. „Ich meine ja nur, bringt vielleicht eine Lüge zu Tage, oder auch eine Wahrheit und wenn nicht – na ja, dann macht es womöglich wenigstens ein bisschen Spaß?"

„Du bist ein Idiot", sagte ich knurrend. „Und er ist nicht mein Jonah."

Schon wieder lachte Madox, etwas lauter jetzt.

„Weißt du, er erinnert mich ein bisschen an dich", sagte er. „Als du zum ersten Mal mit Jason hier aufgetaucht bist."

Ruckartig hob ich den Kopf.


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