Untergrundkontakte
Für alle seltsamen Ausdrücke in diesem oder auch kommenden Kapiteln gibt es jeweils am Ende eine Legende.
LG - Enem
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36-Untergrundkontakte
Zeit: Spätherbst 79 / Ort: Capitol Distrikt
Sandrin verließ das Lager und mit ihm ging all unsere Hoffnung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich wusste nichts über den Mann, den er kontaktieren wollte und all meine Bemühungen, aus Sannie irgendeine brauchbare Information herauszubekommen scheiterten. Er gab sich einsilbig und wortkarg, mitunter richtig verstockt, wollte nichts zu dem ominösen Kerl sagen und schon gar nichts zu seiner Verbindung zu Seho.
Und dann kam Sandrin innerhalb einer Woche zurück, viel früher als wir alle gedacht hatten und er war nicht allein. Wie immer, wenn etwas im Lager passierte, waren es die Kinder, allen voran Jojo, der es zuerst bemerkte. Er rannte durch das Haus, brüllte aus Leibeskräften „Sandrin ist zurück" und das reichte, dass alle anderen zusammenliefen. Aber es war Victor, der auf den Hof hinaustrat – allein – während wir anderen uns neugierig im Eingang versammelten und das Gespann musterten, das zusammen mit Sandrin ankam.
Zunächst fiel auf, es waren zwei, nicht einer. Einer davon vielleicht in Victors Alter, der andere etwas jünger und auch sonst hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Sie hatten beide lange Haare und da endeten alle Gemeinsamkeiten. Der eine war blond, der andere schwarzhaarig. Blondie trug die Haare offen und darüber die Kapuze eines schäbigen grauen Anoraks, sodass ihm die hellen Strähnen seitlich aus dem Stoff rutschten. Seine gesamte Kleidung sah ramponiert und dreckig aus. Der Kerl mit den schwarzen Haaren hatte die langen Strähnen am Oberkopf zu einem Zopf zusammengefasst, während der Rest fast bis auf seine Schultern fiel. Seine Klamotten waren, beginnend bei den Kampfstiefeln, endend bei einer abgeranzten Lederweste, nicht minder mitgenommen und durchgehend schwarz. Ein schiefes, abfälliges Lächeln zierte sein Gesicht – Bonnie, ich war mir sicher, auch wenn ich nichts über ihn erfahren und ihn noch nie gesehen hatte.
Auf mehrere Armeslängen vom Haus entfernt blieb die Truppe stehen, während Victor sich langsam noch etwas vor bewegte. Blondie musterte unterdessen – gelangweilt, wie es auf mich wirkte – den Hof und unser Lager. Sein Begleiter legte den Kopf schief und betrachtete Victor lauernd. Sandrin machte einen Schritt und blieb wieder stehen. Er sah irgendwie mitgenommen aus, schien aber soweit okay.
„Bonnie", wie erwartet wies er auf den älteren Kerl mit den schwarzen Haaren, danach auf den anderen, „Jax – das ist Victor, unser Anführer, er..."
„Vorübergehender...", mischte sich Bonnie sofort ein und irritierte Sandrin damit wohl genug, dass er abbrach und zu ihm hinsah.
„Was?"
„Na, vorübergehender Anführer", erklärte Bonnie mit einem zuckersüßen Lächeln. Und während Sandrin noch verwirrt blinzelte, kehrte Bonnies Blick bereits zu Victor zurück.
„Ich meine, du bist nicht der Mann, der hier das Sagen hat, oder? Nicht wirklich. Du bist mehr der Mann, der zu Kreuze kriecht." Eine Augenbraue hob sich spöttisch. „Du verstehst?"
„Ich denke wir alle haben verstanden, was du sagen willst", entgegnete Victor gelassen. „Ich bin allerdings auch der Mann, mit dem du verhandeln wirst und bis jetzt hast du noch nichts Erwähnenswertes geleistet – du verstehst?"
„Uhh" Bonnie feixte, „du hast ja Humor." Er grinste breit, dann kam er näher und beugte sich vor. Er betrachtete Victor eingehend und legte den Kopf schief. Sie waren annähernd gleich groß, aber Victor war muskulöser und hatte eine andere Haltung, die ihm jetzt sicher zugute kam.
„Mmh, Soldat", schon wieder ruckten Bonnies Augenbrauen in die Höhe. „Ich mag das." Damit deutete er einen militärischen Gruß an und baute sich ebenso steif auf wie Victor, bevor er kichernd die Hand wieder herunternahm. „Guter Mann..." Er streckte die Hand aus, stupste gegen Victors Brust und leckte sich die Lippen.
„Wenn du mich noch einmal anfasst, beiße ich dir den Finger ab und esse ihn", sagte Victor ganz ruhig und zum ersten Mal geschah tatsächlich etwas in Bonnies Miene. War es ehrliche Überraschung? Das Lächeln brach für Sekunden ein und er machte einen halben Schritt zurück. Dann drehte er sich lachend zu seinem Begleiter um.
„Hast du das gehört, Jax? Ich glaube, ich habe ihn ein bisschen verärgert, hm?" Folgsam verschränkte er jetzt die Hände auf dem Rücken, wippte auf den Füßen und grinste dreckig, während er Victor wieder anstarrte.
„Keine Sorge, meine süße russische Zimtschnecke, ich werde dich nur anfassen, wenn du mich darum bittest, ah?"
Bevor Victor darauf etwas antworten konnte, schob sich jetzt Ezra durch die Tür, dicht gefolgt von Connor sowie Sun, Santiago und ja, dann trieb mich ebenfalls die Neugier.
„Na da sieh einer an", raunte Bonnie voller Begeisterung, trat einen Schritt zurück und musterte die Leute, die ihnen entgegenkamen. „Lauter neue Gesichter..." Viel hätte wohl nicht gefehlt und er hätte begeistert in die Hände geklatscht. Sein glitzernder Blick glitt von Ezra zu Connor und verweilte einen Moment lang bei ihm. Das dreckige Grinsen wurde noch breiter und ich konnte sehen wie Ezras Wut hochkochte. Nichts, was Bonnie verborgen geblieben wäre. Er sagte kein Wort, aber das spöttische Grinsen, das er Ezra schenkte, sprach Bände, dann wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder Victor zu.
„Also – wie sieht das jetzt aus? Willst du verhandeln, Watruschki*, oder sollen wir alle hier noch ein bisschen herumstehen?"
Ich konnte sehen, wie sich Victors Schultern anspannten, da fasste Sun nach seiner Hand, wie um ihn zu beruhigen. Eine Geste, die auch Bonnie sofort wahrnahm. Seine Augenbraue zuckte, während seine Aufmerksamkeit jetzt auf Sun schwenkte und er leckte sich die Lippen. Und wer weiß in welcher Form es jetzt eskaliert wäre, wenn nicht der zweite Neuankömmling sich eingeschaltet hätte.
Plötzlich trat er neben Bonnie, flüsterte ihm etwas zu, das man nicht verstehen konnte und aus dem lüsternen Grinsen wurde ein nichtssagendes kühles Lächeln.
„Wie lautet dein Angebot?", wandte er sich an Victor und nickte, ohne hinzusehen, direkt danach auf Sun. „Oder soll ich mit deiner Lotosblüte verhandeln?"
Wieder ruckte Sun an Victors Hand, flüsterte und Victor wandte sich mit einem unverständlichen Fluch ab. „Dawai*", folgte dem, halb geknurrt, halb gefaucht und eine Geste, die alles bedeuten konnte, beorderte wohl die ganze Truppe nach drinnen.
Ich drückte mich in eine Ecke, wartete, bis sie alle an mir vorüber waren, und packte blitzschnell Sandrin am Arm, als er ebenfalls vorbeihuschte.
„Hey", flüsterte ich, „was haben sie gesagt, werden sie helfen?"
Sandrin blieb stehen, seufzte und wich meinem Blick aus. „Kommt drauf an", raunte er leise, „ob Victor sie zu händeln weiß."
Was sollte denn das wieder bedeuten? Unwillig schüttelte ich den Kopf, zupfte ein weiteres Mal an Sandrins Arm, der sich gerade von mir losmachen wollte und hielt ihn erneut auf. Auch jetzt sah mir Sandrin nicht in die Augen und ich runzelte die Stirn.
„Ist... alles in Ordnung?"
Sandrin sah weg, nickte, dann riss er sich endgültig von mir los und huschte davon.
Verunsichert und plötzlich auch unglaublich nervös blieb ich zurück, wusste nicht, ob ich ihnen folgen sollte, ob ich überhaupt irgendwas beitragen konnte, um diese Situation zu klären und war fast erleichtert, als ich Santiago den Flur herablaufen sah.
„Sannie, hey, kannst du mir viell-"
„Gleich, hm?" Seine Hand streifte meine Schulter und dann war er schon an mir vorbei. Bedrückt sah ich ihm nach.
Unterdessen waren die beiden Neuankömmlinge zusammen mit Sun, Victor, Ezra sowie Sandrin im Gemeinschaftsraum verschwunden und ich schlich in Richtung Küche, um zu sehen, wo der Rest abgeblieben war. Connor saß auf der Kante des großen Tisches und unterhielt sich gerade mit Eliza, als ich eintrat, außerdem drückten sich Miro und Yule in der Ecke herum.
„Hey", raunte ich, schob mich über die Türschwelle und stopfte unschlüssig die Hände in die Hosentaschen. Connor nickte mir zu, Eliza werkelte unnütz herum und wirkte über die Maßen nervös.
„Das sind die Typen, auf die wir unsere ganze Hoffnung setzen?"
Das brachte mir von Connor einen warnenden Blick ein und plötzlich fuhr auch Eliza herum. „Ich mag sie nicht", erklärte sie knapp, atmete dann tief durch und sah Connor an. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Der Typ mit den schwarzen Haaren – Bonnie – er wird Ärger machen, ich weiß es."
„Das wissen wir nicht", versuchte Connor zu beschwichtigen. „Klar, sie sind sicher keine Heiligen, immerhin bemühen wir den Untergrund, aber das heißt ja noch nicht-"
„Doch heißt es", fuhr ihm Eliza harsch über den Mund. „Weil er..." hier brach sie ab und ihr Blick schwenkte zu den beiden Jungs im Hintergrund. „Raus", befahl sie schlicht und beide Teenager zogen den Kopf ein und waren so schnell auf den Beinen, wie man sie sonst kaum sah. Verblüfft sah ich ihnen nach und wandte mich dann wieder zu Eliza um, die mich aufmerksam musterte.
„Keiner will es aussprechen", sagte sie. Es klang irgendwie bitter, aber auch sehr überlegt und erwachsen. „Aber wir haben uns zwei Höllenhunde ins Haus geholt und jetzt wo sie erst mal da sind..."
„Du übertreibst", versuchte es Connor. „Wir wissen nichts über die beiden."
„Ich weiß alles über ihn", zischte Eliza und blickte Connor scharf an. „Okay? Ich muss ihn nur ansehen und weiß, was er ist. Der andere...!"
„Jax", kam es plötzlich von der Tür. Wir alle drehten uns um und Sannie trat in den Raum. „Der Blonde ist Jax." Er wandte sich an Connor. „Könnte dir noch ein Begriff sein. Kodiak Jackson? Kampfsportelite? Hat in seiner Jugendzeit alles abgeräumt, was es an Preisen gab."
Tatsächlich wirkte Connor jetzt überrascht. Sein Mund klappte auf und seine Augen wurden ganz groß. Ich hingegen verhielt mich still und hoffte, dass keiner von mir erwartet, den Kerl zu kennen.
„Das ist Kodiak Jackson?!", platzte es unterdessen aus Connor hervor. „Du machst Witze?! Er war nicht nur Elite, er war Legende!" Fast grinste er, doch dann brach es ebenso schnell ein. „Und dann wurde er verhaftet, da war was mit einer Schlägerei?"
Santiago nickte. „Eine Schlägerei mit Todesfolge", begann er aufzuzählen, „ein Prozess, der ein Exempel statuierte, eine Verurteilung, ein Fluchtversuch, vier tote Wachen und dann war er von der Bildfläche verschwunden."
So ruhig wie Sannie diese Erklärung gab, so flau wurde mir. Wir hatten einen Mörder im Haus? Mit einem äußerst mulmigen Gefühl schlich ich zu Connor hinüber und lehnte mich neben ihm an die Tischkante. „Er ist also ein Mörder", raunte ich und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller auf mich.
Sannie musterte mich einen Moment lang. „Ist er, ja. Und nicht ungefährlich – wobei... er ist das kleinere Übel von beiden. Der andere, Bonnie – Beaufort Rousseau, ist eine tickende Zeitbombe."
Mich fröstelte. „Und warum ist er dann hier?"
„Weil...", er seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Weil ich befürchte, dass Sandrin recht hat, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Bonnie ist der Mann für's Grobe, ich glaube, es gibt keinen Wächter, der nicht sein Bild kennt. Es wurden Wetten abgeschlossen, ob und wer ihn zu fassen kriegt. Genau wie jeder wusste, dass es bei einer Konfrontation mit ihm keinen zweiten Sieger gibt. Und wie wir alle sehen – er lebt noch. Er ist also gut, in dem was er macht und er hat einen Namen in der Unterwelt. Sie fürchten ihn, sie schützen ihn, das ist der Grund. Es gibt keinen zweiten wie ihn und er-"
Ein durchdringender Schrei unterbrach Santiagos Ausführungen und wir alle vier ruckten gleichzeitig herum.
„Was zum-?", murmelte Connor, dann gellte ein weiteres markerschütterndes Kreischen durch den Flur und alle Wände.
„Scheiße!", zischte Sannie, „das ist Blue!", und dann war er schon aus der Tür. Ich folge ihm und selbst Connor und Eliza rannten hinaus um zu sehen, was los war. Vorne am Eingang bemühte sich Yule vergebens Blue in irgendeiner Weise zu beruhigen oder zu bändigen. Er brüllte aus Leibeskräften, schrie, tobte, heulte, trat um sich, als Yule ihn festhalten wollte und dann wurde seine Stimme so schrill, dass es in den Ohren wehtat.
In der Sekunde hatte Sannie das tobsüchtige Bündel gepackt und regelrecht von den Beinen gerissen. Zusammen fielen die beiden auf den Boden, wo Blue immer noch wild strampelte, kreischte und heulte.
„Blue – Blue! Beruhige dich, alles gut, okay? Ich bin hier, schau doch, ich bin es." Mit Mühe bekam Santiago einen von Blues rudernden Armen zu fassen, schob dessen Hand in seine Haare und hielt sie fest. „Ich bin hier, hm?", wiederholte er dabei immer wieder, „Ich bin hier, Blue."
Und ja, es schien zu helfen. Zumindest krallte Blue jetzt seine Finger hart in Sannies Haare und zerrte daran, was sicher schmerzhaft war, aber er hörte zu strampeln auf.
„Was ist passiert?", mischte ich mich ebenfalls ein, während Sannie den völlig verstörten Jungen nun an sich zog und auf seinen Schoß hievte. Schweratmend ließ er sich gegen die Wand sinken und sein Blick streifte uns.
„Ich weiß nicht", gab Yule endlich zurück. „Ich hab ihn im Waschraum gefunden, er wollte sich einschließen und hat geweint. Ich habe nicht verstanden, was er gesagt hat und dann habe ich seine Hand genommen und wollte ihn mit raus nehmen, und dann..." Der Rest erschloss sich auch so.
Unterdessen war Blues Gegenwehr erlahmt, er hing auf Santiago, das Schreien war einem bitteren herzzerreißendem Weinen gewichen. Vorsichtig näherte ich mich den beiden, ging, ein paar Schritte von ihnen entfernt, in die Knie, als Sannie mich mit einer schwachen Geste aufhielt und zögerte.
„Blue?", versuchte ich es flüsternd, „möchtest du... sollen wir die Kranich-Geschichte lesen?" Er liebte diese Geschichte, hing jedes Mal an meinem Arm, wenn ich sie vorlas, er hatte sie gemalt. Für einen Moment hörte das Weinen auf und man konnte hören, wie er mit zitternden Schluchzern atmete, bevor er kaum sichtbar nickte und leise weiterweinte.
Ich nickte Sannie zu, wies mit einer Geste hinauf zum Schlafplatz und erhob mich dann, um davonzuschleichen.
„Haben wir noch Tee?", wandte ich mich an Eliza. „Dann nehme ich welchen mit hoch." Schließlich holte ich das Buch, nahm eine Thermoskanne und Becher von Eliza entgegen und schlich mich ebenfalls hinauf in das Schlaflager. Santiago und Blue waren in der Ecke, in Blues Lager und als ich durch den Vorhang trat, war das Bild unverändert. Blue hing wie ein Klammeräffchen an Sannie, jammerte, mal lauter, mal leiser. Still setzte ich mich zu ihnen, nicht zu nah, schlug das Kinderbuch auf und begann zu lesen.
Nach den ersten paar Sätzen wurde Blues Weinen leiser und verstummte dann ganz. Etwas später ließ er sogar Sannie los und drehte sich um, wahrscheinlich um in das Buch sehen zu können. Er hielt den Teebecher umklammert, nippte hin und wieder daran und seufzte leise, während er sich ganz klein machte und an Santiago lehnte. Gleichzeitig streckte er aber hin und wieder die Hand aus, dann strichen seine Finger über ein Bild einer Seite, ohne dass er ein Wort sagte. Ungefähr bei der Hälfte des Buchs fielen seine Augen zu, was vermutlich der Erschöpfung nach dem vorangegangenen Anfall geschuldet war und er rollte sich zwischen uns ein. Mein Blick traf Santiagos, ich sah, wie er ein lautloses „danke" hauchte und las weiter.
Als ich das Buch weglegte, schlief Blue tief und fest. Er atmete ruhig, sein Mund stand offen und zum ersten Mal überhaupt sah ich ihn ohne Augenklappe, die Santiago ihm abgenommen hatte. Mehr denn je wirkte er auf mich gerade wie ein kleines Kind und ich glaubte auch zu verstehen, warum Sannie so sehr an diesem Jungen hing. Gerade streichelte er behutsam Blues rotbraunen Haarschopf, dann sah er mich an und lächelte vage.
„Denkst du, es geht gut aus?", fragte ich flüsternd. Er wusste, was ich meinte, nickte, auch wenn ich meinte, dass seine Zuversicht nicht ganz so groß war, wie er mir vorgaukeln wollte.
„Bestimmt", setzte er dann noch nach, griff um Blue herum nach meiner Hand und drückte meine Finger.
Mit einem Seufzen rutschte ich tiefer, so dass ich nun ebenfalls auf der Matratze lag und starrte eine Weile an die Decke über mir. „Das macht mir Angst", flüsterte ich, noch nicht mal direkt an Sannie gewandt. „Das alles."
Erst als er wieder meine Hand drückte, sah ich zu ihm hin. Er lächelte immer noch, oder schon wieder. „Ich weiß", murmelte er dieses Mal. „Aber du bist nicht allein."
Santiago rollte sich ein Stück herum und prompt grummelte Blue leise, folgte dieser Bewegung und rollte sich wieder zusammen, mit dem Rücken fest an Sannie gepresst. Wir schmunzelten, alle beide und Sannie legte leise seufzend einen Arm um Blue. Sein Blick war jedoch immer noch auf mich gerichtet.
„Bleibst du hier?"
Etwas zupfte nachdrücklich in meiner Brust und ließ mich zögern, doch dann verdrängte ich das Gefühl, nickte und kroch etwas näher zu den beiden. Auch jetzt schmunzelte Santiago, dann griff seine Hand wieder nach meiner und seine Finger umschlossen die meinen. Ich senkte den Blick auf diese an sich harmlose Geste und zum zweiten Mal zupfte etwas ganz unangenehm in meiner Brust.
Trotzdem entzog ich ihm meine Hand nicht.
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1 Watruschki – russisches Hefegebäck
2 Dawai – russischer Ausdruck mit gefühlt 1 Million Bedeutungen :) – hier in etwa: „Vorwärts!"
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