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Und noch eine bittere Wahrheit

24-Und noch eine bittere Wahrheit

Zeit: Sommer 79 / Ort: Capitol Distrikt

Am nächsten Morgen wollten wir früh los, aber dann machte uns Jojo einen Strich durch die Rechnung. Der Junge hatte schon beim Frühstück gejammert und gleich danach erbrach er und lag nur wenig später in Sehos Behandlungszimmer. Nach einer gründlichen Untersuchung wussten wir zwar, dass dem Jungen nichts Schlimmes fehlte, trotzdem bestand Seho darauf, ihn eine Weile zu beobachten. So saß er über zwei Stunden am Krankenbett eines 8-Jährigen, sorgte dafür, dass er genug Tee trank und stand erst auf, als der Junge schlief.

„Er soll heute im Bett bleiben", wies er Eliza an und stellte Miro außerdem als Aufpasser ab. „Vorlesen, Tee trinken, ein paar Cracker oder Suppe und schlafen – nichts anderes, klar?"

„Klar", sagte Miro, Eliza nickte und strich außerdem schmunzelnd über seinen Arm.

„Mach dir nicht so viele Sorgen, wir kommen schon zurecht."

Damit starteten wir mit einigen Stunden Verspätung und bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mina immer noch nicht blicken lassen. Das tat mir ein wenig leid, weil ich so womöglich keine Gelegenheit mehr bekam, mit ihr zu reden und zumindest das hatte ich noch tun wollen. Das Mädchen hatte nicht verdient, dass man so mit ihr umsprang, ganz gleich, ob sie sich nun zu oft in die falschen Kerle verliebte oder nicht. Überhaupt fragte ich mich, ob ich mich nicht von ihnen allen hier auf die ein oder andere Weise hätte verabschieden müssen. Nur für den Fall. Andererseits erfüllte mich eine gewisse Aufregung und Vorfreude, die Seho gekonnt ignorierte und Sannie mit einem gelegentlichen Schnauben und Kopfschütteln abtat. Natürlich, er konnte ja auch nicht wissen, wie wichtig dieser Moment für mich war.

Wir waren über eine Stunde unterwegs, als wir plötzlich auf freies Feld traten. Es war heiß geworden, die Sonne knallte auf uns herunter und Santiago reichte mir eine Trinkflasche. Er sah sich aufmerksam um, genau wie Seho, während ich rasch einen Schluck trank und ihm die Flasche zurückgab.

„Wie weit noch?", fragte Seho gerade.

Sannie zuckte die Schultern und wies voraus. „Schwer zu sagen, der Kerl war schwer." Ein Grinsen traf mich. „Hier lang, dreißig Minuten schätze ich."

Am Ende schafften wir es in zwanzig, wobei mir das Shirt auf der Haut klebte und mir allmählich klar wurde, was es für eine Tortur gewesen sein musste, mich überhaupt hier wegzuschaffen. Als Santiago am Ende vor einem schmalen Bachlauf stehenblieb, sah ich mich irritiert um.

Hier? Hier hatte er mich gefunden? Aber hier war... gar nichts!

Ich tappte langsam an den Bach heran und blieb stehen. „Hier?", fragte ich verzagt, ging in die Knie und tauchte die Hände in das Wasser. Es war angenehm kühl und ich fuhr mir mit den nassen Händen über den Nacken und durch die Haare.

Sannie nickte und wies ein Stück voraus auf eine Betonröhre. „Um genau zu sein, dort drinnen. Ich weiß nicht genau, wo du langgekommen bist, aber ich glaube den Hügel runter", er wies in entsprechende Richtung. „Es hatte geregnet, da waren Spuren. Vielleicht bist du vor dem Regen da reingekrochen?"

Daran konnte ich mich nun tatsächlich nicht erinnern, stand aber auf und stakste steifbeinig zu der Betonröhre. Die Hand auf die raue Oberfläche gelegt, spähte ich hinein und betrachtete dann die Umgebung. „Wo ist die Straße?"

Sannie warf einen verwirrten Blick auf Seho und erst auf dessen Nicken, kam er ein Stück näher. Unruhig fuhr er mit der Hand über seinen Nacken und leckte sich die Lippen.

„Also es... gibt einen alten Forstweg, oben am Hang, keine Straße. Aber dort waren wir nicht."

Ich hatte eine Idee! Aufgeregt wirbelte ich zu Sannie herum. „Und ist ein... Militärposten in der Nähe, oder sowas ähnliches? Victor sagte was von einer Grenze."

Dieses Mal kniff Sannie für einen Moment die Augen zusammen und starrte mich an, bevor er langsam den Kopf schüttelte. „Kein Militärstützpunkt – schon lange nicht mehr. Und ja, sie nennen es Grenzregion, aber die Dörfer, die hier waren, sind seit Jahren aufgegeben, niemand mehr da, den man bewachen müsste. Das ist immer noch Capitol-Distrikt, aber... eben der Teil, wo längst aufgeräumt wurde. Für uns", er wies undeutlich auf Seho und sich, „war der Bach immer die Grenze, wir gehen nicht weiter."

„Der Bach", wiederholte ich murmelnd, wandte mich ab, sprang über den kleinen Wasserlauf und machte mich auf den Weg, den Hügel hinauf.

„Habt ihr das Gebiet hier mal abgesucht, vielleicht irgendwas gefunden, was... seltsam war? Oder Schlüssel, oder...?"

„Was meinst du?", fragte Sannie und folgte mir ein paar Schritte. „Wovon spricht er?", wandte er sich gleichzeitig an Seho. Der ignorierte die Frage und folgte mir ebenfalls.

„Victor war noch zweimal hier, er hat nichts gefunden. Und ich sagte doch schon, wir gehen nicht in die Grenzregion, sind wir nie."

„Aber...!" Es war wohl müßig, ihnen das erklären zu wollen, weswegen ich verstummte und weiter den Hügel hinauflief. Ich atmete schwer, mir war fürchterlich heiß, aber ich verdrängte das. Erinnerungsfetzen kreisten durch meine Gedanken. Die Straße, der... Truck? ... der Abhang. Der Wagen hatte sich überschlagen, mehrmals, das musste doch Spuren hinterlassen haben. Ein SUV dieser Größe, der mit solcher Wucht von der Straße gerissen wurde, hätte die Erde wie ein Pflug aufgewühlt. Ich wurde schneller, rannte jetzt fast den Hügel hinauf und blieb oben keuchend stehen. Mir war ein wenig schwindlig. Wo war die Straße? Sie musste hier sein! Hilflos drehte ich mich um mich selbst.

„Wo ist die Straße?!"

Santiago blieb ein paar Schritte weiter hangabwärts stehen und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Es gibt hier keine Straße", erklärte er wieder. „Zumindest nicht sowas wie du in der Stadt gesehen hast, wenn du das meinst. Dort oben gibt es nur-"

„Verdammt!", unterbrach ich ihn lautstark, arbeitete mich noch ein paar Meter hoch und stand dann auf dem Kamm des Hügels, womit ich auch die andere Seite überblicken konnte.

„Das stimmt nicht!", wandte ich mich verzweifelt an Seho. „Verstehst du? Das alles hier stimmt so nicht!" Ich bewegte mich auf dem Hügel nach links und klammerte mich so verzweifelt an meine Erinnerung, dass ich stechende Kopfschmerzen bekam. Mein Arm fuhr durch die Luft und zeichnete imaginäre Kurven, Straßenverläufe und all das in die Luft.

„Fünf Minuten in diese Richtung", murmelte ich. „Dann die Abfahrt nach..."

Hinter mir hörte ich Santiago flüstern. „Was ist denn plötzlich in ihn gefahren? Er führt sich ja auf wie ein Verrückter."

Er hatte doch auch keine Ahnung!

„Wir kamen von meinen Eltern..." Ich wies in die andere Richtung. „Hier! Wir waren zwanzig Minuten unterwegs, vielleicht dreißig... oder auch..." War ich eingeschlafen? Ich war mir nicht mehr ganz sicher. Aber Gino hatte etwas gesagt, dass wir gleich zuhause wären oder so.

„Es gab ein Gewitter..."

„Jonah!"

„... und wenn wir in so etwas wie einen Riss geraten waren?" Ich lief wieder in die andere Richtung, suchte nach dem Forstweg und fand ihn auch. Langsam ging ich den überwucherten Pfad entlang. „Könnte doch sein. Könnte auch sein, dass es hier irgendwo ist." Ich streckte die Arme aus und fragte mich, ob man es spüren würde, wenn man in der Nähe so eines Übergangs war. Vielleicht so etwas wie elektrische Entladungen auf der Haut? Langsam tastete ich mich voran, Schritt für Schritt, die Arme ausgestreckt, die Aufmerksamkeit auf meine Umgebung gerichtet.

„Jess?", hörte ich Sannie hinter mir flüstern. „Was ist los mit ihm? Er dreht ja komplett durch."

Wutentbrannt fuhr ich herum. „Sei doch mal still, Herrgott! Ich kann ja nichts hören!"

„Hören? Aber wa-!"

„Gib uns einen Moment", raunte Seho und holte schließlich zu mir auf.

„Jonah", begann er zunächst ruhig und griff nach meinem Arm. „Was tust du? Was hoffst du zu finden?"

Ich sah ihn überrascht an. „Den Übergang natürlich."

„Jonah!"

Ich riss mich von ihm los und ging weiter, schloss sogar die Augen, in der Hoffnung, dass ich dann mehr fühlen würde.

„Jonah!", rief er wieder hinter mir.

Herrgott! So konnte man sich doch nicht konzentrieren! „Ja doch!" Ich fuhr herum und funkelte ihn wütend an. „Lass es mich doch wenigstens versuchen! Es muss hier irgendwo sein, ist dir das nicht klar?!"

„Was muss hier sein?", mischte sich erneut Sannie ein und Seho warf mir einen warnenden Blick zu, bevor ich antworten konnte, dann wandte er sich direkt an Sannie.

„Santiago geh nach Hause, bitte, ich kläre das hier."

„Was?!"

„Geh nach Hause. Bitte!", drängte Seho deutlicher. „Ich habe das unter Kontrolle, okay?"

„Schon gut", Sannie hob die Hand und wich ein Stück zurück. „Was auch immer."

„Bitte", sagte Seho wieder, da drehte sich Santiago tatsächlich um und marschierte den Weg zurück, den wir gekommen waren. Leidlich irritiert sah ich ihm nach.

„Warum hast du das gemacht?" Aber eigentlich war es mir egal, warum. Ich war doch aus einem ganz anderen Grund hier. Zielstrebig nahm ich meinen Weg wieder auf, streckte die Arme aus und folgte dem Pfad.

„Jonah um Himmels Willen, jetzt hör schon auf damit, was soll denn das werden!?"

„Es gab einen Weg hierher", erklärte ich verbissen. „Es gibt auch einen zurück."

„Und wenn es keinen gibt?" Wieder war Seho mir nachgelaufen und fasste nach meinem Arm. „Was, wenn es keinen gibt?"

„Natürlich gibt es einen!", hielt ich dagegen. „Vielleicht muss ich auch nur warten, dieselbe Tageszeit, oder-"

„Jonah!" Dieses Mal wurde ich an beiden Armen gepackt und geschüttelt. „Es gibt keinen!"

Finster starrte ich Seho an, der mich mit solcher Verzweiflung zu überzeugen versuchte. Warum? „Woher willst du das wissen?", fauchte ich also zurück, „du hast doch keine Ahnung, was mit mir passiert ist! Ich saß in einem Wagen! Und von einer Sekunde auf die andere war ich hier. Es gibt einen Übergang."

„Doch, ich weiß es und ich sage dir, es gibt keinen Übergang. Ich weiß es, weil ich Jahr für Jahr danach gesucht habe, okay? Jonah... verstehst du? Es gibt keinen."

„Was? Nein." Energisch schüttelte ich den Kopf. Das war nicht wahr, das war... „Nein", wiederholte ich, riss mich los und machte ein paar schwankende Schritte. Warum sollte er danach gesucht haben, das würde ja bedeuten... Nein!

„Jonah!" Und schon wieder fasste er nach meinem Arm, fester, sodass ich es nicht schaffte, mich loszureißen. „Hast du mir zugehört? Ich habe danach gesucht, viele Jahre. Verstehst du?"

„Nein, ich will das nicht!", fuhr ich ihn an. „Du... Nein! Du bist aus dem Süden, hast du gesagt, du..."

„Greenwood, South Carolina", murmelte Seho und ich schüttelte wieder den Kopf.

„Nein." Ich wollte das auch gar nicht hören. „Nein, du... bist... du...bist ein Lügner!", fuhr ich ihn an, riss mich mit aller Gewalt von ihm los und rannte auf der kaum mehr erkennbaren Forststraße zurück.

„Ich will nach Hause", stieß ich hervor, „bitte, ich will doch nur nach Hause." Aber da war nichts, nur Wald, und Land und Wiesen, soweit man sehen konnte. Die Verzweiflung schlug so unbarmherzig zu, dass es sich anfühlte, als hätte man mir mit einem riesigen Hammer auf die Brust geschlagen und ich presste die Hand auf die Stelle.

„Gino!", rief ich mittendrin, einfach so, ein letzter verzweifelter Versuch. „GINO!" Meine Stimme überschlug sich und ein ekelhaftes Pfeifen klang in meinen Ohren nach. „Bitte hilf mir, hol mich nach Hause", jammerte ich, stolperte dabei, weil mir plötzlich so unglaublich schwindelig wurde. Alles drehte sich der Boden schlingerte und ich schwankte. Dass ich nicht der Länge nach auf dem Boden aufschlug, hatte ich Seho zu verdanken, der meinen brachialen Sturz auffing und mich festhielt, während ich schwer zu Boden sank.

„Nein!", murrte ich und wollte mich erneut von ihm losreißen, schaffte es aber nicht. Meine Kraft war aufgebraucht. „Du hast gesagt, du bist aus dem Süden", murmelte ich wieder, dann versagte meine Stimme endgültig und Seho umarmte mich. Damit war es vorbei. Alles brach ein. Alles, was mich die ganze Zeit hatte hoffen und glauben lassen, zerbrach in diesem Moment. Ich konnte noch nicht mal weinen, denn alles in mir war erstarrt und ich fühlte mich wie betäubt.


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