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Schlechte Nachrichten

35-Schlechte Nachrichten

Zeit: Herbst 79 / Ort: Capitol Distrikt

Vor weniger als einer Stunde hatte ich mich mit den Kindern und Blue in den Gemeinschaftsraum zurückgezogen, da brach draußen ein Tumult aus. Sofort waren auch Jojo und Micah an der Tür und ich konnte die beiden neugierigen Nasen gerade noch so zurückhalten. Mit einer strengen Anweisung beorderte ich sie zurück in den Raum und ging dann selbst nachsehen, was da los war.

Vielleicht hätte ich mir den Weg auch sparen können, denn Eliza war schon auf dem Weg zu mir.

„Sun ist zurück", sagte sie atemlos, kaum dass sie mich sah. „Das Mädchen ist auch dabei."

Das waren gute Neuigkeiten, auch wenn Eliza ein seltsam verkniffenes Gesicht machte und irgendwie gehetzt wirkte. Womöglich hätte ich besser zuhören und auf die Feinheiten achten sollen.

„Und ist alles okay mit ihr? Geht es ihr gut? Was sagt Seho?"

Eliza schwieg, schüttelte schwach, eher abwehrend den Kopf und packte mich dann einfach am Arm, um mich mitzuziehen. Leidlich irritiert stolperte ich hinter ihr her, besorgt, nervös, alles gleichzeitig, weil ich nicht wusste, was das zu bedeuten hatte.

Schließlich stoppten wir vor Sehos Untersuchungszimmer, Eliza machte die Tür einen Spalt auf, murmelte etwas, das ich nicht verstand, nickte schließlich und öffnete die Tür etwas weiter. Auf der Untersuchungsliege saß Sun, in einem Trägershirt, Tarnhose und Kampfstiefel und gab detaillierte Anweisungen an Miro, der eine Wunde an ihrem Arm versorgte. Der Vorhang zur Liege war halb zugezogen und ich hörte leises Schluchzen sowie beruhigendes Murmeln. Waren das Seho und das Mädchen?

Ich wandte mich wieder an Sun. „Was ist passiert?", raunte ich dumpf. Sie sah aus, als wäre sie in eine äußerst ungleiche Schlägerei gekommen.

„Hätten uns fast auch noch erwischt", raunte sie, knirschte mit den Zähnen und fluchte verhalten. Miro entschuldige sich, wurde noch vorsichtiger und Sun seufzte nur. „Keine Ahnung, wie sie so schnell Wind davon bekommen haben. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gesagt, es war eine Falle. Verdammt!"

Ich verstand gar nichts. Sah mich wieder nach dem Vorhang um und runzelte die Stirn, als von dort Victor auftauchte, mit ihm Ezra. Wo war Seho?

„Wo ist er?", fragte ich flüsternd, aber vielleicht begann ich da schon zu begreifen. Mein Kopf ruckte herum zu Sun. „Wo ist er, wo ist Seho?" Fast hätten sie uns auch erwischt... Was meinte sie mit auch?!

Unterdessen war Ezra neben mir stehengeblieben und ich sah irritiert zu ihm hin. Seine Miene war jedoch so verschlossen, dass man ihr nichts entnehmen konnte. Auch Eliza kam jetzt wieder zu mir und nahm meine Hand. Was sollte denn das?

Victor war an die Liege, neben seine Frau getreten. „Sie haben ihn erwischt", sagte er nur, sonst nichts. Und noch dazu so leise und ruhig, dass ich nochmal zwei Atemzüge brauchte, um wirklich zu verstehen.

Was? Sie... „WAS?!" In der Sekunde, wo ich mich von Eliza losriss und nach vorn schnellte, hatte mich Ezra auch schon gepackt. Sein Arm schlang sich hart um meine Brust, meinen Arm, er griff in den Stoff und riss mich mit einem Ruck zurück.

„Was?!" Meine Stimme war schrill. „Ihr habt zugelassen, dass sie ihn kriegen? Ausgerechnet ihn?!"

Ich sah ein, dass es unfair war, trotzdem sprudelten die Worte nur so aus mir heraus.

„Wofür?!"

„Beruhige dich!" Wieder riss Ezra mit einem Ruck an mir. Ich dachte ja nicht daran!

„Für einen beschissenen, aussichtslosen Kampf, den ihr ohnehin nur verlieren könnt?!"

„JONAH!", herrschte mich Victor an und meine ganze Wut richtete sich auf ihn, obwohl er noch nicht mal dabei gewesen war.

„WAS?"

„Beruhige dich jetzt! Wir-"

„Und was, wenn nicht? Schmeißt ihr mich dann raus? Ihr seid so ein erbärmlicher, verlogener Haufen an-"

Mittendrin wurde ich zum dritten Mal herumgerissen, abgesehen davon verpasste mir Ezra eine dröhnende Ohrfeige, sodass ich abrupt verstummte, viel zu perplex, dass er das wirklich getan hatte. Ich konnte spüren, wie sich der Abdruck seiner Hand in mein Gesicht brannte, meine Ohren klingelten und leidlich benommen stolperte ich ein paar Schritte rückwärts, die Finger auf meiner brennenden Wange. Dort war es dann ausgerechnet Santiago, der mich abfing, die Arme um mich legte und mich zu beruhigen versuchte. Aber das ging gerade gar nicht. Ich stieß ihn grob weg, fauchte „fass mich nicht an!", und rannte hinaus, ohne zu wissen wohin überhaupt.

Erst als ich hinter dem Hühnerstall über das freie Feld taumelte, kam ein Stück Realität zurück. Mein Blick war verschleiert und als ich mir mit der Hand ungeduldig über die Augen fuhr, stellte ich zu meinem eigenen Entsetzen fest, dass ich weinte. Das machte es nur noch schlimmer. Ich blieb stehen, ging in die Knie und verbarg schluchzend das Gesicht in den Händen. Und dass ich es zuließ, brach überhaupt erst alle Dämme. Ich weinte hemmungslos, rang schluchzend nach Atem, nur beruhigen konnte ich mich nicht.

Irgendwann versiegten meine Tränen natürlich, aber selbst dann blieb ich wo ich war, kniete mitten in dem hohen Gras und starrte ins Nichts. Meine Augen brannten, sogar die Haut an meinen Wangen brannte unangenehm und mein Körper wollte sich einfach nicht beruhigen. Mein Atem ging stockend und unregelmäßig. Wollte ich wieder zurück ins Haus? Nein. Im Moment fühlte es sich so an, als wollte ich nie wieder zurück, als wäre es am besten, wenn ich hier sitzenblieb, bis... Unwillig rieb ich mir die Augen, setzte mich dann bequemer hin und umschlang die Knie mit den Armen. Mein Brustkorb schmerzte, jeder Atemzug schmerzte und ich ahnte, woher es rührte. Jetzt, wo er nicht mehr da war, wurde mir mit aller Deutlichkeit bewusst, was es bedeuten würde, wenn er tatsächlich nicht mehr zurückkam. Und ich erahnte einen Hauch von dem Schmerz, den Seho seit Jahren mit sich herumgetragen hatte, nachdem er Jason verloren hatte. Würde ich es ertragen? Es fühlte sich nicht so an.

Als es allmählich dunkel wurde, hockte ich immer noch an derselben Stelle, obwohl mir eiskalt war. Die Kälte war gut, sie betäubte mich und half mir, den Rest zu verdrängen. Schließlich war es aber erneut Santiago, der mich aufsuchte. Im ersten Moment war ich versucht ihn wieder mit ein paar derben Worten wegzuschicken, am Ende fehlte mir jedoch die Kraft dafür.

Santiago fragte nicht, sagte nichts, er setzte sich ohne ein Wort an meine Seite, nahm mich in den Arm und hielt mich einfach fest. Es war keine Frage, ob ich das gerade wollte, es war etwas, das ich brauchte, ohne mir darüber bewusst zu sein. Während ich an ihm lehnte, kamen erneut die Tränen, aber jetzt war es nicht mehr allein diese Bitterkeit, sondern ein Stück weit auch Befreiung. Am Ende saßen wir beide in der kalten Nacht, die Arme umeinandergeschlungen und zum ersten Mal konnte ich wieder ruhig atmen.

„Gehen wir rein, ja?", sagte er mittendrin. Keine Frage, eine schlichte Aufforderung, der ich nun auch folgen konnte. Santiago stand auf, nahm meine Hand und zog mich in die Höhe und er ließ meine Hand auch nicht los, während wir zum Haus zurückliefen. Drinnen angekommen, scheuchte er mich hoch ins Schlaflager, damit ich mich umzog, dann erst nahm er mich mit.

Und wieder hielt er meine Hand, ganz fest, während wir zum Gemeinschaftsraum liefen.

„Wir überlassen niemanden einfach so seinem Schicksal, Jonah. Das ist dir hoffentlich klar. Sun sagte, es waren die Menschenhändler, nicht die Wächter, die ihnen auf den Fersen waren. Das sind gute Nachrichten, okay? Bei allem was passiert ist. Diese Leute sind knallhart, aber sie sehen in erster Linie ihren Profit."

„Du meinst man kann sie bezahlen", murmelte ich lahm. Womit denn? Wir hatten doch nichts.

„Man kann mit ihnen verhandeln, wenn wir es richtig anstellen."

Ich nickte dazu, aber ich verstand nicht und ich hatte auch keine Vorstellung davon, was das alles bedeutete. Zusammen betraten wir nun den Raum, in dem heute tatsächlich bis auf Blue und den Kindern alle anwesend waren. Es war hitzig, es war laut, aber es dauerte ein bisschen, bis ich die Situation wirklich einschätzen konnte.

Am lautesten waren tatsächlich Victor und Sandrin. Das hätte ich so nicht erwartet. Nachdem ich eine Weile gelauscht hatte, verstand ich aber allmählich, dass es um einen Vorschlag von Sandrin ging, den Victor als unerhört und absolut undenkbar einstufte. Seitdem kochte die Stimmung in der Gruppe und jeder hatte seine eigene, ganz spezielle Meinung, nur ich nicht. Allerdings kannte ich die Bedeutung hinter Sandrins Vorschlag nicht, wusste nicht, wie gefährlich es war und ob es wirklich die einzige Möglichkeit war. Derweilen ging die hitzige Diskussion weiter und nahm immer mehr Fahrt auf. Am Ende schrien sich auch noch Sandrin und Connor an und das war dann der Augenblick, wo Victor mit einem donnernden „Schluss jetzt!" dazwischenging und den Streit beendete.

Zwar begehrte Sandrin nochmal auf, doch Victor schnitt ihm mit einer harschen Geste das Wort ab. „Wir haben es verstanden! Aber ich will auch, dass du verstehst, dass es riskant ist – für uns alle. Ich weiß welche Kontakte du und Seho hattet, ich weiß woher ihr kommt. Wenn wir das wieder aufleben lassen, reißen wir eine Tür auf, die sich nicht so ohne weiteres wieder schließen lässt!"

„Immerhin tun wir etwas", mischt sich nun auch Mina ein, womit ich nicht gerechnet hätte. Sie wischte sich die Haare mit einer ungeduldigen Geste aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Irgendetwas. Wir können Seho nicht-"

„Niemand lässt Seho hängen!", fuhr Sun dazwischen. „Es geht um die beste Möglichkeit. Und diese Leute sind skrupellos."

„Welche?", ätzte Mina in ihre Richtung. „Die, die Seho haben oder die anderen?"

Das reichte wohl. Sun wandte sich kopfschüttelnd ab.

„Dann stimmen wir ab", erklärte Victor, aber es klang resigniert. Wahrscheinlich ahnte er, wie es ausgehen würde und tatsächlich war die Mehrheit für Sandrins Vorschlag.

Ich wandte mich zu Santiago um, der halb neben, halb hinter mir stand, eine Hand auf meiner Schulter.

„Was genau hat er denn vor?"

Santiago beugte sich näher zu mir. „Ich habe dir erzählt, worin er verstrickt war."

Ich nickte, eine Gilde von Dieben und Trickbetrügern. Kriminelle Organisationen im Untergrund, an denen auch Seho beteiligt war.

„Wenn Sandrin seine alten Kontakte anzapft, hätten wir womöglich ein paar Kerle auf unserer Seite, die es mit den Leuten aufnehmen können, die Seho festhalten. Aber sowas funktioniert natürlich nicht ohne Gegenleistung. Wir sprechen hier von Männern, denen du lieber nichts schulden willst, glaub mir."

„Und das ist unsere einzige Möglichkeit?" Der Gedanke gefiel mir nicht, aber ich wusste jetzt bereits, dass ich jeden noch so waghalsigem Plan zustimmen würde, wenn er Seho da rausholte.

„Nicht unsere einzige, aber die beste. Wahrscheinlich könnte uns Madox auch weiterhelfen aber das ist gefährlich – für ihn – und langwierig. Uns läuft die Zeit davon."

Erschrocken drehte ich mich weiter zu ihm um. „Was meinst du damit?"

Santiago presste kurz die Lippen aufeinander, sah weg, dann lehnte er sich wieder näher. „Diese Leute sind organisiert, nichts davon ist legal. Ich nehme an, dass im Untergrund schon bekannt ist, wen sie haben. Es kommt also darauf an, wer sich für ihren Fang interessiert."

Die Hiobsbotschaften nahmen kein Ende und schon wieder war der Streit am Tisch ausgebrochen. Dieses Mal zwischen Ezra und Victor, weil Ezra wohl darauf bestand, Sandrin zu begleiten.

„Du gehst auf keinen Fall!", ging Connor auch noch lautstark dazwischen und als er schließlich herausrückte, warum er nicht wollte, dass Ezra in die Stadt ging, war das Chaos perfekt. Eliza rannte so schnell aus dem Raum, dass die Türen knallten, Ezra fluchte, Connor ebenfalls und schließlich war es Sun, die die beiden aufhielt und Eliza folgte.

„Ich mache das", sagte sie leise und kaum war sie weg, ging die Diskussion zwischen Connor und Ezra weiter.

„Seit wann weißt du, dass Kenda in der Stadt ist? Warum hast du mir nicht gesagt, dass das Arschloch da ist?" Ezra sah aus, als würde er jeden Moment aus der Haut fahren. Und Connor verzog nur das Gesicht, wich zurück, defensiv, wie man ihn selten sah.

„Was hättest du dagegen gemacht? Alle hätten sich schlechter gefühlt. Du, Eliza..."

Und in diesem Stil ging es weiter. Victor hatte es längst aufgegeben, irgendwelche Ordnung aufrechtzuerhalten und schließlich war es ausgerechnet Sandrin, der sich zu ihm setzte. Santiago nickte mir zu und wir gesellten uns zu den beiden.

„Ich gehe allein", sagte er ruhig, an Victor gewandt, warf uns einen kurzen Blick zu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Victor. „Ich kriege das hin, vertrau mir."

Victor schüttelte den Kopf. „Ich vertraue dir, aber nicht den Leuten, zu denen du willst. Halte mich nicht für einfältig, Sandrin. Ich weiß für wen du gearbeitet hast und ich weiß, welchen Platz Seho innehatte. Vielleicht gibt es ein paar, die dir helfen würden, ihn rauszuholen, aber sicher nicht aus reiner Herzensgüte. Wir haben nicht die Mittel, um diese Männer zu bezahlen. Und die andere Hälfte würde ihn vermutlich mit Freudengeheul ausliefern, um sich einen fetten Bonus einzusacken."

Dazu nickte Sandrin und zupfte gleichzeitig nervös an seinen Fingernägeln. „Es gibt aber auch jemanden, der tief in Sehos Schuld steht. Jemand, der nicht in diese Kreise gehört, aber dennoch Kontakte bis in die höchsten Stellen hat."

„Wer?", mischte sich Sannie ein und klang dabei so alarmiert, dass ich unruhig vom einen zum anderen sah. „Wer, sag schon?"

Sandrin wand sich. „Du weißt, wen ich meine", maulte er unwillig. „Rousseau."

„Nicht er!", knurrte Santiago und auf der Stelle saß Victor aufrecht. „Wer ist das? Was verschweigt ihr mir?"

„Beaufort -Bonnie- Rousseau", spuckte Sannie aus und verschränkte die Arme. „Ist ein durchgeknallter Soziopath, das kannst du nicht machen!"

„Ich kenne den Namen", mischte sich Victor ein, doch Sandrin ließ ihn nicht weitersprechen.

„Bonnie ist der Einzige, der Seho da im Alleingang raushauen kann!", ereiferte er sich stattdessen. „Und er wäre verreckt ohne Sehos Hilfe. Er wird ihn nicht hängenlassen. Eine Hand wäscht die andere."

„Mit Blut?", ätzte Sannie. „Ist das so eine Art Killer-Kodex?"

„Das reicht jetzt!", beendete Victor auch diesen Hick-Hack. „Die Entscheidung ist ohnehin gefallen. Sandrin geht und er geht allein. будет! *

„Tu, was du tun musst", fügte Victor jetzt noch an.

Damit war das Urteil wohl endgültig gefallen und die aufgeregte Gesellschaft zerstreute sich etwas, ohne dass irgendwer daran gedacht hätte, ins Bett zu gehen. Auch ich verspürte keine Müdigkeit, zu sehr rotierten die Gedanken in meinem Kopf. Aber ich ging, es nahm ohnehin keiner Notiz von mir.

Als ich mich gerade in meine Koje verkriechen wollte, stand plötzlich Sannie wieder vor mir. Er sah mich an, sehr ernst, sehr aufmerksam.

„Willst du heute bei mir schlafen?"

Vielleicht war es ein Fehler, das Angebot anzunehmen, dennoch nickte ich, folgte ihm still zu seinem Schlafplatz und kroch dort auf seine Matratze, unter seine Decke, in seine Umarmung.

Es war gut, das war die schlichte Wahrheit.


ೃ⁀➷

* basta/ genug davon


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