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Schlaflos

50-Schlaflos

Zeit: Winter 79 / Ort: Capitol Distrikt

Es war eine der schlimmsten Nächte, die ich hier im Lager erlebt hatte und sie schürte meine Zweifel, wie es kaum etwas zuvor geschafft hatte. Der Entschluss, mich gegen das System zu stellen, regierungsfeindlich zu agieren und in den Untergrund zu gehen, war mir nie so leichtgefallen, wie man es hätte vermuten können. Denn zu wissen, was richtig wäre und es auch zu tun, war leider nicht immer dasselbe. Und so lange ich auch gewusst hatte, dass das, was ich tat, nicht richtig war, so lange hatte auch der Prozess gedauert, aus „nicht richtig", die Einstellung „falsch" herauszukristallisieren. Etwas, das nicht richtig war, konnte man im besten Fall ignorieren. Die Augen davor verschließen, wegsehen und so tun, als hätte man es nicht bemerkt. Etwas, das sich so offensichtlich falsch anfühlte, machte etwas mit einem. Es zermürbte und fraß einen langsam von innen auf. Und genau das war geschehen – hatte geschehen müssen – um mich an den Punkt zu bringen, der mich letztlich hierhergeführt hatte.

Aber egal wie hart die Anfangszeit hier gewesen war, ich hatte meinen Entschluss nie bereut. Ich hatte mit mir gehadert, wie das vielleicht jeder tut, der ein an sich bequemes Leben aufgibt, um einer Idee zu folgen. Ich hatte gezweifelt, ob das, was ich tat, überhaupt irgendetwas beeinflusste, aber nie war es so schlimm gewesen, wie in dieser Nacht.

Auch nach Stunden war Blue immer noch völlig außer sich und kaum zu beruhigen gewesen. Dass ich den Großteil des Tages nicht hier gewesen war, hatte vermutlich ebenfalls dazu beigetragen. Nach dem Essen wollte er jedenfalls nichts von mir wissen, stieß mich weg, weinte und trat nach mir, wenn ich versuchte ihn zu berühren. Ich kannte all diese Reaktionen, nur war es bisher nie so extrem gewesen und schon gar nicht, wenn es gegen mich gerichtet war.

Schließlich war es die schiere Erschöpfung gewesen, die ihn hatte einschlafen lassen, seitdem lag er neben mir, ein kleines, zusammengerolltes, zitterndes Bündel, das sich unruhig herumwälzte und im Schlaf jammerte und murmelte. Von Zeit zu Zeit, wenn er seine Decken wegstrampelte, deckte ich ihn wieder zu, damit er nicht fror, aber noch wagte ich mich nicht näher an ihn heran. Diese Geste musste von ihm kommen.

Unterdessen lag ich wach, grübelte, was passiert war und dachte nach. Über Sandrin, darüber, wie nahe wir uns gestanden hatten und darüber, dass ich so wenig über ihn gewusst, ihn womöglich gar nicht richtig gekannt hatte. Nach all der Zeit. So wie ich Jonah nicht wirklich kannte... Verdammt. Über ihn hatte ich ganz sicher nicht nachdenken wollen.

Seufzend rollte ich mich herum, berührte behutsam Blues Rücken, als Blue erneut ein leises Jammern ausstieß und hoffte, er würde nicht aufwachen. Nach einer Weile beruhigte er sich wieder, nachdem er ein weiteres Mal wild um sich getreten hatte und ich deckte ihn vorsichtig wieder zu.

Vielleicht nickte ich zwischendurch selbst ein wenig ein, doch auch mich quälten wirre Träume und ich schreckte immer wieder auf. Irgendwann gab ich auf, schälte mich vorsichtig aus unserem gemeinsamen Lager und schlüpfte hinaus. Kaum war ich die Treppe hinab, bemerkte ich einen warmen Luftzug und wandte mich überrascht in Richtung Küche. Ein spärlicher Lichtschimmer drang durch die Türritzen und als ich eintrat, entdeckte ich zu meiner grenzenlosen Überraschung Jonah.

Er saß im flackernden Licht einer Kerze auf einer der Bänke nahe des Ofens, hatte beide Beine angezogen und mit den Armen umschlungen. Als er mich sah, richtete er sich jedoch unbehaglich auf. Vielleicht hatte ich ihn auch erschreckt.

„Was machst du hier?"

Zugegeben, die Frage hätte er mir ebenso stellen können und eigentlich war sie überflüssig, denn er sah ziemlich mitgenommen aus, was deutlich machte, warum er hier hockte.

„Ich konnte nicht schlafen", raunte er wie erwartet, sah mich dabei aber nicht an, sondern fuhr sich stattdessen mit einer Hand durch die Haare. „Und ich wollte-" Hier brach er abrupt ab, warf mir einen erschrockenen Blick zu und zog dann den Kopf ein.

Seho nicht wecken... Er wollte Jess nicht wecken, darum war er gegangen. So wie ich gegangen war, um Blue nicht aufzuwecken.

Mit einem Nicken quittierte ich, was er nicht sagte und drehte mich unschlüssig um. „Und du hast den Ofen angeheizt!" Wahrscheinlich klang das deutlich zu überrascht. So hatte ich es gar nicht gemeint, aber Jonah verzog bereits das Gesicht.

„Ja, und ich habe kein Jahr gebraucht, um es zu lernen, wow..."

Obwohl er es nur vor sich hin brummelte, hatte ich ihn natürlich verstanden und meine Reaktion tat mir schon wieder leid. Für einen Moment blieb ich unschlüssig vor dem Ofen stehen, auch weil es hier angenehm warm war, dann drehte ich mich zu Jonah um.

„Kann ich mich zu dir setzen?"

Ich bekam ein schwaches Nicken, setzte mich auch auf die Bank, wenn auch vielleicht nicht so nah, wie ich es sonst getan hätte und für eine ganze Weile schwiegen wir nur. Es war nicht ganz so unangenehm, wie ich erwartet hatte, immerhin war es mitten in der Nacht und wir waren beide müde, aber es war auch nicht das einvernehmliche Schweigen, das es noch vor ein paar Wochen zwischen uns gegeben hatte.

„Hör mal", begann ich nach einiger Zeit leise, „meine Reaktion neulich... tut mir leid, okay? Das war nicht fair." Ich hatte mich bisher nicht in der Position gewähnt, mich entschuldigen zu müssen, doch jetzt, wo die Worte einfach so in diese Stille gefallen waren, fühlte es sich irgendwie richtig an. Keiner war schuld. Ich hatte mich verliebt, er nicht. Das passierte doch jeden Tag weiß Gott wie oft auf der Welt. Es hatte mich verletzt, aber es war nicht Jonahs Schuld.

Jonah nickte, zog die Beine wieder auf die Bank, umschlang sie wie zuvor mit den Armen. „Okay", nuschelte er auch noch, mehr jedoch nicht.

Das war kein guter Anfang, vielleicht war das auch nicht die richtige Zeit. Andererseits, wann waren wir schon jemals so allein und ungestört.

Für einen Moment musterte ich ihn still, dann drehte ich mich noch ein Stück zu ihm um.

„Weißt du, ich mochte dich wirklich sehr..."

Jonah blinzelte unruhig und ich schüttelte mit einem bitteren Grinsen den Kopf. „Mag", korrigierte ich schließlich noch leiser. „Und das war einfach... keine Ahnung. Ich hätte es merken sollen, habe ich aber nicht."

Jetzt endlich sah Jonah mich an und wie jedes Mal, wenn mich sein Blick aus diesen wunderschönen Augen traf, zog sich etwas in mir schmerzhaft zusammen. Jetzt sogar noch schlimmer als zuvor, weil ich wusste, dass ich nichts in diesen Blick hineininterpretieren durfte. Das tat weh, mehr als ich erwartet hätte. Mit einem Seufzen wich ich seinem Blick aus. „Es war nicht okay, dir das vorzuwerfen."

Neben mir bewegte sich Jonah ein wenig.

„Doch, war es", sagte er so leise, dass es kaum zu verstehen war. Seine Hand bewegte sich ruhelos über das Hosenbein seiner Jogginghose, hinunter, wieder hinauf bis zu den Knien, erneut hinab.

„Ich habe es bemerkt und... einfach weggeschoben. Ich wollte mit dir reden, aber – niemand hier war mir so nah und... ich hatte Angst einen Freund zu verlieren." Sekundenlang presste Jonah unwillig die Lippen aufeinander, dann zog er die Beine noch weiter an und schlang seine Arme fest darum.

Seine Worte taten weh, auch wenn ich es schätzte, dass er so ehrlich war. Vielleicht gerade deswegen. Ich konnte seine Beweggründe verstehen, noch mehr jetzt, wo ich selbst einen Menschen verloren hatte, den ich so nah wähnte. Sie dämpften jedoch den Schmerz nicht.

Wieder verfielen wir beide in Schweigen, nur konnte ich dieses Mal deutlich wahrnehmen, wie Jonah unbehaglich neben mir herumruckelte. Vielleicht hätte ich auch einfach gehen sollen, stattdessen blieb ich sitzen, wo ich war. Tatsache war, auch wenn gerade diese Kluft zwischen uns bestand, dass ich mich in seiner Gegenwart wohlfühlte, dass ich gerne in seiner Nähe war, mochte, wie er mit leuchtenden Augen erzählte, lachte. Und ich hatte auch die stillen Augenblicke zwischen uns immer sehr gemocht, draußen im Wald, wenn wir morgens schon unterwegs waren, oder auch die anderen Momente, zusammen mit Blue.

Nichts davon würde sich je wieder so anfühlen, wie zuvor, das war mir klar. Aber das musste doch nicht zwangsläufig bedeuten, dass es nichts mehr davon geben konnte.

Jetzt fiel mir auch das Foto wieder ein, das ich schon so lange zwischen meinen Sachen versteckt hatte. Das Foto und all die anderen Dinge. Immer wieder hatte ich mich gefragt, ob es einen richtigen Zeitpunkt gab, ihm die Sachen zu geben, aber jetzt war er ganz sicher nicht. Ich hätte ihn auch gerne zu Gino gefragt, aber mir war klar, wie es sich anhören würde, wenn ich ausgerechnet jetzt damit anfing.

Also schwieg ich weiter, rückte schließlich ein Stück näher und als Jonah mir einen Blick zuwarf, lächelte ich schwach.

„Darf ich?"

Er antwortete nicht, sah mich einfach nur an, also rückte ich ganz zu ihm hin und legte einen Arm um seine Schultern, was er ebenfalls einfach geschehen ließ.

„Ich werde immer dein Freund sein, okay? Egal was kommt."

Es dauerte eine Sekunde, zwei, dann ließ seine Anspannung etwas nach und sein Kopf sank mit einem leisen Seufzen gegen meine Schulter.

„Danke", raunte er und für einen Moment hatte ich den Eindruck, dass er eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Aber der Augenblick verstrich und die nächtliche Stille hüllte uns wieder ein.

Am Ende war es Jonah, der mit einem verhaltenen Gähnen dafür sorgte, dass wir beide lachen mussten.

„Also bevor du jetzt hier im Sitzen einschläfst, sollten wir wohl lieber wieder ins Bett gehen, hm? Was meinst du? Ich muss ohnehin nach Blue sehen."

„Geht es ihm gut?", fragte Jonah und hob den Kopf, um mich anzusehen.

Mit einem Kopfschütteln beantwortete ich das. Nein, es ging ihm nicht gut, wie auch. Doch weder Jonah, noch ich, noch sonst wer konnte daran etwas ändern.

„Soll ich... vielleicht mitkommen?"

Überrascht sah ich zu ihm hin, da zog Jonah bereits den Kopf ein, also zwang ich ein Lächeln auf mein Gesicht.

„Nein." Ich wusste, wie es gemeint war, dass es für Blue gewesen wäre, aber mir war auch klar, dass ich selbst es wohl kaum ertragen hätte. „Nein, ist schon okay. Aber danke."

Zusammen machten wir uns auf den Weg zurück zum Schlaflager, tappten hintereinander die Treppen hinauf, nur um im nächsten Moment doch wieder recht unbeholfen stehenzubleiben. Leidlich verlegen senkte Jonah den Blick und ich musste gestehen, dass mich das schon berührte. Ich wusste ja, dass er zu Jess gehen würde, aber offenbar wollte er nicht, dass ich es auch sah. Rasch umarmte ich ihn also, spürte zum ersten Mal eine leichte Erwiderung und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor ich mich umwandte und über den Holzboden schlich. Ich sah nicht zurück, drehte mich nicht um, sondern tauchte in meine eigene Koje ein, wo Blue sich ruckartig aufsetzte, als ich auf die Matratze kroch und mich verschlafen anblinzelte.

„Entschuldige, Blue", flüsterte ich, aber weiter kam ich gar nicht, da kroch er plötzlich heran, krabbelte auf meinen Schoß und schlang die Arme um mich. Im nächsten Moment presste er seinen Mund auf meinen, was mich weit mehr verwirrte als alles andere.

Zum Beispiel, dass er weinte, dass ich seine salzigen Tränen auf seinen Lippen schmecken konnte, dass sein filigraner Körper in meinen Armen bebte.

Ich konnte mich nicht erinnern, dass Blue mich je auf diese Weise geküsst hätte. Manchmal war er verschmust, ja, dann war es okay, wenn man kleine Küsschen auf seinen Hals tupfte, oder er machte das und holte sich zusätzliche Streicheleinheiten. Aber nie, in all der Zeit, hatte er mich auf den Mund geküsst. Dass er es jetzt tat, sprach also wohl eher für eine seelische Not, die viel größer war, als er sie hätte in Worte fassen können.

Behutsam löste ich mich von ihm.

„Ich bin da", flüsterte ich und strich ihm die wirren Strähnen aus dem Gesicht. „Hörst du, Blue? Ich werde immer da sein, ich lass dich nicht allein. Versprochen."

Dieses Mal bekam ich ein stummes Nicken. Zusammen schlüpften wir unter die Decke und Blue kroch mit einem leisen Murmeln an mich heran. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, aber wahrscheinlich war das auch nicht von Bedeutung. Er rollte sich in meinen Armen zusammen und ich zog die Decke fester um uns beide. Das Gesicht in seinen Haaren vergraben, schloss ich die Augen. Ich würde auch jetzt nicht schlafen können, das wusste ich bereits, aber zumindest konnte ich das Gefühl der Geborgenheit genießen.


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