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Kritische Entscheidungen

55-Kritische Entscheidungen

Zeit: Jahresbeginn 80 / Ort: Capitol Distrikt

Nach dem ersten Zusammenstoß zwischen Ezra und Jax, kochte die Luft zwischen ihnen, wann immer die Beiden sich zu nahe kamen. Obwohl beide äußerlich genug Spuren dieses nächtlichen Zweikampfs davongetragen hatten, war jedem – auch Ezra – klar, dass er schlussendlich gegen Jax verloren hätte. Jedoch sprach keiner darüber, wie diese Niederlage hätte aussehen können. So trug er zu all den Blutergüssen, Quetschungen, angeknacksten Rippen und verstauchten Fingern, hauptsächlich ein stark ramponiertes Ego mit sich herum und konnte noch von Glück reden.

Von Eliza erfuhren wir hinterher, dass ein einfaches Gespräch zwischen Jax und ihr – die Tatsache, dass sie zusammen über irgendwas gelacht hatten! – ausgereicht hatte, um bei Ezra alle Sicherungen durchbrennen zu lassen. Ich wusste die Hintergründe zu der Konstellation um Ezra, Connor und Eliza nicht, war mir aber ziemlich sicher, dass es damit zu tun hatte. Brüder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt mochte es so oder so geben, Ezras Reaktionen jedoch, auch im Hinblick darauf, dass er die Konsequenzen völlig außer Acht ließ, waren weit über einem normalen Maß angesiedelt.

Nun mussten wir immer noch zusammen ausharren und ich revidierte meine anfängliche Meinung, dass die meiste Gefahr von Bonnie ausgehen würde.

Bonnie – war auffallend still, zu still für meinen Geschmack, aber da er seit einiger Zeit keine Brandherde für Streitereien mehr legte, konzentrierte sich die Gruppe wohl allgemein eher auf Jax und auf Ezra. Es war ungut, zu sehen, wie die beiden sich belauerten und man hatte immer das Gefühl, dass nur ein Funke reichte, um alles in Brand zu stecken. Manchmal prallten sie in einem hitzigen Wortgefecht aufeinander, doch noch gab es keine weiteren Handgreiflichkeiten – oft genug wohl nur, weil Eliza selbst es war, die sich dazwischen stellte.

Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass wir über kurz oder lang einen weiteren Ausbruch erleben würden.

Je länger dieser Zustand des Eingesperrtseins also anhielt, desto unruhiger wurde auch ich und mein Groll auf diese verkorkste Welt wuchs. Da ich mit niemanden, außer Seho, darüber reden konnte, etablierten wir ein neues Ritual und wann immer einer von uns das dringende Bedürfnis hatte, über eine Vergangenheit zu reden, die sonst niemand verstand, verkrochen wir uns im Dunklen in der Kletterburg. Dort fühlte es sich an, als wären wir irgendwo anders, ganz allein und wir verbrachten oft ganze Nächte damit, Erinnerungen von Früher auszutauschen. Meistens schöne, aber manchmal auch traurige. Wir sprachen über Sehos Arbeit im Krankenhaus oder über meine glanzlose Karriere im Highschool Baseballteam. Ich erfuhr, dass Seho in seiner Schulzeit unbedingt in die Theater-AG wollte. „Nicht unbedingt, weil ich auf die Bühne wollte", wie er schmunzelnd zugab, „sondern wegen dem Kerl zwei Jahrgangsstufen über mir, der fast immer die Hauptrollen abräumte."

„Romeo", stellte ich glucksend fest, woraufhin Seho mich leise lachend boxte.

„Ja, Romeo", stimmte er dann grinsend zu. „Er war wirklich gut."

„Aber darum ging es nicht, hm? Hat er dich bemerkt?"

Seho seufzte leise und ein verlorenes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte, aber wir wurden immerhin Freunde."

Wir sprachen über meine Schwester, seine Eltern, meine, die grotesk überzogenen Partys, die sie so gerne feierten und irgendwie war es gut, diese Erinnerungen auf diese Weise aufleben zu lassen.

Ich sprach nicht mehr über Gino. Diese Erinnerung hatte ich eingeschlossen und tief vergraben. Ich hatte mich dazu durchgerungen, ihn loszulassen, also wollte und konnte ich die Erinnerung an ihn nicht wieder aufleben lassen. Nur manchmal, in unbedachten Momenten, blitzte es auf, wenn ich in eine Situation geriet, die unvermittelt Bilder in meinen Kopf aufflammen ließ. Hin und wieder tat das weh, meistens konnte ich es annehmen und sorgsam, ganz für mich alleine, wieder verstauen.

Ende Januar, Anfang Februar ging ein weiteres Mal eine deutliche Veränderung wie ein Ruck durch unsere Gruppe und dieses Mal ging sie von Seho aus. Es begann mit langen Gesprächen hinter verschlossenen Türen: Bonnie, Jax, Seho – sonst niemand. Victor wurde nicht eingeweiht, Ezra und Santiago ebenfalls nicht und aus dem warmherzigen Mann, den ich kannte, wurde plötzlich ein schweigsamer, grüblerischer Kerl, der mich ein ums andere Mal abwies oder vertröstete, sich aus dem Bett stahl, wenn er glaubte, dass ich bereits schlief oder überhaupt erst irgendwann in den Morgenstunden unter die Decke kroch.

Mein ganzes Nachhaken, was denn los sei, ob irgendwas passiert sei, brachte nichts, denn er hielt mich auch diesbezüglich auf Distanz und nicht nur mich. Für die Gruppe bedeutete das, dass sich die Stimmung nochmal ein wenig verschlechterte. Es wurde stiller, jeder beanspruchte mehr Zeit für sich, aber auch explosiver. Für einen lautstarken Streit reichte eine lächerliche Kleinigkeit und auch ich nahm mich dabei nicht aus. Alles, einfach alles ging mir so unglaublich auf die Nerven, dass es Tage gab, an denen ich schon mit einem Knäuel Wut im Bauch erwachte. Dass Seho sich in dieser Zeit so sehr von uns allen, aber im Speziellen von mir, absonderte, machte es nicht besser.

Wir konnten nicht miteinander reden, unsere heimlichen Treffen in der Kletterburg blieben aus und ich verbrachte mehr und mehr Zeit mit Santiago und Blue. Schließlich war für mich der Punkt erreicht, wo ich es nicht mehr ertragen konnte und ich tat das so ziemlich dümmste, was mir einfallen konnte.

Wieder allein in unserer gemeinsamen Koje, weil Seho mich mit den Worten weggeschickt hatte, ich solle schon mal ins Bett gehen, er würde nachkommen, starrte ich seit gefühlten Stunden an die Decke. Wieder hatte er sich mit Bonnie und Jax verschanzt und wieder wollte er kein Wort darüber verlieren, was das alles zu bedeuten hatte.

Je mehr ich darüber nachgrübelte, desto mehr flammte mein Ärger auf und am Ende kroch ich aus dem Bett, ohne wirklich zu wissen, was ich denn nun vorhatte. Wollte ich in meine verlassene Nische übersiedeln? Ein Zeichen setzen? Das war doch lächerlich. Ich fühlte mich zurückgewiesen, einsam und sehnte mich nach Nähe. Das war es, am Ende, was mich trieb und warum ich schließlich vor Santiago hockte und fragen wollte, ob ich bei ihnen bleiben konnte.

„Blue schläft bei den Kindern", ließ er mich wissen, fuhr sich dabei verschlafen durch die Haare und klappte dennoch ein Stück seiner Decke um. Ich dachte nicht nach, ich wollte nur nicht allein sein, deswegen nahm ich das Angebot an und kroch zu ihm unter die Decke.

Am nächsten Morgen erwachte ich in einem fremden Bett, mit einem warmen Körper an meinen geschmiegt. Sannie hatte einen Arm um meine Mitte geschlungen, seine Hand lag auf meiner. Wie wild klopfte mein Herz, als mir klar wurde, wie das für jeden anderen aussehen musste. Ich stahl mich aus der Koje, ohne ihn aufzuwecken, huschte über den Boden und spähte durch den Vorhang von Sehos Platz. Das Bett war gemacht, die Decken fein säuberlich zusammengelegt, er war also hier gewesen.

Mit einem mulmigen Gefühl schlich ich die Treppe hinab, bewegte mich nahezu lautlos durch den Flur und wurde erwischt, noch bevor ich die Küche erreicht hatte. Da trat Seho hinter mir aus der Tür seines Behandlungszimmer.

„Guten Morgen."

Verdammt.

Mit verkniffenem Gesicht drehte ich mich zu ihm um. „Morgen."

Er warf mir einen undefinierbaren Blick zu, als er an mir vorbei in die Küche lief und ich folgte ihm langsam. Ohne überhaupt zu fragen, schenkte er mir Tee ein, wandte sich dann ab und hantierte geschäftig auf der Anrichte herum, sortierte Verbände in eine Box und dergleichen mehr.

„Es tut mir leid", flüsterte ich in seinem Rücken. „Ich-"

„Du warst bei Santiago, ich weiß", unterbrach er mich ruhig. Trotzdem fühlte es sich an wie ein Hieb in die Magengrube. Ich trank rasch noch einen Schluck von dem heißen Tee.

„Es ist nicht so, wie du denkst", raunte ich dann doch noch. „Ich... war nur so allein."

Da hörte er mit seiner Arbeit auf, stemmte die Hände auf den Tresen und atmete einmal tief durch, bevor er sich zu mir umdrehte und mich ansah. „Ich weiß", sagte er wieder, mehr jedoch nicht. Es tat unglaublich weh.

Mit beiden Händen umklammerte ich meine Teetasse und starrte in die dunkle Flüssigkeit. „Ich... verstehe nicht, was hier geschieht. Ist... liegt es an mir? Habe ich irgendwas getan? Ist es wegen Sannie?!"

„Nein!" Seho stieß sich vom Tresen ab, machte einen Schritt auf mich zu, blieb dann jedoch wieder stehen. „Nein, Jonah, glaub mir, das-"

„Aber was ist es dann? Warum sprichst du nicht mehr mit mir? Warum das alles hier?" Meine allumfassende Geste, schloss das ganze Gebäude ein, aber sicherlich wusste er genau was ich meinte, denn er fiel wieder zurück gegen den Tresen, zog den Kopf ein und seufzte verhalten.

„Weil ich...", begann er und brach wieder ab. Er raufte sich die Haare, atmete erneut tief ein und stieß die Luft aus. „Es gibt so viele Dinge, die ich entscheiden muss..."

„Wegen mir?", hakte ich verwirrt nach. „Wegen uns?"

Da hob Seho den Kopf und sah mir geradewegs in die Augen. Er nickte nicht, verneinte aber auch nicht und ich wusste, dass ich den entscheidenden Punkt getroffen hatte. Ich wusste nur immer noch nicht wieso, oder woher das so plötzlich kam.

Ein bitteres Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Willst du mir jetzt sagen, dass du nicht mehr sicher bist, ob-" Aber noch bevor ich den Satz zu Ende führen konnte, unterbrach er mich, ebenso ruhig wie zuvor.

„Ich liebe dich."

Mit einem leisen, klirrenden Geräusch setzte ich die Teetasse auf dem Tisch neben mir ab, weil sie mir sonst vermutlich aus den Händen gefallen wäre. Derweilen sah Seho mich immer noch an, seufzte leise und hob schließlich in einer ergebenen Geste die Hände, bevor er sie wieder sinken ließ.

Er..?! War er verrückt geworden? Vielleicht, denn jetzt lächelte er auch noch bitter.

„Und es tut mir leid, dass ich dir das gesagt habe – jetzt, so. Das war nicht richtig, aber... ich weiß selbst gerade kaum mehr, was noch richtig ist. Dass du hier bist, ist nicht richtig, dass wir hier gefangen sind, ist nicht richtig, dass ich dir das sage, um dich hier zu halten..."

Ich blendete die hastig hervorgestoßenen Worte aus, ging zu ihm und schlang still die Arme um seinen Nacken, umarmte ihn, schmiegte mich an ihn, aber es dauerte eine ganze Weile, bis Seho diese Geste erwiderte. Selbst dann lagen seine Hände nur federleicht in meinem Rücken.

„Es ist nicht richtig, dass ich dich hier festhalte", flüsterte er weiter. „Dass ich dich nicht gehen lassen will."

„Was redest du denn?" Meine Finger fuhren durch seine Haare. „Wo sollte ich denn hingehen?"

„Egal wohin!", brauste er auf. „Überall ist es besser als hier! Du könntest-!"

„Seho!" Himmel, was war nur los mit ihm? Ich machte mich gerade so weit los, dass ich ihn ansehen konnte und schüttelte den Kopf. „Möchtest du denn, dass ich gehe?"

Seine Augen weiteten sich erschrocken. „Nein!", stieß er dann hervor. „Nein, ich will..." Wieder brach er ab und sah mich an, ein leichtes Kopfschütteln folgte. „Ich will nicht, dass du gehst", wiederholte er ruhiger, also nickte ich, lächelte und drückte meinen Mund auf seinen. Er erwiderte den Kuss nicht.

„Ich werde nicht gehen", murmelte ich, versuchte erneut ihn zu küssen, aber Seho wehrte mich ab.

„Was ist? Was ist passiert?", hakte ich flüsternd nach, hielt ihn fest, auch wenn er sich wehrte, bis seine Stirn schließlich gegen meine Schläfe sank und ich sein leises Seufzen hörte. Plötzlich schlang er die Arme um meine Mitte und seine Finger bohrten sich schmerzhaft in meine Seiten.

„Sandrin ist tot", hauchte er tonlos, die Worte so leise, dass sie kaum zu verstehen waren. Dennoch fuhr ich erschrocken zusammen. WAS?! Ich wollte mich von ihm losmachen, aber Seho hielt mich wie in einem Schraubstock fest.

„Er ist tot", flüsterte er wieder. Hastig beinahe, ein wenig atemlos. „Ich habe seine Sachen gefunden."

Okay, das war jetzt eindeutig zu viel. Energisch befreite ich mich aus seiner Umarmung, sah ihn an und umfasste sein Gesicht, als er sich abwenden wollte.

„Was sagst du da – Sandrin? Aber was... ist passiert?"

„Ich habe seine Sachen gefunden", wiederholte Seho monoton und starrte mich an. „Draußen in der Scheune, in einer der Tonnen. Die Kleidung, Schlafsack, verdorbene Lebensmittel... Alles was er für eine Flucht gepackt hatte." Plötzlich wirkte er so unendlich müde, dass es mir fast das Herz zerriss. Ich strich sanft über seine Wange. Wenn Sandrin wirklich hatte fliehen wollen, aber alle Sachen noch hier im Lager waren, bedeutete das doch auch, dass er seinen Plan nicht mehr umsetzen konnte.

„Und du bist sicher, dass er...?"

Seine Hand legte sich auf meine, sodass ich verstummte, aber er antwortete ohnehin nicht, sah stattdessen weg.

„Bonnie", stellte ich leise fest. Es war keine Frage, es war das Naheliegendste. „Ist das der Grund, warum du dich die ganze Zeit mit den beiden irgendwo einschließt? Hat er es dir gesagt? Hat er...?"

„Spielt es eine Rolle?" Seho sah mich müde an. „Sie müssen verschwinden, bevor irgendjemand die Wahrheit herausfindet, Victor oder – Gott bewahre – Ezra..."

Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Mit einem Stirnrunzeln fixierte ich ihn und versuchte zu begreifen, was hier vorging. Wollte er die beiden wirklich beschützen? Es dauerte einen Moment, bis es mir endlich dämmerte.

„Du willst ihnen helfen abzuhauen!"

„Ich muss", raunte er dumpf.

„Aber warum?! Warum willst du-!"

„Weil es in einer Katastrophe endet", unterbrach Seho mich barsch. „Und ich werde nicht warten, bis sie über uns hereinbricht."

Nun, ich konnte seine Beweggründe nicht wirklich verstehen und mir war klar, dass er mir nur einen Bruchteil dessen erzählt hatte, was er wirklich wusste, doch am Ende blieb nur die Frage, ob ich das mittragen wollte, oder eben nicht. Auch ohne weitere Hintergründe machte vieles jetzt natürlich weit mehr Sinn. Seine abweisende Haltung, sein ganzes Verhalten, die Wortkargheit und nicht zuletzt, das völlig überraschende, emotionale Geständnis. Er war am Ende dessen angekommen, was er allein bewältigen konnte.

„Okay", murmelte ich endlich. Rasch umarmte ich ihn, obwohl ich nun selbst zitterte und schloss für einen Moment die Augen, als sich seine Arme um mich schlossen. „Du musst das nicht allein machen, okay? Ich – werde nirgendwo hingehen. Ich – werde genau hier sein, bei dir."


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