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Erste Zweifel

13-Erste Zweifel

Zeit: Jahr 79 / Ort: Capitol Distrikt

Dass ich Jonah nachgejagt war, hatte auch andere aufgeschreckt. Connor und auch Sandrin folgten uns nur wenig später nach draußen, um zu sehen, was passiert war. Aber da hing Jonah bereits bewusstlos in meinen Armen.

„Ach du scheiße", wisperte Sandrin, kam zu mir gelaufen, packte Jonah und half mir, ihn aufzurichten. „Was ist denn passiert?"

Mir war nicht danach, ihm zu antworten, vor allem, weil ich ihn nicht unbedingt anlügen wollte, also zuckte ich zunächst nur die Schultern. Sandrin war jung, aufgeweckt und ziemlich gewitzt. Man merkte ihm an, dass er als typisches Straßenkind aufgewachsen war. Er konnte jede Information speichern und nutze gnadenlos aus, was er so aufschnappte. Meistens war das nützlich, manchmal lästig.

Auch Connor kam jetzt hinzu und wollte helfen. „Schaffen wir ihn wieder rein, hm? Ich glaube, das alles ist ein bisschen viel für ihn."

Sofort sah Sandrin auf und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein lauernder Ausdruck huschte über seine Miene. „Wie meinst du das?"

„Na, dass er das alles nicht kennt und, ich weiß nicht, man muss ihn doch nur beobachten. Er kann ja nichts, er ist wie ein Kind."

„Sagt dir dein reichhaltiger Erfahrungsschatz, oder was?", mischte ich mich ein und wies energisch auf das Haus. „Rein jetzt mit ihm."

Connor senkte verlegen den Blick, schwieg jetzt lieber und zusammen hievten wir den Burschen wieder ins Haus und brachten ihn zurück in den Gemeinschaftsraum. Ehrlicherweise musste ich Connor recht geben. Jonah war wirklich wie ein Kind und garantiert nicht in solchen Verhältnissen aufgewachsen. Er war völlig unbedarft, wusste nichts über unser Leben und konnte anfangs noch nicht mal Feuer machen, das hatte ihm Micah – mit seinen sechs Jahren – gezeigt. Überhaupt wirkte Jonah auf mich nicht unbedingt so, als hätte er in seinem Leben schon mal arbeiten müssen und das war ein Punkt, der mich sehr zum Nachdenken brachte.

Die reichen Sprösslinge im Capitol waren allesamt verwöhnte Gören, das stimmte, aber nicht alle von ihnen waren verweichlicht. Es gab genug einflussreiche Familien die gerade besonderen Wert darauf legten, dass ihre Söhne zu „echten Männern" erzogen wurden. Back to the roots. Alle Kinder des Reiches genossen eine religiöse Grunderziehung, die den Grundstein legte für diesen religiösen Fanatismus, den die Gesellschaft lebte. Und ebenfalls alle Kinder, oder alle, deren Eltern es sich leisten konnten, wurden in entsprechende Weiterbildungseinrichtungen geschickt.

Stand für die Mädchen also Achtsamkeit der Familie gegenüber und Tugendhaftigkeit ganz hoch im Kurs, schickte man die Söhne, wenn möglich, an die Militärakademie. Der oft bemühte Hinweis, dass jeder alles erreichen könnte, wenn er nur fleißig genug war, war jedenfalls nicht mehr als eine billige Floskel, die keiner Hinterfragung standhielt. Denn es gab zum Beispiel mittlerweile keine einzige Frau mehr im Militär und das lag ganz sicher nicht daran, dass Frauen daran nicht interessiert waren.

Jonah wiederum war offenbar mehr als nur behütet aufgewachsen und dafür gab es nicht viele Erklärungen. Entweder seine Familie hatte ihn aus einem unerfindlichen Grund versteckt, was normalerweise nur der Fall war, wenn man um das Wohl des Kindes fürchtete, oder man befürchtete, dass etwas über den eigenen Nachwuchs bekannt wurde, was sich nachteilig auf die Familie auswirkte, oder...

Unwillig nagte ich an meiner Unterlippe. Dieses Land mit seinem fanatischen System war so schwer zu durchschauen. Es gab so viele Dinge, die man nur erfuhr, wenn man sich in den richtigen Kreisen bewegte. Ganz gleich, ob es um wissenschaftliche Erkenntnisse ging oder die Wahrheit über die Militärmacht und wie viel Einfluss sie wirklich besaß. Das einfache Volk erfuhr nur, was es wissen sollte. Umso wichtiger war es, vorsichtig zu bleiben. Man durfte sich nicht täuschen lassen, nicht allzu schnell vertrauen. Das zumindest hatte ich auf bittere Weise gelernt.

Und Jonahs Reaktion hatte mich schockiert, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Das blanke Entsetzen war in seinem Blick gewesen, ich war mir nicht so sicher, dass man das so überzeugend spielen konnte, ganz gleich welchem Drill man unterworfen gewesen war.

Während Connor und Sandrin darüber grübelten, was unseren Neuzugang so aus der Bahn geworfen hatte, sah ich mir die Zeitungen an, die er vorhin durchgeblättert hatte.

...Welches Datum haben wir heute...? ... Welches Jahr..?...

Vom Sofa kam ein leises Stöhnen, ich legte die Zeitungen wieder weg und schlug Jonah behutsam auf die Wange. „Hey, nicht wieder wegdriften. Es ist alles okay, hm? Alles gut, du bist in Sicherheit."

Sein Blick irrte verloren durch den Raum, streifte Sandrin, Connor und blieb am Ende an mir hängen.

„Ich habe es also nicht geträumt?", nuschelte er.

Sandrin und Connor wechselten einen beunruhigten Blick und ich schickte die beiden mit einer ungeduldigen Geste weg. Getuschel und unnütze Verschwörungen konnte ich jetzt wirklich nicht brauchen.

„Nein", antwortete ich schließlich. Ich war mir zwar nicht sicher, worauf genau sich Jonah bezog, aber ihn jetzt anzulügen würde die Lage auch nicht verbessern. Nur was – was würde einen Unterschied machen? Ich seufzte. Jonah brauchte eindeutig einen Freund, aber ich war mir keinesfalls sicher, dass ausgerechnet ich das sein sollte. Vielleicht war ja Santiago – gerade wegen seines nicht einwandfreien Leumunds – der Richtige für diese Aufgabe. Immerhin war Santiago auch derjenige gewesen, der Jonah, entgegen aller Regeln, überhaupt mitgebracht hatte.

„Bleib noch liegen, okay?", sagte ich zu Jonah und berührte seine Schulter. Ein ängstlicher Blick traf mich. „Ich hole dir was zu trinken, hm?" Zwar nickte Jonah, doch als ich aufstehen wollte, packte er plötzlich mein Handgelenk. Er sagte nichts, aber die Panik war auch so deutlich zu spüren, also lächelte ich vage, befreite mich aus seinem Klammergriff und nahm seine Hand.

„Es ist alles okay. Jonah? Hörst du, das war einfach alles zu viel, also bleib jetzt einen Moment liegen, ich bin gleich wieder da."

Dieses Mal nickte er zumindest, legte dann eine Hand über die Augen und seufzte gut hörbar. Ich stand auf und verließ den Raum. Ich wollte ihm einen Tee holen und bei der Gelegenheit gleich Santiago suchen.

In der Küche fand ich Eliza, bat sie, Tee aufzusetzen, wo Santiago war, wusste sie allerdings nicht.

„Wollte er sich nicht mit Jonah treffen?"

Das war merkwürdig.

Am Ende lief ich durch das ganze Gebäude, öffnete eine Tür nach der anderen und rief nach ihm.

„Santiago!" Himmel, wo steckte der Junge?

Plötzlich streckte er den Kopf über die Brüstung des Schlaflagers. „Ja?", fragte er atemlos. Sein ganzes Gesicht war gerötet.

Stirnrunzelnd sah ich zu ihm hinauf, aber ich sparte es mir, hinaufzuklettern. „Wo bist du denn die ganze Zeit? Ich dachte du wolltest dich mit Jonah treffen?"

Er rumorte dort oben herum, dann tauchte sein Gesicht wieder auf. „Jaah!", Santiago rollte mit den Augen und strich sich die Haare aus dem Gesicht und kam schließlich mit einem vagen Grinsen die Stufen herabgepoltert. „Ich hab mich nur rasch umgezogen, weil... ach das willst du nicht wissen, glaub mir."

So wie er jetzt vor mir herumhampelte, wollte ich es vermutlich tatsächlich nicht wissen. „Ist Blue da oben?"

Sein Grinsen brach ein. „Ja... aber – hey es ist nicht was du denkst!".

Wusste ich. Ich winkte ab.

„Also wenn du dich nützlich machen willst, kümmere dich um Jonah, dem Jungen geht es echt nicht gut."

„Oh", sofort war Santiago neben mir. „Wir wollten heute...", begann er, brach gleich wieder ab und schwenkte um. „Was ist mit ihm?"

Ich zuckte die Schultern, machte mich erneut auf in Richtung Küche, während Santiago neben mir herlief. „Er ist...

...traurig", schloss ich nach kurzem Nachdenken. Eine bessere Beschreibung fiel mir tatsächlich nicht ein. „Ich weiß auch nicht. Aber ich hatte den Eindruck, dass du ihn gut leiden kannst, also..."

Santiago lächelte bitter. „Und da vertraust du ausgerechnet mir? Keiner der anderen würde das tun."

„Tja", ich zuckte erneut mit den Schultern. „Dann verspiel es nicht."

Ja, ich mochte Santiago, wirklich, und im Gegensatz zu allen anderen bewertete ich nicht vordergründig seine Vergangenheit. Wir alle hatten dunkle Flecken in unserer Vergangenheit, Dinge über die wir nicht reden wollten oder auf die wir nicht stolz waren. Ich wusste von so manchen Geschichten, nicht von allen und ja, zugegeben, Santiagos Hintergrund war kritisch. Er war ein ehemaliger Wächter, einer aus jener Truppe von Jägern, die Leute wie uns aufspürten und dafür sorgten, dass wir unserer gerechten Strafe zugeführt wurden.

Die Betonung lag auf ehemals. Er war ein Wächter gewesen, doch jetzt gehörte er zu uns. Und auch wenn die meisten in der Gruppe das Insiderwissen begrüßten, das er mitgebracht hatte, waren seine Fürsprecher spärlich gesät. Dabei hatten wir auch andere, die nicht einfach nur dem gebeutelten armen Volk entstammten, die – aus welchen Gründen auch immer – der Allmacht der Regierung entkommen wollten. Victor und Sun zum Beispiel, beide aus gutem Haus, vermögend, beide aus der Armee, hätte sich Sun in ihr Schicksal gefügt, hätten sie beide jetzt ein komfortables Leben. Aber Sun wollte nicht als Vorzeigehausfrau abgestempelt werden und Victor, damals noch ihr Freund, hatte ihrem Wunsch entsprochen, lieber ein selbstbestimmtes, wenn auch ärmliches Leben zu führen. Getraut wurden sie auf eine Waldlichtung – von Jason. Ihre Tochter Zoja kam hier im Werk auf die Welt.

Auch Ezra und Eliza, beide aus einer Familie, die beinahe in biblischer Ehrfurcht erstarrt war, gehörten zu dem Kreis, die wissentlich in ein schlechteres Leben geflohen waren. Zumindest was Ezra betraf. Sie beide hätten, getreu ihrer Bürgerpflicht, die Stellung eingenommen, die man ihnen zugedacht hatte – und sie hätten sich vermutlich nicht dagegen gewehrt, hätte das Leben selbst nicht zugeschlagen. Erst die furchtbare Sache die mit Eliza geschah, weckte sie alle auf. Aber genau auf diese Weise entstanden doch solche Gruppierungen. Geschundene Seelen, Menschen die nicht mehr wussten, wohin sie sollten, Flüchtlinge und ein paar Überzeugstäter.

„Ich kann Jonah morgen mit raus nehmen und die Fallen kontrollieren, wenn das okay wäre?", sagte Santiago gerade und nahm mir die Thermoskanne mit dem Tee ab.

„Geht Blue mit dir?"

„Nein." Santiago schüttelte den Kopf und sah auf seine Füße. „Er... hat gerade eine dunkle Phase."

„Okay, dann nimm Jonah mit, dann musst du nicht allein gehen." Ich wandte mich zu ihm um und nahm die Thermoskanne zurück. „Geht es Blue gut, braucht er Hilfe?"

Jetzt traf mich ein hilfloser Blick und Santiago zuckte die Schultern. „Ist okay", sagte er leise. „Wir kommen klar."


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