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Ein Problem nach dem anderen

41-Ein Problem nach dem anderen

Zeit: Spätherbst 79 / Ort: Capitol City, Abwasserkanal

Nachdem Jax eine kleine Notbeleuchtung aktiviert hatte, konnte ich im rötlichen Schimmer dieser schwachen Lichtquelle zumindest in Schemen meine Umgebung erkennen. Der Raum war winzig, zehn vielleicht fünfzehn Quadratmeter und eine komplette Längsseite war mit metallenen Schwerlastregalen vollgestellt. Auf der anderen Seite davon, gleich neben der Tür hockten Bonnie und ich. An einer der kurzen Seiten war etwas, das aussah wie ein Tisch oder eine Ablage, dort stand Jax und hantierte geschäftig herum. Die Luft hier drinnen roch muffig und abgestanden, allerdings nicht so stark nach Unrat und Fäkalien wie draußen, sondern eher fischig und auf meiner Zunge breitete sich der unangenehme Geschmack von Kupfer aus.

„Wo sind wir?", fragte ich in die Stille hinein.

Jax sah nicht her, antwortete jedoch. „Das war früher ein Serviceraum, die Wartungsmannschaft nutzt solche Räume, aber dieser Abschnitt ist längst vom städtischen System abgeschnitten und wird seit Jahren nicht mehr benutzt."

„Ja...", so was in der Art hatte ich mir schon gedacht, „...aber wo genau sind wir?"

„Im äußeren Ring", erklärte Jax und warf einen Blick in Richtung der niedrigen Decke über seinem Kopf. Die Kapuze rutschte ihm hinab und er strich sich die Haare aus dem Gesicht, bevor er nach oben wies. „In etwa hier sind die letzten Ausläufer des Marktes." Ein kurzer Blick traf mich, dann orientierte er sich, wandte sich halb nach rechts und streckte wieder den Arm aus. „In diese Richtung liegt der Hafen, etwa drei Meilen."

Der Markt am Hafen! Madox' Warnung hing noch in meinem Kopf, dass wir uns dort nicht blicken lassen sollten. Zu viele Wächter und Spitzel. Als ich diese Bedenken laut äußerte, nickte Jax schwach.

„Ja, das stimmt. Hier wimmelt es von Wächtern, aber wenn man weiß, auf welchen Ebenen man sich bewegen muss, ist es die sicherste Möglichkeit unterzutauchen. Wer würde dich hier suchen?"

Damit mochte er recht haben, allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass nach dem Tumult, den wir losgetreten hatten, noch mehr Wächter auf den Straßen sein würden. Wenn uns einer von ihnen erwischte, baumelten wir zum Abendrot von der Stadtmauer. Erwischte uns einer von der korrupten Sorte, hätte ich heute wohl noch ein Stelldichein mit Khai. Beides war nicht wirklich verlockend.

„Wir bleiben einfach eine Weile hier", meldete sich jetzt Bonnie neben mir zu Wort und richtete sich dabei leise ächzend ein Stück weiter auf. „Und wenn sie sich ein wenig beruhigt haben, sehen wir zu, dass wir aus diesem Drecksloch rauskommen."

Wie lange sein ‚eine Weile' meinte, wurde auch schnell klar, denn Jax sah wohl gerade die Dinge durch, die sie vorab schon hier gelagert haben mussten.

„Vier Tage kommen wir hin, fünf, wenn es sein muss."

Vier Tage wollten sie in dieser Kammer unter der Erde ausharren?! Allmählich zeichnete sich ein anderes Bild von den Beiden und ich begann zu verstehen, warum man sie seit Jahren nicht finden konnte, ganz gleich was die Schutztruppen aufboten. Rebellennester innerhalb irgendwelcher Stadtmauern wurden für gewöhnlich in schöner Regelmäßigkeit ausgehoben, auch wenn es kaum was brachte. Ein paar Kleinganoven und Gesindel, Bauernopfer, die den Untergrundclans lästig geworden sind womöglich. Aber hin und wieder landete auch ein großer Fisch in ihrem Netz und da für jedes kriminelle Individuum in diesem Land mehr oder weniger dieselben Regeln galten, waren sie alle organisiert. Die Hierarchie im Untergrund war ein kompliziertes Gebilde, wie ich nur zu gut wusste, eins, dem sich meine beiden Retter nie unterworfen hatten, weswegen es umso erstaunlicher war, dass man sie bis heute noch nicht gefasst hatte.

Ich konnte mich auch noch gut erinnern, wie Khai über die beiden gesprochen hatte. Beinahe mit Ehrfurcht. Sie hatten einen gewissen Ruf, galten als skrupellos, als die Männer, die alles besorgen konnten, was die Fantasie hergab und die Fähigkeit, komplett von der Bildfläche verschwinden zu können, machte sie zu einer begehrten Trumpfkarte. Ein Komplettpaket, für das so mancher Unsummen bezahlte.

Wer also hatte sie angeheuert? Wer konnte sich das leisten und warum?

„Wenn es nicht Khai war, wer hat euch geschickt?", wandte ich mich an die beiden. Aber Jax ignorierte mich und durchstöberte im Zwielicht die Regale, während Bonnie neben mir schrill zu kichern begann.

„Da kommst du nie drauf, Daddio."

Stirnrunzelnd sah ich ihn an und Bonnie kicherte schon wieder wie ein Betrunkener.

„Das war deine russische Zimtschnecke." Er wollte sich schier nicht beruhigen. „Die süße..."

Russische – was? „Victor?" Abrupt fuhr ich zu ihm herum. „Victor hat euch geschickt?" Herrgott! Womit hatte er bezahlt? Wir hatten doch nichts! Nichts von Wert für diese beiden Gestalten zumindest, wir-

„Ja...", kichernd schnappte Bonnie nach Luft. „Ist das nicht witzig? Er war so lustig... so verzweifelt, so..." Ein Hustenanfall bremste seine erheiterten Ausführungen und sein keckerndes Lachen ging in ein feuchtes Röcheln über.

Was war da los?

Offenbar hatten Jax und ich dieselbe Frage, denn auch er drehte sich jetzt abrupt um und richtete mit einem scharfen „Hey!", zusätzlich die Taschenlampe auf uns beide.

Bonnie hustete immer noch und winkte ab, da traf mich der Lichtkegel.

„Was ist das?", knurrte Jax, „wie siehst du aus? Bist du verletzt?"

Leidlich überrascht betrachtete ich meine zerschundenen Arme, aber das meinte Jax gar nicht, wie mir Sekunden später klar wurde, als ich sah, dass meine Klamotten dunkel verfärbt an meiner Seite klebten.

„Nein." Ich rappelte mich schwerfällig auf, Jax' Lichtstrahl aus der Taschenlampe schwenkte wieder auf Bonnie und mit einem gezischten „Scheiße", kam er heran und ich wirbelte herum.

Scheiße, in der Tat.

Jetzt, wo ihn das weiße Licht der Taschenlampe traf, konnte man erst sehen, dass Bonnie leichenblass war. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und jetzt, wo wir beide vor ihm hockten, verzog er das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Seine Zähne waren rot und blutige Schaumblasen zerplatzen auf seinen Lippen.

„Den hats erwischt", tat Jax unnötigerweise kund, woraufhin Bonnie gelassen abwinkte.

„Nur 'n Kratzer, macht euch nicht ins Hemd."

Oder ein etwas größerer Kratzer, bedachte man, dass meine Klamotten blutdurchtränkt an meiner Seite klebte, was wohl von dem Moment stammen musste, wo er im Container auf mir gelegen hatte.

Angeschossen! Die Bilder blitzten in meinem Kopf auf. Dort auf dem Dach, dass er zu Boden gegangen war, wenn auch nur für einen Atemzug. „Er wurde angeschossen...!"

Dass ich es laut aussprach wurde mir erst bewusst, als Jax aufsprang und eine der Taschen vom Tisch riss. Ein Erste Hilfe Set, wie es aussah, aber ob uns das hier weiterbringen würde?

Bonnie lachte schon wieder leise, während Jax die Taschenlampe auf seinen Körper richtete. Man sah nichts auf den schwarzen Klamotten, wie auch. Ohne Zögern riss Jax das Hemd seines Waffenbruders auf, zerrte den ganzen Stoff zur Seite und damit hatten wir die Bestätigung.

„Auf die Seite drehen", ordnete ich an, selbst überrascht, wie schnell ich in meinen gewohnten Modus verfiel, dann erst wurde mir klar, dass wir nicht ein, sondern jede Menge Probleme hatten. Meine gebrochene Hand zum Beispiel, die es mir unmöglich machte, so zu handeln, wie ich es müsste. Fehlende medizinische Ausrüstung, fehlendes Licht, fehlende Desinfektion, der ganze Dreck hier und die Tatsache, dass wir nicht weg konnten.

Jax war da praktischer veranlagt. Er reichte mir eine Flasche Whisky und ich fragte nicht, warum sie Alkohol in ihrer Tasche hatten, weil ich annahm, dass Bonnie dann sowas gesagt hätte wie: zu medizinischen Zwecken und es vermutlich – selbst in dieser Situation – noch urkomisch gefunden hätte.

Er gackerte auch jetzt amüsiert, als Jax ihn herumrollte und – die Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt – an seinen Klamotten zerrte.

„Uhh, Schätzchen", schnaufte Bonnie, „seit wann so aufdringlich, so kenn ich dich ja gar nicht."

Dafür verpasste ihm Jax einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf und Bonnie kicherte noch mehr. Unterdessen nutzte ich den Whisky für eine grobe Desinfektion und fand den Einschuss tatsächlich auf seiner linken Seite.

„Keine Austrittswunde, das heißt, die Kugel steckt noch drin." Mein Blick kreuzte den von Bonnie.

„Nicht gut, nehme ich an?", hakte er nach und leckte sich über die blutigen Zähne.

„Kann man so und so sehen", wich ich aus. „Aber in dieser Umgebung ist es ohnehin unerheblich. Wie sollte ich sie rausholen?"

„Messer."

Prompt zog Jax Bonnies Messer hervor, ein Schlachtwerkzeug mit einer mindestens 25 cm langen Klinge und eingefrästen Zähnen an der Oberkante. „Damit kann ich ihn zerlegen, wenn wir seinen Kadaver loswerden müssen, okay?!"

„Also lassen wir das hübsche Ding, wo es ist?", fragte Bonnie und ich nickte vorerst dazu. Sollte ich ihn über eine mögliche Vergiftung aufklären, über eine Infektion, die unweigerlich kommen würde? Oder darüber, dass er Antibiotika brauchte, am besten sofort? Stattdessen bat ich Jax um den Verbandskasten und versorgte die Wunde so gut es unter den Umständen möglich war. Es würde sich früh genug zeigen, wie lange wir hier aushalten konnten.

Bonnie war ein harter Hund, der einiges aushielt, jedoch ging dann alles bei weitem schneller, als ich vermutet hätte. Bis zum Abend hatte er Fieber, hockte an die Wand gelehnt und atmete ganz flach. Er gab keinen Mucks von sich, während ich mir die Verletzung nochmal ansah, knirschte aber mit den Zähnen, während ich das Areal abtastete. Die Haut war heiß und gespannt, das war nicht gut. Bonnie konnte wohl anhand meiner Miene schon ablesen, was Sache war.

„Jetzt muss das Andenken wohl doch raus, hm?"

„Ich fürchte, ja."

Mit einem abfälligen Grinsen reichte er mir sein Messer, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht aufschlitzen, womit soll ich dich wieder zusammenflicken?"

Das sah er wohl ein, denn er hievte sich in eine halbsitzende Position und nickte mir zu. „Dann hol sie so raus. Mit den Fingern", erklärte er völlig ruhig und am liebsten hätte ich ihm jetzt eine übergezogen. Allerdings, ohne andere Möglichkeit, was blieb dann noch?

„Ich werde versuchen, die Kugel zu ertasten. Ich muss wissen, wie tief sie drinsteckt, okay? Das wird nicht schön."

Wieder trafen sich unsere Blicke und Bonnie grinste schief. „Also das sind normal meine Worte, hm, Reisbällchen?"

„Du dämlicher Hund." Ich kippte Whisky über seine Wunde, über meine Hand, was allein auf den Schürfwunden wie Feuer brannte, aber Bonnie grunzte nur leise. Und dann ein wenig lauter, als ich mit einem Finger vorsichtig in den Wundkanal tastete. Okay, das war nicht so tief, das war – durchführbar, würde aber höllisch wehtun. Als ich meinen Finger wieder zurückzog, stöhnte Bonnie dumpf auf.

„Scheiße, Doc, du hast echt ein einfühlsames Händchen, also was jetzt?"

„Ich krieg sie raus, aber das wird nicht schön", wiederholte ich deutlicher.

Dieses Mal nickte Bonnie und starrte mich mit einem kalten Lächeln nieder. „Ich sag dir was, Daddio. Wenn du mir hinterher die Stange polierst, darfst du sie auch mit den Zähnen ganz langsam rausnagen, okay? Also, mach sie raus und hör auf rumzuflennen."

Ich ignorierte seine Worte, das alles kannte ich ja bereits. Je mehr er unter Druck geriet, desto extremer wurden seine Worte. Und dass er hier lag und immer noch ordinäre Reden schwang, sprach dafür, dass er jetzt schon rasende Schmerzen haben musste.

„Okay. Ich brauche deine Hilfe", wandte ich mich an Jax. „Ich kann meine Hand nicht bewegen, also..." Behutsam tastete ich an der Wunde entlang, drückte in die Haut, bis ich den Widerstand spüren konnte. Bonnie gab ein dumpfes Raunen von sich, mehr jedoch nicht.

„Hier reindrücken." Ich führte Jax' Finger an die Stelle. „Spürst du das? Das ist die Kugel, du drückst hier rein und schiebst sie in diese Richtung." Tat Jax und sofort stöhnte Bonnie leise. Sein Bein zuckte, aber sonst wehrte er sich nicht. Ich tastete erneut in den Wundkanal und nickte.

„Das funktioniert, mach weiter."

Ich hatte keine Ahnung, wie dieser Kerl das machte, aber er schrie nicht. Es mussten höllische Schmerzen sein, vor allem auch weil mir klar war, mit welcher brachialen Gewalt Jax die Finger in seine Seite grub. Zweimal stöhnte er heiser auf, sein Körper zuckte unwillkürlich, aber sonst kam kein Laut über seine Lippen. Auch nicht, als ich wie ein Metzger in der offenen Wunde wühlte und versuchte, das Ende der Patrone mit den Fingernägeln zu greifen. Jeder andere wäre vielleicht in gnädige Bewusstlosigkeit abgedriftet, er jedoch nicht. Am Ende nahm ich doch sein Messer, hebelte den Fremdkörper mehr oder weniger aus seinem Fleisch und ja, jetzt zeigte Bonnie doch eine Reaktion. Er krümmte sich zusammen, fiel schwer auf seinen Ellenbogen und erbrach sich würgend.

„Das wars", raunte ich. „Sie ist draußen."

„Großartig", seine Stimme klang heiser. „Na, das war doch ein Spaziergang."

War es vielleicht doch nicht, denn noch während Jax ein paar Tücher aus dem Verbandskasten auf die Wunde drückte, bröckelte Bonnies Grinsen endgültig weg, er verdrehte die Augen und kippte zur Seite.

War vielleicht nicht so übel. So konnte ich noch etwas von dem Whisky in die Wunde kippen und mit Hilfe von Jax einen einigermaßen anständigen Verband anlegen. Am Ende sah ich aus wie ein Schlachter und war so fertig, dass ich einfach in mich zusammensank, dort wo ich kauerte.

„Die Wunde hat sich längst infiziert. Er braucht Medikamente", raunte ich dumpf, aber gerade fiel es mir unheimlich schwer, zu denken. „Aus dem Capitol..."

Das war das Problem, das größte von allen.

Dass wir hier eingesperrt waren.

„Okay – hey! Hey Doc!" Ein feuriges Klatschen an meiner Wange brachte mich zurück. „Hier." Jax reichte mir eine Wasserflasche. „Wir lösen das Problem – eins nach dem anderen, verstanden?"

Ich nickte. Für den Moment hieß das, ich bekam was zu essen, harte Kekse, wie sie in Soldatenverpflegung abgepackt waren, ein bisschen Wasser und nach einer kleinen Weile, in der ich einfach nur an der Wand gehockt war, wurde es besser.

Ich diskutierte mit Jax, was zu tun sei, aber da diese Art von Medikamenten nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen waren und keiner von uns sich dort blickenlassen konnte, blieben nicht viele Möglichkeiten.

„Ich habe einen Kontakt in Regierungskreisen", raunte ich irgendwann. Das war riskant, natürlich, aber die andere Möglichkeit war, hier zu verrotten.

„Ihr Name ist Kia."


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