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Alltagsdinge

29-Alltagsdinge

Zeit: Sommer 79 / Ort: Capitol Distrikt

Am nächsten Morgen erwachte ich erneut ziemlich früh, vielleicht, weil jemand an Sehos Schlaflager vorbeigeschlichen war und der Vorhang sich bewegt hatte. Seho schlief noch, sein Arm war halb um mich geschlungen und seine Finger streiften bei jedem meiner Atemzüge meine Brust. Außerdem war er so nah herangerückt, dass ich seinen warmen Atem an meinem Nacken spüren konnte, ganz leicht, ruhig, sehr langsam. Blinzelnd öffnete ich die Augen, beobachte eine Weile, wie der Vorhang vor meinen Augen sich leicht bewegte, dann zwischendurch wieder etwas stärker, als erneut jemanden nahezu lautlos vorbeihuschte. Ich rührte mich nicht, wartete, bis wieder vollkommene Stille herrschte und schloss die Augen. Ein wenig ruckelte ich herum, versuchte mich bequemer hinzulegen, hatte aber nicht vor, jetzt schon aufzustehen, dafür genoss ich die behagliche Geborgenheit, die mich umfing, gerade noch viel zu sehr. Die kaum spürbare Bewegung reichte wohl aus, denn mittendrin war es Seho der sich jetzt ein wenig regte, ein Bein ausstreckte, direkt an meinem und gleichzeitig den Arm plötzlich fester um mich schlang. Er murmelte etwas, das nicht zu verstehen war, dann war es wieder still und ich legte meine Hand auf seine, die auf meiner Brust lag. Es war die Geste an sich, das Vertraute, das etwas tief in mir berührte und aufflammen ließ. Etwas, dem ich gar keinen Raum geben wollte, weil ich dafür nicht bereit war und was sich trotzdem fast schmerzhaft in mein Herz wühlte. Loslassen wollte ich ihn dennoch nicht und nach einer Weile hatte ich mich auch wieder beruhigt, das träge Gefühl nahm überhand und ich dämmerte erneut weg.

Das nächste Mal erwachte ich, weil Seho sanft und ganz vorsichtig versuchte, seine Hand aus meinem Klammergriff zu befreien. Im ersten Moment begriff ich gar nichts. Alles war gut, ich fühlte mich gut, es war so kuschelig und wir mussten doch beide gar nicht aufstehen heute, warum wollte er weg? Entsprechend griff ich seine Hand fester, rollte mich ein und murmelte: „Bleib noch, hm?"

„Jonah?"

„Mmh?"

Ein leises Lachen ertönte. „Jonah – du bist gar nicht richtig wach, hm?"

Ja und dann verstand ich plötzlich alles und zwar gleichzeitig. Es war nicht mein Bett, nicht meine Welt und es war Seho, dessen Hand ich fest umklammert hielt. Augenblicklich ließ ich ihn los, drehte mich um, rutschte gleichzeitig ein Stück zurück und wäre so fast von der Matratze gekullert, hätte er mich nicht – schon wieder leise lachend – festgehalten.

„Hey! Nur die Ruhe. Ist doch nichts passiert. Bist du jetzt wach?"

„Schon..." Meine Güte, ich war sowas von wach. Ich wollte mich aufrappeln, fiel aber gleich wieder um und verbarg das Gesicht in beiden Händen. „Sorry", nuschelte ich gedämpft. „Ich wollte nicht..." Ja was? Egal, der Satz brauchte kein Ende. Seho tätschelte mein Knie und schob sich an mir vorbei.

„Ich hab's überlebt, weißt du?", sagte er amüsiert, während er seine Kleidertruhe aufmachte und nach Klamotten kramte.

„Willst du noch ein bisschen liegenbleiben? Ist bestimmt noch zu früh."

„Nah – was denken denn meine Schüler, wenn ausgerechnet ich zu spät komme?"

Das nahm Seho mit einem Grinsen hin, dann reichte er mir die Hand und zog mich in eine sitzende Position.

„Wir sehen uns beim Frühstück", meinte er außerdem und weg war er. Erst jetzt, wo ich so ganz allein in seinem Bett saß, wurde mir klar, wie seltsam das alles auf die anderen wirken musste. Was würden sie denken, wenn ich jetzt den Vorhang zurückzog und aus seinem Bett gekrochen kam? Oder – war es ihnen egal? In der Zeit, die ich jetzt hier war und unter diesen so unterschiedlichen Leuten lebte, war mir zumindest eines ganz besonders aufgefallen: Die liebevolle Art, wie sie alle miteinander umgingen. Sie sorgten sich umeinander, machten keine Unterschiede und für jeden, der es brauchte, gab es Streicheleinheiten satt – selbst für mich.

Also ja, womöglich hätten sie noch nicht mal einen zweiten Blick auf mich geworfen, wenn ich aus der falschen Koje kroch, trotzdem verharrte ich, bis es so ruhig war, dass ich glaubte, sicher verschwinden zu können. Dann zischte ich zu meinem Lager, nahm mir frische Wäsche aus dem Pappkarton, der im Moment meine „Kleidertruhe" darstellte und machte mich endlich auch auf den Weg nach unten. Im Waschraum traf ich eine gutgelaunte Sun, die mir fröhlich plappernd berichtete wie unglaublich stolz Zoja war, dass sie auch schon in die Schule durfte, wie die Großen und sie bedankte sich bei mir, dass ich mich so um die Kleine bemühte.

In der Küche ging es rund wie an einem Taubenschlag, alles wuselte durcheinander, alle plapperten, fragten und riefen Antworten, sodass man kaum hinterherkam. Eliza winkte mich schmunzelnd zu sich, bat mich, nochmal Tee aufzusetzen und drückte mir gleichzeitig Schüsseln mit kleingeschnittenem Obst für die Kinder in die Hand, also setzte ich Wasser auf, brachte das Obst in den Frühstücksraum, wo Victor und Connor mit den Kindern kämpften. Als die beiden Jungs mich sahen, sprangen sie wieder auf und da half es auch nicht, dass Victor ihnen in einer Sprache nachblaffte, die ich überhaupt nicht verstand. Jojo fuhr ein wenig zusammen, stoppte aber nicht und Micah ignorierte ihn ganz. Den erwischte Connor im letzten Moment am Kragen seines Shirts und bremste den Frechdachs damit recht abrupt.

„Guten Morgen Jonah!", trällerte außerdem Jiwon von der anderen Seite und ich musste schmunzeln.

„Morgen. Hier", ich drückte Jojo eine Obstschüssel in die Hand, strich ihm mit der freien Hand über seine wirren Haare und schickte ihn zurück, während ich die zweite Schüssel auf dem Tisch abstellte.

„Okay, wer sich heute beim Frühstück nicht benimmt, darf nicht in die Schule." Wupp – schon saßen alle auf ihren Plätzen und ich grinste triumphierend. Wie lange das wohl noch funktionieren würde?

„Unfair aber effektiv", kommentierte Victor das und Connor zuckte die Schultern. „Ziemlich. Ich weiß noch nicht, ob es mir gefällt, dass er plötzlich so viel Macht über die Kinder hat."

Hinter mir schob sich Eliza vorbei, hatte den Tee dabei, dirigierte mich mit einer Hand in meinem Rücken in Richtung meines Platzes und umrundete dann den Tisch. „Genieße es", sagte sie, aber ich war nicht sicher, ob sie damit mich oder Connor meinte.

Das Frühstück selbst war danach locker und ziemlich gelöst. Es wurde geplaudert, gelacht und Pläne für die kommenden Tage geschmiedet. Ich beteiligte mich wenig daran, denn meine Aufgabe war ja klar und abgesehen davon, war ich vollkommen davon eingenommen, wie reibungslos das alles hier funktionierte. War es immer so und hatte ich es bisher nicht bemerkt? Was hatte sich verändert? Zweimal traf ich während dieses Frühstücks Sehos Blick, zweimal bekam ich ein vages Lächeln und sah daraufhin schnell wieder weg. Doch, etwas hatte sich verändert.

Als ich später meine Klasse betrat, erwarteten mich vier leuchtende Kinderaugenpaare und ich vergaß vorübergehend alles andere, was mich beschäftigte. Wir übten ein paar Buchstaben, lasen zusammen eine Geschichte, nun, ich las, der Rest kommentierte das eifrig und lautstark, und wir hatten ziemlich viel Spaß zusammen. Die Kinder schafften es über Stunden hinweg, mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und ich musste vor mir selbst zugeben, dass diese neue Aufgabe tatsächlich das richtige für mich war.

Am Ende der Woche war meine Schulklasse plötzlich angewachsen, denn als ich an diesem Morgen in den Raum trat, saß hinter den Kindern, ganz allein an einem Tisch, Blue und kritzelte auf einem Blatt. Ich konnte nicht sehen, was er machte, ob er zeichnete oder schrieb, aber ich war mehr als nur überrascht, ihn hier zu sehen. Während die Kinder mich lautstark begrüßten, sah er demonstrativ weg und wagte es erst in meine Richtung zu linsen, als die Kinder wieder Buchstaben übten. Zoja malte, das tat sie meistens, oder versuchte ihren Namen zu schreiben, und ich nutzte die kleine Pause und ging zu Blue.

Noch bevor ich an seinem Tisch angekommen war, sah er erschrocken auf und rückte an die äußerste Ecke, also blieb ich stehen.

„Ich wollte dich nicht erschrecken, Blue, okay? Ich wollte nur... bist du..? Soll ich dir bei irgendwas helfen? Warum bist du denn hergekommen, hm?"

Das beantwortete er nicht, sah stattdessen weg und zupfte dabei unruhig in seinen Haaren. In der Zwischenzeit war ich neben seinem Tisch in die Knie gegangen, wartete, bis er sich soweit gefangen hatte, dass er meine Nähe akzeptierte und wieder auf sein Blatt starrte.

„Ich wollte malen", nuschelte er endlich, so leise und so undeutlich, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen.

Malen! Ich versuchte es mit einem Lächeln. „Natürlich darfst du das und du darfst auch gerne hierbleiben, wenn du möchtest."

Daraufhin nickte er, lächelte schwach und griff wieder nach seinen Stiften. Ich ließ ihn in Ruhe und kehrte wieder zum Rest der Kinder zurück. Blue war ein Phänomen, das man nicht erklären konnte. Er war hübsch, zierlich, wirkte fast zerbrechlich und meistens so unglaublich jung, selbst fast wie ein Kind und dann wieder, war er kaum zugänglich, rastete regelrecht aus, wenn irgendwas geschah, womit er nicht umgehen konnte. Ich hatte gesehen wir er Sannie tretend und schlagend abgewehrt hatte, wie er wie am Spieß gebrüllt hatte, nur weil jemand ihn angefasst hatte, ohne dass er es wollte und mindestens genauso oft hatte ich miterlebt, wie er mal traurig und weinend, dann wieder glücklich und leise summend, an Sannie oder auch Seho hing, wie ein kleines Klammeräffchen. Aber bisher hatte mir keiner erklärt, was mit ihm los war.

Im Moment saß er offenbar zufrieden im hinteren Bereich, malte, summte dabei leise und ließ sich von uns nicht stören. Ich konnte es mir nur so erklären, dass er vielleicht bewusst unsere Nähe gesucht hatte.

Das war es auch so ziemlich, was Seho mir später am Abend bestätigte, dass es manchmal nicht ganz klar war, was Blue gerade bevorzugte oder mochte und es deswegen am besten war, wenn man ihn nicht bedrängte.

Er blieb also bei mir und den Kindern, saß jeden Tag still im Hintergrund und malte, während ich mit den Kindern schreiben übte oder ähnliches. Nur wenn ich vorlas, dann malte er nicht, sondern hörte zu. Es sollte über einen Monat dauern, bevor er zum Vorlesen seinen Platz verließ und sich auch nach vorn auf den Teppich setzte, wie die anderen Kinder. Und es dauerte nochmal so lange, bis er den ersten Körperkontakt zu mir herstellte, einen Arm um meinen schlang, während ich las und den Kopf auf meine Schulter legte.

Aber bis dahin ging die Gruppe, die allmählich immer mehr zu meiner neuen Familie wurde, tagtäglich ihrem Leben nach und nicht selten war es mehr Überleben. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ich mich auch daran gewöhnen konnte, aber es war natürlich so. Es gab Tage, da vermisste ich so einfache Dinge, wie faul im Bett liegen und einen Film zu sehen und dann wieder vermisste ich nichts davon. Es war eine andere Art zu leben, einfacher, aber auch intensiver und die Phasen, wo ich meinem alten Leben nachtrauerte wurden kürzer und lagen weiter auseinander. Das hieß nun nicht, dass ich meine Familie und Freunde nicht vermisste, dass ich mir nicht viel zu oft wünschte, Gino wäre hier, aber der Schmerz wich allmählich einer Wehmut und mit der konnte ich besser umgehen.

Zusammen waren wir durch einen langen und viel zu heißen Sommer gegangen und allmählich näherte sich der Herbst. Es wurde abends kühler und schneller dunkel, die Hitze des Tages wurde erträglicher. Das war in etwa die Zeit, als Madox das zweite Mal bei uns auftauchte, nach unserem Ausflug in die Stadt. Beim letzten Mal waren Sandrin und Victor bei ihm gewesen und jeder, vor allem die Kinder, wartete sehnsüchtig auf den Wagen. Wenn Madox kam, war es immer ein Highlight, eine willkommene Unterbrechung unseres Alltags und vor allem brachte Madox unzählige Neuigkeiten und Geschichten mit. Dieses Mal allerdings keine guten. Ich wusste aus diversen Unterhaltungen, dass Eliza immer noch verheiratet war und dass eben jener Mann noch nicht aufgegeben hatte und sie immer noch suchte. Das war auch ein Grund, warum Eliza nie mit in der Stadt war, aber jetzt sprach Madox eine konkrete Warnung aus.

Es war spät, die meisten schon ins Bett gegangen und nur Seho, Victor, Connor und ich saßen noch mit Madox zusammen, der dieses Mal bei uns übernachtete. Dank ihm hatten wir ein üppiges Abendessen genossen und die Stimmung war fast ausgelassen gewesen, jetzt wirkte es eher düster und drückend.

„Eliza und Micah sollten in den nächsten Wochen nicht draußen unterwegs sein", begann er. „Lasst sie nicht in den Wald und auch nicht weiter weg. Und auch Ezra sollte auf keinen Fall in die Stadt kommen, okay?"

Als Victor die Stirn runzelte, lehnte sich Madox zurück. „John Kenda ist in der Stadt", raunte er dumpf. „Sir – John Kenda... offenbar hat das Schwein eine Beförderung eingefahren. Es wird auch gemunkelt, er würde in den Rat berufen. Wenn das stimmt, bleibt er womöglich in der Stadt und das wäre... ungut. Im Moment ist er Gast... bei meinen Eltern", fügte er da noch an und rümpfte die Nase. Drei Leute am Tisch murmelten dumpf, ich verstand nichts und warf einen hilfesuchenden Blick zu Connor, der neben mir saß.

„Elizas Mann", raunte er dumpf. „Er kennt die Familie viel zu gut und wenn er Ezra sieht, weiß er, dass seine Schwester nicht weit ist."

„Du solltest die Stadt auch lieber meiden", sagte Madox und nickte Connor zu. „Sicherheitshalber. Sie sind sich nicht sicher, wo du abgeblieben bist, aber es gibt Gerüchte und John", er spuckte den Namen fast aus, „wird jedes Mittel recht sein, um seine Familie wieder zurückzubekommen."

„Dann müssen wir entsprechend planen", sagte Connor an Seho gewandt. „Es ist besser, Ezra erfährt nichts darüber, nicht, dass er auf dumme Gedanken kommt. Du weißt, wie er auf Kenda reagiert."

„Ich lass mir was einfallen", stimmte Seho zu.


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