Samstag Morgen
Kapitel 9
Samstag Morgen
„Lily! Hallo!"
Überrascht drehte Lily sich um und sah Mia Harrison hinter ihr her rennen.
„Mia?", fragte sie überrascht, als Mia neben ihr zum Stehen kam.
„Hey, ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Du kannst natürlich auch nein sagen, ich verspreche dir mein Mann wird nichts davon erfahren."
„Worum geht's?"
„Also... Ich würde meinen Mann gerne zum Essen einladen, aber ich brauche einen Babysitter und ich hatte gehofft... Naja, so vor Weihnachten kannst du bestimmt auch ein bisschen Geld gebrauchen."
„Du fragst mich, ob ich babysitten würde?"
„Ähm... Ja, eigentlich schon. Teddy würde auch schon schlafen, du müsstest dich gar nicht um ihn kümmern. Es muss halt nur jemand da sein, falls was ist..."
„Ich machs!", unterbrach Lily.
„Ehrlich?"
„Ja klar. Total gerne! Wann denn?"
„Samstag? Würde dir das passen?"
„Klar! Oh, verdammt...
„Wenn es nicht geht, ist auch OK, dann frag ich jemand anderes.", beeilte sich Mia zu versichern. „Du sollst dich nicht irgendwie gezwungen fühlen."
„Das tu ich nicht", sagte Lily schnell. „Es ist nur so, dass die Jungs und ich am Samstagabend in die Bibliothek wollen, um einen Aufsatz fertig zu machen, aber ich bin sicher, dass ich das irgendwie verschieben kann."
„Was denn für ein Aufsatz?", fragte Mia neugierig nach.
„Verteidigung gegen die Dunklen Künste"
„Ah ja, hab davon gehört. Warte.... Ihr könnt den bei uns schreiben, wenn ihr wollt!"
„Was?", fragte Lily überrascht.
„Ihr könnt den Abends auch bei uns im Quartier schreiben, Platz ist genug da und ich bin mir sicher, dass mein Mann alle nötigen Bücher in seinem Arbeitszimmer hat. Die könnt ihr benutzten."
„Wir sollen die Bücher deines Mannes benutzen?!"
„Sicher, warum nicht?"
„Richtig", sagte Lily langsam, „Warum nicht? OK, ich mach's."
„Klasse! Ich danke dir! Wir wollten schon lange mal wieder was zusammen machen. Du bist meine Rettung! Kommst du so gegen acht?"
„Klar, aber ich kann auch früher kommen. Wenn du willst, kann ich den ganzen Tag auf Teddy aufpassen, dann könnt ihr mal wieder machen was ihr wollt."
„Den ganzen Tag?", fragte Mia überrascht, „Aber... Willst du wirklich den ganzen Tag mit einem Kleinkind verbringen? Er muss essen, beschäftigt werden und er hat die Angewohnheit sich ganz schnell aus dem Staub zu machen, wenn man nicht richtig aufpasst!"
„Das schaff ich schon.", versicherte Lily ihr, „Zuhause mach ich sowas auch und außerdem kann ich mir ja die Jungs zur Hilfe holen!"
„Oh OK, ihr könnt ja mit ihm in der Halle essen oder die Elfen bitten euch etwas ins Quartier zu bringen.", sagte Mia spürbar unsicher.
„Oder ich koche was", strahlte Lily, „Das vermisse ich hier in Hogwarts sowieso, ich koche nämlich total gern!"
„Na gut, in der Küche ist auch genug, da könnt ihr euch ruhig bedienen, scheut euch nur nicht."
„Alles klar, wann soll ich da sein?"
„So gegen neun?", fragte Mia.
„Klar, ich werde da sein. Und die Jungs kriege ich auch noch dazu mir zu helfen!", lachte Lily mit spürbarer Vorfreude.
„OK", sagte Mia, „Dann Samstag um neun."
„Du hast was?!", rief James ungläubig, als Lily ihm und seinen Freunden am Abend von ihrem Gespräch mit Mia erzählte.
„Alter, deine Freundin dreht durch.", flüsterte Sirius.
„Nein, ganz bestimmt nicht.", sagte Lily wütend. „Ihr müsst mir ja nicht helfen, aber wenn wir den Aufsatz zusammen schreiben wollen, dann müsst ihr wohl oder übel vorbei kommen. Dann ist der Kleine ja auch schon im Bett."
„Ach Quatsch, natürlich helfen wir dir.", sagte Remus. „Das ist doch mal ne echte Abwechslung. Allerdings habe ich keinerlei Erfahrung mit Kindern."
„Ich auch nicht! Trotzdem helf ich dir."
„Danke, Peter, das ist sehr nett von euch beiden."
„Hey, warte, das ist eine super Gelegenheit!", rief Sirius plötzlich.
„Gelegenheit? Was für eine Gelegenheit?", fragte James misstrauisch.
„Na, etwas über Harrison zu erfahren!"
„Was?!", rief James entsetzt. „Du willst doch nicht etwa in seinen Sachen rumschnüffeln, oder? Er ist Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, der wird schon dafür gesorgt haben, dass seine Sachen in Ruhe gelassen werden."
„Aber er wird wohl kaum erwarten, dass jemand so dumm ist in seinem Quartier herum zu schnüffeln!", antwortete Sirius.
„Dir ist schon klar, dass deine Logik alles andere als logisch ist, oder?", fragte James resigniert.
„Wenn er uns erwischt sind wir richtig am Arsch.", sagte Peter besorgt. „Überlegt doch mal, wie er ausgeflippt ist wegen eines einfachen Streichs! Ich will nicht wirklich wissen, was er macht, wenn er uns beim spionieren erwischt."
„Oh, Peter, du Angsthase. Dann lassen wir uns halt nicht erwischen!", grinste Sirius.
„Hmpf", schnaubte Lily, „Wir werden ja sehen. Samstag morgen um neun geh ich hin, ist mir egal wann ihr nachkommt. Aber geschnüffelt wird nicht!"
„Wenn er nichts zu verbergen hat, werden wir auch nichts finden.", sagte Sirius bestimmt.
„Ich finde es einfach nicht richtig.", antwortete James verzweifelt.
„Wie kommt es eigentlich, dass du so von ihm überzeugt bist?", fragte Remus interessiert, „Ich meine, was weißt du was wir nicht wissen?"
„Nichts... Ich habe nur irgendwie das Gefühl, dass er uns wirklich helfen will. Ich weiß nicht was es ist, aber ich habe das Gefühl, dass ich ihn kennen müsste."
Skeptisch sahen seine drei Freunde ihn an, bevor Remus sich an Lily wandte: „Und was ist mit dir?"
„Mir mir? Ich mag seine Frau. Sie ist wirklich sehr nett und ich denke einfach nicht, dass die beiden böse sein könnten. Außerdem benehmen sie sich ihrem Sohn gegenüber so... Ach, ich weiß nicht. Sie scheinen einfach gute Menschen zu sein."
„Woher kennst du seine Frau eigentlich und warum darfst du sie „Mia" nennen?", fragte Peter neugierig.
Zur großen Überraschung der Rumtreiber wurde Lily rot.
„Ich... ähm... also ich hab sie zufällig getroffen und wir haben uns unterhalten."
„Worüber?", fragte James.
„Also genau genommen über dich."
„Mich?"
„Ja, das war an dem Abend bevor ich dich wegen Hogsmead gefragt habe. Sie hat mir von sich und ihrem Mann erzählt."
„Was gibt es denn über die beiden zu erzählen?", fragte Remus neugierig. „Du hast schon mal erwähnt, dass sie nur ein Jahr jünger ist als er, aber was noch?"
„Sie hat erzählt, dass er der beste Freund ihres Bruders ist, dass sie sich in ihn verliebt hat, als sie zehn war und.... wieso interessiert euch das eigentlich? Das ist doch „Frauenkram"."
„Na und?", fragte Sirius und begann dann zu grinsen, „Wir haben doch alle ne weibliche Seite, die einen so wie wir weniger und die anderen, so wie Schniefelus mehr!" Dabei lachte er fröhlich über diesen Seitenhieb, den Lily aus Gewohnheit einfach ignorierte. In den letzten paar Wochen hatte sie entdeckt, dass Sirius gar nicht so schlimm war, wenn man gelegentlich einfach ignorierte, was er sagte.
„Also, Samstag um neun.", sagte sie bestimmt.
„Du hast was?!", rief Harry ungläubig ohne auch nur zu ahnen, dass sein Vater genau in diesem Moment genau die gleichen Worte benutzte.
„Ein Tag in London wird uns gut tun", sagte Ginny bestimmt.
„Den Teil hab ich auch nicht gemeint", antwortete Harry hitzig.
„Wen hätte ich sonst fragen sollen? Ich denke bei deiner Mutter ist er gut aufgehoben, sie ist Schulsprecherin, also kann ich die Entscheidung auch nach außen hin gut verteidigen."
„Ja aber....", sprachlos brach er ab.
„Sie hat mir erzählt, sie würde die Rumtreiber dazu überreden ihr zu helfen, danach wollen sie dann abends hier Hausaufgaben machen."
Erschöpft schloss Harry die Augen. „Die Rumtreiber", flüsterte er entsetzt. „Ginny, was wenn sie etwas herausfinden? Überleg doch mal, ich habe auch ein Talent immer Dinge zu erfahren, die eigentlich nicht für mich bestimmt waren! Wenn die uns erwischen...."
„Aber was sollen sie denn finden? Nirgends gibt es hier irgendwelche Hinweise darauf wer wir wirklich sind. Das müsste schon mit sehr eigenartigen Dingen zu gehen, damit sie irgendwas finden. Außerdem müssten sie danach suche und sie werden wohl kaum das Büro ihres Lehrers durchsuchen!"
„Ach ja?", fragte Harry skeptisch, „Ich hab sogar in Dumbledores Büro schon Dinge gefunden, die ich eigentlich nicht sehen sollte."
„Du hast Dumbledores Büro durchsucht?", fragte Ginny ungläubig.
„Also ganz so war es nicht, aber es endete damit, dass ich in seinem Denkarium steckte, so was würde ich hier gerne vermeiden!"
„Mach dir keine Sorgen", flüsterte Ginny ihm ins Ohr, während sie ihn fest umarmte. „Die werden schon nicht dahinter kommen", fuhr sie fort.
„Deine Zuversicht hätte ich gern!", murmelte Harry leise. „Also gut", sagte er dann bestimmt, „Samstag um neun."
„Morgen!", sagte Lily fröhlich, als Mia ihr am Samstag morgen die Tür öffnete. Hinter ihr standen die ziemlich verschlafen aussehenden Rumtreiber.
„Morgen, ihr fünf. Ich... Wir sind euch ziemlich dankbar. Kommt doch erstmal rein.", antwortete Mia.
Eilig folgten sie der Aufforderung und standen dann in einem kleinen gemütlich wirkenden Wohnzimmer, mit zwei Sofas und Sesseln. Auf einem Tisch neben dem Kamin stand ein hölzernes Radio und an der Wänden standen riesige Bücherregal, bis oben hin voll und auf dem Fußboden vor den Sofas lag eine flauschige Decke und jede Menge Spielzeug. Interessiert sahen die fünf sich um, in einem Lehrerquartier war vorher noch keiner von ihnen gewesen.
„Also", sagte Mia. „Das hier ist das Wohnzimmer, die Tür dort drüber führt ins Arbeitszimmer, da stehen die Bücher, die ihr bestimmt heute Abend braucht. Diese Tür dort führt in die Küche, Essen ist da, aber ihr könnt natürlich auch die Elfen fragen oder selbst etwas machen. Wie ihr wollt. Das da ist das Badezimmer, wir haben heute ein bisschen verschlafen", grinste sie verlegen, „Also ist mein Mann noch drin, aber wir beeilen uns. Und das da drüben ist Teddys Zimmer, ich geh schnell und hole ich, macht es euch solange bequem." Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Raum und ließ die fünf Babysitter zurück.
„Wow", murmelte Peter, „Das ist ja obercool hier! Wir können tatsächlich selber kochen oder die Hauselfen bitten."
„Dass es dir wieder nur ums Essen geht war ja klar! Sieh dir doch mal nur all diese Bücher an!", sagte Remus.
Sirius verdreht die Augen über diesen Kommentar. „Wir sind wirklich in den Privaträumen unseres Lehrers, das ist total schrill!"
In dem Moment öffnete sich die Badezimmertür und Harrisons Stimme ertönte: „Schatz, kannst du mir mal sagen wie.... Oh!" Er erstarrte sofort, als er die fünf Schüler direkt vor ihm stehen sah. „Ähm, ich schätze mal, dass es nach neun ist.", fuhr er fort und stand einen Moment lang unschlüssig in der Tür.
Sein Erschrecken konnte allerdings kaum so groß sein, wie das seiner Schüler, die völlig sprachlos auf ihren Lehrer starrten. Abgesehen von einer langen Schlafanzughose trug er nichts und stand dadurch mit freiem Oberkörper vor ihnen.
Und was die fünf sahen, überraschte sie. Über seinen linken Unterarm zogen sich drei unregelmäßige Narben und direkt über seinem Herzen befand sich eine kreisrunde Narbe, die aussah als wäre sie dort eingebrannt worden. Grade als James den Mund öffnete um etwas zu sagen, schien Harrison bewusste zu werden, wie er eigentlich aussah. „Tschuldigung.", nuschelte er und drehte sich ruckartig um, um ins Bad zurückzukehren. Als er ihnen so den Rücken zuwandte, stockte James plötzlich der Atem. Harrison trug eine Tätowierung zwischen seinen Schulterblättern: Vor dem Hintergrund eines Vollmondes stand ein riesiger Hirsch, flankiert von einem riesigen Hund und einem Wolf, die beide zum Mond aufheulten. Bevor die vier Rumtreiber überhaupt registrierten, was sie da sahen war Harrison schon wieder verschwunden und knallte die Tür zu.
Sirius räusperte sich laut: „Wer hat noch gesehen, was ich gesehen hab?"
„Ich denke wir alle", flüsterte James. Er fühlte sich wie betäubt. Wie war das möglich? Es war ein seltsamer Zufall, ein sehr seltsames sogar. Doch bevor er sich mit den anderen darüber unterhalten konnte, kehrte Mia mit ihrem Sohn auf dem Arm zurück.
„So Teddy, das sind Lily, James, Remus, Sirius und Peter. Die passen heute ein bisschen auf dich auf, bis wir wieder kommen, ok?"
Teddy antwortete nicht, sah seine Babysitter aber skeptisch aus großen braunen Augen heraus an, als würde er versuchen sie zu beurteilen. Plötzlich nickte er und sagte bestimmt: „Runter, bitte."
„Gut", lächelte Mia, als sie Teddy runter ließ und dieser schnell zu seiner Spielecke herüber lief.
„Noch irgendwas?", fragte sie abwesend, während sie sich in dem Raum umsah. Dann schien ihr erst die ungewöhnliche Stille der Schüler aufzufallen.
„Ist alles in Ordnung mit euch?", fragte sie unsicher. „Ist irgendwas passiert?"
„Nein, alles OK.", beeilte sich Sirius zu versichern.
Mia sah sie zweifelnd an, dann ging sie auf die Badezimmertür zu. „Fertig?", rief sie gerade als sich die Tür öffnete und Harrison heraustrat.
„Jepp.", sagte er ungewöhnlich ruhig, während er es auffällig vermied seine Schüler anzusehen.
Mia lächelte ihn strahlend an, dann küssten beide ihren Sohn zum Abschied und gingen Richtung Tür. „Danke nochmal, Leute. Ihr seid uns echt eine große Hilfe!"
„Kein Problem", antwortete Lily, „machen wir doch gerne."
Und schon waren die beiden aus der Tür und die fünf Schüler standen unsicher im Quartier ihres Lehrers.
„Und was machen wir jetzt?", fragte Sirius.
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