Das Ende vom Anfang
Zeit war eine verdammt verzwickte Angelegenheit. Er hatte selbst aufgeben es zu verstehen. Den Überblick konnte wer anders haben, wichtig war nur eins: die Welt vor möglichen Bedrohungen aus der Zukunft zu retten.
Sie hatten es bereits geschafft. Er war vor und zurück gereist, hatte die Welt in und aus beiden Richtungen retten können. Hatte die Mehrheit der Menschen retten können, aber natürlich hatte er auch einige verloren.
Wahrscheinlich würde er nie vergessen, wie die Sonne sich in dem Anhänger reflektiert hatte, den Neil am Rucksack trug, als er in den Hubschrauber stieg. Er war so geschockt gewesen. In dem Moment, als ihm bewusst geworden war, wer die Leiche war, die er hinter der Gittertür hat liegen sehen, hätte er sich fast auf Neil gestürzt. Hätte alles getan, um zu verhindern, dass er in diesen Hubschrauber stieg um sich erneut invertieren zu lassen.
Aber dann hatte Neil gemeint, es wäre erst der Anfang. Der Anfang von allem. Ihre gemeinsame Zeit würde erst beginnen. Er wusste, falls Neil gelogen haben sollte, würde er alles daran setzen um zurück zu reisen und ihn selbst nochmal umzubringen! Dennoch schenkten ihm die Worte für den einen Moment Trost. Genug Trost, um ihn stillschweigend zuzusehen, wie er in den Hubschrauber einstieg. Seine Gedanken arbeiteten schon an einem Plan, wie genau er verhindern konnte, dass Neil starb ohne die Mission, den Algorithmus zu bekommen, zu gefährden. Um das zu planen, hatte er alle Zeit der Welt. Er würde sich so oft wie nötig zurücksetzen können und würde ihn retten. So viel stand fest.
Doch woher kamen diese starken Gefühle? Sie beide kannten sich erst so kurze Zeit, wie zur Hölle hatte er es geschafft, sich breits so in seinem Herz einzunisten? Lag es an der stillen Bewunderung und Faszination, die Neil ihm bereits bei dem für ihn ersten Treffen in Mumbai entgegen gebracht hatte? Waren es die absurd dramatischen Pläne? Das unausgesprochene Vertrauen, welches er von Anfang an in ihn gehabt hatte?
Vielleicht, nein höchstwahrscheinlich war es eine Mischung aus allem. Klar, im ersten Moment hatte es ihn gewurmt, dass Neil den Unwissenden gespielt hatte. Aber inzwischen wusste er es besser. Verstanden hatte er nach alldem zumindest eins: was passiert ist, ist passiert. Das war wahrscheinlich das einzige, woran man hier wirklich glauben konnte.
Wie hatte Neil es genannt? Das Glaubensbekenntnis an die Mechanik dieser Welt. Er konnte das Lächeln bei dem Gedanken nicht unterdrücken, wissend, dass er alles daran setzen würde, um dieses eine passiert zu umgehen.
~
Als er ihn sah, schien die Zeit für einen Augenblick stehen zu bleiben. Für den einen Moment vergass er, in welcher Zeitrichtung er gerade lebte. Alles was zählte waren diese Augen. Diese Augen, die aus der Masse herausstachen. Die sofort seinen Blick zu finden schienen. Neil würde ihn nicht kennen, konnte ihn eigentlich nicht erkennen und doch schien es, als hätte er nur darauf gewartet.
Wie lange hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet. Fast sofort nachdem Neil damals in den Hubschrauber eingestiegen war, hatten sich die ersten Ideen für einen Plan angesammelt.
Vor Tenet war er nie der Planer gewesen. Er war der Mann fürs Grobe, der die Pläne, die Andere sich ausgedacht hatten, umsetzte. Doch in diesem Fall konnte er das planen niemanden überlassen. Er musste es selbst tun. Für Neil. Niemand sonst traute er dessen Rettung an.
Doch um den Neil zu retten, den er kennengelernt hatte, musste er einen jüngeren Neil erst einmal rekrutieren. Diese Mission schien im nachhinein aufwendiger zu werden, als die Mission die Welt zu retten.
Soweit wie er zurück reisen würde, wäre vor ihm noch keiner zurückgreist. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht befand sich auch gerade jetzt jemand auf Rückreise zu einem Punkt, der von dessen Startpunkt aus noch weiter entfernt war aber wenn man über sowas länger nachdachte, bekam man Kopfschmerzen.
Deswegen hielt er sich an die Fakten: er brauchte einen Ort, wo er die Zeit, die er invertierte, absitzen konnte. Der Ort musste abgelegen genug sein, damit nicht jeder darüber stolperte und lange genug existieren, dass eine längere Rückreise sicher war.
Mehr als einmal hatte er die ineffektive Methode der Zeitreise verflucht. Aber gut, man konnte es nicht ändern. Und solange er am Ziel ankam, war ihm der Weg recht.
Der Zeitpunkt wann er wieder in die richtige Welt heraustreten sollte, war tatsächlich leichter zu finden, dank seines vorausschauenden - oder zurückschauenden? - ichs. Die Organisation hatte grobe Pläne, für diese Mission bereit. Genauer wollte und sollte er es nicht wissen. Wer weiß, welches Paradoxon dies wieder ausgelöst hätte.
Und nun stand er da. Auf einer geschäftigen Straße irgendwo in einer geschäftigen Stadt zu einer belebten Stunde. Wie hatte er diese Augen vermisst. Hatte nicht geahnt, wie sehr man sich nach einer Person sehnen konnte, die einen noch nicht kannte, die man selbst noch nicht lange kannte und die doch mit einem verbunden war durch so viel gemeinsame Zeit, dass es schien, als wäre man nie jemals ohne den anderen gewesen.
Seine Stimme zu hören war erfrischend. Als würde jemand die Vorhänge beiseite ziehen und die Fenster öffnen, um neue Luft in ein Leben zu lassen, dass nur auf diesem Moment hingearbeitet hatte.
Und Neil hatte Recht behalten. Dies war erst der Anfang gewesen. Der Anfang von etwas so großem und wichtigem, dass er selbst es noch nicht recht begriffen hatte.
***
Meine ersten Gedanken, nachdem ich zum zweiten Mal zu Tenet im Kino war. Ich war so verwirrt (nach dem ersten Mal schien alles so logisch, nach dem zweiten irgendwie nicht mehr), dabei kam das heraus. Inzwischen hab ich genug Headcanon gesponnen und gelesen, um mit dem Ende leben zu können.
Es folgen ein paar weitere kleine Oneshots, die ich noch schreiben möchte. Selten hat mich ein Film so inspiriert und noch nie hatte ich einen Film so geliebt, dass ich ihn mir schon wieder anschauen könnte. Ein weiteres mal anschauen ist hoffentlich noch im Kinosaal drin.
Federsturm
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro