Und plötzlich warst du fort ...
Sayoko's Sicht:
Angespannt saß ich aufrecht auf meinem Stuhl, meine Finger krallten sich fest in meinem Oberschenkel das es beinahe schon schmerzte.
Mein Blick hielt ich stur auf Kurogiri gerichtet.
Innerlich fragte ich mich selbst, wovor ich denn genau Angst hatte? Weshalb diese Anspannung ? Schließlich habe ich das ganze doch mir selbst zuzuschreiben...
Ich vermutete stark, dass ich einfach nicht mehr weglaufen wollte.
Jetzt war es wohl offensichtlich endgültig vorbei sich alles aus der Vergangenheit schön zu reden, zu behaupten man hätte einen tollen, starken und liebevollen, großen Bruder.
Das alles, war ein mal... vor langer Zeit ...
Kurogiri blieb meinem Blick standhaft und wartet darauf bis ich mit meinem kleinen, privaten Verhör begann.
Um den innerlichen Druck mir selbst etwas zu entlassten, schloss ich meine Augen und atmete tief ein.
Gerade als ich mit meiner ersten Frage anfangen wollte, sprach überraschender Weise Kurogiri zu erst.
,,Sayoko. Ich weiss das es damals nicht leicht für dich gewesen sein muss, du warst damals schließlich noch fast ein Kind und ich-"
,,Hör auf damit!" entfuhr es mir plötzlich und meine Stimmlage war dabei leicht zynisch.
,,Glaube ja nicht das du mit so schmalzigen Sätzen weiterkommst. Ich bin inzwischen alt genug um alles zu verstehen. Einiges hatte ich mir schon selbst beantwortet seitdem ich bei euch bin aber dennoch möchte ich dass wir das ganze hier ein für alle mal klären."
,,Dann fang an mich das zu fragen was du fragen wolltest."
Leicht eingeschnappt schaute ich ihn an. Das wollte ich schließlich von Anfang an, hätte er nicht als erstes das Wort ergriffen!
,,Wieso ist das ganze so passiert? Was war damals der Grund weshalb du dieser grotesken Aktion zugestimmt hattest?! Hast du dir auch nur ansatzweise ausmalen können wie es Mama und Papa damals ging?! Deinen Freunden?! Und vor allem MIR!!!!??"
Ich spürte wie mein Herzschlag immer schneller wurde, mein Puls anstieg und meine Wut sich immer mehr in Verzweiflung umwandelte.
Kurogiri gab ich nicht mal ansatzweise die Gelegenheit zu antworten.
Ich stand von meinem Stuhl auf, knallte meine Hände beide fest auf den Tisch und während sich in meinen Augen bereits die ersten Tränen anstauten, schrie ich ihn weiter an: ,, Du hast uns alle hinter das Licht geführt! Wir trauerten unendlich über dich! Wo warst du damals als ich in die Oberstufe kam? Wo warst du, als ich meinen ersten Liebeskummer hatte? Wo warst du als Mama im Krankenhaus lag und ihren Schmerzen erlag?!
WO WARST DU VERDAMMT NOCHMAL!!!!! Was hast du jedesmal an meinem Geburtstag gedacht? Hast du überhaupt auch nur eine Sekunde an die anderen oder mich gedacht?! Wieso Kurogiri!? Wieso .. hast du uns so sehr verachtet und nicht mal ansatzweise ein Zeichen von dir gegeben!?"
Meine letzten Worte waren kaum noch zu verstehen, so schwer hatte ich mit meinem elendigen Geschluchzte zu kämpfen.
Nachdem ich mit meiner Bombardierung fertig war, ließ ich meinen Kopf betrübt hängen und meinen Tränen freien Lauf.
Offensichtlich kehrte ich mal wieder zurück in die zerbrechliche Rolle der heulenden Sayoko. Und diesmal, störte es mich nicht im geringsten.
,,Sayoko ... bitte beruhige dich zu erst. Sobald du wieder etwas ruhiger bist, werde ich dir alles in Ruhe erklären, okay?"
*OKAY?! Hatte er das gerade ernsthaft gesagt?!* Es war alles andere als okay und am liebsten hätte ich das weite ergriffen doch ich sah mich selbst gezwungen, ein für alle mal mich der Vergangenheit zu stelle und der Zukunft entgegen zutreten.
Nach einigen Minuten der Stille nahm ich wieder auf meinem Stuhl platz und räusperte mich kurz. Nun war ich wohl bereit für seine Antworten.
,,Zu aller erst möchte ich dir sagen, dass das alles ein Missverständnis ist, mehr oder weniger. Ich habe niemanden von euch verachtet oder sonst etwas in der Art. Wie das ganze soweit kam kann ich dir selbst nicht so genau sagen. Das liegt nicht daran das ich es nicht will sondern vielmehr daran das ich mich nicht zu 100% daran erinnern kann, nur vage. Es ging einfach alles zu schnell.. plötzlich starb ich ... einfach so... ich spürte nichts. Gar nichts. Als ich sehr viel später zu mir kam, sah ich in ein grelles Licht und überall befanden sich Kabel die an verschiedenen Maschinen hingen. Es dauerte einige Wochen bis ich voll und ganz wieder bei Bewusstsein war doch ich brauchte keinen Blick in den Spiegel zu werfen - ich fühlte es schon innerlich das sich mein Äußeres wohl komplett verändert haben musste. Auch konnte ich mich nicht so bewegen wie ich wollte. Alles hatte den Schein als sei es verschwommen doch das einzige was noch klar und deutlich vor meinem inneren Auge tanzte waren all die positiven Erinnerungen. Noch heute überlege ich, ob sie es waren die mich dieses Prozedere überleben ließen. All die Experimente die anschließend mit mir durchgeführt wurden, die Manifestierung meiner Quirk beziehungsweise das ändern und verfeinern davon... Ich hätte nicht ein mal ansatzweise die Chance gehabt mich dagegen zu wehren - und das wurde mir bewusst als nach einiger Zeit sich All for One mir zeigte."
Kurogiri machte eine kurze Pause. Vermutlich wollte er abwarten ob ich mich dazu äußern möchte. Doch alleine als ich schon den Name All for One hörte, stieß es mir die Galle hoch. Er war der Grund an allem übel.
Damals als auch zu diesem Zeitpunkt...
,,Ich war froh das sie mich damals geschnappt hatten und nicht dich, denn wenn man mal ehrlich ist, ist deine Quirk die Raum und Zeit beeinflussen kann um einiges nutzvoller als meine Warpgates, ich kann schließlich nur den Raum verändern. Und der Nachteil daran ist das meine Fähigkeit Koordinaten Basierend ist. Ich muss den Raum also kennen in den ich die Menschen mit meinem schwarzen Nebel reinziehe. Meine aktuelle Macke ist allerdings eine künstliche Macke wie du vermutlich schon weisst."
,, Ja. Sie basiert auf deine natürliche Quirk, nicht wahr?"
,,Exakt. Mein damaliger Körper dient mir zum Momentanen Zeitpunkt nur noch als Hülle. Nicht mehr und nicht weniger aber dennoch bin ich, ich selsbt.''
,,Nein Kurogiri. Du irrst dich, du bist lediglich ein intelligenter Nomu.. das Fantasieprodukt von All for One... Nicht mehr und nicht weniger." sprach ich in einer ruhigen Tonlage.
,,Das ich euch allen schmerzen bereitet habe ist mir durchaus bewusst und es tut mir wirklich leid. Aber ich hatte keine andere Wahl. Zumal ich dich und meine Freunde ausenvor lassen wollte. Ich habe oft an euch gedacht, glaube mir. Umso glücklicher war ich damals dich gefunden zu haben. In all den Jahren schaffte ich es, ein großes Netzwerk an Informanten zu erschaffen und dies machte ich mir zu Nutzen um dich zu suchen. Und als du meiner bittte nachgekommen bist zu uns zu kommen war ich überaus erfreut darüber.''
Betrübt blickte ich auf meine Hände hinab und vor meinem Inneren Auge erschien Kurogiri's Brief. Ich hatte ihn mir damals geschätzte Hunderte male durchgelesen. Von Kurogiri's Informanten erhielt ich ein paar Stichpunkte wie er denn jetzt so ist ... und wie er aussieht. Als ich damals von seiner äußeren Gestalt erfuhr, wusste ich bereits das etwas schlimmes vorgefallen sein musste nur konnte ich natürlich nicht erahnen was.
Jetzt... als ich es erfuhr... knotete sich mein Magen zusammen. Er war längst nicht mehr mein Bruder , zumindest äußerlich. Und leider auch stellenweise Charakterlich.
,,Du warst damals dabei..." sprach ich leicht gebrochen.
Offensichtlich verstand er nicht was ich meinte weshalb ich fortfuhr: ,, Auch DU warst damals dabei als es um meine Festnahme ging. DU ausgerechnet mein eigener Bruder, hatte mich damals mitverraten!Und komm mir jetzt bitte nicht mit dem Satz du hättest es nur für mich getan- die alte Leier durfte ich mir schon mal anhören!!!"
Stille.
Offensichtlich wusste er nun nicht was er darauf sagen sollte.
Das ich diesen Satz bereits von Dabi hörte, konnte sich Kurogiri wohl denken.
,, Es ist aber nun mal die Wahrheit Sayoko."
Wütend legte ich meine Stirn in Falten. Am liebsten hätte ich ihn in diesem Moment erneut umgebracht. Offensichtlich wurde meine Mordlust durch meine instabilen Gefühle ausgelöst doch diese, sollte ich mir wohl lieber für den Abend aufheben. Ich wandte meinen Blick nun wieder Kurogiri zu. Ich ließ meine Blicke über ihn und seinen Nebel wandern. Erneut überkam mich das Gefühl der Trauer.
War ich denn immer noch so verletzlich?
,,Wieso hast du mich da mit einbeziehen müssen?"
,,Als ich Tomura traf, und von seinen idealen hörte, war ich hin und hergerissen. Zumal ich dazu beauftragt wurde ihm zur Seite zu stehen. Ich unterhielt mich oft und sehr lange mit ihm- auch du warst oft ein Gesprächsthema. Er wollte mehr über deine Quirk wissen. Anfangs zögerte ich da ich dich schützen wollte doch eines Abends, als er von seinem zukünftigen Vorhaben erzählte, begann ich mehr von dir zu erzählen. Zumindest das was ich noch von damals wusste und meine Informanten über dich in Erfahrung bringen konnte . Er hatte sofort Interesse an dir und bat mich dich einzuladen damit du uns Beitritts."
Leicht verärgert blickte ich ihn an und schwieg einfach.
,,Sayoko! Verstehst du es immer noch nicht? Ich war der Meinung das es nun an der Zeit für Veränderungen ist! Das du nicht dein komplettes Leben in Trauer und Einsamkeit verbringen musst!"
,,Ich mochte meine Trauer und Einsamkeit. Schlicht und ergreifend mochte ich mein normales und langweiliges Leben ohne ständig auf der Flucht von der Polizei oder Helden zusein!"
,,All for One gibt und hier allen von der Liga die Chance auf ein Leben das wertgeschätzt wird! Glaubst du etwa es hätte sich jemand für uns da draußen interessiert? Man hatte doch schon früher Angst vor uns da man dachte wir würden alles und jeden mit unsere Fähigkeit manipulieren. Aber nicht hier Sayoko! Hier sind wir alle Willkommen, egal woher wir sind oder welche Fähigkeit wir besitzen! Wir sind eben alle eine Familie."
Bei seinem letzten Satz blickte ich ihn mit überraschenden Augen an und überlegte eine Weile.
Er hatte vollkommen recht.
Bereits bei meiner Rückkehr fühlte es sich so an als würde ich nach Hause kommen.
Toga gab mir steht's Rückendeckung.
Die neuen Mitglieder akzeptieren und respektierten mich so wie ich war.
Und Tomura versuchte durch seine großkotzige Art uns alle lediglich zu beschützen.
Wir waren eben alle eine kleine Familie.
Und das dank All for One.
Als ich langsam begriff, was Kurogiri damit meinte und ich meinen Stellenwert erkannte und akzeptierte, wusch ich mir mit meinem rechten Ärmel über das Gesicht und sprach zu Kurogiri:
,,Danke für deine Aufrichtigkeit. Es tut mir leid dich so angeschrien zu haben. Aber jetzt ... verstehe ich endlich die Denk-und Handelsweise von dir und Tomura. Ich glaube ich bin nun an dem Punkt angekommen das ich sagen kann, dass das hier mein zu Hause ist und ihr alle, Ja selbst Tomura, zu meiner Familie gehören."
Allmählich lockerte sich die Stimmung und auch Kurogiri tat dieses Gespräch wohl gut.
Endlich war nun alles geklärt.
,,Wie niedlich. Mir kommen ja gleich die Tränen." knurrte plötzlich Tomura hinter mir und schlagartig drehte ich mich zu ihm um.
,,Wo kommst du denn jetzt her und seit wann bist du schon hier?!" fragte ich ihn erschrocken doch er dachte nicht mal ansatzweise daran meine Fragen zu beantworten.
,,Wenn ihr beiden mit eurer Plauderei dann endlich fertig seid, macht euch seelisch und moralisch bereit. Es sind schließlich nur noch drei Stunden bis zu unserem Angriff."
Ich bedankte mich noch kurz bei Kurogiri und machte mich schnell aus dem Raum.
Als ich draußen war, konnte ich noch hören wie sich die beiden unterhielten und beschloss, ein wenig mitzuhören.
,,Es wundert mich das du ihr die komplette Wahrheit über dich erzählt hast, Kurogiri."
,,Mit einer Lüge hätte sie sich nicht abgefunden. Aber ist es nicht schön das sie unsere Liga und uns endlich als ihr zu Hause und ihre Familie anerkennt?"
Tomura schwieg eine Weile aber entgegnete dann: ,,Hm. Ich liege in der Hoffnung das sie uns dadurch endlich weniger Ärger macht und mehr von Nutzen sein wird."
Wütend starrte ich die geschlossene Türe an und war kurz davor Tomura für diese Aussage zurecht zustoßen bis er in einer wirklich ruhigen und angenehmen Tonlage weiter sprach: ,,Aber ja. Du hast recht. Es freut mich wirklich das sie uns nun endlich akzeptiert."
Etwas erschrocken über die Art und Weise wie er diesen Satz sagte, riss ich meine Augen auf. Ich wusste gar nicht das er auch nett sein konnte.
Mit einem Lächeln im Gesicht beendete ich meine kleine Spionage. Ich irrte noch ein wenig durch das Gebäude da ich mich leider noch nicht auskannte aber mein Lächeln verschwand dennoch nicht.
Nachdem ich mich gefühlt 30 Minuten im Kreis bewegte, fand ich endlich das Zimmer von Dabi und mir. Als ich es öffnete erblickte ich Dabi überraschender Weise der ebenfalls gerade erst das Zimmer betreten haben musste. Etwas perplex blickte er mich an und gerade als er anfing etwas sagen zu wollen, ging ich eilig einige Schritte auf ihn zu, legte meine Hände auf seine Wangen und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Als wir uns voneinander lösten, fragte er mich mit einem kleinen grinsen im Gesicht: ,,Na aber Hallo? Womit habe ich denn so eine interessante Begrüßung verdient?"
,,Ich wollte lediglich mein liebstes Familienmitglied begrüßen." sprach ich leise und ließ mich gemeinsam mit ihm nach hinten in's Bett fallen.
Bis zur Mission wollte ich die Zeit voll und ganz mit Dabi ausnutzen und diesmal, hatte ich das erste mal kein mulmiges Gefühl mehr vor einer Mission.
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