Mittel zum Zweck
Ich erhob mich und blickte direkt in die Augen meines großen Bruders.
Gerade als ich ansetzte um ihm eine Standpauke zu halten, kam er mir zuvor: ,,Sayoko! Bevor du komplett in einen Wutanfall verfällst, lass mich dir bitte erklären wie es soweit kommen konnte."
Zornig blickte ich ihn an und fragte: ,,Sind wir hier ungestört?"
,,Ja. Ich bin alleine. Eigentlich hatte ich vor jemanden zu treffen doch als ich dich sah musste ich unbedingt zu dir."
Stille.
Ich verschränkte mein Arme und blickte ihn nun etwas abwertend ab. Kurogiri verstand sofort das ich auf seine Erläuterung wartete und fing an: ,,Ich wusste wirklich nicht das er dich an die Polizei aushändigen wollte. Er erklärte mir lediglich er würde dir helfen - für eine bessere Zukunft! Doch das es soweit kommen würde hätte ich nicht gedacht. Es tut mir wirklich leid Sayoko! Das musst du mir glauben!"
Ich Stoß ein leises ,Tzzz' aus und konnte nicht im geringsten verstehen wieso Kurogiri nicht schon von Anfang an bemerkte das etwas faul an der Sache war.
Wir hatten es schließlich nicht mit dem Heiligen Messias zutun sondern mit einem der meist gesuchtesten Schurken überhaupt.
,,Bist du immer noch in der Liga?" fragte ich ihn monoton.
,,Ja. Trotz allem was vorgefallen ist möchte ich die Liga nicht verlassen."
Ich stieß ein leises Lachen hervor und entgegnete ihm lediglich das Wort : ,,Heuchler."
,,Sag mal Sayoko, wie um alles in der Welt hast du es eigentlich geschafft aus deiner Haft rauszukommen?"
Ein kleines grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich konnte es mir nicht verkneifen ihm eine kleine Giftspritze zu verpassen: ,,Weisst du Kurogiri.. in den vergangen Wochen hat sich einiges getan... längst bin ich nicht mehr die kleine, weinerliche Sayoko die nicht weiss was sie will und jedem zur Last fällt. Nicht nur Zeiten ändern sich... sondern auch Menschen..."
Bei meinen letzten Worten änderte sich meine Stimmlage abprubt. War sie doch anfangs stark und selbstbewusst, wurde sie zum Ende hin leiser und schwerer. Ich musste dabei an Dabi denken. Wie sehr ich mich für ihn ändern wollte.. Als die Erinnerungen an ihn in mir hochkammen, fühlte ich wie ich Gänsehaut bekam. Doch ich konnte nicht genau zu ordnen weshalb. War es aus Trauer? Aus Wut? Aus Liebe? Oder doch vielleicht aus ... Sehnsucht?
Wahrscheinlich mag das mal wieder naiv klingen doch ich konnte Dabi einfach nicht aus meinem Gedächtnis verbannen. Zwar saß der seelische Schmerz den er mir zufügte tief, doch meine Gefühle für ihn überwiegten all dies.
Kurogiri bemerkte offensichtlich das ich mit meinen Gedanke wieder der Realität entschwand und räusperte sich kurz.
Ich blickte emotionslos zu ihm und scheinbar schien ihm das ganze langsam aber sicher unangenehm zu werden.
,,Und? Wie soll es weiter gehen?" fragte er mich und ich konnte mir ein leichtes Lachen nicht unterbinden.
,,Wie es weitergehen soll fragst du mich?! Das liegt wohl klar auf der Hand: ich werde das tun, was ich hätte schon längst tun müssen!"
Verwirrt blickte er mich an und wartete auf meine Erklärung.
,,Ich muss gestehen das ich selbst nicht weiss wie ich alles wieder hinbekommen soll aber nichts desto trotz habe ich einen Plan."
,,Hör zu Sayoko. Ich werde den anderen nichts von unserer Begebung verraten allerdings nur unter der Voraussetzung das du dir von mir helfen lässt."
,,Helfen lassen?! Ausgerechnet von DIR?!" entfuhr es mir und auch wenn ich eigentlich entsetzt klingen wollte, klang mein Unterton mehr gehässig als entsetzt.
,,Ich weiß ich kann das was passierte nicht ändern doch ich kann versuchen es wenigstens etwas gut zumachen. Du könntest bei einem meiner Informanten unterkommen. Ich werde täglich nach dir sehen und eventuell besteht die Möglichkeit das du zurück zur Liga kommst!"
Bei seinen letzten Worten wurde ich hellhörig und erhob meinen Blick, schaute ihn leicht arrogant von der Seite an und entgegnete ihm: ,,Du denkst doch wohl nicht allen Ernstes ich kehre zu euch Heuchlern zurück?!"
,,Sayoko ich bitte dich versteh doch das-"
,,Du hast jetzt erst mal Sendepause mein Freund!" giftete ich ihn an.
,,Ich habe weder die Zeit- noch die Lust mich erneut der Polizei ausliefern zu lassen. Weder von dir, noch von Dabi und von unserem psychopathischen Anführer schon zehnmal nicht!"
Mein Puls lag bei 180.
Alleine die Tatsache das er mir dieses Angebot unterschlug machte mich fertig und dann auch noch die Dreistigkeit zu besitzen mich zurückbringen zu wollen ärgerte mich noch viel mehr.
Am liebsten wäre ich ihm an die Kehle gesprungen doch Kurogiri hätte wahrscheinlich die überhand gehabt.
,,Erneut bitte ich dich vernünftig zusein Sayoko. Du hast weder eine Bleibe, noch eine Ahnung wie es weitergehen soll. Das du nicht sofort zur Liga zurück gehen sollst und auch nicht kannst, habe ich nie gesagt. Aber du solltest dein weiters Vorhaben nicht erneut so überstürzt angehen wie dein Ausbruch."
,,Tzz.. woher willst ausgerechnet du wissen ob mein Handeln überstürzt war oder nicht."
,,Weil ich dich einfach zu gut kenne."
Stille.
Aus irgendeinem Grund wurde ich betrübt. Lag es eventuell daran das er Recht hatte? Doch das nie einzugestehen lag absolut nicht in meiner Natur.
Ich dachte ein wenig nach bis ich einen gut überlegten Entschluss fasste.
,,In Ordnung. Ich werde dein Angebot annehmen allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen."
,,Und die wären?" fragte mich mein großer Bruder gebannt.
,,Hast du zufällig was zum Schreiben dabei?" fragte ich ihn.
Er kramte etwas herum und zog einen kleinen Fetzen Papier aus seiner Weste. Ich beschloss einen Stift mit einem kleinen spitzen Stein zu ersetzen und ritze etwas darauf ein.
,,Was wird das wenn ich fragen darf?!"
Ich machte den Zettel klein und übergab ihn Kurogiri.
,,Ich möchte dass du das hier für mich besorgst und Dabi so überreichst das Tonura nichts davon mitbekommt. Bitte keine Fragen. Mach' es einfach. Und sollte er dir irgendwelche Fragen stellen, ignoriere sie einfach."
Etwas verwirrt nahm Kurogiri den Zettel entgegen und steckte ihn wortlos in seine Weste. ,,In Ordnung Sayoko. Ich werde mich gleich morgen früh darum kümmern, versprochen!"
,,Sehr gut." antworte ich ihm.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu seinem Informanten welcher mir Unterschlupf bieten sollte.
Zwar liefen wir durch dunkle, kleine und verwinkelte Gassen aber dennoch war ich angespannt. Zu sehr war die Nervosität vorhanden doch noch geschnappt zu werden.
Am Zielort angekommen, erklärte Kurogiri was Sache war und mir wurde mein Zimmer gezeigt. Es war ein kleines Gästebett vorhanden und ich konnte mein Glück kaum fassen, nach all den Monaten endlich mal wieder in einem bequemeren Bett zu schlafen.
Gerade als Kurogiri sich verabschieden wollte, wendete er das Wort noch einmal zu mir:
,,Sayoko. Bitte versprich mir das du keine Dummheiten anstellst. Und danke."
,,Wofür bedankst du dich bitte?!"
,,Dafür, dass du das ganze gut überstanden hast, bewiesen hast was wirklich in dir steckt und vor allem das du mir meine Fehler verziehen hast."
Ich gab ein leises Lachen von mir und erwiderte in einem recht arroganten Ton:
,,Bitte verstehe mich nicht falsch Kurogiri- doch für MICH, bist du nur noch ein Mittel für den Zweck."
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