Mein Held
Mein Herz pochte wie wild und ich hatte das Gefühl mein Brustkorb würde gleich explodieren.
Abwechselnd wurde mir heiß und dann wieder kalt. Gedanklich schimpfte ich mich selbst aus was mir eigentlich einfiel ausgerechnet Hilfe bei Shoto zu suchen. Sollte mich sein Vater entdecken dann wäre es wohl aus mit mir gewesen. Doch mal wieder hatte ich mehr Glück als Verstand. Ich klopfte vorsichtig an Shoto's Fenster. Als er es öffnete, legte ich ihm blitzschnell meine Hand auf den Mund, sprang in sein Zimmer und schloss das Fenster sowie die Vorhänge hastig.
,,Okay. Bevor du irgendwas sagst oder fragst - versprich mir bitte das du mir kurz zuhören wirst!" eröffnete ich unser Gespräch hastig.
Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Das letzte mal als ich so in Panik war, war bei meiner Festnahme. Unsicher darüber, wovor ich mehr Angst hatte, setzte sich Shoto auf einen Stuhl und deutete mir an mich ebenfalls zu platzieren.
,,In Ordnung. Ich werde dir zuhören. Allerdings nur, wenn du mir Rede und Antwort danach stehen wirst."
Zögernd nickte ich ihm zu und begann zu erzählen was die letzten Tage alles ablief. Was es mit meinen Morden zutun hatte und weshalb ich jetzt hier bei ihm war.
,,Weisst du Sayoko, als wir alle von deinem Doppelleben erfuhren war es für alle nicht einfach dies zu begreifen. Es war ein wirklich seltsames Gefühl. Plötzlich warst du weg. Einfach so. Und niemand ließ es sich anmerken wie verletzend es war. Du hattest das vertrauen und die Gutmütigkeit der anderen ausgenutzt, für einen bitterbösen Zweck. Und jetzt tauchst du hier auf und bittest mich um Rat. Auch das ist ein merkwürdiges Gefühl."
Betrübt sah ich zum Boden hinab.
Wie recht er doch hatte ... und wie naiv ich wieder einmal gewesen war...
Shoto stieß seinen Atem laut aus und offenbarte mir ein Angebot: ,,Du kannst heute Nacht sowie morgen Nacht hier verbringen. Mein Vater ist momentan nicht hier und meinen Geschwistern wirst du nicht auffallen wenn du einfach in meinem Zimmer bleibst und einfach nichts tust."
Überraschend sah ich ihn an.
Selbstverständlich wollte ich ihn um Hilfe bitten doch das er mir gleich Asyl gewährte verwunderte mich dennoch.
,,B-Bist du dir da auch ganz sicher Shoto?"
Er fuhr sich mit seiner linken Hand durch die Haare und blickte erneut zu mir: ,,Weisst du Sayoko... deine Taten werde ich wohl nie vergessen. Doch ebenso wenig werde ich vergessen was ich für dich empfand beziehungsweise empfinde. Wundert dich meine gastfreundliche Geste wirklich so sehr?"
,,Naja... schon irgendwie. Schließlich hätte ich dich beinahe ungebracht.."
,,Ja. Stimmt. Aber nur beinahe. Du hättest mehrere Möglichkeiten gehabt um mir mein Leben zu nehmen. Hast es aber dennoch nicht getan. Und aus diesem Grund will ich versuchen dir einfach wieder zu vertrauen. Mein Ziel ist es, meinen Vater zu schlagen. Ich will weitaus ein besserer Held sein als er es ist. Aus diesem Grund helfe ich dir. Jeder fängt mal klein an und wenn ich dir dabei helfen kann eine Unterkunft für kurze Zeit zu haben, dann lass mich wenigstens dein Held in diesem Zeitraum sein auch wenn es alles andere als kooperativ mit der Polizei ist."
Aufmerksam hörte ich ihm zu. Ich konnte erkennen das in seinen Worten die absolute Wahrheit dahinter steckte. Keine bösen Absichten oder Intrigen - ganz anders als bei so manch einem ...
Er bot mir seinen Schlafplatz an und ein wenig kratze es wirklich an meinem Gewissen das er auf dem harten Boden schlafen wollte. Doch ich war zu müde um unnötig zu diskutieren.
Wir unterhielten uns noch ein klein wenig über die Zeit in der ich inhaftiert war.
Wie mich diese kurze Zeit so dermaßen von veränderte das ich mich selbst kaum wieder erkannte.
Oftmals schwieg Shoto einfach oder gab lediglich ein ,Verstehe' von sich. Nicht sonderlich gesprächig zusein schien wohl in der Familie zu liegen.
Am nächsten Morgen wachte ich von Shoto's Getrampel auf.
,,Ich werde nun zur U.A. gehen. Halte dich bitte an die Abmachung."
,,Kann ich wenigstens duschen gehen?" fragte ich ihn vorsichtig.
,,Nein. Das wäre zu gefährlich. Heute Abend können wir noch ein mal darüber reden."
Er stellte mir einige Bentoboxen hin.
,,Hier. Das ist für dich. Wir sehen uns später." und ehe ich etwas erwidern konnte, verschwand er schon.
Leicht genervt stieß ich meinen Atem aus. Das werden wahrscheinlich die langweiligstem zwei Tage meines Lebens dachte ich für mich selbst. Wobei... langweiliger als in der Haft konnte es wohl kaum werden. Hier hatte ich schließlich noch genügend Manga's, Zeitschriften und anderen Krempel zum lesen.
In Shoto's Schreibtisch fand ich eine kleine Spielekonsole und ich fand heraus das mir so etwas ziemlich viel Spaß bereitet hatte.
Die Zeit verging dadurch wie im Flug als ich bemerkte das es schon anfing draußen zu dämmern.
Der Geruch von gebratenem Fisch und Gemüse stieg mir in die Nase und am liebsten wäre ich dem Geruch gefolgt. Allerdings musste das Fuyumi gewesen sein welche das Abendessen zubereitete.
Gedanklich beklagte ich mich über meinen Hunger und wie gerne ich etwas von Fuyumi's Gericht essen würde. Als die Zimmertür sich vorsichtig öffnete blieb kurz mein Herz stehen bis ich Shoto's Gestalt erkannte.
Er hatte eine kleine Schüssel in der Hand welche er mir hinstreckte.
,,Hallo. Hier. Iss das, du wirst sicherlich hungrig sein."
Zaghaft nahm ich die Schüssel und blickte ihn an. ,,Was ist mit dir?"
,,Ich habe heute in der Stadt gegessen. Wie war dein Tag?"
Viel zu erzählen hatte ich nicht aber es erfreute ihn dennoch das es nicht ganz so einödig war wie gedacht. Was Shoto allerdings weniger erfreute war die Tatsache das ich seinen Highscore bei seinem Lieblingsspiel brach.
Er stellte eine kleine Tüte vor mir ab und erläuterte mir das der Inhalt für mich bestimmt sei.
Ich kramte die Sachen hervor und traute meinen Augen kaum.
,,Ich dachte neue Kleidung würde dir ganz gut tun. Da du schwarz offensichtlich bevorzugst habe ich ausschließlich nur das besorgt."
,,D-Danke aber ... wozu das ganze?" fragte ich ihn irritiert.
,,Glaubst du ich habe nicht gesehen wie deine Sneaker durchgelaufen sind und deine Klamotten etwas zerrannt aussehen?"
Beleidigt bruddelte ich: ,,Nicht sehr nett das zu einer Lady zu sagen mein Freund."
Bedauernd blickte er mich an und meinte: ,,Das war alles andere als beleidigend gemeint! Ich wollten lediglich-"
,,Helfen und eine Heldentat vollbringen.. ja ja ja schon okay. Ich danke dir vielmals, Shoto." beendet ich seinen Satz.
Morgen früh kannst du in aller Ruhe ein Bad nehmen und dich erholen. Meine Geschwister müssen noch einige Erledigungen machen bevor Vater am Abend auftaucht."
Lediglich ein Nicken gab ich von mir doch innerlich jubelte und tanzte ich wie eine verrückte.
Wir erzählten noch ein wenig und ehe ich mich versah, schlief ich einfach ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich relativ spät. Natürlich war Shoto nicht mehr da. Da es bereits Freitag war, ging der Unterricht nicht all zulange und aus irgendeinem Grund konnte ich es kaum erwarten Shoto endlich wieder begrüßen zu können.
Hastig machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer was zugegeben nicht gerade einfach war. Das Anwesen der Todoroki's war riesig aber dennoch wurde ich fündig.
Das Wasser war schön heiß und ich entspannte so gut ich konnte.
,,Ahhhhh das tut vielleicht guuuuut." sprach ich zufrieden zu mir selbst.
Zu lange ist es her, dass ich mich so richtig wohlfühlen konnte.
Ich bekam ein sehr leckeres und warmes Gericht, ein bequemes und weiches Bett zum schlafen und vor allem ein schönes, heißes und ausgiebiges Bad.
Aber dennoch hatte ich das Gefühl nicht vollkommen zusein.
Es hatte den Schein, als würde mir trotz dieses Wohlstandes etwas fehlen...
Ich richtete mich und zog die neuen Klamotten an. Alles passte perfekt. Selbst die Unterwäsche was mir ein wenig unangenehm war ...
Selbst der schwarze Mantel sah nicht nur super aus, er passte mir auch noch wie maßgeschneidert.
Leise Schritt ich zurück in Shoto's Zimmer und blickte mich im Spiegel an.
,,Mensch seh ich gut aus, da wird heute Abend aber jemand Augen machen." sprach ich stolz zu meinem Spiegelbild und ich konnte es kaum erwarten Dabi's Gesichtsausdruck zu sehen.
Ich packte mein weniges Hab und Gut zusammen und blickte auf die Uhr.
Demnächst müsste Shoto hiersein.
Gerade als ich fertig war öffnete sich schon die Türe und er stand im Raum.
,,Du bist schon fertig?" fragte er leicht verwirrt.
,,Ja. Ich will kein Risiko eingehen und schnell verschwinden. Allerdings möchte ich mich bei dir vorher noch bedanken."
,,Wie wirst du weiter machen?"
Ich lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. ,,Ich lass einfach alles auf mich zukommen."
,,Sayoko! Wenn du dich der Polizei stellst und mit ihnen kooperierst, wird deine Strafe eventuell vermindert!"
,,Alleine der Gedanke an die Polizei erzeugt in mir einen Brechreiz."
Betrübt sah er zu Boden als er sprach: ,,Ich wünsche dir für die Zukunft alles gute Sayoko und hoffe das wir uns niemals als Feinde gegenüber stehen müssen..."
Ich kicherte leise.
,,Sag niemals nie, Shoto. Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: du bist ein Held und ich bin eine Schurkin."
,,Noch bin ich kein Held aber ich arbeite dran!" sprach er ernst.
,,Du wolltest doch für's erste ein Held für mich sein indem du mir aus der patsch geholfen hattest? Dein handeln war doch also schon eine Heldentat. Ganz gleich ob du es aus Liebe, Freundschaft oder Hilfsbereitschaft getan hast."
Überwältigt sah er mich an.
Die Sonne fing an unter zu gehen und es wurde allerhöchste Eisenbahn zu verschwinden.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu, nahm sein Gesicht in die Hand und blickte ihn ein aller letztes Mal an.
Seine Augen wurden immer größer und sanft legte ich meinen Mund auf seinen.
Mit diesem einen letzten Kuss, drückte ich meine Dankbarkeit aus.
,,Ich danke dir für alles, mein Held."
Ihm liefen die Tränen die Wangen herab und ein wenig tat es mir schon leid für ihn. Doch ich war froh, auch diese Seite von ihm kennenzulernen.
Noch bevor Shoto etwas erwidern konnte, verschwand ich augenblicklich aus dem Fenster und machte mich auf zu meiner neuen Mission: Das treffen mit Dabi.
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