38.
POV Tim
Stegi hatte mich in der Nacht gehört. Ich sah es ihm an, seine Augen waren rot verheult und als ich ihn weckte, hatte er mich geschockt und verstört angestarrt, ehe er so schnell wie möglich ins Bad gerannt war. Ich Volltrottel. Masturbierte einfach mit einem Kind in meinem Zimmer, zum Glück hatte ich nicht dabei seinen Namen gestöhnt. Denn ich Perversling hatte an ihn gedacht während ich es mir besorgt hatte, das konnte ich unmöglich leugnen. Ich hatte wieder gegen mein Vorhaben verstoßen und die Gedanken zugelassen, anstatt sie zu verbannen.
Zur Strafe sollte ich mir etwas antun. Irgendwas schlimmes, das zukünftig meine krankhaften Triebe verhinderte, ob ich es wollte oder nicht. So ging das nicht weiter. Wenn ich nicht aufpasste, war Stegi schneller weg als ich gucken konnte!
Molly versuchte vergeblich herauszufinden, was zwischen uns passiert war, weil keiner von uns beiden sprach und der Kleine sein Essen so schnell in sich hinein schlang, als versuche er einen Wettbewerb zu gewinnen. Ich schaute währenddessen nur schuldbewusst auf mein Frühstück herab und konnte keinen einzigen Bissen zu mir nehmen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um eine Möglichkeit, wie ich mich zukünftig bessern oder zurückhalten sollte. Hier auf dem Hof gab es nicht viele Optionen. Ich hatte den Computer in meinem Büro, auf dem ich mir bestimmt übers Internet Pornos anschauen konnte, um mich abzureagieren. Aber es konnte auch alles viel schlimmer machen, falls Molly oder Stegi das herausfanden. Auf der ganz anderen Seite hatten wir hier jede Menge scharfe Werkzeuge, doch allein die Vorstellung daran bereitete mir Übelkeit. Mich zu verstümmeln wäre meine allerletzte Option, aber in meinem aktuellen Zustand dennoch denkbar. Verdammt nochmal, ich war doch völlig krank! Nur ich hatte dieses Problem! Molly hatte niemanden mehr und ich hatte sie noch nie bei anstößigen Dingen erwischt, weder früher, noch zurzeit. Stegi kam auch allmählich in ein Alter, in dem ich schon mehrere Male unanständig gewesen war. Aber auch er tat sowas nicht. Das war nur ich...
Mein Stuhl knarzte laut als ich aufstand und Molly hielt mich hastig am Unterarm fest. „Ist alles okay mit dir? Was ist los?"
Unfreiwillig warf ich einen Blick hinüber zu Stegis Platz und stellte fest, dass er nicht mehr hier war. Das hatte ich durch meine Gedanken hindurch wohl ausgeblendet. „Alles okay", antwortete ich Molly, legte ihr abwesend eine Hand auf die Schulter und machte mich auch auf den Weg Richtung Stall. Die Wahrheit war aber, dass ich mich absolut leer fühlte. Und schlecht. Ich bereute einfach alles aus der letzten Zeit.
Ich hatte noch eine dritte Wahl neben Pornos und Entmannung. Die schlimmste eigentlich. Aber gleichzeitig die harmloseste. Eine Sache, die mich die ganze Scheiße in meinem Leben für einen Tag lang vergessen ließ. Es war riskant, weil ich nie vollkommen sicher sagen konnte, was außerdem geschah. Aber in dem Moment tat es mir gut und wenn ich es geschickt anstellte, würden Stegi und Molly davon nichts bemerken.
Mein Weg führte mich zielstrebig in die kleine Kammer mit dem alten Radio, das noch meinem Vorgänger hier auf dem Hof gehört hatte. Ich drehte es auf laut, schloss die Tür hinter mir und hievte dann den ersten Sattel auf den Bock vor mir.
POV Stegi
Wo war Tim bloß? Nach den Stallarbeiten am Vormittag hatte ich mich genug beruhigen können, um nicht mehr bei jedem Geräusch verschreckt aufzuspringen und zu denken, dass mich irgendjemand für mein Verhalten von letzter Nacht auslachen würde. Aber ich hatte Tim seit dem Frühstück nicht nochmal gesehen und das war sehr ungewöhnlich.
Jetzt gerade brauchte ich ihn, weil wir Besuch bekommen hatten. Ein befreundeter Farmer von Molly, der uns zwei riesige Strohrollen vorbeigebracht und im Austausch "wie üblsch zwe Dutznd Eer un zehn Bottln Milch" verlangt hatte. Bis ich das verstanden hatte, war der Mann bereits auf das Haupthaus zugewatschelt, wo er sich jetzt schon seit einer Stunde mit Molly unterhielt.
Der Grund für meine wachsende Ungeduld war aber nicht der Preis für den Mann, sondern dass er die Ballen echt unmöglich vor dem Tor abgeladen hatte. Für mich alleine waren die viel zu schwer, als dass ich sie wegbewegen könnte. Also tauchte entweder Tim bald auf und half mir, oder ich musste warten, bis der Besuch wiederkam und seine Maschine zum Umsetzen der Rollen benutzte.
Mir kam plötzlich eine Idee, für die ich die Wartezeit nutzen konnte. Ich schnappte mir ein Halfter, holte damit Misty aus ihrer Box und führte sie nach draußen. Dort angekommen beobachtete sie misstrauisch das große Auto, an das der Farmer anscheinend in Marke Eigenbau die zwei Hebeelemente eines Gabelstaplers geschweißt hatte. Eine Mischung aus Monstertruck und Ladefahrzeug. Aber wenn die Stute erst einmal bemerkte, dass ihr das Ding - so grellbunt es auch lackiert war - nichts tat, würde sie hoffentlich vor allen anderen Autos auch keine Angst mehr haben.
"Siehst du Misty, es ist alles in Ordnung!", behauptete ich und patschte mit der Hand gegen die Fahrertür um zu demonstrieren, dass es ungefährlich war. Vorsichtig schnupperte der Apfelschimmel in die Richtung, kam näher und besah sich die breiten Reifen einmal genauer. Wie ich gedacht hatte, es funktionierte!
"Hey, wat machstn da an meenem Wagn Jungsche?", fragte in diesem Moment der Besitzer des Trucks, der gerade aus dem Haus wiederkam und schnell zog ich Misty ein Stück beiseite. Aber der Mann sah zum Glück nicht wütend aus. Ich zeigte auf Misty: "Das Mädchen ist noch nicht an Autos gewöhnt und das wollte ich eben nachholen. Können Sie mir vielleicht einen Gefallen tun und die Rollen da noch ein Stück nach links schieben? Dann kommen wir hier wieder durch und die Stute gewöhnt sich an den Lärm."
"Türlsch, keen Problem!", schmierte mein Gegenüber seine stark akzentuierte Antwort vor mich hin, stieg die zwei Stufen zur Tür hoch, klemmte sich hinters Steuer und drehte den Zündschlüssel. Der Motor jaulte, Misty riss ihren Kopf herum und wäre vermutlich beinahe gestiegen, wenn ich ihr Halfter nicht schnell festgehalten und sie somit beruhigt hätte. Mit wenigen eleganten Bewegungen der Gabeln rutschte der Mann die massiven Strohbündel aus dem Weg der Eingangstore. „Gut so?", rief er durch das offene Fenster zu mir nach draußen.
"Bestens", schrie ich über den Krach zurück. Wir warteten noch zwei Minuten, bis mein Pferd wieder vollkommen still neben mir stand, dann tippte der Farmer sich gegen seine Kappe und fuhr los. Lobend tätschelte ich die mutige Misty. Gutes Mädchen, ganz tapfer durchgehalten! Nur Tim fehlte immer noch, keine Spur weit und breit. Also brachte ich die Stute vorerst zurück in den Stall und machte mich dann auf die Suche. Nichts in den Boxen oder auf den Gängen von ihm zu sehen. Auch im Büro, bei den Futtervorräten und auf dem Reitplatz sah ich nach. Nirgendwo war er zu finden.
Letzte Möglichkeit war die Sattelkammer, was auch immer ihn da so lange beschäftigte. Und wirklich, er hatte sich in dem engen Raum eingeschlossen. Das Radio hörte ich bis vor die Tür. Aber es schien eine Macke zu haben. Das Lied wiederholte im Dreisekundentakt dieselbe Stelle wieder und wieder und niemanden schien es zu stören. Hä? Was war mit Tim los? Bekam er das etwa nicht mit? Besorgt klopfte ich und bekam keine Antwort. Da war auch kein Schleifgeräusch zu hören, warum auch immer er schon wieder die Sättel polieren sollte. Langsam wurde es mir unheimlich.
"Tim? So ein Farmer war eben hier." Stille. „Der hat uns Stroh mitgebracht, hilfst du mir bitte, das reinzubringen?" Das Springen des immer gleichen Abschnittes im Song jagte mir kalten Schweiß auf die Stirn. An der Tür rütteln half nicht, dagegen hämmern auch nicht. Also musste ich sie irgendwie kleinkriegen! Immer wieder warf ich mich verzweifelt mit meiner Schulter voran gegen sie, bis der rostige Riegel mit einem knirschenden Geräusch zerbrach und die Tür sperrangelweit aufschwang.
Es stank so beißend nach Chemie, dass es mir den Atem verschlug. Tatsächlich hatte Tim sich einen Sattel auf den Bock bereitgelegt, aber der war beinahe unangerührt. Der Junge saß dahinter auf einem Stuhl, die Augen halb geschlossen, völlig weggedämmert über die Dämpfe hier drinnen. Das konnte doch beim besten Willen nicht gut für das Gehirn sein! Schnell lief ich zu ihm, packte ihn unter den Achseln, hievte ihn halb auf meine Schulter und taumelte mit ihm aus der Kammer, auf direktem Weg in sein Büro. Eine leere Flasche des Reinigungsmittels umkrallte ich mit meiner anderen Hand. Ich erinnerte mich wieder, genau so hatte Tim auch an dem Abend vor zwei Wochen gestunken! War das der Grund für sein Verhalten gewesen?
Tim war extrem schwer, obwohl er so dünn war. Er war nicht richtig bei Bewusstsein, taumelte und stolperte über seine eigenen Füße. Sogar als er gegen eines der Futterfässer prallte, dem wir nicht rechtzeitig hatten ausweichen können, verzog er keine Miene.
Es genügte ein Blick auf die Rückseite der Flasche. Das Zeug hieß Réno'Mat' und war tatsächlich für die Lederpflege gedacht, kam aber mit einem Warnhinweis, die Dämpfe nicht einzuatmen, da diese gesundheitsschädigend waren. In Tims Fall sah es aber so aus, als wäre er total high davon geworden.
Da das schon zweimal passiert war in meiner Zeit hier musste ich annehmen, dass es kein Versehen, sondern Absicht gewesen war. Und dass diese Geschichte noch weiter zurückging als ich ahnte. Aber um das zu erfahren musste ich warten, bis Tim wieder ansprechbar war.
Mein Kumpel brauchte seine Zeit. Jede seiner Bewegungen war langsamer als die eines Faultieres. Aber er kam allmählich wieder zu sich, begann er sich zu strecken, sich umzuschauen und mich dann zu fixieren. "Steeegiii", krächzte er groggy, dabei schwankte er gefährlich auf seinem Stuhl. Mit strengem Blick kam ich näher und richtete ihn an den Schultern wieder auf. „Du hast einiges zu erklären, Tim. Ich dachte fast schon, du wärst da drin verreckt! Warum hast du das gemacht?"
Sein ausdrucksloser Blick änderte sich innerhalb einer Sekunde. Seine Unterlippe begann zu zittern und Tränen quollen ungehindert aus seinen Augen. Er fing an zu weinen. Hemmungslos, als wäre er ein Kleinkind. "Ich kann das nicht mehr...", erklärte er mir, zuerst leise, aber mit jedem Mal wurde er lauter, bis er mich mit heiserer Stimme anschrie, "Ich kann das nicht! Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann das nicht!"
Er zog seinen Kopf ein, krallte sich mit seinen Fingern in seinen Haaren fest und kippte von seinem gepolsterten Sitz, als er begann, wild um sich zu treten. Nur ganz langsam verebbten seine zuckenden Bewegungen, er schien wieder weiter zu sich zu kommen und ich half ihm zurück auf den Stuhl, während er sich an mich klammerte. "Es tut mir so leid, alles! Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll!", murmelte er dieses Mal unter Schluckauf.
Geduldig harrte ich mit ihm aus, bis er wieder vollständig genesen schien. Und sich für alles unendlich schämte. "Molly darf nie etwas davon erfahren", meinte er panisch, stand ruckartig von seinem Platz auf und torkelte auf die Tür zu. Ich schloss mich ihm an, bereit ihn im Notfall zu stützen.
Er lief zurück zur Sattelkammer, riss sofort die beiden schmalen Fenster auf und wedelte so gut wie möglich mit angehaltener Luft das Nervengift aus dem Raum heraus. Als das erledigt war, drehte er sich zu mir um. Er sah aus, als wäre er nach einem Trip aus der Hölle zurückgekommen. „Ich bin komplett am Arsch..."
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