Wie auf Wolken [2/2]
Draco Malfoy liebte sie – sie, Hermine Granger, das in seinen Augen wertlose Schlammblut – und wusste es nicht einmal. Er wollte sogar seine Verlobung lösen lassen. Jetzt wusste Hermine, von wem der alte Nott gestern gesprochen hatte. Pansy war gut als Betthäschen, aber heiraten tat man so eine nicht. Da musste schon eine reinblütige Jungfrau her. Ob Pansy davon gewusst hatte? Wahrscheinlich nicht. Wenn sie nicht so eine widerliche Pute wäre, könnte man fast Mitleid mit ihr empfinden.
Und Draco? Gut, seinen Stolz zu verletzen war eine Sache, aber seine Gefühle standen auf einem ganz anderen Blatt. Eigentlich sollte sie mit ihm sprechen, ihm die Lösung der Verlobung ausreden, ehe Schlimmeres passierte. Wie konnte sie ihm nur begreiflich machen, dass er ein Trugbild liebte, dass sich in naher Zukunft auflösen würde, ohne ihm die Wahrheit zu verraten? Was hatte Narzissa damit gemeint, als sie sagte, auch Hermine liebe ihren Sohn? Sie mochte den Slytherin, ja, aber Liebe? Dazu gehörte doch schon ein wenig mehr als körperliche Anziehungskraft. Hermine dachte an Ron und stellte sich die Frage, ob sie ihren Freund noch liebte. Eher nicht, erschrak sie. Der Rollentausch hatte diese Beziehung definitiv zerstört, doch für die andere gab es keinen Platz in diesem Leben. Zu hoch waren die Steine, die Dracos Eltern und seine Erziehung ihnen in den Weg legten. Wie sollte sie Abstand zu Draco wahren, um seinetwillen, wenn sie sich hier so nahe waren? Hermine wusste auf alles keine Antwort. Erschöpft schlief sie schließlich wieder ein.
Sanfte Küsse auf Wange und Nacken brachten sie langsam wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Draco saß neben ihr und weckte sie zärtlich. »Hey Schlafmütze, guten Morgen.«
»Morgen?«, entsetzt sah Hermine an sich hinunter. Sie trug noch immer die Kleidung, die sie am Tag zuvor angezogen hatte. »Ich habe in meinen Klamotten geschlafen?«
Draco lachte leise. »Als ich gestern Abend in dein Zimmer kam, lagst du schon so da und ich wollte dich nicht wecken.«
»Nanu, kein Versuch mich auszuziehen?«, grinste Hermine matt.
»Wo das endet, wissen wir ja. Nein Pans, das nächste Mal würde ich gerne bei deinem vollem Bewusstsein mit dir schlafen.«
Hermine richtete sich auf. »Kann ich noch duschen vor dem Frühstück?«
»Klar, meine Eltern sind heute verreist. Du kannst auch gerne im Bademantel unten erscheinen.« Seinem Blick nach zu urteilen gefiel ihm diese Vorstellung ausgesprochen gut.
Hermine wurde warm ums Herz, doch dann erinnerte sie sich an ihren Vorsatz, Abstand zu halten. »Ich ... ich habe noch nichts für die Schule getan. Das werde ich heute am besten nachholen. Das Frühstück kann ich mir doch auch von Corky servieren lassen.«
Draco sah maßlos enttäuscht aus und Hermine gab sich Mühe, das plötzliche Stechen in ihrer Magengegend zu ignorieren. »Was ich immer schon mal wissen wollte, ist deine Dusche genauso wie meine?«, fragte sie, nur um ihn abzulenken. Entsetzt biss sie sich auf die Lippe. Was, wenn Pansy die schon kannte?
Doch zu ihrer Erleichterung antwortete Draco: »Nein, aber wenn es dich wirklich interessiert, musst du rüberkommen und sie ausprobieren.«
»Ja, ich dachte mir schon, dass da ein Haken an der Sache ist«, rutschte es Hermine heraus.
»Alles hat seinen Preis, mein Herz.«
»Das ist richtig, aber man hat immer die Wahl, ob man bereit ist, diesen auch zu bezahlen«, sagte sie mit fester Stimme.
Die Antwort schien Draco nicht zu gefallen. Er erhob sich. »Wenn du es dir anders überlegst, weißt du ja, wo du mich findest.«
Hermine schwieg und leicht verstimmt verließ Draco den Raum.
Nach einer ausgiebigen Dusche und einem reichhaltigen Frühstück, versuchte Hermine sich auf ihre Schulbücher zu konzentrieren. Doch es wollte ihr nicht gelingen. Hartnäckig tauchte immer wieder ein Paar hellgrauer Augen vor ihr auf. Sie wollte doch ohnehin mit ihm reden, versuchen ihm die Situation soweit wie möglich zu erklären, warum also nicht gleich? Vielleicht gelang es ihr ja ihn davon zu überzeugen, dass es besser für ihn wäre, die Finger von ihr zu lassen. Hermine legte das Buch mit einem leisen Seufzer zurück und schlich über den Korridor zu Dracos Zimmer. Zaghaft klopfte sie.
»Herein!«
Das Zimmer des Slytherins war ähnlich eingerichtet wie ihres, nur dass hier die Farben seines Schulhauses erstaunlicherweise nicht dominierten. Das Bett war beigefarben bezogen und die Laken dunkelrot. Sessel und Tapete waren zwar grün, doch der Fußboden bestand aus hellem Holz. Licht flutete herein und der Raum wirkte erheblich freundlicher als das Gästezimmer.
Draco saß am Fenster, hatte die Füße überkreuzt und auf einem weiteren Sessel liegen. Das Buch in seiner Hand ließ er erstaunt auf den Schoß sinken. Er trug ein helles Hemd und hatte die obersten drei Knöpfe offen. Sein Haar sah zerwuschelt aus, als hätte er es sich gerauft. Er trug eine hautenge ausgeblichene Jeans und sah unglaublich sexy darin aus.
Hermine schluckte unwillkürlich. »Ich habe dich noch nie in einer solchen Hose gesehen.«
»Trage ich auch selten. Meine Eltern verabscheuen sie, bezeichnen sie als Muggelhose, obwohl auch manche Zauberer sie in ihrer Freizeit tragen, die jüngeren jedenfalls. Deshalb ziehe ich sie nur an, wenn meine Herrschaften nicht da sind. Aber du bist doch bestimmt nicht gekommen, um dich über Jeans zu unterhalten.«
»Natürlich nicht. Ich bin deinetwegen hier«, sagte Hermine und schloss die Tür hinter sich. Langsam ging sie auf ihn zu.
Draco stand auf, legte das Buch auf die Fensterbank und trat vor sie. Er fasste nach ihren Händen. »Du bist wegen der Dusche gekommen«, sagte er todernst.
Hermine musste unwillkürlich lächeln. »Auch, nein, eigentlich nicht. Ich muss mit dir reden.«
Draco schob sie zum Bett und setzte sich neben sie, ohne ihre Hände loszulassen. »Was willst du mir sagen?«
»Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll. Ich habe Angst, dass du dich in einen Teil von mir verliebt hast, der gar nicht existiert.« Hermine sah ihn aus großen Augen an, als müsste er selbst auf die Lösung kommen.
Jetzt entzog ihr Draco eine seiner Hände und strich der Gryffindor über das Haar. »Willst du damit andeuten, du wärst eine Fata Morgana?«
»Ja.«
»Eine Luftspiegelung, die sich jederzeit auflösen kann?«
»Genau.«
»Pansy, du bist die festeste Spiegelung, die mir je untergekommen ist«, grinste er und legte die andere Hand auf ihren Bauch.
Hermine stieß die Luft aus, die sie unabsichtlich angehalten hatte. Sie musste deutlicher werden. »Draco, ich meine es ernst. Du liebst nicht mich, du liebst die Grangeranteile in mir.«
Jetzt lachte er nicht mehr und hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Die grauen Augen tauchten in ihre.
»Damals, in Zaubertränke, als wir den Verwechslungstrank brauen mussten, ist die Brühe doch übergekocht. Snape hat uns gewarnt, wir werden unseren Hausgenossen in der nächsten Zeit vielleicht etwas merkwürdig vorkommen. Es muss dieser ... « Hermine stockte, riss sich zusammen und presste hervor: »dieser Schlammblutanteil in mir sein, der dich anzieht.«
»Unsinn«, dementierte Draco scharf. »Außerdem hast du doch gerade deine eigene Theorie ad absurdum geführt. Granger würde sich selbst nie mit diesem Schimpfwort bezeichnen.«
»Ich habe mich verändert«, beharrte sie und unterdrückte das Zittern, das sich ihrer bemächtigen wollte, weil er nicht verstand. »Ich steh auf alte Runen und Arithmantik. Ich brauche deine Hilfe bei den Hausaufgaben nicht mehr, habe dich anfangs immer mit deinem Nachnamen angesprochen und so weiter. Ich bin nicht mehr ich selbst, Draco. Ich habe Angst, dass du eines Tages feststellen wirst, dass du mich in Wirklichkeit gar nicht liebst.«
»Da kann ich dich beruhigen. Ich bin dir verfallen, mit Haut und Haaren. Aber auch du reagierst auf meine Berührungen. Schlaf mit mir Pansy und ich kann dir beweisen, dass du niemals Granger sein kannst.«
»Ich hasse meinen Vornamen! Manchmal kann ich es nicht ertragen, wenn du mich damit ansprichst«, rief Hermine verzweifelt.
»Du liebst mich.«
»Ich darf nicht. Es würde dich zu sehr verletzen.«
»Siehst du, du denkst an mich, nicht an dich. Das habe ich schon Weihnachten durch deine Geschenke festgestellt. Gesteh dir endlich ein, dass du mich liebst, Pansy.«
»Nenn mich nicht Pansy!«
»Wie du willst, Mylady. Ich lasse mich gerne auf das Spiel ein.«
»Wir werden beide daran zerbrechen, Draco.«
»Vielleicht«, antwortete er leichthin, »aber jetzt bist du bei mir und das allein zählt.« Seine Hand streichelte liebevoll über ihre Wange.
»Versprich mir nur eines: Du wirst dich immer an den heutigen Tag erinnern und ihn niemals bereuen, was auch die Zukunft bringen mag«, wisperte Hermine.
»Versprochen«, antwortete er und drückte sie auf das Bett.
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