Kapitel 5. Die Hilfe einer Hexe
"Ich hab die Kerzen nicht angehabt heute", erklärte ich meinem Vater, der zu meiner Komode ging und diese auspustete. "Vielleicht warst du so müde, dass du es vergessen hast", versuchte mein Dad eine Erklärung zu finden, doch ich wusste zu 100 Prozent, dass ich die Kerzen heute nicht angezündet hatte.
Tyler setzte sich zu mir auf die Bettkante und musterte meine Augen, die sich wieder mit Tränen füllten und ich meinen Bruder in die Arme schloss und fest an mich drückte. Er erwiderte die Umarmung, während ich die Augen schloss und einfach nur froh war, dass es ihm gut ging. "Was ist denn los?", die Stimme meines Bruders klang besorgt, aber auch leicht verwirrt. "Ich bin froh das es dir gut geht..", flüsterte ich, während ich die Hand meines Vaters an meinem Hinterkopf spürte, ehe er anschließend durch mein Haar strich. "Egal was passiert ist Ruby, es war nur ein Alptraum", versuchte mein Bruder mich zu beruhigen, doch dafür, dass es nur ein Alptraum gewesen sein sollte, hatte sich das ganze ziemlich echt angefühlt. Während mein Vater wieder ins Bett gegangen war, blieb Tyler bei mir, zumindest wollte er so lange bleiben, bis ich wieder eingeschlafen war.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich mich um und stellte fest, dass Tyler gar nicht zurück in sein Zimmer gegangen war. Er hatte sich sein Bettzeug geholt und hatte bei mir geschlafen, vielleicht wollte er einfach dieses mal direkt da sein, falls ich erneut schreiend aufwachen würde, was zum Glück nicht der Fall war. Dieses mal hatte ich nicht mal einen Traum und das war auch gut so, ich wusste nicht mal ob ich nach so einem Traum überhaupt jemals wieder etwas träumen wollte.
Vorsichtig stand ich auf und ging an meinen Schrank, um mir schonmal etwas schönes zum anziehen für heute Abend heraus zu suchen, denn Elijah war ein gutaussehender Mann und ich wollte nicht einfach in Alltagskleidung zu dieser Verabredung erscheinen. Ich nahm mir also ein dunkelblaues Kleid aus dem Schrank, dessen Ärmel kurz waren und es mir bis zu den Knien ging. Es betonte meine Figur und ging unten etwas in die Breite.
Leise verschwand ich im Badezimmer und machte mich soweit schon mal fertig, so brauchte ich nachher einfach nur in den Grill fahren. Schließlich zog ich mir das Kleid an und steckte meine Haare nur oberhalb etwas hoch, während der untere Teil in Wellen über meinen Rücken fiel. Ich wusste das es kein Date war, sondern einfach nur ein danke dafür, dass er mir geholfen hatte, dennoch wollte ich gut aussehen. Ja, vielleicht erhoffte ich mir innerlich noch ein Wiedersehen mit Elijah, auch wenn ich innerlich wusste, dass es niemals passieren würde. Was wollte jemand wie Elijah bitte auch mit jemandem wie mir? Er war ein Vampir und ich nur ein Mensch und auch wenn Elena und Stefan ein Paar waren, war ich der Meinung, dass eine Beziehung mit einem Vampir nicht möglich war, schließlich wurde man älter und würde irgendwann sterben.
Nachdem ich fertig war, ging ich nach unten in die Küche, wo Carol ihren Kaffee trank und am Frühstücken war. Ich wusste das mein Vater bereits außer Haus war und im Rathaus in seinem Büro saß, ja es war Sonntag, aber mein Vater hatte noch reichlich Papierkram zu erledigen und das wollte er nicht schleifen lassen, was natürlich auch verständlich war. Langsam betrat ich die Küche und ging zur Kaffeemaschine um mir einen Kaffee einzuschenken, dabei ignorierte ich Carol gekonnt und würdigte sie keines blickes. Sie hingegen konnte ihre Klappe natürlich mal wieder nicht halten. Carol stand schließlich auf und drehte sich zu mir, während sie mich mit einem abwertenden Blick ansah. Ich setzte gerade zum gehen an, als auch schon Carols Stimme ertönte. "Du brauchst gar nicht erst flüchten Ruby!", mit diesen Worten drehte ich mich genervt zu Carol um und hielt dabei meine Tasse mit beiden Händen fest. "Ich sag es dir jetzt noch einmal! Ich will nicht, dass du in diesem Haus über deine Mutter sprichst! Du wirst deinen Vater nichts mehr fragen Ruby, Niemanden interessiert deine Mutter!", sagte Carol provokant und ernst. "Hör auf!", warnte ich sie, denn ich spürte wie meine Hände leicht zu zittern begannen und ein seltsames Gefühl sich in mir breit machte, welches ich noch nie zuvor gespürt hatte. "Deine Mutter ist nichts weiter als Abschaum, es gibt Gründe wieso sie dich nicht wollte! Sie ist nichts weiter als eine Frau die mit jedem Mann ins Bett steigt..", provozierte Carol weiter, doch weiter kamen sie erst gar nicht. "ICH SAGTE HÖR AUF!", schrie ich sie lauthals an, als wie aus dem nichts die Fensterscheibe in der Küche zerbrachen und man das splitternde Glas auf den Fliesen der Küche aufprallen hörte, ehe dabei auch die Kaffeetasse in meiner Hand zerbrach. "Was zur Hölle.. ", hörte ich nun die Stimme meines Bruders, der mich verwirrt und fassungslos zugleich ansah. Geschockt sah ich auf den Boden, auf dem das zerbrochene Glas der Fensterscheibe lag und meine zerbrochene Tasse in meiner Hand, zumindest hatte ich noch den Henkel in der Hand. Was war das denn bitte? Hat mein Geschrei etwa die Fenster zum Zerspringen gebracht? Geschockt legte ich den Henkel auf den Tisch und lief aus der Küche, an meinem Bruder vorbei die Treppen hoch und verschwand wieder in meinem Zimmer. Hatte das etwas mit meinem Traum zu tun? Hatte das ganze etwa eine Bedeutung? Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und fuhr mir immer wieder durch mein braunes Haar, während mein Herzschlag sich natürlich beschleunigte. Ich hatte Angst vor dem was diese Frau in meinem Traum gesagt hatte, was hatte sie mit dieser Macht gemeint? Hatte dieser Traum etwas mit dem zu tun, was da gerade in der Küche passiert war?
Als meine Zimmertür aufsprang, kam Tyler ziemlich aufgewühlt herein und schloss die Tür hinter sich. "Was zur Hölle ist da unten gerade passiert Ruby?", hakte mein Bruder vollkommen verwirrt, aber auch irgendwie fassungslos nach. "Ich bin heruntergekommen, weil ich einen Kaffee wollte und ich euch streiten gehört habe und dann zerspringen Scheiben, als du so laut wurdest?" "Sie hat mich provoziert und schlecht über meine Mutter geredet Tyler, da bin ich auch mal lauter geworden und.." "Du weißt ganz genau, dass ich nicht das lauter werden meine. Wieso zum Teufel sind die Scheiben zersprungen Ruby?" "Ich weiß es doch auch nicht!", gab ich ihm zur Antwort und war komplett nervös und völlig aufgekratzt und wieder spürte ich dieses zittern an meinen Händen und mich direkt wieder dieses seltsames Gefühl durchfuhr, während genau in dem Moment, in dem dieses Gefühl einsetzte, meine Zimmerfenster aufsprangen und ein heftiger Windzug durchs Zimmer wehte. Mein Atem wurde deutlich schneller, denn ich hatte Angst und wollte einfach nur wissen, was genau hier passierte. Tyler sah mich geschockt an und schloss direkt die Fenster, als der Wind wie aus dem nichts wieder aufgehört hatte. Ich konnte dieses Gefühl in mir nicht beschreiben, es war Angst, Panik, aber auch Unwohlsein und mir war nicht klar, was hier eigentlich passierte. "Ruby...",erklang Tylers Stimme, der um das Bett herum ging und zu mir kam. "Vielleicht hat es etwas mit dem Traum zu tun, diese Frau hat irgendetwas von einer Macht geredet und dass ich viel mehr wäre, als eine junge Frau, die vom Lockwood Fluch betroffen ist.. Als sie dich in meinen Traum getötet hat, ist dieser Wald in Flammen aufgegangen und..." "Ruby...!", Tyler klang noch immer geschockt, dennoch ließ er mich nicht alleine. Als er meinen Namen sagte, sah ich zu meinem Bruder auf, während ich seine dunkelbraunen Augen musterte. "Ich glaube, dass deine Mutter eine Hexe war und.. naja du ebenfalls eine bist", mit gerunzelter Stirn sah ich meinen Bruder an, das war doch absurd. "So ein Quatsch, ich bin doch keine Hexe ich.." "Glaub mir, bei Bonnie fing das ganze auch so an. Wir müssen zu ihr, Bonnie ist die einzige die dir gerade helfen kann, es zu kontrollieren. Komm mit", Tyler schnappte sich nur noch mein Handgelenk, zog mich aus meinem Zimmer und die große Holztreppe hinunter, bis draußen auf den Hof zu seinem Auto, wo wir beide einstiegen. Carol rief uns zwar nach, doch Tyler reagierte genauso wenig auf seine Mutter, wie ich es tat. Tyler fuhr direkt los, während er hin und wieder mal zu mir rüber sah. "Kanntest du die Frau in deinem Traum?", fragte er, ehe er mich kurz ansah. Langsam schüttelte ich jedoch meinen Kopf und sah rechts aus dem Fenster neben mir. " Ich denke nicht. Sie hatte einen schwarzen Mantel an und die Kapuze ins Gesicht gezogen, so das ich sie nicht mal hätte erkennen können, selbst wenn ich sie gekannt hätte, aber die Stimme kam mir nicht bekannt vor ", ich wusste doch selbst nicht wer diese Frau war, oder was sie eigentlich von mir wollte.
Als Tyler vor Bonnies Haus hielt, stiegen wir beide aus, während Tyler direkt an der Tür klopfte, die Bonnie wenig später mit einer Kaffeetasse in der Hand öffnete. Vermutlich war sie selbst gerade erst aufgestanden, da sie auch noch ihre Schlafsachen trug. "Wir brauchen dringend deine Hilfe Bonnie", meinte Tyler, weswegen Bonnie uns herein ließ und noch immer überrascht und verwirrt war, über unser frühes auftauchen.
Tyler schilderte ihr was passiert war, ehe ich ihr danach meinen Traum erklärte. "Bei dir war es am Anfang doch auch so oder? Du wusstest nichts davon und es kam unkontrolliert oder etwa nicht?", hakte Tyler nach und sah Bonnie dabei erwartungsvoll an. "Ja schon und wenn ich ehrlich bin, klingt es schon noch Hexerei", erklärte Bonnie und stellte sich dicht vor mich. "Vielleicht kann ich die Energie spüren", meinte sie, nahm meine Hände in ihre und schloss die Augen. "Schließlich die Augen und entspann dich, lass mich in deinen Kopf rein", bat Bonnie mich, also tat ich was sie sagte, schloss meine Augen und versuchte mich zu entspannen. Sofort schossen mir die Bilder meines Traums durch den Kopf und die Situation mit den Fensterscheiben, ebenso wie mit meinen Fenstern, die wie aus dem nichts aufgesprungen waren. Es spielte sich wie ein Film vor meinen Augen ab und da Bonnie dies schon mal getan hatte, um zu sehen was im Kopf einer anderen Person vor sich ging, musste auch sie die Bilder vor Augen sehen.
Nachdem Bonnie ihre Hände von meinen löste, öffnete ich meine Augen, was sie ebenfalls schon getan hatte, während sie mich ansah. "Es ist definitiv Magie die durch deine Adern fließt, deine Mutter muss eine Hexe gewesen sein", es war unvorstellbar für mich, das mein Vater etwas mit einer Hexe hatte, doch mir war klar dass er nichts davon gewusst hatte, er wusste ja nicht mal von dem Fluch der Lockwoods, da er niemanden getötet hatte. Er dachte wir würden in einer normalen Welt leben, nur dass er und Carol glaubten, dass Vampire unter uns waren, mehr wusste er jedoch nicht und das war vermutlich auch gut so. " Du musst diese Magie kontrollieren Ruby, sonst wird immer so etwas passieren, wenn du wütend, oder aufgebracht bist. Ich kann dir helfen es zu kontrollieren, wenn du das möchtest", bot Bonnie mir an und ich wusste genau das ich keine andere Wahl hatte, schließlich sollte mir nicht ständig so etwas passieren, was wenn ich irgendwann jemanden damit verletzen würde? "Vielleicht hängt das Aufeinandertreffen mit diesem Vampir ja mit deinem Traum zusammen", stellte Bonnie die Theorie auf und wenn ich ehrlich war, dann konnte das schon möglich sein, doch wer zur Hölle war diese Frau in meinem Traum?
Ich stimmte schließlich zu und nahm Bonnies Hilfe natürlich an, auch wenn mich das ganze ziemlich überforderte und auch Tyler schien mit der Sache überfordert zu sein, was aber auch kein Wunder war, schließlich hatte ich nicht nur das Werwolfs Gen in mir, sondern auch die Magie, die ich anscheind von meiner Mutter geerbt hatte.
Den Rest des Tages verbrachten Tyler und ich bei Bonnie, die versuchte mir zu helfen, meine Magie zu kontrollieren, jedoch passierten mir jedesmal irgendwelche Missgeschicke. Entweder sprang das Licht an und aus, irgendwelche Geräte die nicht mal an waren sprangen plötzlich an, oder die Fenster sprangen auf. Es ließ mich innerlich verzweifeln, was man mir vermutlich deutlich ansah. "Hey.. setz dich selbst nicht unter Druck Ruby, es ist normal das am Anfang nicht alles gleich klappt, aber das wird schon. Ich werde dir helfen und wir bekommen das ganze auch zusammen hin, da bin ich mir sicher", versicherte Bonnie mir mit einem sanften Lächeln, ehe sie mich in die Arme schloss und ich diese erwiderte. "Ich danke dir", flüsterte ich ihr leise zu, denn ich war ihr wirklich unendlich dankbar dafür. "Kein Problem, ich kenne das und wenn ich helfen kann, dann helfe ich dir gerne",
Als ich irgendwann auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass es bereits 17 Uhr 34 war und ich mich gleich von Bonnie und Tyler verabschiedete, schließlich hatte ich eine Verabredung mit Elijah im Grill. Es war zwar Sonntag, aber seit ein paar Monaten hatte der Grill auch sonntags geöffnet, sie machten mehr Umsatz und konnten jedes Wochenende Bands einladen, die ihre Live Musik spielten.
Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg zum Grill, den ich nach ca. 15 Minuten erreichte und diesen betrat. Zum Glück war ich pünktlich, doch als ich mich umsah, musste ich feststellen, dass Elijah noch gar nicht da war. Mein Blick glitt zur Uhr, die über der Bar hing und da es erst kurz vor 6 war, hatte er schließlich noch ein paar Minuten Zeit, also setzte ich mich schon mal an die Bar, wo ich mir ein Glas Cola bestellte und darauf wartete, das der Mann der mich gerettet hatte, endlich durch die Tür des Grills kommen würde.
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