Unantastbar (#ZomGer)
Hey Leute, endlich wieder ein Lebenszeichen von mir. Ich sitze immer noch an "The Story we share" und ich würde auch da furchtbar gerne wieder ein Update bringen, aber ich muss das zweite Kapitel nochmal überarbeiten und blah blah blah... Aber dafür habt ihr sicher nicht diesen OS angeklickt. Also, beiseite mit dem ewig gleichen Palaver und auf zur leicht an Silent Hill 2 (Film) erinnernden Kurzgeschichte (die irgendwann sicher noch ne Fortsetzung bekommt)!
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"Hallo. Mein Name ist Manuel, aber... aber eigentlich braucht ihr euch den auch nicht zu merken... Ich werde sowieso nicht allzu lange hier bleiben. Ihr müsst euch auch nicht bemühen, euch mit mir anzufreunden oder Sachen über mich herauszufinden. Ich mache keinen Sport, habe keine tollen Hobbys und gehe nicht auf Partys. Reicht euch das an Infos?"
Ich war ehrlich gesagt etwas schockiert nach dieser Vorstellung. Der brünette Junge hatte eigentlich echt nett ausgesehen, als er vorne bei unserem Lehrer gestanden und auf den Stundenbeginn gewartet hatte. Aber jetzt... Wenn er sich von allen abgrenzen wollte und nicht nur für Mitleid so unantastbar tat, hatte er das eindeutig geschafft. Auch meine anderen Mitschüler sahen ihn entweder leicht verstört oder abschätzend an. Manuel schien das nicht zu verunsichern. Zielsicher peilte er eine komplett leere Bank ganz hinten im Klassenraum an und richtete sich dort seinen zukünftigen Sitzplatz ein.
Warum er wohl diese Einstellung entwickelt hatte? Selbst wenn man viel in der Welt herum kam, wurde man doch nicht automatisch so abweisend wie er. Ob er schlechte Erfahrungen mit Fake-Freunden gemacht hatte? Oder das Opfer von Mobbing Attacken gewesen war? Ich konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken. Einerseits aus Neugier, andererseits weil ich gerne mit all meinen Mitmenschen gut klar kam. Hmm, vielleicht würde ich seine Schale ja irgendwann knacken und die Antwort auf das Rätsel herausfinden. Es lockte mich so sehr, denn ansonsten sah Manuel sehr umgänglich aus, nicht wie ein Assi oder etwa ein Schläger. Beinahe etwas einsam, so allein an seinem Tisch.
Bevor ich noch länger starrte und er meine Blicke bemerkte, drehte ich mich wieder um und versuchte, dem Unterricht zu folgen.
Bis zum Ende des Schultages war ich aber kein Stück weit gekommen mit meinem Vorhaben. Zuerst hatte ich ihm unseren Stundenplan geben wollen, damit er sich nicht verlief und uns morgen wiederfand, aber er hatte mir äußerst distanziert erklärt, dass er bereits im Sekretariat einen erhalten hatte und seine Sorgen mich nicht zu interessieren hatten. Dann in der Hofpause hatte ich ein wenig mit ihm plaudern wollen, doch wieder war meine nett gemeinte Geste an ihm abgeperlt. Er brauche keine Freunde und niemanden zum Unterhalten. Ach ja, und ich solle ihn in Zukunft in Ruhe lassen. Als ich an seine harschen Worte dachte, seufzte ich geknickt und kickte ein Steinchen vor mir her. Micha Micha, das hast du dir schön verbaut! Scheinbar wollte er wirklich niemanden an sich heran lassen und den Grund dafür heraus zu finden würde viel länger dauern, als ich heute früh noch optimistisch angenommen hatte.
Ich ließ das Schulgelände hinter mir, verabschiedete mich von einer Freundin und schlug leise vor mich hin pfeifend den Heimweg ein. Bestimmt hatte ich trotzdem noch genug Zeit, um Manuel richtig kennen zu lernen! Ich musste nur hartnäckig dran bleiben, aber ohne zu aufdringlich zu sein. So lange, bis er bemerkte, dass ich in Ordnung war und ihm nichts böses wollte! Irgendwann musste er mal Kontakt zu jemandem aufnehmen und sei es nur für eine Gruppenarbeit. Dann freute er sich hoffentlich, dass er wenigstens mich ein wenig besser kannte als den Rest.
Ich bog um die Ecke einer Straßenkreuzung, wich einer Fahrradfahrerin aus, schaute dem rücksichtslosen Mädchen kurz säuerlich nach und entdeckte dann Manuel auf der anderen Seite den Bordstein entlang schlendern. Na, wer sagts denn, wenn man vom Teufel spricht! Er hatte mich noch nicht gesehen, weil er in die entgegen gesetzte Richtung lief, seinen Rucksack an den Trägern fest an sich geklammert und den Blick zu Boden gesenkt. War er traurig? Ich konnte es nicht sagen, dazu hätte ich sein Gesicht genauer sehen müssen. Ob ich ihm folgen sollte? Oder zu ihm aufholen und fragen, was los war? Unentschlossen blieb ich stehen und beobachtete ihn ein paar Sekunden, dann schüttelte ich den Kopf und wollte weiter gehen. Wenn ich mich jetzt schon in seine Privatsachen rein hängte, würde er sicher niemals offen mit mir reden. Aber ein lautes, unnatürliches Geräusch ließ mich dann doch anhalten und wieder herum schnellen.
Manuel war nichts passiert, was meine erste Angst gewesen war, aber auch er war stehen geblieben. Sein Blick war nach oben geschossen und als ich grob erahnen konnte, woher der kurze Lärm gekommen war, gefror mir kurzzeitig das Blut im ganzen Körper.
Ein Zauntor direkt vor dem Neuen wackelte wild, als ob sich direkt dahinter etwas mit voller Kraft dagegen stemmte und warf. Das Holz splitterte, die obersten Latten brachen krachend ab und im nächsten Moment sprang ein riesiger, schwarzer Hund mit einem Satz und laut kläffend darüber. Er landete genau vor Manuel, baute sich breitbeinig auf und begann, ihn tiefkehlig anzuknurren. Das Vieh sah schrecklich aus: Mager, dennoch muskulös, weit über einen Meter groß und mit räudigem Fell, von dem an vielen Stellen nur noch einzelne Büschel übrig waren. Womöglich hatte es sogar Tollwut, so bösartig wie es sich verhielt. Und Manuel schien an Ort und Stelle fest gefroren, denn er rührte sich keinen Zentimeter. Starrte nur weiterhin den Köter an, der die Zähne fletschte und Pfote um Pfote näher rückte.
Bis jetzt hatte ich nur aus sicherer Entfernung zugesehen, aber sobald mir bewusst wurde, dass der Junge meine Hilfe brauchte, zögerte ich keinen Augenblick mehr. So schnell ich nur konnte, überquerte ich die Straße, stellte mich dazwischen und nahm aus Mangel an Verteidigungsmöglichkeiten meinen Rucksack von den Schultern und vor meinen Oberkörper. Sollte der Hund zuschnappen, würde er so hoffentlich nur mein Schulzeug erwischen und nicht unsere Arme oder Beine. Oder ich konnte ihn mit etwas Geschick und einem kräftigen Schlag ausknocken, damit die schweren Bücher in der Tasche endlich mal einen Zweck erfüllten. "Hau ab! Lass Manuel in Ruhe!", brüllte ich laut, um möglichst einschüchternd zu wirken, aber das Tier ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Blutrünstige Augen durchbohrten mich, das dunkle Knurren wurde zu einem Grollen, das mir bis ins Mark ging und meine Knie zum Zittern brachte. Hah, ich hatte meinen Mut etwas überschätzt! Aber ich würde Manuel nicht sich selbst überlassen! Er musste gerade noch größere Angst haben als ich.
Das monströse Ding kauerte sich tatsächlich kurz auf den Boden, doch entgegen meiner Erleichterung war es nicht etwa besänftigt. Es hatte nur Schwung geholt! Mit gefletschten Zähnen warf es sich im nächsten Moment auf mich, stieß mich mit den Vorderläufen zu Boden und schnappte nach meinem Hals. Nur meine Tasche verhinderte geradeso, dass sie ihr Ziel erreichten, stattdessen verfehlten sie mich haarscharf und nur sein heißer, stinkender Atmen drang bis zu mir durch. Ich schrie erschrocken auf, schlug um mich, bis das Gewicht von meinem Brustkorb verschwunden war, und rappelte mich hastig wieder auf. Von dem Höllenhund fehlte jede Spur. Er musste weggerannt sein! Puhh, das war knapp gewesen! Und Manuel ging es zum Glück auch noch gut. Er weinte nur ein bisschen durch den Schock.
"Warum bist du so ein Idiot?", fragte er mich plötzlich. Ich stockte. Idiot? Ich hatte ihm vielleicht gerade das Leben gerettet! Oder ihn zumindest vor ein paar unangenehmen Bisswunden bewahrt! Musste er dann sogar jetzt noch so unfreundlich zu mir sein? "Hey, hätte ich etwa bloß zugucken sollen?", fragte ich ihn pikiert und erschrak durch seine Antwort. "Ja. Vielleicht schon."
War es das? Hatte Manuel solche Gedanken? Dass er nichts wert war oder er besser sterben sollte? Machte er sich deshalb so unantastbar für alle? Damit er niemandem das Herz brechen konnte, wenn es irgendwann soweit kommen sollte...?
Entschlossen ging ich auf den Jungen zu, packte ihn bei den Schultern, sah ihn erst eindringlich an und zog ihn dann in eine kurze, kräftige Umarmung. Er wehrte sich zumindest vorerst nicht. "Sag sowas nicht! Und denk das auch nicht! Ich bin für dich da, okay? Besser, ich wäre verletzt worden, als dass du draufgehst!" Jetzt riss Manuel sich doch von mir los. Er sah frustriert aus. "Du verstehst das nicht! Bleib von mir fern, oder dir wird es bald genauso gehen wie mir!", warnte er mich mit tränenüberströmten Gesicht, aber ich beschloss, seinen Worten nicht nachzugeben: "Oder dir geht es bald besser! Gib mir eine Chance, ja?"
Er lachte auf, die Reaktion mit der ich am wenigsten gerechnet hatte. "Nein! Aber noch ist es nicht zu spät für dich. Versteh doch, dieses Ding, das du da eben gesehen hast und das uns angegriffen hat, das war nicht echt! Das kommt aus meinen Alpträumen! Ich bin verflucht und falls mir jemand zu nahe kommt, dann greifen die nicht mehr nur mich an! Die werden auch dich jagen, wenn du so weiter machst!"
Ehe ich noch etwas erwidern konnte, hatte er sich schon von mir abgewandt und rannte davon. Ich war noch zu verwirrt, um ihm gleich zu folgen. Verflucht? Und der Köter sollte eine Gestalt aus seinen Träumen sein? Er veralberte mich doch! Aber dann drehte ich mich um zu der Stelle, an der er durch den Gartenzaun gebrochen war, nur um es völlig intakt und ohne fehlende Teilstücke anzufinden. Fast als... ja, fast als wäre da nie etwas geschehen! Keine schwarzen Haarbüschel auf dem Bordstein, kein noch so winziger Tropfen Speichel, obwohl ich hätte schwören können, dass er den eben noch in alle Richtungen versprüht hatte! Wie ging das? Hatte Manuel mir etwa die Wahrheit erzählt und das war wirklich nur Einbildung gewesen? E-es musste wohl so sein... und wenn ich ihn richtig verstanden hatte, mussten ihn dauernd solche und ähnliche Erscheinungen quälen. Er isolierte sich, damit niemand anderes in Kontakt mit diesen Wesen kam, obwohl er bestimmt furchtbar unglücklich war...
Unbewusst entschied ich mich. Niemand sollte so einen Horror ganz allein durchleben! Vor allem nicht jeden Tag! Ich würde seine letzte Warnung ignorieren und sollten mich seine Alptraum-Kreaturen ebenfalls heimsuchen, dann war es eben so! Wenn es nur Einbildungen waren, konnten sie einen ja nicht verletzen, richtig? Vielleicht fanden wir ja zusammen auch eine Möglichkeit, diesen Fluch aufzuheben! Ich wollte es jedenfalls probieren!
Doch es kam schlimmer, als ich es mir zu diesem Zeitpunkt hätte ausmalen können...!
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