Mein kleiner Prinz (#Stexpert)
Die Fortsetzung von "Königliche Garde". Tut mir leid, wenns unter meinem Zeitmangel in Qualität und Länge gelitten hat :S
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"Na komm schon! Nicht so verklemmt, mein lieber Tim!" Lachend zog Stegi mich noch immer am Ärmel hinter sich her und mir blutete das Herz bei dem Gedanken, was passieren würde, wenn er versehentlich dabei meine Uniform zerriss. Die Dinger waren beinahe ein Menschenleben wert...
"Mit Verlaub, wir haben doch sicherlich genug Zeit um Ruhe walten zu lassen, mein Prinz", versuchte ich es so zu formulieren, dass er mir keinen mangelnden Anstand ihm gegenüber vorwerfen konnte. Stegi schmollte. "Aber das ist langweilig! Und auch dieses piekfeine Gehabe ist langweilig! Schau dir doch mal meine Kleidung an, in sowas sehe ich aus wie ein Kasper!"
Es stimmte schon ein wenig. Die auffälligen Farben, die Halskrause, die Federmütze, das alles stellte seine königliche Abstammung in einen starken und beinahe lächerlichen Kontrast. Aber das war nicht erlaubt festzustellen, geschweige denn zu sagen. Es wäre respektlos und würde mich meinen Platz in der Garde kosten. "Das stimmt nicht, mein Prinz. Sicherlich bildet ihr euch das nur ein!"
"Tu ich nicht!", grollte der Junge und schaute mich unzufrieden an, "Ich hatte zwar gesagt, dass du meine Leibwache sein sollst, aber eigentlich will ich etwas anderes! Ich will einen Spielgefährten und als solchen verlange ich von dir, dass du mir die Wahrheit sagst, wenn ich dich etwas frage! Und keine Angst, ich verpfeif dich auch nicht, wenn du dich nicht den Normen nach verhältst!"
Etwas überrumpelt blieb ich stehen. I-ich sollte der Spielgefährte des Prinzen werden? Ich, ein Junge der niedrigsten Abstammung? "O-okay...", krächzte ich noch etwas zweifelnd. Ich durfte ihm seinen Wunsch nicht abschlagen. Wenn schon die anderen Regelungen von früher für die Garde nicht mehr galt, dann doch immer noch das unumstößliche Gesetz, ihnen gehorchen zu müssen.
"Dann also nochmal: Meine Klamotten sehen schrecklich aus, nicht wahr?"
"...ja, schon ein bisschen komisch", stammelte ich leise und fand mich plötzlich in einer herzlichen Umarmung wieder. "Geht doch!", lachte Stegi glücklich und hüpfte mir dann weiter voraus. Versonnen folgte ich ihm. Seine Nähe hatte wie zuvor bereits ein seltsames und doch angenehmes Prickeln unter meiner Haut hinterlassen.
"Tiiim?"
"Was gibt es Stegi?"
Der mittlerweile junge Mann fläzte sich auf seinem Himmelbett und bedeutete mir, mich zu ihm zu setzen. Aufmerksam beobachtete ich ihn, wie er seinen Rüschenkragen lockerte und lustlos von sich warf und sich als nächstes an dem ebenfalls reich verzierten Mantel zu schaffen machte. "Sollten wir nicht besser gleich wieder nach unten zum Ball gehen? Man wird uns vermissen!", meldete ich meine Besorgnis an und hörte ihn entnervt aufstöhnen: "Wenn ich mit noch einer dieser entstellten Prinzessinnen tanzen muss, übergebe ich mich auf ihre aufgebauschten Seidenkleider! Ich will so ein Monster nicht heiraten!"
"Sie haben sich doch bloß herausgeputzt. Gefällt dir denn wirklich keine von ihnen?"
Stegi schüttelte heftig den Kopf und starrte das Baldachin seines Bettes an und auch ich nutzte die Gelegenheit, die enge Uniform ein wenig zu lockern, während uns niemand beobachtete und uns falsches Verhalten vorwerfen konnte. Kurz schwiegen wir beide.
"Lass uns einfach abhauen, okay? Nur wir, jetzt gleich, irgendwo hin wo es keine Könige und Schlösser und Festbälle mehr gibt!"
Ich sah Stegi verwirrt an. Meinte er das ernst oder war das vielleicht eine Probe für mich? Aber als er aufsprang und die Tür zu seinem Gemach verrammeln wollte, hielt ich ihn an den Schultern auf. "Aber warum sollten wir das tun? Wir haben hier doch alles was wir wollen und man wird dich suchen, wenn sie uns nicht schon innerhalb der Schlossmauern kriegen! Und ich hätte absolut nichts mehr!"
"Und wenn ich bleibe, werde ich genauso ein Fettsack wie mein Vater mit einer Frau, die er nur wegen ihrer Schönheit geheiratet hat und weil das Volk es so wollte! Aber das bin ich nicht, verstehst du? Ich will diese Verantwortung nicht!" Er strubbelte sich entschlossen durch seine schön frisierten Haare, bis sie unordentlich in alle Richtungen abstanden und ignorierte die Tatsache, dass ich noch immer unbeweglich auf einem Fleck stand und statisch mit dem Kopf schüttelte. "Und was wird dann aus mir? Ich bin auf deine Familie angewiesen!"
Stegi schnalzte, verdrehte gutmütig seine Augen und kam auf mich zu. Sanft lehnte er sich gegen mich und zog mein Kinn näher zu sich: "Ich weiß eh, dass du mit mir kommen würdest!" Sein Flüstern löste eine Gänsehaut bei mir aus und bevor ich zurückweichen konnte, legte er seine Lippen auf meine.
Mein Herz setzte aus und ich zuckte zusammen. Was-, wie..? Nur nach und nach fing ich mich und erwiderte schließlich vorsichtig tastend das Angebot. Der Prinz hatte Recht. Ich würde ihm folgen, so wie ich es die letzten fünf Jahre getan hatte, in der Öffentlichkeit stillschweigend wie ein Schatten und wenn wir nur zu zweit gewesen waren wie ein guter Freund. Würde ich ihn jetzt ziehen lassen, hätte ich außerdem keine Aufgabe mehr am Hof, schlimmer noch, man würde mir Stegis Verschwinden auf jeden Fall anlasten! Dann würde ich viel lieber mit ihm gehen!
Langsam lösten wir uns voneinander und mein Ausdruck wurde ernst. "Dann los. Schnapp dir möglichst abgenutzte Klamotten, den Rest werde ich übernehmen!" Mein Gegenüber nickte und verschwand, während ich auf den kleinen Balkon ging und ein wenig der lehmigen Erde zusammenkratzte, die zwischen den Blumenranken herausbröselte und schmierte sie Stegi auf die Wangen, als er in einem schlichten Leinenhemd wieder vor mir stand. "Stillhalten, wir müssen dich so gegensätzlich zum Hof herausputzen, dass dich niemand erkennt!", meckerte ich amüsiert, als er sich unter meinen kalten Händen wand. Doch ich wurde mit meinem zufriedenstellenden Bild belohnt: Stegi, der Betteljunge. Jetzt noch ein wenig trauriger und er würde kein Stück auffallen, wenn die Wachen über ihn hinwegsahen wie sonst auch über alle Leute unter ihrer Würde. Und je schneller wir jetzt von hier wegkamen, desto besser!
Die ersten, die uns aufhielten, waren die Wachen am Schlosseingang. Sie verschränkten ihre Hellebarden und runzelten mich misstrauisch. "Wie kommt der Abschaum hier rein?", fragte einer gedehnt und abfällig und ich zwang mich, so ruhig wie möglich zu bleiben, obwohl sein Ton mich unendlich störte. "Was würde ich genauso gerne von euch wissen! Ich hab ihn im Spiegelsaal gefunden, wie er die Marmorwände angehimmelt hat! Passt besser auf, sonst verirrt sich der nächste noch in das Schlafgemach des Königs!"
Beide stutzten durch meine Worte und ließen mich dann zögernd durch, während ich Stegi ein wenig fester am Arm packte und hinter mir herzog. Es musste realistisch wirken, sagte ich mir schuldbewusst. Durch die nächsten Wachen kamen wir recht unbehelligt und sobald wir weit genug weg waren, ließ ich meinen Freund los und legte stattdessen beschützerisch einen Arm um seine Schultern. Jetzt begann unser neues Leben, das ihm hoffentlich besser gefallen würde als sein altes. Unter dem einfachen Volk dürften wir nicht auffallen, da niemand unsere Gesichter dem Königshaus zuordnen konnte.
"Danke Tim!" Ich lächelte ihn an und gab ihm nach kurzem Zögern noch einen weiteren Kuss auf seinen Kopf, dort wo normalerweise sein Scheitel verlief. "Hab ich gerne gemacht, mein kleiner Prinz!"
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