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Mehr als nur ein Monster (#Stexpert?)

Die kurze FF hatte ich bereits angekündigt, für alle die nicht Bescheid wissen:
1. Basiert auf dem Lied Monster von Darkviktory
2. Kein Happy End
3. Ihr werdet Stegi danach vielleicht hassen
Das hatte ich soweit schonmal bekannt gegeben. Viel Spaß trotzdem beim Lesen!

Warning! Dieses Kapitel enthält über 5800 Wörter! Rechnet mit einer Lesezeit von etwa einer Viertelstunde! :)

___________________

"Ey Stegobert, schau mal, da unten redet grad jemand mit der Schulschwuchtel!"

Desinteressiert schaute ich aus dem Fenster und Tatsache. Zwei Jungen liefen hastig auf den braunhaarigen Typen zu, der normalerweise immer ganz alleine stand. Warum? Na, weil er stockschwul war! Und wer er war? Pfff, jeder kannte ihn, wenn nicht nur vom Sehen auch durch das, was sich hier jeder an der Schule erzählte. Die Gerüchteküche kochte so stark wie brodelnde Vulkanlava. Sein Name war Tim, er ging eine Stufe über mir in die elfte Klasse und hätte ein totaler Mädchenschwarm sein können, wenn er nicht so krank im Kopf gewesen wäre.

Die Jungen schienen ihn etwas zu fragen und kramten eilig in ihren Ranzen herum. Ich runzelte irritiert die Stirn. Der eine hielt ein Shirt in der Hand, der andere sein Hausaufgabenheft und außerdem einen dicken schwarzen Filzstift. Selbst aus dem dritten Stock konnte ich sehen, wie sich auf Tims Mund ein ungläubiges Lächeln schlich, dann nahm er alles entgegen und... unterschrieb auf den Sachen? Hatte ich was verpasst? Waren Schwuchteln plötzlich angesagt oder was?

Kurz ließ ich meinen Blick durch den Klassenraum wandern. Die Aufsicht saß vorne an ihrem Pult, nuckelte an einem Bleistift und schrieb ab und zu etwas auf das Blatt vor ihr. Der würde es doch nie auffallen, wenn ein paar Schüler auf Toilette verschwanden und bis zum Stundenende nicht wieder auftauchten. Ugh, Selbstbeschäftigungsstunden waren eh das schlimmste!

"Tobi, Veni? Kommt, finden wir raus warum der Homofürst Autogramme gibt! Und wenn er nicht redet gehn wir halt noch in die Stadt!", flüsterte ich meinen Kumpels zu. Beide nickten, wie immer. Sie waren wie Hunde, gehorchten mir aufs Wort und fraßen mir aus der Hand. So leise wie möglich standen wir auf, schlängelten uns zwischen unseren Mitschülern hindurch und polterten, sobald wir aus dem Zimmer waren, auch schon lautstark die Treppe herunter.

Niemand hatte sich in den fünf Jahren, die ich bereits hier zur Schule ging, freiwillig auch nur in fünf Meter Nähe von dem Typen gewagt, wenn es zu vermeiden war. War aber nicht mein Problem. Ich kannte die zwei, die ihre persönlichen Wertgegenstände mit der Unterschrift von Tim verschandelt hatten und mit einem einzigen Schnipsen meiner Finger waren sie genauso große Opfer wie ihr neues Vorbild. Ja, das konnte ich. Und ich würde es auch tun, sobald sie mir mal dumm kommen würden.

Mit ein paar wenigen Sprüngen waren die Treppen bis ins Erdgeschoss überwunden und ich stieß die Tür zum Pausenhof auf, in dessen hinterster Ecke die schlaksige Bohnenstange noch immer stand und nicht zu glauben schien, dass ihm gerade wirklich jemand Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Gleich würde er noch mehr davon kriegen, Veni knackte bereits vorfreudig mit seinen Fingerknöcheln. Tja, anscheinend war doch noch alles wie sonst auch.

"Stegi", stellte Tim mit dünner Stimme fest und ein trauriger Ausdruck trat in seine Augen. Es war kein Geheimnis, dass er auf mich stand. Aber mit einer solchen Schwulette wollte ich nichts zu tun haben! "Was wollten die beiden eben denn von dir? Verteilst du deine Nummer jetzt etwa wie ne billige Nutte oder was?", provozierte ich, Tobi neben mir lachte laut. Die kurze Freudephase meines Gegenübers war nun endgültig vorbei, aber anstatt den Spott stumm über sich ergehen zu lassen, richtete er sich dieses Mal auf und schaute auf mich herunter mit einem beinahe aufmüpfigen Glanz in den Augen. "Das würdest du gerne wissen, wie? Aber das kannst du vergessen!"

Ich versuchte, meine Verblüffung so gut wie möglich zu verbergen und gab Veni mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er seines Amtes walten konnte. Und das tat er mit Vergnügen. Grinsend drehte ich ab und hörte nur noch die beiden Jungs hinter mir keilen. Wenn wir uns nachher zur nächsten Stunde wiedertrafen, wollte ich den ausführlichen Bericht darüber, wie mein Kumpel die Schwuchtel bestraft hatte für diese Antwort.


Er saß allein auf einer Schaukel und ließ depremiert seine Beine baumeln. Ohne Freunde machte nichts Spaß. Und er war nunmal ein Einzelgänger ohne jemanden zum Spielen. Traurig seufzte er, schwang ein wenig und sprang dann das kurze Stück in den Sand unter dem Gerüst. Setzte sich wieder zurück in den noch auspendelnden Sitz und schaute auf. Ein Junge stand am Zaun, der den Spielplatz umgab und winkte ihm lächelnd zu, als er ihn sah. Der Blonde lächelte schüchtern zurück. "Hey, wollen wir zusammen um die Wette schaukeln?", fragte der Neuling begeistert und kletterte schnell über die dünnen Holzbretter. Ohne abzuwarten hechtete er zu dem leeren Platz und legte sofort laut lachend los. Und seine gute Laune war ansteckend. Begeistert schwanken sie immer höher und höher und ließen sich zum Schluss beide gleichzeitig in die Luft schießen. Sie grinsten sich an.

"Ich bin übrigens der Tim", meinte der Neue mit den braunen Haaren und den neckisch leuchtenden Augen. "Ich heiße Stegi", antwortete der Blonde schüchterner, "wollen wir vielleicht Freunde sein?"


"Veni? Hey man, was isn mit deiner Lippe kaputt?" Wütend funkelte mein Kumpel mich an. "Na, nach was siehts denn aus? Der Arsch hat sich gewehrt wien Wahnsinniger!"

"Hast dich wenigstens revanchiert?"

"Natürlich! Denkste etwa, ich lass mich von der Pussi kleinfalten?"

Unser Zorn verpuffte, ich schmunzelte und schlug dann verschwörerisch mit ihm ein. Ich hatte eh bessere Nachrichten! "Guck mal", zeigte ich auf mein Handy. Sogar Tobi lehnte sich gespannt über meine Schulter, obwohl er den geöffneten Tab vorhin bereits gesehen hatte. Veni schien nichts damit anfangen zu können. "Joah, äh, Youtube? Was sagt uns das?"

"Man du Hohlkopf, ließ doch mal weiter!" Er verdrehte genervt die Augen: "Kay kay, ...MC Expert DE? Was ist das denn fürn Name?"

So in etwa hatte ich zuerst auch reagiert. Aber mittlerweile war ich schlauer und ließ das auch gut und gerne raushängen. "Bescheuert, was? Und das schlimmste, das ist unsere Schwulette! Hab die Typen von vorhin in die Mangel genommen. Die haben mir erzählt, er wäre mittlerweile ziemlich berühmt durch den Scheiß, den der da aufnimmt und hochlädt!"

Mein Gegenüber schien immer noch nicht ganz zu verstehen. Ratlos kratzte er sich am Nacken und schaute noch immer auf die rot eingerahmte Startseite des Kanals. "Und das bedeutet jetzt was für uns?"

Tobi reagierte eine Sekunde schneller als ich. "Mensch Veni! In ein paar Wochen will vielleicht schon jeder Schüler hier irgendwas von ihm signiert haben. Dann ist er plötzlich cool und wir sind die Außenseiter, die ihn als einzige verachten!" Ich unterdrückte den Drang, Tobi anzuschnauzen. Er hatte es vorhin auch nicht gecheckt und gab jetzt meinen Wortlaut fast eins zu eins wieder, als habe er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Aber das war jetzt weniger bedeutend. Bevor er mir wieder meine Bonuspunkte weghamstern konnte, beantwortete ich einfach schnell die unausgesprochene Frage, die bereits in den Augen des kräftigen Brünetts glomm. "Du weißt doch, dass der bei meinem Anblick quasi schon nen halben Ständer bekommt und das werden wir einfach für uns ausnutzen! Wir tun so, als würde uns dieses Spiel, dass der die ganze Zeit zockt, wahnsinnig interessieren, ziehen uns an seinem Fame im Internet hoch und outen ihn irgendwann auch noch vor seiner gesamten Youtube Community. Und dann will wirklich absolut niemand mehr etwas mit ihm zu schaffen haben!"

Venis Gesichtsausdruck wechselte beinahe augenblicklich von Skepsis zu Triumph. Er war dabei, keine Frage. Lieber würde er sechs Wochen seine Besuche ins Fitnessstudio streichen als sich eine Gelegenheit entgehen zu lassen, um Tim zu mobben und eine reinzudrücken. Zu dumm nur, dass wir in wenigen Minuten wieder Unterricht haben würden und der Spacken bereits Schluss hatte. Sonst hätte ich mich schon heute bei ihm einschleimen können. Um meine schauspielerische Performance machte ich mir keine großen Gedanken. Wenn ich wollte, konnte ich sehr überzeugend sein und diesen ganzen freundschaftlichen Quatsch als echt verkaufen. Ich meine, bei Tobi und Veni klappte das ja seit Jahren erfolgreich! Da war ein Hals über Kopf verliebter Homo geradezu leichte Beute. Schon jetzt freute ich mich auf seinen entsetzten Gesichtsausdruck, wenn wir ihn schließlich dranbekamen und er sehen konnte, dass er niemals wieder mit seiner kranken Einstellung einen Freund haben würde!


"Ich will aber nicht, dass du mein Zuhause siehst", murmelte Stegi, zupfte sich an seinen Klamotten herum und hielt seinen Blick gesenkt. Er schämte sich sehr für seine Mutter, die jeden Abend eine ganze Weinflasche leerte und sich kein bisschen um ihn kümmerte. Tim lächelte. "Macht doch nichts, ist in Ordnung. Dann komm halt heute Nachmittag zu mir zum Spielen!" Die Schulglocke läutete, der Blonde sah seinen neuen Freund glücklich an und hopste dann begeistert zu seinem Klassenraum, während Tim in den Flur gegenüber musste, wo die dritten Klassen Unterricht hatten. Er war wirklich ein toller Kumpel!


Mit einem lauten Knall ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Ein fröhliches "Bin wieder Zuhause!" verkniff ich mir bereits seit Jahren. Kam ja eh niemals etwas zurück. Sofort verzog ich mich in mein Zimmer, startete meinen Rechner und öffnete Youtube. Ein wenig Vorarbeit für Morgen konnte ich ja schonmal leisten. Einen Kanal erstellen zum Beispiel, dieses dusselige Kinderspiel downloaden und mich mit der Mechanik zum Aufnehmen vertraut machen, denn mir von Tim dabei auch noch Hilfe holen zu müssen stank mir gewaltig. Himmel, mich bei ihm überhaupt wieder einschleimen zu müssen hing mir jetzt bereits zum Hals heraus. Aber besser als zu verlieren! Besser als alle meine Kontrolle, meinen Einfluss und meine Position an den Homo abgeben zu müssen, wenn er erst einmal durch das Internet bekannt genug war und aus zwei Fans die halbe Schule wurde.

Das Spiel auf meinen Rechner zu laden war nicht weiter ein großes Problem, für die Spielmechanik reichte ein Blick ins Netz und etwa eine Viertelstunde, in der ich das eben gelernte selber austestete. Sämtliche Sachen zum Aufnehmen und Video bearbeiten würde ich mir erst zulegen, wenn die Idee boomte und ich von Tims Reichweite wie vorhergesehen profitierte, davor war alles, was ich mir an professionellen Geräten zulegte nur verschwendetes Geld. Als letztes kehrte ich zu Youtube zurück.

Ich wollte keinen Namen nehmen, der so offensichtlich darlegte, dass ich dieses Minecraft zocken würde, nicht so wie MCExpertDE. Das klang schon beim bloßen Gedanken daran bescheuert. Und mein Name sollte darin auftauchen, damit die Leute an der Schule schneller checkten, dass ich das war! Dass sie sich in Zukunft ihre Autogramme bei mir abholen konnten. Ich zog bereits jetzt grinsend meine Mundwinkel hoch. Die Idee mit dem Berühmtwerden durchs Internet hätte von mir sein können. Dann aber mit etwas intelligenterem, als Klötze übereinanderzustapeln!

Nach zehn Minuten, die für eine so simple Wahl viel zu lang gemessen waren, hatte ich endlich meinen neuen Gamingkanal fertig: byStegi! Sagte so vieles und doch von außen gleichzeitig nichts darüber, was Zuschauer hier erwarten würde. War vielleicht auch eine gute Methode, um Leute zu ködern. Neugier. Und Neugier musste ich Morgen leider leider auch an Tim zeigen. Natürlich glaubte ich immer noch fest daran, dass er mir aus der Hand fressen würde. Ich meine, er sah mich und vergaß sofort, dass neben mir zwei seiner schlimmsten Alpträume darauf warteten, ihn zu vermöbeln. Schwanzgesteuerter gings ja wohl nicht!

Genüsslich streckte ich mich in meinem Schreibtischstuhl, schaltete den PC vorerst wieder ab und machte mich dann mit einem missgelauntem Seufzen an meine Hausaufgaben.


Tim lachte laut, als sein Vorschlag auf so große Begeisterung traf. "Übernachten? Bei dir? Wirklich?", fragte Stegi jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal mit leuchtenden Augen und total zappelig. "Ja, natürlich! Wir könnten abends noch einen Film gucken oder noch- uffff!"

Stegi hatte sich halb auf Tim geworfen und presste ihm mit seiner stürmischen Umarmung alle Luft aus den Lungen. "Ich hab noch nie bei jemand anderem übernachtet!", verkündete er glücklich und ließ Tim wieder los, als er ihm mit sanftem Tätscheln auf die Schultern bedeutete, dass er dringend Atem holen musste. "Bringen wir noch deinen Ranzen nach Hause und dann ab zu mir!"


Tim auf dem Schulhof zu finden war keine Schwierigkeit. Er stand immer am selben Fleck, abgeschottet, wie abgestellt, vergessen und nicht mehr abgeholt. Vorhin hatte ich aber noch gesehen, wie wieder jemand mit Filzstift zu ihm gerannt war. Dementsprechend gute Laune hatte der Braunhaarige auch, bis er uns sah. Veni hatte nicht übertrieben gestern. Er hatte sich revanchiert, das überdeckte auch nicht die Schminke über seinem einen Auge vollständig.

"Ihr schon wieder", murmelte er, sein Blick glitt heute wachsamer als am Tag davor zwischen uns umher. Und dann kam die wohl am dicksten aufgetragene Lüge von mir, an die ich mich je erinnern konnte. Ich brach in Tränen aus und warf mich Tim um den Hals. Ekelhaft. Dieses Wort schwebte überall um mich herum. Auch der Typ war erstarrt. "Es tut mir so leid, was ich dir immer an den Kopf geworfen habe! Ich hab nie wirklich darüber nachgedacht, wie sehr dir das wehtut und gestern ist mir dann die Erkenntnis gekommen! Bitte verzeih mir, Tim, bitte!" Wie gesagt, ich konnte überzeugend sein. So überzeugend sogar, dass die Schwuchtel mich jetzt ebenfalls leicht zitternd umarmte und mir beruhigend über den Rücken strich. Lass das!, knurrte ich in Gedanken, Steck mich bloß nicht mit deiner Krankheit an! Fehlte ja nur noch, dass er jetzt eine Latte bekam. Dann war der Plan aber gelaufen, endgültig!

"Heyhey", meinte Tim und pflückte mich von seinem Shirt, als ich noch immer nicht mit meinem Fake-Geheule aufhörte, "nicht weinen. Hast zwar ganz schön was verbockt aber das wird schon wieder. Schau mich an!"

Betont zögernd hob ich meinen Kopf. Der Typ strahlte tatsächlich so breit wie die Sonne. Idiot. "Ich bin froh, dass du jetzt alles einsiehst." Auch wenn es mir innerlich schwer fiel, lächelte ich zurück. Ich hatte ihn und zwar genau da wo ich wollte. Und das sogar ohne meine gesamte schauspielerische Leistung in die Waagschale werfen zu müssen. Manche Tage liefen halt perfekt nach Plan. Jetzt nur nichts überstürzen!

"Warum kommen jetzt eigentlich immer mehr Leute zu dir in den Pausen?" Ruckartig versenkte ich meinen wütenden, strafenden Blick in Tobis Haut. Wenn er jetzt alles kaputt machen würde, dann Gnade ihm Gott! Aber nicht einmal das durchschaute unser ach so tolles aufstrebendes Youtubesternchen. Etwas unsicher schaute er meine Kumpels an: "Naja, also, ich hab vor nem halben Jahr mit Lets Plays auf Youtube angefangen und darf mittlerweile sogar mit ein paar ganz großen Nummern mitzocken. Simon, Dner, Gomme..." Er schwelgte kurz in seinen Gedanken. "So erkennen mich jetzt ein paar und wollen, dass ich ihnen Autogramme gebe. Ist noch immer mega ungewohnt!"

"Lets Plays? Youtube?", mischte ich mich jetzt interessiert ein, als wäre mir die Information etwas komplett neues. Er nickte. "Was nimmst du da so auf?"

"Größtenteils ein Spiel namens Minecraft. Obwohl, eigentlich ja nur Minecraft. Halt verschiedene Modi auf Servern."

Soweit war ich noch nicht in der Materie des Spiels, trotzdem horchte ich auf. Alles hing jetzt an diesem Satz! "Echt? Minecraft hab ich auch!"

Tims Lächeln wurde noch breiter. Na los, sag es! Mach schon! "Willst du vielleicht mal in einer Aufnahme dabei sein?" Bingo!


"Stegi?"

"Ja Tim?"

"Willst du vielleicht nächstes Wochenende wieder bei mir übernachten?" Tim sah ein wenig nervös aus, also schenkte Stegi ihm sein strahlenstes Lächeln. "Natürlich, ich freu mich schon riesig!", jubelte er und schlang sich um den Arm des Größeren. Man konnte deutlich erkennen, wie dieser blassrosa anlief und die Umarmung erwiderte. Es tat gut, so einen tollen Kumpel zu haben und er hoffte, dass sie noch lange Zeit befreundet bleiben würden! Durch Stegi war die Welt einfach ein Stück schöner!


"Haallo und herzlich Willkommen zu einem neuen Video! Heute hab ich einen Gast dabei, dem ich die ganzen Spielmodi hier auf dem Gommeserver zeigen will. Stell dich doch mal vor!"

Ich war tatsächlich ein wenig nervös, während ich mir nochmal die Kopfhörer ein wenig zurecht rückte. Facecam besaß ich zwar keine, würde später vielleicht noch kommen, aber ich fühlte mich trotzdem mit einem Schlag von tausend unsichtbaren Augen beobachtet. "Moinmoin, ich bin der Stegi!", meinte ich schließlich so locker wie möglich. Passte schon. Ein wenig Schüchternheit sollte mir den Plan schon nicht versauen. Außerdem konnte ich mir vorstellen, dass viele den Kontrast zwischen unseren Stimmen mögen würden. Über den Skypeanruf hörte ich Tim leise lachen und unterdrückte es mir, genervt mit den Augen zu rollen. So ne Lache hatte doch nur ein Ultrapedo. Aber jetzt wars noch zu früh für jede Aktion gegen ihn.

"Stegi hat übrigens auch einen eigenen Youtubekanal, Link ist in der Beschreibung - und joah - jetzt wirds Zeit dir den Server zu zeigen!" Das war das Startsignal. Zeitgleich drückten wir auf den Verbinden Button und erschienen auch schon im nächsten Moment nebeneinander, umgeben von mehreren Spielern und hinter ihnen ein paar riesigen Gebäuden, auf denen Schilder mit den jeweiligen Spielmodi angebracht waren. Mühsam unterdrückte ich mir das Staunen. Da hatten ein paar Typen offenbar recht lange dran gesessen! Hm, naja, hätten ihre Zeit sinnvoller verbringen können. Meine Konzentration richtete sich wieder auf meine nähere Umgebung und hastig lief ich dem Charakter von Tim nach, der bereits in einer kleinen Traube anderer Leute verschwunden war. Der Chat unten in der Ecke rasselte nur so dahin, meist nur die üblichen OMG Kürzel und dann immer wieder "Hallo Youtube!"

"Boah man, das könnt ihr alle doch nicht jedes Mal bringen!", hörte ich Tim lachen, "so werden wir nie ungestört irgendwas zocken können!"

Am Ende fand sich dann aber trotzdem etwas für uns. Eine Form von PvP, den Rest erklärte mir im nächsten Moment auch schon meine Klette: "Ich hoffe du kannst einigermaßen kämpfen? Das hier ist eine Art Turnier, wenn du gewinnst kommst du immer eine Runde weiter und der Letzte ist der Sieger!" Okay, klang nicht so schwer. Mit Bogen und Schwert hatte ich im Singleplayer schon geübt, eine Wahnsinnsblamage dürfte es hoffentlich schonmal nicht werden.

Und ich behielt recht, nur im Halbfinale knockte mein Gegner mich ganz knapp früher aus und mir wurde dann erst bewusst, wie sehr ich mich in das Spiel hineingesteigert hatte. "Fuck, ich bin raus", brummelte ich, nachdem ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurückgeworfen hatte. Tim pfiff anerkennend. "Krass, so weit hast dus geschafft?" Ja, da staunst du, was? Ich wettete, er war nicht annähernd so gut weggekommen! Dafür war er schon zu lange Zeit viel zu leise, er freute sich über keinen Sieg, also war er bereits seit Ewigkeiten-

"Gewonnen, EZ!", er sagte es so beiläufig, als hätte er eine Mücke in seinem Zimmer entdeckt, die die Frechheit besaß, ihm auf der Nase herumzutanzen! Ungläubig starrte ich auf meinen Bildschirm: "MCExpertDE won the games"

"Was?!", keuchte ich, dabei spürte ich meine Wangen fleckig aufglühen. Das durfte ja nicht wahr sein! "Ich will ne Revance!"

"Gerne", genehmigte Tim grinsend. Doch selbst nach fünf weiteren Runden war ich nicht einmal ins Finale gekommen. Dafür war ich zweimal im Viertelfinale unglücklicherweise auf ihn getroffen und er hatte mich beide Male innerhalb von Sekunden kaltgemacht. Mittlerweile war ich eingeschnappt und bockte. "Das ist unfair! Du hattest mega die Vorteile und ich hab-"

"Ach mensch Stegi, es ist doch nur ein Spiel", lachte mein Gegenüber in unseren Anruf. Er schien sich prächtig zu amüsieren. Genervt setzte ich mich wieder, nachdem ich vom Schreibtisch aufgesprungen war, und rückte die Kopfhörer ein weiteres Mal gerade. Tim hatte leider Gottes Recht. Ruhig bleiben. Sich nicht aufregen. Sonst verriet ich mich nur, beinahe hätte ich eben schon geschrien, dass ich erst seit gestern Nachmittag mit Zocken angefangen hatte. Das musste aber niemand wissen. Außerdem würde die Schwuchtel dann wissen, dass er mir auf den Leim gegangen war und ich das sehr wohl mit Absicht eingefädelt hatte. Also, runter fahren, sich normal benehmen! Noch zweimal durchatmen, dann gings weiter: "Was gibts noch hier außer PvP?"


"Brauchst du noch was? Eine Matratze? Bettzeug? Kissen?"

"Ein Kuscheltier", murmelte Stegi ein wenig beschämt. Aber Tim machte sich nichts daraus, dass ein beinahe zehn Jahre alter Junge noch so etwas brauchte. Es war ihm gleich und wenn er ihn nochmal in zehn Jahren nach einem Plüschtier fragte. "Bitteschön!", lächelte er zuckersüß und gab seinem Kumpel den flauschigsten Hund, der neben seinem Bett saß. Begeistert drückte der Blonde sein Gesicht in das weiche Fell. "Danke Tim! Der ist wirklich kuschlig!"

"Weißt du was? Den schenk ich dir! Dann hast du immer etwas von mir bei dir, wenn ich doch mal keine Zeit haben sollte!" Beinahe konnte der Junge seinen Satz nicht mehr vollenden, denn im nächsten Moment hatte der Kleinere sich schon auf ihn geworfen und presste sich dankbar an seinen Oberkörper. "Ehrlich? Oh dankedankedankedanke!", quietschte er begeistert, "Ich werde auch gut auf ihn aufpassen, versprochen!"


Ich unterhielt mich gerade mit Tobi und Veni, als ich aus den Augenwinkeln sah, wie der Homo auf unsere kleine Gruppe zugetrottet kam. Hastig gab ich den beiden ein unauffälliges Zeichen, damit sie ihre Schimpftirade einstellten. "Hey Stegi, war doch gestern ganz chillig, oder? Kann ich mit bei euch stehen?"

Diese Frage hatte ich bereits vermutet. So bedauernd wie möglich schüttelte ich den Kopf. "Tut mir leid, aber... nicht hier, okay? Heute Nachmittag wieder zum Aufnehmen?" Tim lächelte traurig: "Nagut. Sorry dass ich gestört habe." Dann watschelte er in seine Stammecke zurück. Sobald ich ihn nicht mehr sehen konnte, hielt ich mir zwei Finger vor den Mund und tat so, als würde ich mich erbrechen. Tobi prustete und Veni lachte schallend laut. "Kotzbrocken", meinte ich mit einem angewiderten Blick in die Richtung, in die er verschwunden war, "aber es klappt! Heute früh hatte ich schon hundert Abonnenten und wenns so weitergeht hab ich ihn vielleicht in nem Vierteljahr eingeholt. Aber die Bombe lassen wir schon davor platzen, so lange halte ich das liebäugeln nie im Leben aus!"

Wir hatten bereits einen Plan. In wenigen Tagen würden auch meine beiden Kumpels mit Youtube starten, ich würde sie pushen so gut es ging und mit in ihren Aufnahmen dabei sein. Wahrscheinlich würden sie durch das Fehlen der direkten Verbindung zu den 'Stars' niemals so schnell bekannt werden wie ich es mit meinem Kanal beabsichtigte, doch das war nicht einmal ein so großes Übel. So hatte ich sie weiter im Griff. Und sobald wir Tim abschossen, würden wir uns zu dritt an seine Stelle setzen und mit der Videoplattform Fame ernten. Auch wenn wir dafür dieses Blöckchenspiel spielen mussten.


"Stegi, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?"

Stegi streckte seinen Kopf aus den Unmengen an Schulzeug, dass er gerade sortierte in Sachen, die er für die neue fünfte Klasse brauchen würde und welche nicht mehr. Als er sah, wie besorgt sein Kumpel war, stand er aber sofort auf und lief zu ihm. "Natürlich! Was ist denn?"

Nervös war der ältere Junge trotzdem. Auch wenn er eigentlich nicht daran zweifelte, dass Stegi zu ihm halten würde in dieser schwierigen Situation, er hatte in den letzten Monaten so ein seltsames Geltungsbedürfnis entwickelt, wollte auffallen, überall sofort der Beste sein oder zumindest alle Blicke auf sich ziehen. Hoffentlich würde ihm das nicht den Start an das Gymi oder ihre Freundschaft versauen. Tim atmete nochmal tief durch, dann schaute er dem Blonden fest in die Augen. "Ich hab bemerkt, dass ich nicht auf Mädchen stehe. Ich bin schwul!"

Stegi brach in Kichern aus. Tims Herz tat einen erleichterten Hüpfer. Es klang wenigstens nicht so, als würde er ihn auslachen. "Der war gut Tim!", brachte Stegi schließlich hervor und er stutzte besorgt. "Nein Stegi, ich meinte das ernst! Das war kein Witz!"

Beinahe augenblicklich verwandelte sein Ausdruck sich von Belustigung in Unglauben. "Wie jetzt?", fragte er mit geweiteten Augen. Der Brünett verschränkte seine Finger und schloss die Augen wie zum Gebet: "Tut mir leid, dass ich es dir nie früher gesagt habe!"

"Geh", flüsterte Stegi. Betroffen blinzelte sein Gegenüber. "Geh! Hau ab! Das ist ja nicht normal! Hast du mich etwa am Ende die ganze Zeit nur benutzt? Um zu testen ob dich kleine blonde Jungs anmachen oder was?"

Mit so einem Wutausbruch von dem Kleinen hatte er nicht gerechnet. Hektisch verneinte er: "Du bist mein Kumpel Stegi! Ich hätte dich nie ausgenutzt, nur-"

"Das ist so lächerlich Tim! Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben! Das ist doch total krank! Hast du dir etwa immer einen auf mich runtergeholt, wenn ich bei dir übernachtet habe? Dachtest du, ich würde das toll finden oder was?"

"Stegi, überleg doch was du sagst!"

Aber er überhörte ihn einfach, redete sich immer weiter in Rage. "Du verdammtes perverses Schwein! Pisser! Jetzt verschwinde schon endlich du Schwuchtel!", schrie er ein letztes Mal, griff nach der Klinke der Zimmertür und warf sie Tim vor der Nase zu. Dem stiegen Tränen in die Augen. Schluchzend rannte er aus dem Haus, weg von der einzigen Person von der er geglaubt hatte, sie würde ihn verstehen können. Doch Stegi war ihm in den Rücken gefallen und hatte seine schlimmsten Alpträume wahr werden lassen. Allein gelassen zu werden, bloß weil er anders war. Seine größte Furcht.


Mittlerweile waren zwei Monate vergangen und mein Kanal auf 50.000 Abonnenten angewachsen. Das ging so viel schneller als ich je erwartet hätte. Bald war es soweit und ich würde meine Maskerade fallen lassen. Tim zeigen, wie unbedeutend und scheiße er war und ihn auf seinen alten angestammten Platz zurückverweisen! Vielleicht sogar schon in der nächsten Aufnahme! Zufrieden lehnte ich mich zurück, hörte wie Tim seine Abmoderation wie jedes Mal aufsagte, verabschiedete mich und wollte gerade auflegen, als der Typ mich nochmal zurückhielt. "Stegi? Ähm, bitte raste nicht sofort aus, aber irgendwann würdest du die ja selber finden!"

Er schickte mir einen Link und stirnrunzelnd klickte ich ihn an. Eine Googleseite öffnete sich und mehrere Bilder ploppten unter dem Begriff 'Stexpert' auf. Zuerst war ich irritiert, was das nun wieder sein sollte, doch als ich die Suchergebnisse genauer betrachtete, zuckte ich zusammen. Da waren wir. Das heißt, Zeichnungen von uns mit den Klamotten unserer Minecraftcharaktere an. Wie wir Händchen hielten oder wie Tim mich mit einem Diamantschwert vor Zombies und Creepern beschützte oder wie ich meinen Kopf gegen seine Schulter lehnte oder wie wir uns küssten... Ich verstand. 'Stexpert', das waren wir. Stegi+Expert. Das Internet wollte uns als Pärchen sehen! Wenn ich Tim hier outete, würde es niemanden schockieren! Sie würden sich vermutlich sogar darüber freuen! Ich war sprachlos.

"Ich weiß, du bist da empfindlich, aber unsere Fans finden das unglaublich niedlich. Es gibt auch Geschichten, Fanfictions über uns. Ich sag ja nicht, dass du unbedingt so tun oder fühlen musst, aber wir könnten ja-"

Ich konnte nicht mehr anders, als meinen gestauten Frust an ihm auszulassen. "Halts Maul Tim! Willst du mich echt mit sowas ködern? Mit so etwas billigem? Dass unsere Fans das so unglaublich toll finden würden, wenn wir uns knutschen und befummeln? Vergiss es, ohne mich du Schwuchtel! Ich hab genug von dir! Danke fürs pushen, den Rest schaff ich jetzt auch ohne dich Homoklotz am Bein! Tja, Pech gehabt Tim, ich hab dich die ganze Zeit nur verarscht! Viel Spaß noch mit deiner Baukiste, mir wird das zu kindisch! Bye bye du Looser!"

Tim blieb nur noch Zeit für ein ersticktes "Okay", bevor ich den Anruf endgültig beendete, die Maus vor Wut gegen meine Zimmerwand schleuderte, mich aufs Bett setzte und meine Hände in den Haaren vergrub. Fuck, ich hatte überreagiert und den ganzen Plan durcheinander gebracht! Noch war ich nicht erfolgreich genug, noch fehlte mir dieses Quäntchen, um endlich wieder besser als Tim zu sein! Meine Schultern begannen zu zucken, aber nicht weil ich weinte, ich bitte euch, nein, ich lachte. War doch jetzt eh scheißegal, vielleicht war die Schwuchtel durch meine Aktion eben auch so geschockt, dass er mit seinen Videos vorerst aufhörte. Was auch passieren sollte, es würde sich schon zum besseren für mich wenden. Hatte es bisher immer und es gab schon durchaus knappere Situationen. Musste ich die Planänderung halt nur noch Morgen mit Tobi und Veni besprechen, dann war alles wieder in Butter. Und Tim am Boden. Genau da, wo er hingehörte. Ekelhaft. Wieder kreiste das Wort in meinem Kopf, als ich an ihn dachte. Perfekt! Zufrieden breitete ich mich auf der Bettdecke aus und schaute nach oben. Dachte genüsslich daran, was in nächster Zeit wohl auf mich und auf ihn zukommen würde.


Total niedergeschlagen schlich Tim über die Schulflure. Vier Tage hatten sie schon nicht mehr miteinander gesprochen und das war der längste Zeitraum bisher gewesen, den sie jemals voneinander getrennt verbracht hatten. In dem Moment glaubte Tim, eine Strähne krauses blondes Haar in der Menge vor sich entdeckt zu haben und als er sich beeilte, um seinen Vordermann einzuholen, sah er, dass er sich nicht getäuscht hatte. "Stegi! Bitte, es tut mir wahnsinnig leid! Ich hab mich getäuscht, vergiss bitte, was ich dir gesagt hatte!" Doch sein Kumpel ignorierte ihn weiter, erst als er ihm eine Hand auf die Schulter legte, fuhr er herum und schlug dem Größeren kräftig gegen den Arm, sodass dieser zurückschreckte. "Fass mich nicht an!", brüllte er, so laut, dass alle stehenblieben und sich nach der Quelle des Lärms umschauten, "Halt dich fern von mir du dumme Schwuchtel!"

Innerlich spürte Tim etwas zerbrechen. Er wich rückwärts, neben ihm bildete sich eine Gasse, niemand wollte ihn berühren oder ihm zu nahe kommen. Sie starrten ihn nur an. Ihre Augen formten Beleidigungen, die durch den Gang auf ihn zuschwebten. "Schwuchtel, Homo, Perversling, ekelhafter Spast..." Es war ein ewiger Kanon und je länger er ihm lauschen musste, desto stärker verschwamm sein Sichtfeld. Schluchzend rannte er davon, zu den Schultoiletten und rutschte dort angekommen beinahe in einer Pfütze aus. Der ganze Boden war nass und der Verursacher war leicht gefunden. In einem der Klos dümpelten die zerfetzten Überreste von dem, was einmal ein großer, langhaariger Plüschhund gewesen sein musste...


Als ich am nächsten Morgen den Schulhof betrat, war die Atmosphäre plötzlich ganz anders als noch gestern. Alle standen in kleinen Grüppchen zusammen und starrten gebannt auf ihre Handys. Ich schnappte nicht viel auf, nur dass sie alle dasselbe Lied hören mussten; bevor ich näher kommen konnte um zu erfahren, was es damit auf sich hatte, lösten sie sich auf und entfernten sich schnell von mir, als würde ich etwas ansteckendes mit mir herumtragen. Als die Neugier schließlich die Oberhand gewann und mich noch immer niemand in das Geheimnis eingeweiht hatte, zückte ich endlich mein eigenes Handy und startete Youtube. Mehrere Leute hatten mir Kommentare geschrieben und verwiesen mich auf ein Video mit dem Titel "Wahrheit" auf MCExpertDEs Kanal. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen spielte ich es ab.

Im ersten Moment passierte nichts, dann hob sich langsam eine weiße Schrift gegen das Schwarzbild ab, zeitgleich startete die Musik, in der ich das Lied "Monster" erkannte. "Hallo Leute, leider wird es eine große Veränderung geben, denn ab sofort werden Stegi und ich nicht länger gemeinsam aufnehmen!", war die erste Nachricht, die aufflammte und nach und nach wieder verlosch, um sofort ersetzt zu werden.

"Warum fragt ihr euch?"

"Seht selbst:"

Der Hintergrund verschwand und Tims Abmoderation von gestern wurde eingeblendet, während der Song im Hintergrund leise weiterspielte. Er pausierte das Spiel und tippte hastig etwas in seine Tastatur. "Stegi? Ähm, bitte raste nicht sofort aus, aber irgendwann würdest du die ja selber finden!" Man konnte ihn nervös auf seinem Stuhl umherrutschen hören, dann kam auch schon meine Reaktion in Form eines überraschten Aufatmens. Auch Tim hatte den Link geöffnet und noch immer filmte er weiter, wie er mit dem Mauszeiger Kreise um ein paar besonders gut gezeichnete Bilder zog. "Ich weiß, du bist da empfindlich, aber unsere Fans finden das unglaublich niedlich. Es gibt auch Geschichten, Fanfictions über uns. Ich sag ja nicht, dass du unbedingt so tun oder fühlen musst, aber wir könnten ja-"

Man sah am plötzlichen Zucken der Maus, dass durch seinen Körper der Schock wanderte, als ich ihn plötzlich laut schreiend unterbrach. "Halts Maul Tim! Willst du mich echt mit sowas ködern? Mit so etwas billigem? Dass unsere Fans das so unglaublich toll finden würden, wenn wir uns knutschen und befummeln? Vergiss es, ohne mich du Schwuchtel! Ich hab genug von dir! Danke fürs pushen, den Rest schaff ich jetzt auch ohne dich Homoklotz am Bein! Tja, Pech gehabt Tim, ich hab dich die ganze Zeit nur verarscht! Viel Spaß noch mit deiner Baukiste, mir wird das zu kindisch! Bye bye du Looser!"

Tim war ganz still geworden, er flüsterte nur noch dieses leise "Okay" wie gestern, bevor der Skypeanruf beendet wurde. Dann hörte man Schluchzen. Lange. Sehr lange. Irgendwann endete dann die Aufnahme und ging wieder in schwarzen Hintergrund über.

"Genau das hat Stegi schon einmal mit mir gemacht, obwohl wir Freunde waren und ich ihm vertraut habe."

"Damals habe ich mich nicht gewehrt, aber jetzt ist das anders!"

"Jetzt habe ich eine Community, die hinter mir steht und mich unterstützt!"

"Dieses Mal bin nicht ich der Verlierer! Ich stehe zu dem, was ich bin!"

"Stegi, du hattest deine Chance. Ich hätte dir vergeben für das, was du früher getan hast, aber jetzt ist es zu spät! Bye bye!"

Perfekt mit dem Lied endete auch das Video. Unsicher schaute ich auf. Alle hatten es gesehen. Niemand näherte sich mir, aber viele warfen mir böse Blicke zu, vernichtende Blicke. Wie betäubt wanderte ich durch die Gänge, bis ich Tobi und Veni endlich fand. "Leute? Das ist echt schwer nach hinten losgegangen! Am besten, wir sitzen das erst einmal zwei oder drei Tage aus und dann..."

Entsetzt stellte ich fest, dass auch sie sich hastig ein Stück von mir entfernten. Tobi eher unsicher, Veni mit einem feindseligen Blitzen in den Augen. Ich spürte eine Träne, die langsam meine Wange herunterkullerte: "Ihr auch?" Mutlos sah ich sie nicken. "Tja, du bist jetzt kein Überflieger mehr, Pech gehabt. Such dir neue Butler, wir machen das nicht mehr mit!" Dann stapften sie davon und ließen mich alleine und verloren auf dem Gang stehen.

"Na, hast du heute nen Scheißtag?" Hastig trocknete ich mein Gesicht, bevor ich mich herumdrehte. Tim stand dort mit verstränkten Armen, doch er lächelte nicht überlegen oder machte sich lustig über mich. Wartete einfach nur ab und beobachtete mich, wie ich geräuschvoll die Nase hochzog. "Du Trottel hast alles kaputtgemacht!", zischte ich, er schnaubte als Antwort. "Ich? Ich hab alles kaputtgemacht? Das seh ich aber anders. Zugegeben, mein Glück dass die Cam noch gelaufen ist, aber der Rest ist ganz klar deine Schuld. Nimms nicht so schwer, vielleicht vergibt dir jemand in ein paar Jahren auch deine Fehler. Aber bis dahin werd ich wohl der einzige bleiben, der weiß, dass du früher einmal ganz tief hier drinnen", er presste seine Hand auf die Höhe meines Herzens, "auch etwas anderes warst als nur ein Monster!"

Mit diesen Worten ließ er mich weinend im Gang stehen und verschwand mit dem Stundenklingeln um die nächste Ecke.

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Naja, perfekt ist anders aber nagut... Es drückt aus was ich damit erreichen wollte!

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