Ein guter Kern (#GLPaddl)
Ich hab Schulstress, hat sie gesagt.
Ich bin gesundheitlich nicht ganz auf dem Damm, hat sie gesagt.
Aaach, ihr kennt mich doch! Mit Oneshots gehts immer fleißig weiter :')
Und ich wollte mal wieder ein wenig GLPaddl Content in meine Timeline werfen!
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"Ta-ddl! Ta-ddl! Ta-ddl!" Ihre Anfeuerungsrufe beflügelten mich ungemein. So wie jedes Mal. Es fühlte sich so an, als stünde man auf einem Sprungbrett, zehn Meter unter einem die Wasseroberfläche und um das Becken herum die ganzen Kinder, die mir zujubelten und erwarteten, dass ich mich traute und weitermachte. Nur waren wir nicht in einem Freibad und ich sollte nicht springen. Aber ich sollte weitermachen, das signalisierten sie mir eindeutig. Ich sollte den Jungen unter mir weiter verprügeln, obwohl der schon lange keine Gegenwehr mehr zeigte. Trotzdem folgte ich dem Wunsch aller nur zu gerne. Der langhaarige Junge war eine nervige Heulsuse und Pussy und hatte es verdient. Außerdem schlug ich beinahe täglich andere Kinder zusammen, also war es mir wirklich vollkommen egal.
Unbarmherzig hieb ich auf den Zweitklässler ein, boxte ihn in den Bauch, machte weiter, weiter, immer weiter, hier fand uns auch keine Aufsicht, hatten sie nie und noch immer dachte ich nicht daran, mein Publikum zu enttäuschen und zu stoppen. Triumphierend hob ich den schlaffen Oberkörper des brünetten Jungen an und spürte plötzlich etwas seltsames.
Es war, als würde die Zeit um mich herum im rasenden Tempo einfrieren. Die Geräusche verstummten und das einzige, was ich noch hörte, war mein Atem und mein Herzschlag. Als wäre ich soeben einen Marathon gerannt. Der Trommelrhythmus in mir schwoll in kurzen Abständen immer wieder an und flaute dann ab und darüber lag mein flacher, unendlich lauter Atemzug. Die seltsame Atmosphäre war kaum zu beschreiben...
Der Typ hustete plötzlich kläglich. Seine Augenlider flatterten und er schaute mich aus riesigen, grünen Augen verängstigt an. Ich konnte ihn jeden Moment mit dem Kopf voran auf den Boden schmettern, ungebremst und mit voller Wucht! Aber ich tat es nicht. Etwas in mir hinderte mich an dem letzten Schritt. Etwas, das mir mit strenger Stimme einredete, dass ich danach nie zurück konnte. Dass ich dann eine Tat vollübt hätte, die so schlimm war, dass sie nicht wieder ungeschehen werden würde, mit keinem Mittel der Welt. Es war wie ein Schalter in mir, der sich plötzlich umlegte und mein Denken vollständig veränderte. Warum tat ich das hier überhaupt..? Der Junge konnte sich doch noch nicht einmal mehr verteidigen! Hätte ich ihm nur zeigen wollen, wer von uns beiden der Stärkere war, hatte ich das schon lange erreicht. Wieso hatte ich trotzdem nicht aufgehört?
"Na los Taddl, zeigs ihm! Mach schon!"
"Nein", murmelte ich und wiederholte mich dann nochmal lauter, "Nein, werde ich nicht. Lasst ihn in Ruhe, es reicht!"
Überall enttäuschte Gesichter, als ich mich aufrichtete. Dieses beklemmende Gefühl fiel von mir ab, aber mein plötzlicher Wandel blieb bestehen. Ich war doch echt bescheuert gewesen, das ganze letzte Schuljahr über! Ich wollte doch auch nicht, dass mich jemand verprügelte und demütigte!
Langsam löste sich die Versammlung um uns herum auf, während ich noch an Ort und Stelle stehen blieb und schließlich meine Hand ausstreckte, um dem Kleinen aufzuhelfen. "Hey, sorry! Ich habs übertrieben, aber das kommt nicht wieder vor!" Doch er hörte mir nicht zu. Schmerzverzerrt hielt er sich seinen Bauch und weinte kurzatmig. Sonst hätte mich dieser Anblick entweder triumphieren lassen oder noch wütender gemacht, aber heute erregte er Mitleid in mir. Schnell schaute ich mich um, aber in diese Ecke des Pausenhofes kamen ja keine Lehrer. Und alleine lassen wollte ich ihn merkwürdigerweise auch nicht... Also erbarmte ich mich und hob den Jungen hoch in meine Arme. Er brauchte vielleicht medizinische Hilfe, so schlimm wie ich mit ihm umgesprungen war.
Während ich ihn trug, schaute ich ihn immer wieder kurz an. Wie hatte er das gemacht, dass ich plötzlich nicht mehr so furchtbar blind war..? Eventuell würde ich es irgendwann herausfinden und ich schwor mir, nie wieder zu dem Punkt vor dem heutigen Tag zurückzukehren!
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