Bis die Zeit reif ist! (#Stexpert)
Der Nachmittag war heiß und schwül und der Kampfplatz, auf dem ich unterrichtet wurde, schien beinahe zu verglühen. Meinem Mentor die angemessene Aufmerksamkeit für seinen Unterricht zu schenken war unter diesen Bedingungen unmöglich, was nicht lange unbemerkt blieb. "Stegi, hörst du mir überhaupt zu? Wenn du weiter so träumst, wirst du es nie vom Knappen zum Ritter schaffen!"
"Wird nicht mehr vorkommen Sir!", erwiderte ich pfeilschnell und ertappt, während ich blassrosa anlief. Er seufzte, konnte auch nicht länger verbergen, dass er unter seiner metallisch glänzenden Rüstung schwitzte und vor Anstrengung schnaufte. "Machen wir Schluss für heute, im nächsten Training wünsche ich mir wieder mehr Respekt und Anteilnahme von dir!"
"Jawohl Sir", bestätigte ich ihm niedergeschlagen. Das mit der Anteilnahme war echt ein Problem bei mir. Ich war viel zu klein und schmächtig, passte in kein einziges Kettenhemd und konnte kaum eine Waffe führen, ohne in Gefahr zu schweben, mich selbst oder Verbündete in meinem Umfeld zu verletzen. Meine Eltern hatten bereits versucht, mich als Magd oder Spielgeselle an eine andere Fürstenresidenz zu schicken, doch mein Mentor, Sir Tim, hatte mich noch nicht als vollkommen hoffnungslosen Fall aufgegeben. Jedenfalls noch nicht.
Er kam auf mich zu, da ich noch immer gedankenverloren am selben Fleck stand, setzte den mit einem Federbusch geschmückten Helm ab und strich sich seine nassen Haare aus der Stirn. "Bedrückt dich etwas?", wollte er wissen, jede Spur des strengen Ritters war aus seiner Stimme verschwunden, stattdessen wirkte er nun ruhig und verständnisvoll. Genau deswegen mochte ich Sir Tim und vertraute ihm genug, um jetzt vorsichtig zu nicken. Er war ein großartiges Vorbild.
"Sir, waren Sie jemals verliebt?", fragte ich schüchtern und sah ihn versonnen lächeln. "Natürlich, fast jeder Ritter besitzt eine Herzensdame, deren Herz er zu erobern sucht und der er Gedichte und Minnesang widmet. Das liegt in der Natur der Dinge. Hast du bereits ein Auge auf eine der vornehmen Fürstentöchter geworfen? Gefällt sie dir?"
Ich schüttelte den Kopf, der mir immer röter anlief vor Scham. "Keine Fürstentochter, Sir", murmelte ich leise.
Er kniete sich, so gut das in seiner Rüstung ging, vor mich auf den Boden und suchte meinen Blick. "Das trifft sich sicherlich auch nicht schlecht! Wenn es eine Bürgerliche ist, stehen dir keine Hindernisse im Weg. Ich könnte bei ihrem Vater ein gutes Wort für dich einlegen, wenn du das möchtest."
Wieder verneinte ich heftig, währenddessen mir die Tränen in die Augen stiegen. "Auch keine Bürgerliche, Sir. Es... es ist ein Mann, d-den ich liebe, S-sir!"
Entgegen meiner Erwartungen nach einer solchen ungehörigen Aussage blieb mein Mentor bedacht, doch sein Blick durchdrang mich gleich einem Speer. Was würde er sagen wenn er wüsste, dass ich nicht irgendeinen Mann, sondern ihn liebte? Würde er mich weiterhin zum Ritter erziehen wollen oder meine Ausbildung endgültig abbrechen? Ich hatte Angst davor, ihn nie wieder sehen zu dürfen und wenn, dann nur aus der Ferne, wenn er in ein neues Fürstentum aufbrach.
Als seine weichen, warmen Finger plötzlich meine Wange streiften, zuckte ich kurz zusammen. Aus Sir Tims Augen glaubte ich Trauer zu erkennen. "Das ist überhaupt nicht schlimm. Aber die Zeit, unsere Zeit, ist noch nicht gekommen. Wenn Gott will, wird so eine Liebe vielleicht in vielen Jahren oder Jahrhunderten möglich sein. Doch noch nicht jetzt, nicht heute. Sei stark, bis dieser Tag gekommen ist."
Mit diesen Worten erhob der Ritter sich wieder, legte seine Hand abschließend für eine Sekunde tröstend auf meine schmale Schulter, bevor er ging und mich mit einem Hoffnungsschimmer in meiner Seele zurückließ. Er glaubte, dass eine echte Liebe zwischen Männern, zwischen uns, irgendwann möglich sein würde? Dann wollte ich das auch glauben! Eines Tages vielleicht, wenn Gott so darüber entschied. Ich würde mich in Geduld üben, so lange, bis die Zeit reif für eine Veränderung war!
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Uhh, ein Wunder ist geschehen, beide sind noch am Leben!
Ehm, ja, so ungefähr... Vielleicht sollten wir wirklich froh darüber sein. Keinen Plan übrigens, wie ich auf dieses Thema gekommen bin. Aber ich stell mir die Situation echt niedlich vor! Was haltet ihr davon?
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