Without you (II) ~ #Stexpert
»Kann man ihm ... irgendwie helfen oder so?«
Tim schüttelte stumm den Kopf, beobachtete, wie Stegi einen von Rafis Hoodies an sein Gesicht drückte und schließlich neben sich auf die Matratze legte, bevor er das nächste Teil in die Hand nahm.
»Nein. Er muss sein Nest bauen. Er sollte schon seit Tagen nisten, konnte es aber bis jetzt nicht. Seine Instinkte lassen ihn das schaffen, warts ab.«
Die beiden Alphas beobachteten, wie Stegi sorfältig jedes der Kleidungsstücke - sechs weitere Teile hatte Rafi auftreiben können - begutachtete, daran schnupperte und es schließlich sorgfältig um sich herum platzierte, bis er mit Rafis Decke, Kissen und den Klamotten ein Nest gebaut hatte, in das er sich nun kuschelte.
Von dem Geruch seines Gefährten eingelullt dauerte es keine Minute, bis der vollkommen erschöpfte Omega einschlief. Tim griff nach Rafis Arm, um ihm zu bedeuten, das Zimmer leise zu verlassen. Er lehnte die Tür an und machte es sich mit seinem Freund im Wohnzimmer gemütlich.
»Tim, du ... du kannst das besser als ich. Ich kann das wirklich nicht. Kannst du ...«
Der dunkelhaarige Alpha seufzte. Er wusste, dass Rafi recht hatte, er hatte selbst gesehen, wie unbeholfen er mit Stegi umging.
»Ja. Ich kümmere mich um ihn.
»Es tut mir wirklich leid. Ich will nicht, dass er leidet. Aber ... ich kann das wirklich nicht.«
Tim seufzte.
»Ich weiß. Ich habe es gesehen. Man merkt es dir auch an.«
»Inwiefern?«
»Ich kenne niemanden, der einen anderen Alpha in der Nistzeit seines Omegas so nah an ihn ran lassen würde.«
»Das ...« Rafi stoppte, vergrub sein Gesicht in seinen Händen. »Tim? Bin ich ein schlechter Gefährte?«
Er seufzte.
»Was soll ich dazu sagen? Stegi hätte eine bessere Beziehung verdient, ja. Aber ... er liebt dich und du ...«
»Ich ihn doch auch ... irgendwie.«
Das letzte Wort war so leise, dass Tim es fast überhört hatte und so beschloss er, nicht weiter darauf einzugehen. Stattdessen schwiegen sie eine ganze Weile, bis Rafi sich auf ein Mal gerade aufsetzte.
»Er braucht was zu Essen. Oder? Wir sollten ihm etwas zu essen machen.«
Tim warf einen Blick auf die Uhr, nickte bloß.
»Ja. Gerade schläft er, aber wenn er aufwacht, sollte er etwas essen.«
»Gut! Ich mache ihm etwas!«
Rafi war aufgesprungen, scheinbar froh darum, irgendetwas für Stegi tun zu können. Tim nickte bloß.
»Du kannst währenddessen mal im Flur in der Kommode schauen. Oberste Schublade, links. Da sollte Stegis Haustürschlüssel drin liegen. Den kannst du dir nehmen. Er wird jetzt erst ein Mal eh nicht raus gehen, oder?«
Tim nickte.
»Nein. Wäre sein Gefährte bei ihm, wahrscheinlich schon, aber so nicht.«
»Gut. Dann nimm ihn dir! Du bist jederzeit Willkommen hier, fühl dich wie Zuhause. Wenn du irgendetwas brauchst, nimm es dir, oder ... ja, oder sag es mir. Danke. Dass du dich um ihn kümmerst.«
Tim nickte bloß.
»Natürlich. Stegi ist mein bester Freund. Aber ... Rafi? Du weißt ... wenn du ihn jetzt im Stich lässt ... er ist nicht nur dieses leidende Nervenbündel. Das ist immer noch Stegi. Es kann sein, dass er dir nicht mehr so vertrauen wird, wenn die Geburt vorbei ist.«
»Ich ... ich weiß.«
»Okay.« Tim schloss kurz die Augen, sprach dann das aus, was ihn schon die ganze Zeit beschäftigte: »Liebst du ihn?«
Rafi sah auf, man konnte ihm ansehen, wie schlecht er sich fühlte.
»Ja. Ich mein ... Stegi ist ein extrem lieb. Ich mag ihn wirklich gern, seine ganze Art. Aber ... ich kann nicht auf mein freies Leben verzichten, darauf, abends auszugehen, mich mit Freunden zu treffen, und ... und das eben auch als Alpha, alleine, ohne ihn.«
Tim schwieg, während Rafi kurz die Augen schloss. Als er weiter sprach, konnte man hören, wie schuldig er sich fühlte.
»Vielleicht liebe ich ihn nicht genug. Aber ich will, dass er glücklich ist«
*
»Stegi. Komm her. Schau mich an.«
Der kleine Blondschopf öffnete erschöpft die Augen, machte sich aber nicht ein Mal die Mühe, den Kopf zu heben. Grün-blaue Augen blinzelten Tim müde entgegen. Vorsichtig setzte sich der Alpha neben ihn auf die Matratze und strich ihm mit einer Hand durch die zerzausten Haare. Erst gestern hatte er Stegi mit viel gutem Zureden dazu gebracht, sich von ihm die Haare waschen zu lassen, sodass sie jetzt wieder frisch wirkten. Tim lächelte, als er sah, wie Stegi sich in seinen Schoß kuschelte. Eine ganze Weile lang saßen sie nur so da, bis irgendwann wieder Regung in den Größeren kam.
»Komm, Stegi. Lass mich mal aufstehen. Was hältst du davon: Du ziehst dir was warmes an und wir gehen ein paar Minuten vor die Tür. Du brauchst frische Luft und Bewegung.«
Stegi reagierte nicht groß, sondern schüttelte bloß ohne große Erklärungen den Kopf. Tim hatte jedoch nicht vor, ihm das durchgehen zu lassen.
»Doch. Komm, Kleiner. Ich schau, dass ich dir etwas zum Drüberziehen von Rafi besorge. Das darfst du dann auch behalten!«
Stegi schien immer noch nicht überzeugt, ließ aber immerhin zu, dass Tim ihm die warme Decke vom Körper zog.
»Glaub mir, das wird dir gut tun. Und auch dem Baby. Vergiss bitte nicht, dass du momentan für zwei Menschen stark sein musst! Und momentan, tut mir leid, kannst du das nicht ein Mal für dich. Also lass uns dir helfen. Vertrau mir, bitte.«
Stegi wollte zwar sichtlich immer noch nicht - stimmte aber dennoch zu. Er wusste, dass Tim sich um ihn sorgte und ihn nicht zu irgendetwas gezwungen hätte, was er nicht für wirklich wichtig gehalten hätte.
Wenig später traten sie also vor die Tür, Stegi eingepackt in mehrere Lagen Klamotten, allesamt von Rafi geborgt, und steuerten in Richtung des kleinen Parks in der Nähe ihrer Wohnung. Dass Tim einen Haustürschlüssel hatte, schien Stegi nicht sonderlich zu wundern.
Eine ganze Weile lang gingen sie nur schweigend nebeneinander her und Stegi kuschelte sich eng an Tim, der es zuließ und ihm die Zuflucht gab, die er suchte.
Überrascht zuckte Tim zusammen, als er auf ein Mal seinen Namen hörte - und strick sofort entschuldigend Stegi über den Kopf, der durch seine abrupte Bewegung sichtlich auch erschrocken war.
Ein hochgewachsener, sportlicher Alpha kam auf sie zugejoggt und grinste sie breit an. Tim erkannte sofort Basti wieder, einer seiner ehemaligen Klassenkameraden und früher guter Freund von ihm. Er musste zugeben, dass er sich tatsächlich freute, den Anderen wieder zu sehen und schlug vertraut mit ihm ein, während er jedoch seinen Arm um Stegi gelegt hielt. Basti grinste ihn breit an.
»Ist das dein Omega?«
Leicht überfordert blinzelte Tim zu dem kleineren Jungen, der sich so vertrauensvoll an seine Seite schmiegte - und schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf.
»Nee. Kennst du Rafi noch? Stegi hier gehört zu ihm.«
Überrascht zog Basti die Augenbrauen hoch. Man konnte ihm seine Gedanken förmlich an der Stirn ablesen.
»Weiß er davon?«
Tim konnte ihm den unterschwelligen Vorwurf in seiner Stimme nicht verdenken - allerdings wäre es ihm nicht im Traum eingefallen, Rafi seinen Freund ausspannen zu wollen.
»Ja. Komplizierte Geschichte. Aber hier passiert nichts hinter seinem Rücken. Stegi ist nur ein sehr guter Freund von mir.«
Basti nickte bloß und Tim versuchte, die Stimmung wieder ein bisschen aufzulockern, indem er das Thema wechselte:
»Und bei dir so? In Sachen Liebe Erfolg gehabt?«
Augenblicklich verfärbten Bastis Wangen sich rot und ein schmales Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
»Ja. Seit zwei Jahren.«
»Glückwunsch!«
Tim gönnte es seinem alten Freund wirklich und hätte sich auch noch gerne länger mit ihm unterhalten - brach das Gespräch aber fast sofort wieder ab, weil er merkte, wie unangenehm es Stegi hier draußen war. Also verabschiedete er sich und sie machten sich zurück auf den Heimweg, wo Tobi wieder ein Mal zu Besuch gekommen war, während Rafi auf der Arbeit war, und sich bereit erklärt hatte, Stegis Zimmer ein wenig in Ordnung zu bringen, während sie unterwegs waren. Tim erleichterte der Gedanke, dass der Raum, in dem Stegi sich durchgehend aufhielt, nun wieder ein bisschen wohnlicher war. Er versprach sich, Rafi zu fragen, ob er Stegi und ihn demnächst mal auf so einen ähnlichen Spaziergang begleiten würde.
*
»Du musst aufpassen. Du weißt, was passieren kann, wenn es so weiter geht?«
»Ich weiß.«
Tobi seufzte.
»Stegis Instinkte sind verwirrt. Rafi ist sein Gefährte, aber nicht für ihn da. Stattdessen bist du bei ihm und kümmerst dich um ihn. Sein Wolf hat dich bereits als Ersatz akzeptiert. Es kann passieren, dass er sich neu prägt. Auf dich. Tim, ihr müsst aufpassen.«
»Ich weiß! Ich weiß, okay? Aber was soll ich den tun? Ich kann ihn nicht auch noch alleine lassen!«
Tobi war ein Stück zurückgezuckt, der wütende Alpha machte ihm ein Bisschen Angst, auch wenn er natürlich wusste, dass Tim ihm nie etwas tun würde.
»Natürlich. Ich wollte bloß ... dass du es weißt. Was passieren kann.«
»Ja. Ja, ich weiß. Wenn ich es vermeiden könnte, würde ich es tun. Stegi liebt Rafi, er wird mich hassen, wenn ich ihn auf mich präge. Aber ich kann ihn nicht alleine lassen. «
Tobi seufzte, wusste, dass Tim recht hatte.
»Ist Rafi das bewusst?«
»Ja. Wir haben darüber gesprochen. Natürlich findet er es nicht toll, aber ... ihm ist Stegis Gesundheit und Wohlbefinden wichtig.«
»Wichtiger als ihre Beziehung?«
»Seien wir ehrlich: Die Beziehung scheint momenatn nicht mehr zur etten. Und das weiß auch Rafi.«
*
»Du musst ihn nicht an dich heranlassen, wenn du das nicht kannst. Aber komm wenigstens mit. Anders bekommen wir ihn kaum aus dem Bett und wenn er noch weiter abbaut, schadet er nicht nur sich, sondern auch dem Kind! Es handelt sich nur noch um wenige Wochen, das weißt du!«
Rafi seufzte, nickte aber und schloss den Ordner, der offen vor ihm auf dem Tisch gelegen hatte.
»Kommst du mit, ihn zu holen?«
Tim sah erwartungsvoll zu Rafi - der erneut nickte. Er wollte seinen Freund so gut es ging miteinbeziehen, hatte Angst, dass dieser das Gefühl bekam, Tim würde ihm seinen Omega mit Absicht ausspannen.
Tim klopfte leise an Stegis Schlafzimmertür. Als er diese öffnete kam ihm sofort warme Luft entgegen - und das Bild eines schlafenden Stegis.
»Willst du ihn wecken? Oder hier warten?«
Rafi schluckte.
»Mach du.«
Seine Stimme war rau, man konnte ihm die Gewissensbisse förmlich anhören. Tim versuchte ein schwaches Lächeln.
Stegi rührte sich nicht, als Tim sich zu ihm auf das Bett setzte - und murmelte bloß leise, als er ihm eine Hand auf den Arm legte.
»Stegi. Kleiner, aufwachen.«
Man konnte förmlich zusehen, wie der Blonde schön langsam aus seinen Träumen gelockt wurde - und Tim verschlafen anblinzelte.
»Schau mal, ich hab dir wen mitgebracht. Wir wollen eine Runde spazieren gehen. Kommst du mit?«
Stegi folgte Tims Blick zur Tür - und zuckte sogar ein kleines Stück zurück, als er Rafi dort entdeckte. Tim legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken.
»Na komm. Umziehen und dann gehen wir ein bisschen an die frische Luft.«
Stegi ließ sich widerstandslos aus den Decken wickeln und aufhelfen. Sein Blick wanderte dabei alle paar Sekunden zu Rafi, der seine Instinkte sichtlich zu verwirren schien.
Gerade, als Tim ihm wie schon so oft das T-Shirt ausziehen wollte, um ihm mit einem neuen Oberteil zu helfen, beugte er sich zu dem Größeren und flüsterte leise in sein Ohr: »Kann er raus gehen?«
Überrascht sah Tim zu Stegi - der peinlich berührt den Boden musterte.
»Ist es dir unangenehm, wenn er dir beim Umziehen zusieht?«
Leicht nickte Stegi, woraufhin Tim Rafi ein stummes Zeichen gab, dass er bitte gehen sollte - und dieser das fast schon dankbar tat.
Jetzt ließ Stegi sich ohne Probleme umziehen und wenig später traten sie zusammen in den Flur - wo Rafi sichtlich verlegen auf sie wartete. Tim atmete einmal tief durch. Das würde ein anstrengender Spaziergang werden.
Zu Tims Überraschung hielt Stegi sich weiterhin dicht an seiner eigenen Seite, obwohl sein Gefährte da war - was Rafi aber ganz recht zu sein schien. So entspannte dieser sich mit jeder Minute ein bisschen mehr, während sie wieder durch den Park gingen und die beiden Alphas sich ruhig unterhielten.
Sofort wurde Tims Aufmerksamkeit auf Stegi gelenkt, als dieser sich neben ihm bewegte. Er versuchte, sich normal weiter zu verhalten und nicht allzu stark auf den Omega zu fokusieren - während dieser sich ein kleines Bisschen von ihm löste und im Gehen vorsichtig Rafis Hand berührte. Scheinbar war er von dessen entspannter Stimmung ermutigt worden. Rafis Blick fand sofort Tims, der ihm bloß ermutigend zunickte - und schließlich nahm sein Freund tatsächlich Stegis Hand in seine und hielt sie dort, während sie ihren Weg fortsetzten. Tim strich Stegi wie automatisiert über den Rücken, freute sich für den Kleineren, dass er endlich einmal wieder ein bisschen Nähe von seinem Alpha bekam.
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Feedback?
Teil 3/3 ist schon fertig und kommt die Tage!
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