Silber ~ #Kostory
PoV Dennis/Kostas
"Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch. Eine echt beeindruckende Leistung und ein guter dritter Platz."
Das Bewertungskomitee drückte der jungen Frau einer nach dem Anderen die Hand und schließlich bekam die stolz lächelnde Bronzegewinnerin eine schlichte Medallie umgehängt und eine Urkunde überreicht, auf denen sowohl das Logo der Kommission als auch der Titel "Animations- und Kurzvideopreis", sowie das Jahr gedruckt waren. Als ein paar Fotos gemacht worden waren und die junge Dame, Dennis schätzte sie auf sein Alter, wie so ziemlich alle Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbes, wieder die Bühne verlassen hatte, erhob der Vorstand des Preisverleihungskomitees erneut die Stimme:
"Nun kommen wir zum zweiten Preis unseres Videowettbewerbes. Der zweite Platz geht an...", er machte eine längere Kunstpause, "Kostas Dennis Weiß für seinen Kurzfilm 'Misscreant', eine animierte Neuerzählung eines Märchenklassikers. Eine wirklich beeindruckende und schöne Arbeit. Herr Weiß, ich würde sie auf die Bühne bitten."
Kostas' Herz schlug schneller als normal, während ein glückliches Gefühl sich in seiner Brust ausbreitete. Er hatte gewonnen. Unter den über fünfzig Einsendungen, die in die engere Auswahl gekommen waren und damit zur Preisverleihung hierher geladen worden waren, hatte er den zweiten Preis gewonnen. Wie in Trance stand er von seinem Platz auf, um sich durch die Stuhlreihen hin zum Mittelgang zu drängen. Bereitwillig nahm jeder, vor dem er sich vorbeizwang, die Beine zur Seite, so dass er ohne größere Probleme vorbei kam. Ab und zu wurden ihm dabei bewundernde Blicke zugeworfen und hier und da anerkennende Worte mitgegeben. Dennis lächelte auf jeden Glückwunsch hin kurz und genoss die euphorische Stimmung, die sich in ihm ausgebreitet hatte. Hätten ihn Freunde oder Familie hier her begleitet, wären sie jetzt vielleicht stolz auf ihn gewesen. So aber genoss er alleine dieses Gefühl, während er bewusst die Brust durchdrückte und den Kopf erhoben hielt. Er wusste, wie man selbstbewusst auftrat, seine Mutter hatte Psychotlogie studiert und ihm bereits von klein auf beigebracht, wie er jederzeit Nervosität und Aufregung mit scheinbarer Sicherheit und Selbstbewusstsein überspielen konnte. Und so auch dieses mal. Er war sich fast sicher, dass niemand ihm sein Herzklopfen anmerkte, als er die vier Stufen zur Bühne mit zwei Sätzen erklomm. Er ging die Reihe der Jury durch und schüttelte jedem einzeln die Hand, nahm Glückwunschsbekundigungen mit einem freundlichen Lächeln und ein paar dankbaren Worten entgegen. Als ihm schließlich die silberne Mediale umgehangen wurde und die Urkunde so in die Hand gedrückt wurde, dass sie in der Kamera, die ein Foto nach dem anderen schoss, gut zu sehen war, strahlte er übers ganze Gesicht. Der Vorstand des Ausschusses verlor ein paar Worte über die Animation, die Dennis zum Wettbewerb eingereicht hatte, während im Hintergrund an einer Leinwand einzelne Sequenzen des Kurzfilms gezeigt wurden. Kostas konnte sich nicht erinnern, jemals im Leben so stolz gewesen zu sein. Mit ein paar freundlichen Worten wurde er gebeten, noch einmal kurz neben der Bühne zu warten, um gleich noch ein Gruppenfoto mit den drei ersten Plätzen zu machen. Freundlich lächelte ihm die Gewinnerin des dritten Platzes zu und sie gratulierten einander mit einem Händedruck, während auf der Bühne der erste Platz angekündigt wurde.
"...Ein großes Nachwuchstalent, wie wir sie hier suchen und fördern wollen mit beeindruckend viel Talent und Witz. Mit der sechsminütigen Animation lebendig gewordener Spieleklassiker 'Living idols': Marik Roeder."
Im Puplikum stand ein schwarzhaariger Junge auf, dem von allen Seiten von Freunden und Bekannten zugejubelt und auf die Schultern geklopft wurde. Der Junge grinste bis über beide Ohren und dieses Grinsen war das schönste, das Dennis je gesehen hatte. Aber nicht nur sein Grinsen war hübsch, sondern der ganze Junge selbst war es. Um genau zu sein würde Dennis ihn sogar als den bestaussehendsten Typen beschreiben, den er je gesehen hatte. Der Junge war keineswegs langweilig, stach aus der Menge hervor. Seine schwaren Haare waren an der Seite kürzer, dafür oben umso länger und links waren, wie Dennis erkennen konnte, als der Junge sich noch einmal zu seinen jubelnden und klatschenden Freunden umdrehte, drei parallele Linien in die Haare rasiert. Auch in seiner linken Augenbraue trafen zwei rasierte Linien senkrecht aufeinander und verliehen dem Jungen damit irgendetwas besonderes. Dennis hatte soetwas noch nie bei einem Menschen gesehen aber eigentlich war das doch auch eine Art von Kunst. Andere ließen sich eben tätowieren oder piercen und der Schwarzhaarige rasierte sich eben die Haare und Augenbrauen. Und sah damit, wie schon gesagt, auch noch verdammt gut aus. Noch dazu kam der Kleidungsstil des Jungen, irgendetwas zwischen amerikanisch, japanisch und etwas ganz eigenem. Nein, dieser Junge sah keinesfalls langweilig aus. Gerade holte der Schwarzhaarige, Marik Roeder, sich auch auf der Bühne seine Medaille und Urkunde, bevor das Komitee die Preisverleihung offiziell beendete und die drei Gewinner mit sich hinter die Bühne winkte. Dennis hielt dem Mädchen hinter sich die Tür auf, die sie von den Backstageräumen trennte und ließ sie mit einem höflichen Lächeln vorbei gehen, während er die geschmeidigen Bewegungen des schwarzhaarigen Gewinners beobachtete.
"Dankeschön", lächelte das Mädchen, "Kostas Dennis", richtig?
"Genau"
Kostas nickte, viel zu beschäftigt damit, den Schwarzhaarigen unauffällig zu betrachten, aber darauf bedacht, nicht unhöflich und wortkarg herüberzukommen.
"Wie willst du lieber genannt werden? Kostas oder Dennis?", fragte das Mädchen weiter, doch Dennis zuckte mit den Schultern.
"Kannst du dir aussuchen. Mir ist beides recht. Kostas und Dennis."
Das Mädchen lachte kurz und leise auf.
"Okay, Dennis."
Kaum ein paar Sekunden herrschte Pause, während die Veranstalter sie durch einen langen Flur führten, bis das Mädchen leise fortfuhr.
"Ich war total aufgeregt heute Vormittag. Hattest du auch solche Schwierigkeiten, etwas passendes zum Anziehen zu finden? Ich wusste überhaupt nicht, was man hier so trägt."
Dennis lachte kurz leise auf.
"Ja, ich auch nicht."
Wieder warf er einen kurzen Blick auf den schwarzhaarigen Jungen, der ihrem Gespräch nicht zu folgen schien.
"Hast du aber gut hinbekommen. Du siehst gut aus."
Was? Okay. Flirtete sie mit ihm? Dennis war nicht an ihr interessiert. Nicht dass sie schlecht aussehen würde oder so, aber sie war nunmal ein Mädchen und kein Junge. Und er war nunmal nicht an Mädchen interessiert. Doch das Mädchen schien sein verwirrtes Lächeln als Bestätigung aufzufassen.
"Hättest du Lust, dich vielleicht mal mit mir zu treffen? Essen zu gehen oder so?"
Wow. That escelated quickly. Jetzt kam der eher unangenehme Teil. Ihr klarmachen, dass sie leider das falsche Geschlecht für ihn hatte.
"Du, sorry. An sich gerne, aber ich muss dich leider enttäuschen. Ich bin schwul. Tut mir leid."
"Oh. Das wusste ich nicht. Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie... Ich wusste nicht...", das Mädchen reagierte verlegen. "Ich meine... du siehst nicht so aus."
Wow. Noch dümmer ging ja wohl nicht.
"Aber ich meine, ich habe kein Problem damit. Das ist vollkommen okay."
Okay, ging es wohl doch. Als ob es etwas besonderes wäre, dass sie kein Problem damit hatte, oder extra betont werden musste, dass das okay war. Natürlich war das okay. Dennis jedoch sagte nichts, lächelte nur höflich und nickte. Es war auch eine doofe Situation für das Mädchen, so zurückgewiesen zu werden, er sollte Verständnis für ihre Verlegenheit haben. Kostas hatte gelernt, Leute nicht nach ihrer ersten Reaktion zu beurteilen. Auch der schwarzhaarige Junge hatte sich gerade das erste Mal zu ihnen umgedreht und musterte ihn nachdenklich. Gerne hätte Dennis gewusst, was er gerade dachte, doch seine Miene war unergründlich. Auch während die Fotos gemacht wurden, lächelte er zwar, jedoch war es ein einstudiertes Fotolächeln und zeigte keinerlei echte Emotionen. Erst als Kostas sich gerade auf den Weg machen wollte und innerlich noch überlegte, ob er überhaupt auf die anschließende Aftershowparty gehen sollte, sich fast schon dagegen entschieden hatte, schließlich war er ohne Freunde oder Bekannte da und kannte hier niemanden, schloss der Junge zu ihm auf. Mit immernoch ernster Miene betrachtete Marik Roeder ihn und meinte mit einer angenehmen Stimme: "Entschuldige dich niemals für das, was du bist." Bevor er sofort wieder verschwand meinte Kostas, ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Dennis verstand nicht, was er meinte, aberer beschloss in diesem Moment, doch auf die Party zu gehen. Vielleicht würde er den Jungen dort wieder sehen.
Tatsächlich erspähte Dennis keine zwei Stunden später den Schwarzhaarigen wieder, umringt von seinen Freunden. Die Party war nicht schlecht, es wurde viel getanzt und die Stimmung war allgemein recht gut. Kostas hatte sich eine Weile auf der Tanzfläche verausgabt und sich mit ein paar Leuten unterhalten, beschloss aber jetzt, da er den Schwarzhaarigen in der Nähe der Bar mit seinen Freunden entdeckte, dass es Zeit für einen neuen Drink war. Also kämpfte er sich durch die Menge der Tanzenden bis hin zu dem Jungen, der es ihm so angetan hatte und an ihm vorbei, wobei er wie ausversehen dessen Schulter streifte. Dennis tat, als hätte er die wie zufällig wirkende Berührung nicht bemerkt, sah aber, wie der Schwarzhaarige sich zu ihm umdrehte und ihm hinterher sah. Kurz grinste Kostas triumphierend. Marik Roeder hatte ihn bemerkt. Warum er das tat, wusste Dennis selbst nicht. Er glaubte nicht einmal, dass der Junge schwul war, abgesehen davon war Kostas eigentlich nicht der Typ für One-Night-Stands. Und etwas längerfristiges konnte er sich ja wohl nicht erhoffen, schließlich war er selbst schon über drei Stunden zu dieser Preisverleihung hier gefahren und der Schwarzhaarige wohnte wahrscheinlich in einem ganz anderem Teil Deutschlands. Oder vielleicht sogar nicht einmal in Deutschland, sondern in der Schweiz oder Österreich. Auch von dort waren Teilnehmer hier. Und auch wenn Dennis eigentlich keinen Akzent in der Sprache des Jungen bemerkt hatte, der dafür sprach, konnte das doch immerhin sein. Andererseits hatte Dennis den schwarzhaarigen Jungen bis jetzt auch kaum sprechen hören, um genau zu sein so wirklich nur diesen einen Satz, den Dennis immer noch nicht verstand. Ansonsten war der Schwarzhaarige sehr schweigsam gewesen. Und trotzdem würde Kostas die Stimme immer erkennen, wenn - "Kostas, nicht wahr? Oder Dennis."
Diese warme und zugleich fröhliche Stimme gehörte Marik Roeder, dem hübschen Jungen mit den schwarzen Haaren und ihr Ursprung stand direkt hinter Dennis. Kurz schlich sich ein triumphierendes Grinsen auf Kostas' Gesicht. Der Junge war ihm gefolgt, wie er es sich erhofft hatte. Betont langsam drehte Dennis sich um, setzte aber ein freundliches Lächeln auf und achtete darauf, nicht überheblich zu wirken in seiner kontrollierten Gelassenheit.
"Richtig. Und du bist...?"Natürlich wusste Dennis den Namen des Jungen noch, aber er wollte ihn aus seinem eigenen Mund hören.
"Mik. Du kannst mich Mik nennen. Von Marik."
"Freut mich, Mik."
Mik also. Und dass dieser Jubge sich seinen Namen gemerkt hatte, war doch auch ein gutes Zeichen. Jetzt hieß es bloß, das Gespräch aufrecht zu erhalten. Sein nächster Schritt war gewagt, das wusste Dennis. Eigentlich würde sich hier entscheiden, wie der Rest des Abends verlaufen würde.
"Darf ich dich auf einen Drink einladen?"
Jeder Nerv in Kostas prickelte nervös, während er auf eine Reaktion des Schwarzhaarigen wartete, auf dessen Gesicht sich gerade ein Lächeln formte.
"Nur, wenn du dafür gleich mit mir tanzt."
Dennis lächelte und willigte glücklich ein, bevor er sich wieder der Bar zuwandte und zwei Getränke bestellte.
"Was meintest du eigentlich vorhin damit, ich solle mich niemals für das entschuldigen, was ich bin?"
Die beiden Jungen hatten ihre Getränke schon lange ausgetrunken und sich eine Menge unterhalten, standen immernoch an der Bar und redeten, als Dennis endlich die Frage stellte, die ihm schon lange im Kopf herumschwirrte.
"Ich bin schwul. Tut mir leid. Das hast du gesagt. Homosexualität ist nichts, wofür man sich schämen muss."
Jetzt verstand Kostas.
"Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ich habe mich nicht dafür entschuldigt, schwul zu sein, sondern -"
"Dafür, dass du nichts von ihr willst. Weil du schwul bist. Richtig?"
Dennis nickte.
"Also hast du dich doch dafür entschuldigt, schwul zu sein. Wenn auch indirekt. Dir sollte niemals etwas leid tun, was dich ausmacht."
Auch wenn Dennis seinen Ausspruch nicht absichtlich so formuliert hatte, verstand er, was Mik meinte. Er hatte sich unbewusst dafür entschuldigt, nicht auf Frauen zu stehen. Bedächtig nickte Kostas.
"Du hast recht. Bist du..." er suchte noch nach einer passenden Formulierung, als Marik ihm die Frage aus dem Mund nahm.
"Auch schwul? Ja."
Kostas nickte und lächelte leicht. Zwar war er sich schon fast sicher gewesen, schließlich hatte Mik sich auf einen Drink einladen lassen, aber die Bestätigung zu hören, war noch einmal etwas ganz anderes.
"Hast du einen Freund?"
Dennis Herz schlug augenblicklich eine Spur schneller.
"Nee, du?"
"Auch nicht."
Diesmal konnte Kostas ein Lächeln nicht unterdrücken. Der gutaussehende, schwule Junge, der sich hier mit ihm unterhielt war noch zu haben.
"Aber du hattest schon mal einen, oder?", fragte Dennis weiter nach und sofort nickte der Schwarzhaarige.
"Ja. Du?"
Kostas schluckte, bevor er zögerlich den Kopf schüttelte. Er versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass das nichts war, wofür er sich schämen müsste, scheiterte aber kläglich. Mik jedoch nickte bloß.
"Das ist alles nicht so einfach, wenn man nicht hetero ist. Aber besser keine Beziehung, als nur ausgenutzt zu werden."
Gegen Ende des Satzes war der Tonfall des Jungen so bitter geworden, dass sich etwas in Dennis schmerzhaft zusammenzog.
"Wurdest du... ausgenutzt?"
Mik kniff die Lippen zusammen und nickte leicht, bevor er abwinkte.
"Egal, das ist eine komplizierte Geschichte. Du schuldest mir noch einen Tanz."
Kostas lächelte glücklich, bevor er die Hand ergriff, die ihm entgegengeboten wurde. Ein weiteres mal musterte er den Jungen, der so faszinierend, schön und so besonders war, dass er kaum die Augen von ihm lassen konnte. Er betrachtete ein weiteres Mal all das, was den Schwarzhaarigen auch äußerlich so besonders machte, die Kleidung des Jungen, seine Haare und die rasierte Augenbraue. Von dem Piercing an Miks Brust würde er erst später erfahren.
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Hayho, Leute!
Ja, erst jetzt das nächste Update, tut mir leid. Aber ich schreibe gerade an ganz vielen anderen Projekten.
Diesen OS habe ich auch als Lets Read veröffentlicht, würde mich freuen, wenn ihr auf meinem Youtube-Channel (minnicat3) es euch anhören und Kritik hinterlassen würdet.
Danke!
Liebe Grüße, minnicat3
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