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Gemeinsam mit Jae klappere ich einige vielversprechende Läden ab und finde ein paar Kleinigkeiten für meine Eltern, die es in Sydney nicht unbedingt gibt.
Am Anfang fiel es mir noch schwer, normal mit Jae zu sprechen, doch mit der Zeit wurde unsere Unterhaltung lockerer. Jae ist sehr direkt und ehrlich, was ich schätze, da ich dadurch Dinge erfahre, die Hyunjin nur beiläufig erwähnt.
Momentan belastet die Prüfungsphase fast alle Anteile sowohl psychisch als auch physisch. Jae vertraut mir an, dass ihr Körper in den letzten Wochen schon mehrmals zusammengebrochen ist und auch die depressiven Phasen wieder schlimmer werden.
Hyunjin lässt sich in meiner Anwesenheit nichts anmerken, weil er mir keine Sorgen bereiten möchte, aber ich wünschte, er würde mir das auch alles erzählen. Immerhin verspricht Jae, mich auf dem Laufenden zu halten und noch mehr auf die Gesundheit ihres Körpers zu achten.
Als es schon fast 16 Uhr ist, verabschiede ich mich von Jae, da mittwochs immer Therapie ist und Yeji sich Sorgen machen wird, wenn Jae nicht pünktlich kommt. In den letzten Wochen habe ich sowohl Hyunjin als auch Minjun und Ahri zur Therapie gebracht und mich bei der Gelegenheit mit Yeji unterhalten.
Sie konnte mir noch einige Fragen beantworten und mich mit ihrer einfühlsamen und angenehmen Art in meinen Gefühlen bestärken. Ich bin wirklich froh, dass Hyunjin und die anderen eine so gute Therapeutin gefunden haben. Noch dazu ist Yeji auch eine Freundin, die immer an ihrer Seite steht, wofür ich ihr ebenfalls sehr dankbar bin.
Heute jedoch habe ich keine Zeit, Jae zu begleiten, denn ich habe Chan versprochen, das Abendessen zu machen und noch einkaufen zu gehen. Ein wenig zögernd umarme ich Jae kurz und spüre den leichten Druck der Erwiderung, bevor sich unsere Wege trennen.
Ich besorge schnell alle Lebensmittel von meinem Einkaufszettel und schleppe mich dann mitsamt der zwei prall gefüllten Tüten in Chans und meine Wohnung. Glücklicherweise funktioniert der Fahrstuhl, wodurch ich mich nicht auch noch die Treppen hinaufquälen muss.
Chan ist noch immer in der Uni, weil er an einem Langzeitprojekt sitzt, das in wenigen Tagen fertig sein muss. Deshalb hatte er mich auch gestern gebeten, heute zu kochen.
Leise vor mich hinsummend verstaue ich die Einkäufe und beginne dann, die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden. Ich habe beschlossen, Meat Pies* mit Potato Scallops* zu machen, da es mich an mein Zuhause und meine Familie erinnert.
Seit meine Eltern ihren Besuch angekündigt haben, spüre ich immer wieder, wie sehr sie mir fehlen. Meine Schwestern können leider nicht mitkommen, aber sie haben versprochen, mich bald besuchen zu kommen, worauf ich mich auch schon freue.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen hole ich den fertigen Blätterteig aus dem Kühlschrank und bereite dann das Fleisch vor. Momentan bin ich wirklich mehr als glücklich und zufrieden und ich hoffe sehr, dass sich das nicht so schnell wieder ändert. Das Geräusch der aufgehenden Haustür lässt mich aufschauen.
„Bin zuhause", ruft Chan laut durch die Wohnung und bevor ich ihm antworten kann, betritt er schon die Küche. „Mmh, das riecht ja lecker."
Mein Cousin inspiziert den Backofen und die Herdfläche, auf der mehrere Töpfe stehen. „Ich mache Meat Pies und Potato Scallops. Weißt du noch, dass meine Mutter das immer gemacht hat, wenn du und Hannah bei uns wart?"
Chan dreht sich zu mir um und erwidert: „Na klar, wie könnte ich ihre Kochkünste vergessen!?" „Hoffentlich schmeckt das hier auch", murmele ich leicht zweifelnd und würze das Essen, wobei ich mich exakt an das Rezept halte. „Das wird es bestimmt. Danke fürs Kochen, Felix!"
Als Chan sich auf einen Stuhl sinken lässt und tief aufseufzt, wende ich mich ihm zu und betrachte ihn genauer. Er sieht mehr als erschöpft aus. Die dunklen Augenringe deuten auf zu wenig Schlaf hin und seine Haut ist eine Spur zu blass. „War es sehr anstrengend?", frage ich mitfühlend und Chan seufzt ein weiteres Mal, bevor er sich mit den Händen übers Gesicht fährt.
„Mein Konzept ist zu aufwendig und ich schaffe nicht alles, was ich mir vorgenommen habe. Deswegen muss ich noch einiges umändern", erzählt er mit einem müden Lächeln. Für eine Weile herrscht Stille in der Küche, die nur von dem regelmäßigen Ticken der Wanduhr unterbrochen wird. „Ich würde dir ja gerne helfen, aber Kunst liegt mir absolut nicht."
Entschuldigend lächele ich und sehe, dass Chan ebenfalls kurz seine Mundwinkel nach oben zieht. „Das kann ich nur bestätigen. Deine Zeichnung von mir, die du gemacht hast, jagt mir heutzutage noch immer einen Schrecken ein, wenn ich sie sehe", schmunzelt er, woraufhin ich empört zu ihm schaue.
„Das habe ich ja auch im Kindergarten gemacht, du Trottel", beschwere ich mich und stoße ihm meinen Ellenbogen in die Seite, allerdings nicht zu stark, sodass er nur kurz das Gesicht verzieht.
Zufrieden, dass ich meinen Cousin ein wenig ablenken konnte, gehe ich wieder zum Herd und überprüfe ein letztes Mal das Essen. Es ist fertig und nachdem ich den Tisch gedeckt und die Töpfe aufgetragen habe, setze ich mich zu Chan. „Das schmeckt super", kommentiert er nach dem ersten Bissen und ich probiere ebenfalls.
Die verschiedenen Gewürze fügen sich in meinem Mund zusammen und schmecken wirklich gut. „Du wirst noch ein besserer Koch als ich, Felix", scherzt Chan und ich lache laut auf. „Das würde ich nicht sagen, aber du hast Recht, mir schmeckt es auch sehr gut", erwidere ich und nehme grinsend noch eine weitere Portion.
Nach dem Essen waschen wir zusammen ab und als die Küche wieder blitzblank ist, folge ich Chan in sein Zimmer. Ich habe noch immer das Gefühl, dass er ein wenig Ablenkung gebrauchen kann und da er in seinem Zustand sowieso nichts mehr für die Uni schafft, leiste ich ihm Gesellschaft.
Chan scheint nichts dagegen zu haben, weshalb ich es mir auf seinem Bett gemütlich mache und dann einfach beginne, über meinen heutigen Tag zu reden. Als ich vom Mittagessen im Restaurant erzähle, fällt mir wieder ein, dass Jeongin nicht da war, was in letzter Zeit öfter passiert.
Mit diesem Gedanken unterbreche ich mich selbst und frage: „Weißt du vielleicht, ob mit Jeongin alles in Ordnung ist? Ich sehe ihn kaum noch und auf meine Nachrichten reagiert er nicht. Hyunjin weiß leider auch nichts von ihm."
„Ich habe ihn in den letzten Wochen ab und zu mal auf einer Party gesehen", sagt Chan und ich schaue überrascht auf. Jeongin geht zwar ab und zu gerne feiern, aber irgendwie habe ich kein gutes Gefühl dabei, dass er anscheinend öfter feiern war.
„War er alleine?" Chan nickt zögernd und scheint selbst tief in Gedanken versunken zu sein. „Wenn du ihn wieder siehst, kannst du ihm bitte sagen, dass er meine Nachrichten beantworten soll?" „Mach ich."
Einen Augenblick lang herrscht Stille und wir hängen beide unseren Gedanken nach. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um Jeongin, vor allem, weil ich immer wieder an das denken muss, was er mir bei unserem letzten richtigen Treffen anvertraut hatte. Konnte es sein, dass seine Eltern vielleicht wieder bei ihm gewesen waren? Oder hatte das Ganze einen anderen Grund?
„Chan? Sag mal, du kennst Jeongin doch schon lange, oder?", frage ich und mein Cousin nickt zustimmend. „Ja, wir waren zusammen in der Schule", fügt er hinzu und ich kaue nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. „Kannst du mir sagen, mit wem er zusammen war?"
Fragend schaue ich Chan an, der auf einmal meinem Blick ausweicht und interessiert auf seine gemusterte Bettdecke starrt. „Chan? Weißt du es etwa nicht? Ich dachte, ihr wärt so gut befreundet gewesen", murmele ich verwirrt und höre ihn tief aufseufzen. „Ich wollte es dir sowieso irgendwann erzählen..."
Gespannt warte ich darauf, dass Chan weiterredet, wovon auch immer er mir erzählen möchte. „Jeongin und ich waren zusammen."
Meine Augen weiten sich überrascht, als ich Chans Worte realisiere. Natürlich! Jetzt ergibt alles einen Sinn. Chan, der mir von seinem Freund erzählt hat, der sich plötzlich von ihm getrennt hatte und Jeongin, der sich von seinem Freund trennen musste aufgrund seiner strengen Eltern.
Aber... weiß Chan überhaupt davon? Mein Gefühl, dass es sich bei den beiden um ein riesiges Missverständnis handelt, wird immer größer.
„Chan, ich muss dir etwas erzählen." Er schaut mit einem leichten gezwungenen Lächeln auf und entschlossen beginne ich, ihm von meinem Gespräch mit Jeongin zu erzählen, wobei ich allerdings nur die für ihn relevanten Teile erwähne.
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*Meat Pies: handgroße Blätterteigkuchen, gefüllt mit Rinderhackfleisch, Kartoffelbrei und einer würzigen Sauce
*Potato Scallops: frittierte Kartoffelscheiben (Beilage)
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Die Member haben übrigens nicht ihr wirkliches Alter in dieser FF.
Also nicht wundern, dass Jeongin und Chan nur einen kleinen Altersunterschied haben xD
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