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24 | be cool

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»Nur mal angenommen, du wärst eine Weltklasse Spionin, und du müsstest untertauchen, dich vor irgendwelchen Verfolgern verstecken; was würdest du tun? An einem sicheren Ort ausharren oder alle paar Monate den Standort wechseln?«

Cass schlägt ihre Spindtür zu. »Ich würde mich fragen, aus welchem schrägen Actionfilm du die Idee hast.«

»Das war 'ne ernst gemeinte Frage.« Wir haben zwei öde Stunden Wirtschaft hinter uns, und gleich steht wieder mein Lieblingsfach mit meinem Lieblingslaborpartner an. Bei Melissa habe ich mich gestern nicht mehr gemeldet, und sie sich auch nicht bei mir. Trotzdem spuken ihre Worte nach wie vor in meinem Kopf herum.

»Also gut, ähm...« Cass bewegt nachdenklich den Kopf. »Also zuerst würde ich mir eine neue Identität verschaffen. Sichergehen, dass meine Familie sicher ist. Und dann... und dann vielleicht nach Europa gehen oder so.«

»Oder so«, wiederhole ich ihre letzten Worte. »Sehr hilfreich, danke.«

»Hey, was willst du denn von mir hören? Ich musste bis jetzt nur einmal vor Autoritäten fliehen, und dass nicht so krass, dass ich mir ein neues Leben aufbauen musste. Obwohl, wir sind immerhin umgezogen, und ein neues Hobby habe ich auch. Wenn man das Hobby nennen kann.«

Ich bleibe ihm Gang stehen und hindere Cass so am Weiterlaufen. Ich habe Bree entdeckt, die mit einem anderen Mädchen aus meinem Mathekurs bei Chase und seinen Kumpels steht. Sie sieht mich jetzt auch.

»Hi, Judy.«

Ich lächle kurz und ignoriere Chase, dessen Aufmerksamkeit ich jetzt natürlich auch auf mich gezogen habe. »Wegen des Academic Decathlons heute, wartest du dann nach Mathe auf mich?«

»Klar. Ich hab Mr. Harrington schon Bescheid gesagt, du bist quasi schon im Team. Ach, und wenn du willst kannst du dich auch in der Mittagspause wieder mit zu uns setzen.«

»Cool«, sage ich »Wir seh'n uns.«

»Hey, wart mal kurz.« Chase benutzt seine Begabung, zu sprechen, ein Wunder ist geschehen. Was will er? »Vielleicht sollte ich mich wegen Dienstag entschuldigen. War wohl nicht die beste Art, jemanden zu begrüßen.«

»Nein, war es nicht«, sage ich schlicht. Ich sehe ihn abwartend an. »Kommt noch was?«

»Nein, das... das wollte ich nur sagen. Hm.«

»Okay.« Komischer Typ. Immer noch. Bedanken werde ich mich nicht. Ich gehe weiter, bemerke dann, dass Cass mir nicht folgt und drehe mich zu ihr um. »Was ist? Kommst du?«

»Judy gehört jetzt also zu den Coolen, huh?«, stellt sie fest.

»Du willst jetzt nicht echt die Leier aufziehen, oder? Stört dich das?«

»Nein, ganz und gar nicht.« Die Art, wie sie die Arme verschränkt, macht allerdings deutlich, dass es ihr doch nicht so egal ist, wie sie behauptet. Der ironische Unterton könnte auch ein Indiz dafür sein.

Ich gehe wieder ein paar Schritte zu ihr zurück. »Ach komm schon, du darfst doch auch mit bei uns sitzen. Und wenn sie das nicht wollen, dann entscheide ich mich im Notfall für dich. Dann essen wir halt am Losertisch. Deal?«

»Das sagst du doch nur so«, sagt Cass misstrauisch.

»Ich meine, Bree ist echt cool, aber dich kenne ich länger. Und falls dich das tröstet, ich bin auch neu hier, schon vergessen?«

»Wie soll mich das trösten?«

»Wir haben die gleichen Chancen.« Ich weiß gar nicht, was Cass eigentlich hat. Ich kann doch nichts dafür, dass mich sofort jeder erkennt und anquatscht. Außerdem ist das die erste Schulwoche, und wir haben noch drei Jahre vor uns.

»Klar, das neue Mädchen aus Georgia hat genauso gute Chancen sich hier einzuleben wie die hochintelligente, bewundernswerte Tochter von Tony Stark«, schnaubt sie. »Das ist unsere erste Schulwoche, und du hast dich schon beliebt gemacht.«

»Ist das jetzt dein Ernst? Hey, Cass, ich werde ganz bestimmt nicht zu eine von diesen Tussen die mit den Footballspielern rumhängen, damit das klar ist. Ich hab mir diese Schule nicht deswegen ausgesucht. Willst du jetzt echt die ganze Zeit sauer auf mich sein?«

Sie zögert. Es klingelt zum Unterricht. Ich mache mich auf den Weg zum Raum und sehe mich nicht um, um sicherzustellen, dass Cass mir folgt.

»Guten Morgen«, begrüße ich Matt, meinen schweigsamen Lieblingslaborpartner.

Er bringt es tatsächlich zustande, ein »Morgen« zu nuscheln.

Zum Glück experimentieren wir heute nicht, sondern schreiben seitenweise Tafelbilder ab, die Mrs. Warren uns präsentiert. In der Mitte der Stunde landet ein Zettel auf meinem Tisch. Ich falte ihn auseinander. Darauf steht nur ›Heute Burritos zum Mittag? Keine Lust auf Kantine‹. Ich erkenne Cass' Handschrift. Sie dreht sich in meine Richtung und ich zucke mit den Schultern, kritzele ›Klingt super‹, auf den Zettel und werfe ihn, abseits von Mrs. Warrens Blick, zurück auf die Bank vor mir. Dann esse ich heute doch nicht mit Bree, aber das sollte kein Problem darstellen. Außerdem ist es wohl das mindeste, was ich machen kann, damit Cass nicht mehr sauer auf mich ist.

In der Mittagspause, die wir außerhalb des Schulgeländes verbracht haben, da es viel zu schönes Wetter ist, um sich von der Schule runterziehen zu lassen, hat sich das Thema von vorhin erledigt. In mir kommt Vorfreude auf das Wochenende auf. Davor muss ich noch einen Haufen Hausaufgaben erledigen, die uns die Lehrer schon in der ersten Schulwoche aufgegeben haben. Super.

Bree nimmt mich mit zum Academic Decathlon Training, das im Auditorium der Schule stattfindet. Als wir der Bühne näherkommen, wo gerade zwei Tische hochgetragen werden, ist der Lehrer mit Brille der erste, der uns bemerkt.

»Bree, ein Glück, dass du da bist, die Vorbereitungsmappe mit den Quizfragen ist verschwunden, und die Klingel kann ich auch nirgendwo finden.«

»Keine Panik Mr. Harrington, die habe ich letztes Mal mitgenommen«, sagt Bree und zieht einen Hefter aus ihrer Tasche, die sie anschließend auf einen der leeren Stühle wirft.

Mr. Harrington sieht mich an. »Und du bist?«

»Judy«, stelle ich mich vor, »Bree hat gesagt, ich darf mal mit herkommen.« Ich dachte, sie hätte ihm schon von mir erzählt.

»Ach richtig, entschuldige. Also... normalerweise nehmen wir im Herbstsemester keine neuen Mitglieder auf, aber Bree hat darauf bestanden. Mal sehen, wie du dich schlägst. Oder vielleicht siehst du heute erstmal nur zu.« Er dreht sich zu den anderen sieben um, von denen drei um die Tische herumstehen und diskutieren, zwei weitere auf dem Boden Hausaufgaben machen, einer mit Bree redet und einer auf dem Bühnenrand gelehnt an seinem Handy tippt. »Alle mal herhören, wir haben einen Neuzugang. Das hier ist Judy, und wir geben ihr heute mal die Möglichkeit, bei uns mitzumachen.«

»Ach, die Stark Tochter«, sagt eines der Mädchen und sieht gelangweilt von ihren Hausaufgaben auf.

»Katherine, wenn du bitte so freundlich wärst, und deine Hausaufgaben zu Hause erledigen würdest« sagt Mr. Harrington. »Und Sebastian, in der Schule werden keine Mobilgeräte geduldet.«

Der Angesprochene steckt betont langsam sein Handy in seine Hosentasche. Dann verschränkt er die Arme. Mir wird schnell klar, dass Mr. Harrington keine große Autorität darstellt.

»Also gut, wir beginnen heute mit Noah und Sienna auf der einen Seite, und Sun und Sebastian auf der anderen. Bree stellt die Fragen.«

Bree stellt sich vor ein Rednerpult, klappt die Mappe auf und räuspert sich. »Also Leute, wie ihr wisst ist das Thema immer noch Neue Alternativen der Energie: Einfallsreichtum und Innovation. Beginnen wir heute mal mit Fragen zur Wirtschaft. Gut... Wie nennt man die Interaktion von Angebot und Nachfrage auf den Märkten?«

Das Mädchen mit dem Pagenschnitt schlägt auf die Klingel. »Mikroökonomie.«

»Das ist korrekt, Sun. Etwas schwierigeres... Dieser Begriff beschreibt eine Verteilung, bei der die einzige Möglichkeit, eine Person oder eine Gruppe von Personen besser zu stellen, darin besteht, mindestens eine andere Person schlechter zu stellen.«

»Pareto-Optimum«, beantwortet der Junge, den Mr. Harrington vorhin Sebastian genannt hat, die Frage.

»Das ist zwar korrekt, aber leider hast du vergessen, die Klingel zu betätigen«, sagt Bree. »Nimm das hier ein wenig ernster.«

Während sie noch weitere Fragen stellt, geselle ich mich zu den anderen dreien, die vor der Bühne das Geschehen beobachten. Das bedeutet, dass Katherine und ein anderes Mädchen auf dem Boden liegend Hausaufgaben machen, während ein Junge daneben sitzt und mehr oder weniger aufmerksam den Fragen zuhört. Als ich mich neben ihn auf das Parkett fallen lasse, wendet er den Blick von der Bühne ab und zu mir.

»Du willst also dein Allgemeinwissen unter Beweis stellen?«, fragt er. Dabei stellt er eine Reihe strahlend weißer Zähne zur Schau, die in starkem Kontrast zu seinem dunklen Hautton stehen. Seine dunkelbraunen Augen wirken freundlich.

»Klar, ich hab ja nichts Besseres in meiner Freizeit zu tun«, sage ich und stütze mich auf meine Arme.

»Ich bin Winston. Ich weiß, komischer Name für 'nen Typen wie mich.«

»Ich brauche mich wohl kaum vorzustellen, oder? Da ist dein Name noch ein geringes Problem. Mittlerweile müsste es aber jeder mitgeschnitten haben. Und was die reden, ist mir sowieso egal.«

Er schmunzelt. »Willst du wenigstens wissen, wer deine Teamkollegen sind?«

»Unbedingt. Dann weiß ich, von wem ich mir die Lösungen für die Wirtschafts-Hausaufgaben holen kann.«

Er schmunzelt. »Die Kleine mit dem Pagenschnitt? Das ist Sun. Man sieht es ihr nicht an, aber sie hat den braunen Gürtel im Judo. Neben ihr sitzt Sebastian. Er hat reiche Eltern und wirkt ziemlich eingebildet, aber wenn er will ist er eine Bereicherung für das Team. Am Tisch daneben Noah und Sienna. Er war im letzten Jahr Jahrgangsbester und sie arbeitet nebenbei an einer Blindenschule, die auch ihre Schwester besucht.« Er deutet mit dem Kopf nach links zu dem Mädchen, dessen lockige Haare fast den Boden berühren, so wie sie sich über ihren Hefter beugt. »Das ist Kate. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so antisozial ist, wie sie.«

»Kümmere dich um deinen Kram, Winston«, sagt sie ohne aufzublicken.

»Und natürlich noch Tia«, fügt Winston hinzu.

Damit handelt er sich einen bösen Blick von der anderen Person neben sich ein. »Es heißt Theo. Ich dachte, das hab ich am Anfang schon deutlich gemacht.«

»Sorry, es ist schwierig, sich dran zu gewöhnen.«

Ich beobachte den Typen. Mit seinem Haaren, die mehrfach gefärbt aussehen und dem schwarzen Hoodie sieht er nicht aus wie jemand, der beim Academic Decathlon Training rumhängen würde. »Wow, ist der Piercing echt?«

Theo zieht an dem Metallring, der sich aus seiner Nase löst. »Leider nicht. Nach der Schule lass ich mir einen stechen.«

»Bist du nicht in meinem Geschichtskurs?«, frage ich. Dieser Hoodie kommt mir bekannt vor.

»Bin ich das?«

»Ja, du sitzt neben mir.«

Er zuckt mit den Schultern. »Die Stunden schlafe ich meistens komplett durch. Hat Mr. Dell jemals etwas Interessantes erzählt?«

»Nicht das ich wüsste.« Ich wende mich wieder der Bühne zu.

Bree stellt eine neue Frage. Anscheinend sind wir mittlerweile bei den Naturwissenschaften angekommen. »Wie nennt man den universellen und unmittelbar verfügbaren Energieträger in Zellen, der ein wichtiger Regulator energieliefernder Prozesse ist?«

Der Junge links außen betätigt die Klingel. »Mitochondrium.«

»Quatsch, Adenosintriphosphat«, verbessert ihn das Mädchen neben ihm, Sienna. Verärgert schwingt sie ihren dunkelbraunen, geflochtenen Zopf über die Schulter.

Ich sehe zu Bree, die in der Mappe blättert, dann zu Mr. Harrington, der auf einem Stuhl sitzt und in einem Handbuch liest. Wahrscheinlich sowas wie Wie-bringe-ich-neun-Schüler-dazu-zusammenzuarbeiten-so-dass-wir-die-National-Finals-gewinnen-ohne-dabei-Mitglieder-zu-verlieren. Mittlerweile hat Kate auch aufgehört, sich nur um ihre Hausaufgaben zu kümmern und quatscht stattdessen mit Theo über Quantentheorie. Komische Leute, aber irgendwie gefällt's mir hier.

»Na dann, willkommen im Club«, sagt Winston zu mir.


»Wie war deine Woche?«, fragt Pepper, die ich in der Küche unserer Appartementebene antreffe.

»Gut. Denk ich.« Ich zucke mit den Schultern und öffne den Kühlschrank. Nach der Schule habe ich immer Hunger. Ich finde noch Reste der Tortellini von gestern Abend. »Also vom Unterrichtsstoff her komme ich super mit.«

»Da hat sich der Privatunterricht doch gelohnt, oder?«

Ich werfe die Kühlschranktür zu und setze mich mit dem Teller an den Küchentresen. »Nein, ich glaub ich bin halt einfach ein Genie.«

Pepper schmunzelt. »Hör zu, Tony hat den Vorschlag gebracht, dass wir drei am Wochenende was unternehmen könnten, jetzt, wo du und ich unter der Woche keine Zeit haben.«

»Klingt gut. Ich hab aber noch Hausaufgaben. Wo ist Dad eigentlich?«

»Da wo er immer ist.«

Ich fahre also - mit meinem Nachmittagssnack und einigen Heftern Hausaufgaben - in die Labore. Oben angekommen stoße ich mit meiner Schulter die Glastür auf und lasse meinen Kram auf die nächstbeste Werkbank fallen.

Dad seinerseits hievt eine schwer aussehende Metallkiste vom Boden auf eine Plattform, holt sich ein paar Werkzeuge aus einem Schaukasten und wuschelt mir im Vorrübergehen durch die Haare. »Wie war die Schule, Küken?«

»Igitt, Dad, du hast doch lauter Schmieröl an den Händen«, beschwere ich mich.

Er hebt entschuldigend die Schultern und kehrt zu seinem Kasten zurück.

»Die Schule war okay«, sage ich. »Das hab ich vor fünf Minuten auch Pepper erzählt. Ich war heute beim Academic Decathlon Training. Die Leute sind cool. Aber um richtig mitmachen zu können, muss ich auf jeden Fall meine Kenntnisse in Wirtschaft auffrischen.« Nach dieser Art von Brees Fragen kamen noch einige zu Sprache und Literatur. Zu meinem eigenen Erstaunen wusste ich sogar ein paar Antworten, hauptsächlich aus dem Unterricht mit Mrs. Manson.

»Macht irgendjemand Stress?«, fragt Dad, der jetzt unter dem Podest mit dem Kasten verschwindet.

»Nur das Übliche halt. Ach, und ich hab da diese Französischlehrerin, die behandelt mich wie einen Schwerverbrecher.« Ich schiebe mir eine Gabel Tortellini in den Mund und öffne meine Aufzeichnungen für Chemie. Eine Wiederholung zu Säuren, Basen und Salze. Das habe ich in zehn Minuten fertig. »Pepper hat gesagt, du planst was am Wochenende?«

»Oh ja, wir gehen morgen brunchen«, sagt Dad. »Und am Abend können wir Popcorn machen.« Ein metallisches Geräusch ertönt, kurz darauf ein Scheppern.

Ich luge um die Ecke um zu sehen, was zur Hölle er da macht. Dem Metallteil folgen ein paar Schrauben und etwas goldglänzendes. »Ich traue mich gar nicht zu fragen, was du da machst«, sage ich.

»Das ist mein alter Mark 5. Die verbesserte Variante zum Aufklappen. Hab ich vorhin erst aus dem Keller geholt. Er entfaltet sich aber nicht mehr.« Er klopft auf das rote Metall, was drei weitere Schrauben löst.

»Mark 5? Wann hast du den denn gebaut, in der Steinzeit?« Ich drehe mich auf dem Stuhl zur Nische, in der der aktuelle Anzug steht: der Mark 43. Der schuppenartige Brustpanzer und die breiten Schulterscharniere sind meiner Meinung nach ziemlich klobig. »Es wird aber auch langsam Zeit, dass du mal 'nen Neuen baust.«

Dad wirft ebenfalls einen Blick zu seiner Iron Man Rüstung. »Vielleicht baue ich noch ein paar kleine Spielzeuge ein.«

»Ich warte noch auf dem Moment, wenn du eine vollfunktionstüchtige Minibar in den Brustpanzer einbaust.«

Ein weiteres Krachen ertönt, als er den Anzug endlich aufgeknackt hat. Als nächstes höre ich ein Grunzen. Ich fahre mit dem Stuhl an den Rand der Werkbank. Jetzt habe ich freies Blickfeld auf Dad, der unter einem Haufen Altmetall begraben liegt. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.


Ich sitze in einem leeren Klassenraum. Nein, er ist nicht ganz leer. Vor mir sitzt ein vertrauter blonder Junge. Ich sehe auf meinen Tisch. Dort liegt ein Zettel, aber was darauf steht, kann ich nicht entziffern. Ich falte ihn zu einem Kranich und lasse ihn zum Tisch vor mir fliegen. Die Person öffnet ihn. Ein Lachen ertönt, und fast hätte ich mitgelacht, da dreht er sich um. Wen ich für Matt gehalten habe, ist auf einmal Brooklyn. Und es ist nicht nur Brooklyn, sondern auch gleichzeitig die Frau in Weiß. Und sie sehen mich so spöttisch an, dass mir das Grinsen vergeht. Ich will wegrennen, bin aber wie angeklebt an meinem Stuhl. Brooklyn kippt ihn nach hinten. Die Rückenlehne schwebt über dem Boden. Jetzt zieht sich die Frau weiße Samthandschuhe an und greift nach meinen Armen. Ich wehre mich verbissen. Dann wird der Stuhl losgelassen und ich falle rückwärts in das Nichts.

Schlagartig bin ich wach. Ich kralle eine Hand in meinem Schlafanzug, um zu überprüfen, ob mein Herz noch schlägt. Für einen entsetzlich langen Moment spüre ich nichts. Doch da ist es. Das leise, hektische Klopfen. Aus meinem Augenwinkel nehme ich einen blauen Schimmer war. Ich setze mich ruckartig auf. Jetzt kann ich mein Herz erst recht fühlen, wie es mir bis zum Hals pocht, der wie zugeschnürt ist. Der Schein kommt nur von meinem Handybildschirm. Trotzdem schalte ich meine Nachttischlampe ein. Ich setze mich an die Bettkante und lasse meinen Kopf nach unten hängen. Einfach nur atmen, mehr brauche ich jetzt nicht zu tun. Geistesabwesend reibe ich meinen linken Arm.

Bald ist es vorbei, rede ich mir ein. Ich muss mich nur beruhigen. Mich unter Kontrolle kriegen. Vielleicht ein paar Runden schwimmen gehen. Ich sehe auf. Selbst um diese Uhrzeit ist New York so hell erleuchtet, als hätte jemand vergessen, den Lichtschalter zu betätigen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, ich wäre der einzige Mensch auf dieser Welt, der nicht schläft. Ich bin alleine und wach, hier oben über der Stadt.

Nicht einmal Jarvis begrüßt mich, als ich die Türen zur Poolebene manuell öffne. Hat Dad ihn für die Nacht abgestellt? Ich denke eher, dass er viel zu beschäftigt mit dem Sicherheitssystem ist, um Schlafwandlern Türen zu öffnen.

Im Wasser treibend versuche ich, meine Gedanken zu ordnen, die sich in der letzten Woche angestaut haben. Die neue Schule ist nichts, worüber ich mir Sorgen machen bräuchte. Nicht, solange die verschiedenen Gruppen und Mrs. Gumery mich in Ruhe lassen. Dann ist da noch Matt, den ich jetzt wirklich nicht in mein Bewusstsein lassen will. Aber auch er war in der HYDRA-Basis, er war in meinem Traum, in meinem Physikkurs - egal was ich tue, er ist immer da. Stört mich das? Kein bisschen, wenn er sich nicht wie so ein Idiot verhalten würde.

Aber genug von ihm. Melissa ist genauso geheimnistuerisch wie Matt letzten Sommer. Ihre Neugier was Mum betrifft ist merkwürdig. Und dann auch noch die Behauptung, Lindsey Linford wäre nicht ihr richtiger Name. Ist das nicht lächerlich? Je mehr ich mir das einzureden versuche, desto mehr zweifle ich auch daran. Und wenn es so ist - was hat Mum dazu gebracht, ihre Identität zu verstecken? Aus welchem Grund sind wir ständig umgezogen? Mir fällt kein Moment ein, in dem sie auch nur ansatzweise Anzeichen dafür gezeigt hat, dass sie verfolgt wird, oder sich verstecken muss, warum auch immer.

Wahrscheinlich ist es mein Verstand, der mich wie üblich durcheinanderbringt.

Als ich aus dem Wasser steige, und sofort von der Schwerkraft nach unten gezogen werde, fällt mir noch etwas ein. Wieviel weiß eigentlich Dad? Ich habe nie mit ihm ausführlich über Mum gesprochen. Bis auf die kurze Unterhaltung in der Pizzeria damals. Hat sie schon vorher ihre Identität geändert? Oder war erst meine Geburt der Auslöser? Oder vielleicht ein noch späteres Ereignis?

In einen Bademantel gehüllt fahre ich wieder hoch zu meinem Zimmer. Mir wird etwas klar: Bevor ich nicht rausgefunden habe, welches Geheimnis Mum umgibt, werde ich nicht ruhig schlafen können.

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