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18 | Matt | my fault

~

Unruhig steht Matt der Dunkelheit des Waldes gegenüber. »Das gefällt mir nicht.«

Seit einer halben Stunde hat sich Judy nicht blicken lassen. Als Matt zu der Stelle zurückkehrte, wo sie sich unterhalten haben, war keine Spur von ihr zu sehen.

»Vielleicht sieht sie sich das Gelände genauer an«, vermutet Zach. »Oder sie misst weitere Strahlenwerte.«

»Ohne Bescheid zu sagen?« Cass gähnt.

»Also das würde ich ihr zutrauen, kein Zweifel. Nein, es ist als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Außerdem hat sie ihre Brille nicht mitgenommen.« Matt hält die Brille an einem Bügel hoch. Ohne dieses Gerät wäre Judy garantiert nirgendwo hingegangen. Es sei denn, sie wurde dazu gezwungen. Allerdings ist der Sturkopf niemand, der sich leicht täuschen lässt. Vor allem nicht von HYDRA-Agenten, von denen es hier wahrscheinlich nur so wimmelt. »Wir müssen sie suchen.«

»Es ist mitten in der Nacht«, sagt Marcelo. »Ich dachte wir wollen morgen in HYDRA-Basis?«

»Dann gehe ich allein. Vielleicht ist ja gar nichts passiert und sie kommt wieder her. Sagt dann einfach Bescheid.« Doch Matts Bauchgefühl sagt ihm, dass nichts in Ordnung ist. Er nimmt seine Taschenlampe aus dem Rucksack und wendet sich in Richtung des geheimen Gebäudes.

»Ich komme mit«, sagt Alyssa, was Matt sehr überrascht.

»Ich dachte du hältst nichts von der ganzen Sache.«

»Judy hat mir versprochen, mich zu heilen. Das schulde ich ihr. Außerdem...« Sie verzieht ein wenig das Gesicht. »Außerdem kann ich Fährten aufspüren. Du weißt schon. Wegen meinen Fähigkeiten

»Danke.«

Sie gehen ein Stück durch das Unterholz. Die Bäume stehen anfangs dichter beieinander, doch je näher sie der Basis kommen, desto weniger Laub hängt an den Bäumen. Ein trostloser Anblick. Ein Gebäude aus rotem Backstein rückt in ihr Sichtfeld.

»Hier waren wir vorhin«, sagt Alyssa mit gesenkter Stimme. »Ich hab Fotos gemacht; falls wir heil aus der Sache rauskommen sollten, haben wir etwas Handfestes gegen die. Zusammen mit den Strahlungswerten.«

Die Strahlung hat Matt, Alyssa und noch andere Jugendliche genetisch verändert, aber auch nur, weil ihr Organismus damit vereinbar war. Einige der Versuchsobjekte sind bei dem Vorgang gestorben. Was stellt es mit Menschen an, die der Strahlung ausgesetzt werden und nicht mit ihr kompatibel sind?

Alyssa bleibt stehen, doch Matt ist so in seine Gedanken vertieft, dass er es erst einige Sekunden später realisiert.

»Der Boden ist aufgewühlt.« Sie schnuppert in der Luft herum. »Und das Deo ist so stark, das müsstest du eigentlich auch riechen.«

»Das heißt, jemand war hier«, murmelt Matt. Es kam noch keine Meldung von den anderen, was nur bedeuten kann, dass Judy dort nicht aufgetaucht ist. Er sieht zu dem Gebäude hinüber, was nur einen Steinwurf vor ihnen als düstere Fassade aufragt. Matt spürt eine Energiequelle, und sie kommt aus dem Boden direkt unter ihm. Und er spürt noch etwas anderes. »Alyssa, wir gehen zurück zu den anderen. Wie's aussieht müssen wir jetzt fünf Leute retten.«



Alyssa, Marcelo, Zach und Cass sitzen im Kreis auf der trockenen Erde und schweigen. Die Erkenntnis, dass Judy in die Basis verschleppt wurde liegt über ihnen wie ein Sargdeckel, und genauso verhält sich auch die Stimmung.

Matt steht als einziger neben der Gruppe und grübelt vor sich hin. Wie konnten sie Judy nur gefangen nehmen? Es ist klar, dass sie sie als Köder benutzen. Sie wollen die Jugendlichen mit Fähigkeiten, und die campen quasi direkt vor ihrer Haustür. Ein Vorteil an der Sache ist, dass sie sich offenbar nicht trauen, direkt anzugreifen. Vielleicht aus Vorsicht. Oder das gehört alles zu ihrer Strategie.

»Wir machen alles nach Plan«, sagt er schließlich.

Zach sieht zu ihm hoch. »Wie? Der Plan sah keine Alternative vor, falls einer von uns in die Krallen des Feindes gerät.«

»Dann müssen wir improvisieren.«

»Matt, keiner von uns kann hacken. Judy wollte das Sicherheitssystem ausschalten, damit wir unauffällig reinkommen.«

»Dann müssen wir es anders machen. Es wird riskant, aber ich denke, wir können es schaffen.«

»Na das klingt ja motivierend«, murmelt Cass. Sie spielt an der Kette an ihrem Hosenbund herum. Vorhin hat sie rausgefunden, wie sie das Metall in andere Gegenstände umschmelzen kann. Einem Messer ähnelt das Resultat zwar noch nicht, aber es ist spitz und schmerzhaft.

»Hey, Leute, ihr habt euch entschieden, das durchzuziehen. Es ist ungewohnt, jetzt wo ihr wisst, was ihr mit euren Kräften anstellen könnt, aber hattet ihr noch nie das Gefühl, für etwas Größeres bestimmt zu sein? Jetzt könnt ihr die Gelegenheit nutzen. Judy hat uns so weit gebracht. Das würde sie auch für einen von uns tun.«

Schweigen. Dann steht Marcelo als erstes auf.

»Ein Schüleraustausch kann nicht noch schiefer laufen, oder? Ich komme mit.«

»Ich bin dabei«, sagt Alyssa entschlossen.

»Ich auch«, sagen Zach und Cass gleichzeitig.

»Dann legen wir los.«

Der ursprüngliche Plan bestand darin, dass Judy das Sicherheitssystem lahmlegt, damit die anderen reinschleichen können; Matt, Marcelo und Cass hätten die Agenten so lange beschäftigt, bis Alyssa und Zach die vier Gefangenen befreit hätten. Matt wäre mit ihnen außerhalb des Waldes teleportiert, während die anderen so schnell wie möglich zum geparkten Pickup-Truck gerannt und weggefahren wären. Vorher hätte Judy die angestaute Gamma-Strahlung genutzt, um eine Explosion zu verursachen. Guter Plan eigentlich. Nur, dass sie sich den jetzt abschminken können.

»Direkt neben dem Eingang stehen zwei Wachmänner«, sagt Matt. »Ideen für ein Ablenkungsmanöver?«

»Wie wär's mit dem klassischen Stein?«, schlägt Cass vor. »Die Typen sind dumm wie Stroh, darauf fallen sie bestimmt rein.«

Zach stimmt zu und sucht nach einem kleinen Brocken. »Einen Versuch ist es wert.«

Sie warten hinter einem Felsen zwischen einer Baumgruppe, unweit von der Basis entfernt. Zach wirft den Stein soweit er kann, er schlägt in einen Baum ein, dessen Blätter raschelnd zu Boden fallen. Alle halten den Atem an in der Hoffnung, dass es funktioniert, bis einer der Wachmänner tatsächlich dem Geräusch nachgeht. Matt nickt Marcelo zu, der ihn blitzschnell mit Paketklebeband einwickelt und zur Gruppe hinter den Felsen schleppt.

Matt baut sich vor dem sitzenden Mann auf. »Wo halten sie die Leute gefangen?«

»Das hier ist kein Spielplatz«, knurrt dieser. Er windet sich, bekommt das Kommunikationsgerät an seiner Seite aber nicht zu fassen.

»Soll ich?«, flüstert Cass Matt zu, und auf dessen Bestätigung hin versenkt sie ihre Fingernägel in seinem Arm. Heißer Dampf steigt auf.

Der Mann verzieht das Gesicht, dann grinst er. »Ihr seid welche von denen.«

»Wo sind sie?«, fragt Matt ungeduldig.

»Tief unter der Erde. Ihr kommt nie dort rein.«

»Da irren Sie sich.« Ruhig sieht er dem Agenten in die Augen, nur um zu sehen, wie sie größer werden, als Matts Gesicht schmilzt und die Gestalt seines Gegenübers annimmt.

»Teufelswerk«, murmelt er.

»Wie überwinden wir die Sicherheitsschleusen?«, will Matt wissen, nachdem er sich wieder zurückverwandelt hat.

Der Mann starrt ihn feindselig an.

»Es gibt einen Handvenenscanner am Eingang und mehrere passwortgeschützte Türen im Inneren«, sagt Zach, während er angestrengt auf den Kopf des Agenten starrt. Gedankenlesen ist doch zu etwas nütze.

Matt reißt dem Mann das Band mit dem Ausweis vom Hals.

»Was machen wir mit ihm?«, fragt Alyssa. »Wenn wir ihn hier liegen lassen, wirkt das sehr verdächtig.«

»Stimmt.« Matt sieht sich um, packt den Mann am Kragen und teleportiert sich mit ihm einige hundert Meter weiter nördlich in den Wald. Dort lehnt er ihn gegen einen Baum.

»Was auch immer ihr vorhabt, es wird nicht funktionieren«, sagt er mit rauchiger Stimme. »Sie suchen euch, und sie kriegen euch. Jeden Einzelnen.« Er spuckt auf den Boden.

Matts Augen verengen sich. »Das werden wir ja sehen.«



Zurück bei den anderen nimmt er abermals die Gestalt des Wachmanns an, diesmal aber vollständig.

»Du bist echt hässlich«, stellt Cass fest.

»Gib mir das Walkie-Talkie«, sagt Matt mit der Stimme des Agenten.

»Gruselig. Übrigens, du bist Fred Welden. Stand auf seinem Ausweis.« Sie händigt ihm den Ausweis und das Kommunikationsgerät aus.

»In Ordnung.« Die Worte kommen schwer über Matts Lippen, wie Wörter einer anderen Sprache, bei der man sich wegen der Aussprache nicht sicher ist und deshalb alles vernuschelt. »Haltet euch an den Plan«, schärft er den anderen ein, bevor er zum Gebäude geht.

»Was gefunden?«, fragt der andere Wachmann.

»Ich dachte, da wäre was. Waren wohl nur die Biester, die hier rumschleichen.«

Der andere nickt nur. »Bald haben wir sie.«

Das bestätigt Matts Vermutung, HYDRA würde auf sie warten und keinen Frontalangriff starten. »Was hat der Boss mit ihnen vor?«

Er schnaubt und deutet mit seiner Waffe auf die Tür hinter ihnen. »Meinst du den Boss oder den Grünschnabel, der sich da drin aufspielt wie ein König? Keine Ahnung. Unsere Aufgabe ist nur, jegliche Sichtung zu melden.« Er greift nach seinem Kommunikationsgerät, doch da hat Matt es ihm schon aus der Hand geschlagen und den Lauf seiner Schusswaffe an die Schläfe gerammt. Bewusstlos geht er zu Boden.

Saul, schießt es durch Matts Kopf. Sein Name ist Saul.

Er schüttelt sich. Gedankenschübe aus fremden Köpfen kann er jetzt nicht gebrauchen. Er hält seine Hand an eine Vorrichtung neben der Eingangstür aus massivem Stahl. Es summt und sie öffnet sich. Auf sein Zeichen hin kommen die anderen aus ihrem Versteck hervor.

»Für 'ne Sekunde dachte ich, du bringst ihn um«, sagt Zach beeindruckt.

»Ich bring dich gleich um wenn du dich nicht beeilst«, zischt Cass und schiebt ihn durch die Tür.

Zum Staunen bleibt ihnen keine Zeit, und eigentlich auch kein Grund. Matt hat etwas anderes erwartet. Er kann zwar nicht genau sagen was, aber definitiv keine Flure eingerichtet wie in einem Landhaus. Neben den Türen aus grobem Holz stehen Sockel mit Vasen, an den Wänden hängen Gemälde von idyllischen Landschaften und Angelszenerien.

»Wo zur Hölle sind wir hier?«, fragt Cass verwundert.

»Es muss eine Geheimgang geben«, vermutet Marcelo und beginnt, die Wände abzutasten.

Matt geht den Flur entlang. Hinter einer Tür hört er Stimmen. »Versteckt euch«, flüstert er den anderen zu, dann klopft er vorsichtig.

Die Stimmen verstummen, Schritte nähern sich der Tür. Eine Frau öffnet. »Ja?«

Matt räuspert sich, darauf bedacht, Fred nachzuahmen. »Ich habe Neuigkeiten.«

Er wird in den Raum geleitet. Die Inneneinrichtung verwirrt Matt noch mehr als die des Eingangsbereiches. Alles ist sehr modern und in Grau-Tönen gehalten. Ein grauer Schreibtisch steht an der hinteren Wand, rechts von Matt nimmt ein graues Sofa den Großteil des Raumes ein, neben einer Projektion einer verschneiten Landschaft, ebenfalls in grau. Auf dem Sofa sitzt ein junger Mann, vielleicht zwanzig, in einem schwarzen Anzug. Er sieht auf, als Matt – Fred den Raum betritt.

»Sind sie hier?«, fragt er.

»Ja Sir. Ich habe drei von ihnen um die Basis herumschleichen sehen.«

»Wie viele sind es insgesamt?«

»Das kann ich unmöglich sagen, Sir.«

»Camila, senden Sie ein paar Agenten aus. Sie sollen um das Gebäude herum patrouillieren.«

Die Frau nickt und bellt etwas in ihr Kommunikationsgerät. Matt hofft, dass die anderen sich gut versteckt haben. Er sieht sich weiter im Raum um, bis sein Blick wieder auf den Mann auf dem Sofa fällt.

Dieser sieht ihn erwartungsvoll an. »Sonst noch was?«

Matt wird bewusst, dass er sich viel zu lange hier drin aufgehalten hat. »Nein, Sir«, sagt er schnell und wendet sich zum Gehen.

»Welden?«

Fast vergisst Matt, auf diesen Namen zu reagieren. Abrupt dreht er sich um. »Ja?«

»Sie nennen mich also doch Sir. Gefällt mir. Weiter so.«

Matt geht wieder auf den Gang hinaus.

»Matt, hier drüben«, wispert es aus einer Ecke am anderen Ende des Flurs.

»Ihr solltet verdeckt bleiben«, zischt er zurück.

»Wir haben einen Eingang entdeckt, der uns nach unten führt.« Cass winkt ihn zu sich heran und deutet auf eine beinahe unsichtbare Tür, die in der Vertäfelung eingelassen ist. Sie steht einen Spalt offen. »Die anderen sind schon drin.«

Schnell schlüpfen sie durch die Tür, keine Sekunde zu früh, denn die Agenten, die der Kommandeur-Typ zur Patrouille ausgesendet hat, trampeln den Flur entlang in Richtung Eingang.

»Die werden den zusammengeschlagenen Wachmann finden«, murmelt Matt. Und dann können sie ganz einfache Schlüsse ziehen. Er muss dringend diese Gestalt loswerden.

Sie finden sich in einem spärlich beleuchteten Treppenhaus wieder. Eine steinerne Treppe führt nach unten. Noch sind keine Agenten zu sehen, doch Matt ist der einzige, der in Nahkampf geschult ist. Marcelo und Cass könnten sie zwar auch außer Gefecht setzen, aber unter einem hohen Risiko. Diese Typen sind sehr gut ausgebildet.

Matt hält Freds Ausweis gegen ein quadratisches Feld neben einer Metalltür am unteren Ende der Treppe. Er hält kurz inne. »Und denkt dran: wir schnappen uns die vier Gefangenen und Judy, und dann verschwinden wir wieder. So schnell und leise wie möglich. Falls ihr jemanden k.o. schlagen müsst, tut es. Am besten bleibt ihr zu zweit. Nicht zu sehr aufteilen.«

Die Tür schwingt auf und ein bewaffneter Mann steht vor ihnen. Er starrt sie an. Marcelo ist der erste, der reagiert und dem Mann einen Schlag auf den Kopf verpasst. Taumelnd geht er zu Boden. »So?«

»Guter Anfang.« Matt schiebt die anderen durch die Tür. Ab jetzt muss er hoffen, dass sie alleine klarkommen. Als nächstes zieht er den Agenten in eine Ecke. Trotzdem wird man ihn beim Vorbeigehen sehen, auffällig wäre auch, wenn zwei Typen der gleichen Art hier herumlaufen. Wäre es vielleicht möglich, dass...

Matt hat es noch nie zuvor versucht, er kann sich nicht vorstellen, dass sein Vorhaben funktioniert, aber er probiert es dennoch. Mit geschlossenen Augen presst er seine Handfläche auf das Gesicht des Mannes. Er beißt sich auf die Lippe und konzentriert sich so stark, das Funken vor seinem geistigen Auge herumfliegen wie lästige Insekten. Er besieht sich das Resultat. Der Mann vor ihm sieht jetzt aus wie Fred, zumindest, was die buschigen Augenbrauen und den ungepflegten Bart angeht. Und Matt selbst sollte jetzt aussehen wie er. Beim Betasten seines Gesichts scheint alles an der richtigen Stelle zu sitzen. Sehr gut. So wird ihn hier unten hoffentlich keiner stören.

Die Gänge sehen schon mehr so aus, wie man sich eine geheime HYDRA-Basis vorstellt. Neonröhren an den Decken, kahle Wände, grauer Boden, und alle paar Meter schwere Metalltüren. Irgendwo hier unten müssen Versuchslaboratorien sein, und hier wird auch Judy gefangen gehalten. Wie soll Matt sie finden? Einfach mal an jeder Tür ziehen, hoffen, dass sie aufgeht und keine Armee an HYDRA-Agenten dahinter steht? Er ist selbst ein HYDRA-Agent, zumindest sieht er aus wie einer. Es muss eine Art Kontrollraum geben.

Auf gut Glück geht er den Gang rechts entlang. An einer Ecke begegnet er zwei Wachleuten, die ihn kaum beachten. Das Gewicht der Handfeuerwaffe zieht schwer an seiner Seite. Eine der Türen hat ein vergittertes Glasfenster auf Augenhöhe. Unauffällig linst Matt hinein. Nur drei Leute besetzen den Raum. Auf einem Tisch stehen Monitore, die Überwachungsvideos zeigen. Wenn die anderen sicher durch das Gängesystem kommen wollen, müssen die Kameras unschädlich gemacht werden.

Matt stößt die Tür auf. Der Mann am Tisch dreht sich um. »Hey, Sie sollten nicht hier sein.« Als er Matt mit erhobener Waffe sieht, steht er eilig auf. Auch seine beiden Kollegen visieren den Eindringling an.

Der Junge in Agentengestalt holt tief Luft, dann nimmt er den Kampf auf. Dem ersten Mann befördert er mit einem gezielten Tritt auf den Boden, die Frau verfehlt ihn mit ihrer Waffe ganz knapp. Hoffentlich kommen nicht noch mehr, denkt Matt, als er sich vor einem weiteren Schlag duckt. Sein ›ausgeliehener‹ Körper ist, wie er bemerkt, sehr gelenkig und im Kampf geübt. Jedes Mal, wenn Matt die Gestalt einer anderen Person annimmt, springt auch ein kleiner Teil ihrer Persönlichkeit mit über. So wie diesmal die Kondition und Präzision des jungen Agenten. Mittlerweile hat Matt den ersten Mann überwältigt. Er rangelt mit der Agentin, beide fallen zu Boden. Ihr Würgegriff ist fest. Der dritte Agent zieht keuchend seine Waffe und zielt auf Matt. Im letzten Moment bricht Matt aus dem Griff aus und rollt sich zur Seite. Der Schuss trifft die Frau und hallt in dem Raum wider.

Den Augenblick nutzend wirft sich Matt mit seinem ganzen Körpergewicht gegen den Mann, dessen Kopf gegen die Wand schlägt. Er steht nicht mehr auf.

Heftig atmend steht Matt in der Mitte des Zimmers. Sein Herz rast wie wild, er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Aus der Brust der Frau sickert dunkles Blut auf den Boden. Ich habe sie nicht getötet, das war ihr Partner, redet sich Matt ein. Er steigt über ihre Leiche hinweg und schluckt das in ihm aufsteigende Übelkeitsgefühl runter.

Die Bildschirme zeigen graue Bilder, immer vier gleichzeitig. Matt scannt die Quadrate, dann schaltet er weiter. Eine Kamera zeigt eine Person, die regungslos auf dem Boden liegt. Matts Herz setzt einen Schlag aus. Judy? Beim genaueren Hinsehen hat das Mädchen längere Haare und eine zierlichere Statur als Judy. Das ändert nichts an Matts Unbehagen. Er sieht auf den unteren Rand der Aufnahme. Raum 017.

Die nächste Aufnahme hat einen Sprung in der Mitte. Eine dunkle Gestalt läuft rastlos im Raum herum. Sie bleibt stehen und stößt einen lautlosen Schrei aus, der das Bild zum Wackeln bringt. Raum 023.

Weiter. Das Mädchen starrt, ohne zu blinzeln, direkt an der Kamera vorbei ins Dunkel. Ihre Lippen bewegen sich kontinuierlich, während sie sanft vor und zurück schunkelt. Raum 029.

Matt kann nicht sagen, ob die nächste Person männlich oder weiblich ist, jedenfalls sitzt sie nur an die Wand gelehnt da und starrt finster umher. Raum 030.

Das waren alle. Jetzt muss Matt nur noch Judy finden, dann kann er sich mit den anderen auf die Suche nach den Räumen begeben. Er schaltet weiter, da ertönt das Quietschen der sich öffnenden Tür. Ruckartig schießt Matts Kopf nach hinten. Die Frau, die den Raum betreten hat, sieht erst zu den auf dem Boden liegenden Agenten, dann zu Matt.

»Ryder, was ist hier los?«

»Es–« Matt stockt. Das Gesicht der Frau kommt ihm bekannt vor. Zischend zieht er die Luft ein als ihm bewusst wird, wer vor ihm steht. Die Agentin aus dem Sägewerk. Sie wollte ihn gefangen nehmen. Sie wollte Judy töten. Und jetzt steht sie vor ihm, nicht wissend, dass er er ist.

Jetzt hat er die Chance, Rache zu üben. Vor sich sieht er wieder ihr Gesicht das er mit seinen Fäusten bearbeitet, in seinem letzten unaufhaltsamen Wutanfall. Er knackt mit den Knöcheln. Auch sie bemerkt das. Einige Millisekunden lang stehen sie so da. Bis sie angreift.

Sie holt mit ihrem Bein aus, Matt duckt sich, sie zielt auf seinen Kopf, er blockt ab. Ein Schlag in die Nieren, Matt sinkt auf die Knie, steht aber beinahe sofort wieder auf, um einem weiteren Schlag auszuweichen. Genauso wie in dem Sägewerk muss Matt feststellen, dass sie weitaus mehr Kampferfahrung besitzt wie er. Und viel gefährlichere Tricks auf Lager hat. Einen hat Matt noch. Er konzentriert auf die Wut, die immer da ist, manchmal tief vergraben, manchmal heraufbrechend wie ein schwerer Sturm. Sie schwelt in ihm hoch, sein Puls verdoppelt sich, und er kämpft verbissener als je zuvor. Die Entschlossenheit, Menschenleben zu retten treibt ihn an, genauso wie der Zorn auf die Agentin, die ihn beinahe umgebracht hätte.

Durch seine Adern strömt pures Adrenalin als er die Agentin am Hals packt und gegen die Tür drückt. Sie versucht, sich seinem Griff zu entziehen und tritt auf ihn ein. Dann schlägt Matt zu. Einmal. Blut läuft aus einer Wunde über ihrer Augenbraue. Zweimal. Ein hässliches Knacken verrät ein gebrochenes Nasenbein. Dreimal. Ihr Kopf schwingt nach links. Bevor Matt ein viertes Mal zuschlagen kann, öffnen sich die Augen der Agentin, und so etwas wie Erkennen flackert in ihnen auf.

Matt kann es sich nicht nehmen, sein Gesicht für einen Moment zurück zu verwandeln. Sie soll ihn sehen, wie er ist.

»Du«, presst sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Blut läuft aus ihrem Mundwinkel. Ein wütendes Keifen entfährt ihrer Kehle, bevor Matt sie zusammendrückt. Sie röchelt, schlägt um sich, tritt ihn hart in den Bauch, doch das alles spürt er nicht, denn seine Sinne sind vernebelt durch den scharlachroten Schleier der Wut, der alles umgibt.

Für eine Sekunde verliert Matt das Bewusstsein. Als sich der Nebel lichtet starren ihn die kalten, grünen Augen der Agentin hasserfüllt an. Tot. Sie ist tot. So wie ihr Partner und die Frau dort neben den Überwachungsmonitoren. Matt stolpert gegen einen Schrank und besieht sich den Tatort.

»Scheiße«, murmelt er und rauft sich die kurzen braunen Haare. »Scheiße, scheiße, scheiße.«

Er muss dringend weg hier und den anderen helfen, bevor noch mehr Wachleute auf das aufmerksam werden, was in diesem Raum passiert. Kurz entschlossen reißt er alle möglichen Kabel von den Monitoren, sodass die Überwachungsvideos nutzlos werden. Er schließt die Tür hinter sich. Für einen Augenblick verharrt seine Hand auf dem Türknauf. Das alles muss aufhören.



Vorbei ist es noch lange nicht. Hastig läuft Matt durch die Gänge, auf der Suche nach den anderen. Im Vorbeigehen liest er die Nummern an den Türen. Raum 009. Raum 010. Er läuft in die richtige Richtung. Das erste Mädchen ist nur sieben Räume entfernt. Als er dort ankommt, stehen zu seiner Verwunderung keine Wachen davor. Ein dunkler Lockenkopf linst hinter einem fahrbaren Gestell hervor.

»Es ist nur Matt, wusste ich's doch«, sagt Alyssa und ermutigt dadurch Marcelo, ebenfalls die Deckung aufzugeben.

»Woher?«, fragt Matt.

»Intuition.« Sie nickt mit dem Kopf zur Tür. »Zach und Cass wollten hinten am Gang anfangen. Wir haben an jedem Raum gehorcht. Da ist jemand drin.«

»Ich weiß«, sagt Matt. »Ich war im Kontrollraum und habe die Überwachungsmonitore ausgeschaltet. Ich weiß auch, wo die anderen sind.« Außer Judy. Von ihr fehlt nach wie vor jede Spur.

»Soll ich versuchen, die Tür einzubrechen?«, fragt Marcelo.

Matt nickt, umgreift seine Handfeuerwaffe und stellt sich so, dass er jeden Ankömmling in diesem Gang im Blick hat. »Ich halte Wache.«

Der Italiener umgreift den Spalt in der Tür und zieht mit aller verfügbarer Superkraft. Als die Öffnung groß genug ist, schlüpft Alyssa hinein.

Gerade als Matt denkt, das lief besser als geplant, hört er Fußgetrampel, das lauter wird und auf sie zuzukommen scheint. Sein Puls beruhigt sich kurz als er merkt, dass sie eine Abzweigung genommen haben, bis ihm brühend heiß einfällt, dass Zach und Cass dort hinten sind. Ein Alarm heult los. Sie müssen ihn ausgelöst haben. Sie sind aufgeflogen.

Alyssa taucht wieder auf und schiebt eine zierliche Asiatin vor sich her, die ängstlich zitternd die beiden Jungs anschaut. Eine von fünf. Die Sirenen plärren.

»Sie werden Cass und Zach schnappen«, sagt Alyssa angespannt.

Matt muss sich entscheiden. Die anderen warten auf seine Anweisungen, und ihm bleibt nicht viel Zeit. Um genau zu sein keine. Ihr ganzer Plan ist aufgeflogen. »Ich halte sie auf. Rennt zum Ausgang, in den Wald. Hier«, er drückt Marcelo eine Pistole in die Hand. »Ich schicke Cass und Zach hinterher.«

»Aber...«

»Dafür haben wir keine Zeit, rennt!«

Stockend setzen die drei sich in Bewegung. Inmitten von unablässig heulenden Sirenen schlägt Matt den Weg in die andere Richtung ein. Als HYDRA-Soldat fällt er nicht auf. Er findet die beiden vor Raum 029, aus dessen Inneren anhaltende Schreie kommen. Cass schwingt ein abgebrochenes Metallrohr.

»Komm uns nicht zu nah!«, schreit sie Matt an.

Er hebt beruhigend die Hände und zeigt sein Gesicht. »Ich bin's nur, und wir müssen so schnell wie möglich hier raus.«

»Was ist mit der Rettungsaktion? Wo ist Judy?«

»Sie – ihr müsst zum Ausgang, schnell. Alyssa und Marcelo sind auf dem Weg, und sie haben eines der Mädchen dabei.«

»Da sind sie!«, brüllt jemand und ein Haufen HYDRA-Soldaten stürmt auf sie zu.

»Macht schon!«

Cass umgreift Zachs Arm, und zusammen rennen sie den Gang entlang, während Matt zurück bleibt und Schüsse abgibt. Zwei der Männer gehen zu Boden, doch ein dritter zielt auf Matt. Gerade so weicht er aus, da ertönt ein Schmerzensschrei vor ihm. Zach stolpert, bleibt liegen und hält sich stöhnend die Schulter. Es werden immer mehr Agenten.

»Halt! Wir brauchen sie lebend«, ruft einer von ihnen.

Cass versucht verzweifelt, Zach hochzuheben. »Matt, hilf mir mal!«

Er wird es nicht schaffen. Mit ihm sind sie viel langsamer. Aber genauso wenig können sie ihn hier zurücklassen. Matt stützt Zach auf der einen Seite. Ein Streifschuss trifft Matts Arm. Brennender Schmerz durchzieht seine Nervenbahnen. Jemand packt und zerrt an ihm. Er verliert seine verwandelte Gestalt. Blonde Locken hängen ihm in die Augen, als er sich von den Agenten loslöst. Er sieht, wie Zach von ihnen weggeschleift wird.

»Zach!«, schreit Cass und wirft sich auf die Soldaten. Dem ersten verbrüht sie das halbe Gesicht, doch ein zweiter hat einen Elektrostab in der Hand. Matt muss mit ansehen, wie elektrische Stöße durch Cass' Körper zucken.

Er rennt. Vorbei an den Soldaten, die Treppe hoch, er feuert bis das Magazin leer ist, stößt im oberen Flur eine Vase von ihrem Sockel und schießt durch die Tür in die kühle Nachtluft hinaus. Er sieht Marcelo mit dem Mädchen und Alyssa, und sie rennen tiefer in den Wald, bis Alyssa nach Atem ringend an einem Baum zum Stehen kommt.

Matt holt keuchend Luft. Sie haben versagt. Sie haben nicht nur nicht die anderen gerettet, sondern auch noch Zach und Cass verloren. Der Streifschuss an seinem Arm brennt, und auch sein restlicher Körper beschwert sich nun über die Wunden, die ihm im Laufe der letzten Stunde zugefügt wurden.

»Was nun?«, fragt Marcelo, der als erstes wieder zu Atem kommt.

Ja, was nun? Alles scheint verloren. Es gibt nichts, was sie jetzt tun können, sie sind zu schwach, zu schlecht vorbereitet. Sie sind nur Kinder. Naive, dumme, abenteuerlustige Kinder, die nichts ausrichten können. Wer könnte ihnen jetzt noch helfen? Es gibt jemanden. Matt sieht nur noch diese eine Möglichkeit.

»Versteckt euch so gut wie es geht. Haltet sie ran. Ich bin gleich wieder da.« Hoffentlich, fügt er in Gedanken hinzu.

»Was hast du vor?«, fragt Marcelo. Alyssa sitzt nur gegen einen Baum gelehnt und starrt stumm vor sich hin. Das Blut über ihrem Auge trocknet langsam und erinnert Matt nur daran, wie schlimm ihre Situation wirklich ist.

»Ich hole Hilfe.«

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Oh, was ist das? Zwei Updates, die nur eine Woche auseinanderliegen?

Das Kapitel war schon etwas düster, oder nicht? Ich wusste echt nicht, wo ich den Cut setzen sollte, deswegen heute etwas länger als üblich.

Wir nähern uns dem Ende :)

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