An alles was nach dem Moment kam als seine Kollegen endlich eintrafen konnte sich Draco nicht mehr wirklich erinnern. Er hörte nur immer wieder das schmerzverzehrte keuchen Harrys in seinen Ohren widerhallen und erinnerte sich an einige kurze Augenblicke, in denen er neben dem reglosen Körpers seines Freundes kauerte und ihn unter Tränen in seine Arme zog. Immer wieder sah er den Moment vor sich als er von Harry losgerissen wurde und dieser von einigen seiner Kollegen weggebracht wurde, denn seitdem machte sich mehr und mehr eine eisige kälte in ihm breit welche seinen Körper zu lähmen schien.

Eine ganze weile war er einfach stumm auf dem Boden sitzen geblieben und hatte die Stelle angestarrt, an der der bewegungslose Körper Harrys noch vor wenigen Momenten gelegen hatte. Immer wieder liefen ihm heiße Tränen über die Wangen, und als ihn all die anderen Kollegen endlich allein ließen konnte er sich nicht mehr zusammenreißen. Lautes, verzweifeltes Schluchzen erfüllte den dunklen Raum in dem ein zitternder, bebender Körper eines Mannes, der gerade alles verloren hatte.

Vielleicht wäre Draco überhaupt nicht mehr in der Lage gewesen nachhause zu kommen, denn sein Körper war von dem ganzen Heulen und dem noch tiefsitzenden Schock so schwach, dass er sich kein Stück bewegen konnte. Deshalb blieb er einfach dort sitzen und hielt sich nach einer Weile den dröhnenden Kopf, bis er dumpf ein Geräusch vernahm, doch er war so fertig, dass er sich überhaupt nicht mehr umsah. Schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werde, und wenn er jetzt sterben würde, dann würde er eben sterben- wäre ja nicht der erste Tod heute. Das Problem war das er ganz genau wusste das er heute nicht sterben würde.

"Hey Dray" ertönte eine ihm sehr bekannte Stimme hinter ihn welche ihn sonst immer zum Strahlen bringen würde, doch jetzt gerade war er nicht mehr dazu in der Lage zu lächeln, er war zu überhaupt nichts mehr in der Lage. Er drehte sich deshalb auch nicht um, und zuckte auch nicht zusammen als sich sein bester Freund neben ihn auf den Boden kniete und ihn in seine Arme zog, während Theo sich auf die andere Seite setzte und ihm beruhigend über sein Bein strich. Einige Momente saßen sie einfach still da und sagten nichts, gaben Draco einfach seine Zeit sich in ihren Armen auszuheulen und langsam zu beruhigen. "Draco?" wisperte Blaise sanft und strich seinem besten Freund dabei leicht über die verwuschelten Haare, doch es kam keine Reaktion woraufhin Blaise ihn noch näher an sich zog.

Ihm hatte vermutlich noch nie etwas so sehr wehgetan wie zuzusehen wie sein bester Freund weinend in seinen Armen lag und zu schwach war, um auch nur einen wirklichen Ton von sich zu geben- das war einfach nur Folter.

"BLAISE" rief Theo und stürzte mit so einer Geschwindigkeit ins Zimmer, das er fast hinflog. Verwirrt drehte dieser sich um, ihm war gar nicht aufgefallen das Theo weggewesen war, doch nun stand der Braunhaarige mit aufgerissenen Augen im Türrahmen und hielt sein Handy in die Luft. "Harry, er ist im St. Mungo" meinte er aufgeregt woraufhin der Blonde hochschreckte.

Bei dem Anblick des blassen Gesichts, der roten Augen und dem Tränen überlaufenden Gesicht Dracos machte sich ein schmerzhaftes ziehen in der Brust seiner beiden besten Freunde breit. "Scheiße Dray" flüsterte  Theo ohne es wirklich gewollt zu haben und musterte den Malfoy noch einen Moment bevor er schluckte und weitererzählte.

"Ähm also Hermine hat gerade angerufen, sie haben ihn vor einer halben Stunde eingeliefert da er anscheinend noch Puls gehabt hat, ziemlich schwach aber er lebt. Die Ärzte tun jetzt was sie können."

"Er- er lebt?" stotterte Draco mit kratziger Stimme woraufhin Theo mit einem traurigen Lächeln nickte. "Ja Draco, er lebt und er wird bestimmt wieder" erwiderte er und ließ sich wieder neben ihn fallen, um ihn einmal fest in den Arm zu nehmen. "Es wird alles gut" flüsterte der Braunhaarige, bevor er sich wieder von dem Malfoy löste und Blaise einen kurzen Blick zuwarf, welchem vor Erleichterung ebenfalls eine Träne über die Wange lief. "Scheiße dieser Tag macht mich fertig" seufzte Draco und wischte sich mit dem Handrücken über sein klitschnasses Gesicht, bevor er einmal tief durchatmete und versuchte sich aufzurichten, doch seine Beine zitterten und seine Oberschenkel fühlten sich an wie Wackelpudding.

"Warte ich helfe dir" meinte Theo und stand auf, um ihm seine Hand zu reichen und mit einem Ruck hochzuziehen. Taumelnd stolperte Draco einige Schritte und war froh als Theo ihn wieder fest hielt- so dermaßen schwach hatten ihn seine Freunde noh nie gesehen, aber ganz ehrlich es war ihm gerade völlig egal. Alles schien völlig egal, wenn man gerade noch fest davon überzeugt war das man die Person die man am meisten liebte verloren hatte.

Nachdem Blaise ein Zauber eingefallen war, mit dem sie Dracos Gesicht wieder so hinbekamen, dass es nicht so aussah als hätte man ihn eine riesige Menge an Pfefferspray ins Gesicht gesprüht apparierten sie gemeinsam zum Krankenhaus, vor dem ein solcher Aufruhr war, dass Draco im ersten Moment zusammenzuckte. Was um alles in der Welt wollten die ganzen Reporter hier? Bevor er länger über diese Frage nachdenken konnte drehten sie sich aber auch alle nacheinander zu ihm um und keine Sekunde später dröhnten seine Ohren vor lauter Fragen mit dem sie ihn überschütteten.

Was ist in diesem Haus passiert?

Wer hat Harry Potter angegriffen?

Wissen sie etwas über seinen jetzigen Zustand?

Haben sie die Mörder verhaftet?

Völlig überfordert stand Draco da und kniff die Augen bei dem ganzen Blitzlicht zusammen welche seine geröteten Augen ziemlich reizten. Vermutlich währe er noch ewig wie angewurzelt stehen geblieben wenn Blaise ihn nicht bei der Schulter gepackt  und Richtung Eingang durchgekämpft hätte während Theo ihnen die ganzen Fragen vom Leib hielt, doch kurz bevor sie die Eingangstür erreichen konnten stach eine Frage aus der Menge hinaus welche Draco das Blut in den Ader gefrieren ließ.

"Weshalb haben sie ihn nicht retten können, oder wollten sie das gar nicht?"

Langsam drehte Draco sich um und starrte den Reporter mit einem solch Hasserfüllten Blick an das jeder andere sofort verstummte. "Dray, jetzt komm schon" wisperte Blaise und zog ihm leicht am Ärmel, doch sein bester Freund bewegte sich kein Stück, stattdessen stiegen ihm erneut die Tränen in die Augen und seine Unterlippe begann zu beben.

"Ich weiß nicht, ob sie sich jemals duelliert, haben aber falls ja sollten sie wissen das es alles schrecklich schnell geht, außerdem tauchte sein Angreifer, aus dem nichts hinter ihm auf und wir waren, gerade mal zwei Leute gegen drei. Ich hatte mit meinen eigenen Gegnern zutun und glauben sie mir, hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben das ich Harry hätte retten können hätte ich sie ergriffen denn ich liebe diesen Mann, und sollte ich ihn heute Nacht tatsächlich verlieren dann-"

Er brach ab und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen.

"Dann würde ich alles verlieren, wirklich alles."

Mit diesen Worten drehte sich Draco wieder um und verschwand gemeinsam mit Blaise und Theo im Krankenhaus welche ihm beide eine Hand auf eine Schulter gelegt hatten und sicherstellten das er nicht noch einmal zusammenbrach.