Ein Tiger Und Ein Clown
Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis es erneut an meiner Tür klopfte. Verwundert schaute ich auf. Normalerweise hatte ich keinen Termin um diese Zeit.
Die Tür öffnete sich und herein traten zwei Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
"Halloooooo!", rief der Eine in einem langegzogenen Singsang.
Er sah echt seltsam aus. Seine Klamotten waren komplett bunt und viel zu groß. Im Gesicht trug er bunte Schminke und auf dem Kopf eine rote Perücke. Ich glaube, er sollte einen Clown darstellen, war mir dabei aber nicht ganz so sicher.
Sein Kumpel war deutlich größer als er, sah aber ungefähr genauso seltsam aus, denn er hatte einen Ganzkörper-Tigeranzug an und war auch im Gesicht als Tiger angemalt.
Der Clown gab ein Glucksen von sich, riss sich seine Perücke vom Kopf und warf sie quer durch das Zimmer. Dabei kamen seine eigentlichen Haare zum Vorschein: Sie waren blau. Das fand ich mega cool. Ich mochte einfach bunte Haare, sie hatten einfach Ausstrahlung.
Zu viel Zeit zum Bewundern der Haare blieb mir jedoch nicht, denn der Clown sprang plötzlich auf mein Bett und schüttelte mir überschwänglich beide Hände, während er sang:
"Es ist ein ausgesprochen schöner Tag, die Sonne lacht mich annnn
und alles ist so schön
weil ich statt reden singen kannn!"
"Rezo!", zischte nun der Tiger, "Ich hab dir doch gesagt: Wir sind hier nicht bei den Kindern, also sei gefälligst nicht so überdreht!"
Der Clown machte ein betont trauriges Gesicht und brummelte: "Jaa, Joeyy", bevor er sich neben den Tiger stellte und so tat, als würde die Welt untergehen.
Ich war ziemlich perplex über diese absurde Situation und schaute verwirrt zwischen den beiden seltsamen Gestalten hin und her in dem Versuch, mir eine Reim aus ihrer Anwesenheit zu machen.
Nun setzte der Tiger, welcher anscheinend Joey hieß, ein übertrieben großes Lächeln auf und sagte voller Enthusiasmus: "Hallo! Ich bin Joey! Und ich komme direkt aus dem Dschungel!"
Stille. Dann kickte Joey seinem schmollenden Kumpel einen Ellenbogen in die Seite. Dieser gab dann nach kurzem Überlegen schließlich mit betont trauriger Stimme seinen Satz zum Besten: "Und ich bin Rezo. Immer froh und lustig."
"Und wir sind hier, um dir ein wenig Freude zu machen!", fügte Joey hinzu, warf Konfetti durch den Raum und und machte schließlich eine Grimasse, während Rezo weiter seine Mundwinkel nach unten zog.
Noch immer überfordert mit der Situation gab ich irgendein Geräusch von mir.
"Aaach", warf Joey sofort ein, "Wir wissen doch, dass du nicht reden kannst, kein Problem! Schau einfach zu."
Nun holte er ein Seil und eine Schere aus dem Koffer, welchen er mitgeschleppt hatte. Das Seil verknotete er und hielt es in einer Schlaufe in seiner Hand.
"Ich bräuchte einen Freiwilligen....", überlegte er gespielt und drehte sich schließlich, als nichts passierte, demonstrativ zu Rezo um, welcher sich inzwischen in die Ecke meines Zimmers verkrochen hatte und so tat, als würde er weinen.
"Rezo!!!", rief Joey laut, "Komm jetzt sofort her!"
Als wäre nichts gewesen sprang Rezo auf und grinste wieder über alle Ohren. "Okay", sagte er schelmisch, bevor er die Schere nahm und so tat, als würde er sich sein Ohr abschneiden.
"Ey Rezo, so nicht!", beschwerte sich Joey.
"Was denn?", fragte Rezo, "Du hast doch gesagt, das wäre lustig."
"Aber ganz bestimmt nicht so!"
"Was ist denn dein Problem? Der Patient lacht doch!"
Zum Beweis fuchtelte der Blauhaarige mit der Schere in meinem Gesicht herum und leider hatte er recht. Das hier war so dumm, dass es schon wieder lustig war.
Rezo und Joey blieben noch einige Zeit und machten jeden Mist, den man sich erdenken konnten. Sie machten Zaubertricks, bastelten Ballontiere, erzählten Witze und sangen seltsame Lieder und es war absolut seltsam und gleichzeitig echt lustig.
Als sie dann schließlich lächelnd und winkend mein Zimmer verließen, hatte ich beste Laune und außerdem einen Plan...
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