Regulus Unwichtig
Nia saß im Krankenflügel auf ihrem Bett und las ein Buch. Ein Muggelroman namens Romeo und Julia. In der Muggelwelt wohl ein ziemlicher Klassiker. Aber er war interessant... romantisch eben.
Madame Pomfrey hatte gemeint, dass sie Nia noch etwas hier behalten musste. Sie war zwar aus ihrem kurzzeitigen Koma erwacht, hatte aber dennoch Verletzungen die nicht gerade ohne waren. Wegen des Werwolfbisses musste sie sich keine Sorgen machen. Nia war ein menschliches Orakel. Der Krankheitserreger konnte sich in ihrem Blut nicht ausbreiten, also bestand keine Gefahr für sie an Lykanthropie zu erkranken.
Nia blickte zu dem kleinen Tischchen welches neben ihrem Bett stand. Darauf stand ein dampfender Teller Kartoffelpüree und gebratenen Würstchen. Madame Pomfrey hatte ihn vor fünf Minuten da hin gestellt, doch Nia war zu vertieft in ihr Buch gewesen um zu essen.
Doch langsam wurde sie doch etwas hungrig. Also beugte sie sich hinüber um den Löffel in die Hand zu nehmen. Plötzlich rutschte ihr das Buch vom Schoß und fiel auf den Boden.
,,Scheibenkleister!" fluchte Nia verärgert. Sie versuchte vom Bett aus irgendwie ran zu kommen. Aufstehen konnte sie nicht und bis an den Boden kam sie nicht hin.
,,Brauchst du vielleicht Hilfe?" fragte da jemand der zwei Betten weiter lag. Sie sah den Jungen genau an. Er hatte funkelnde, graue Augen und schwarzes Haar. Aus irgendeinem Grund kam er ihr ziemlich bekannt vor...
,,Ja, Dankeschön." antwortete Nia lächelnd. Er stand von seinem Bett auf und kam zu Nia hinüber. Er hinkte leicht, etwas schien mit seinem rechten Bein nicht zu stimmen. Dennoch bückte er sich und reichte Nia ihr Buch, jedoch nicht ohne es vorher anzusehen.
,,Romeo und Julia?" fragte er und runzelte die Stirn.
,,Ja... Ich lese es zum erstem Mal. Ich finde es wunderschön." meinte Nia. Regulus verdrehte die Augen.
,,Warum wundert mich das nicht...?"
Nia kniff verwirrt die Augen zusammen.
,,Darf ich fragen was falsch daran ist?"
,,Dieser ganze Herzschmerz, Liebe, Dramatik, bla bla bla..." Er schüttelte den Kopf.
,,Es gibt so viel besseres zu lesen."
,,Zum Beispiel?" forderte Nia spöttisch und verschränkte ihre Arme. Der Junge schmunzelte. Er setzte sich an ihren Bettrand.
,,Hamlet zum Beispiel. Sein oder nicht sein? Das ist hier die Frage!" zitierte er die bekannte Stelle aus dem Roman.
,,War ja bei dir auch der Fall, nicht?"
Nia blickte ihn verwundert an.
,,Was meinst du damit?" fragte sie etwas überrascht.
,,Naja, du warst ja ziemlich lang... futsch. Eigentlich." sagte der Junge. Nia ging ein Licht auf.
,,Ah... verstehe..."
,,Du bist eine von den Asterias-Zwillingen, richtig?" fragte er dann schließlich neugierig.
,,Ja. Ich bin Nibora Asterias, aber eigentlich nennen mich alle nur Nia." sagte sie und streckte ihm ihre Hand hin. Er lächelte und schüttelte sie.
,,Ich muss ehrlich sein... Ist schon interessant einmal mit einer von euch zu sprechen. Ich meine, wo ihr doch eigentlich eher zurückhaltend seid was Kontakte zu anderen Leuten angeht."
,,Jap, ich denke wir bleiben den Leuten ein ewiges Mysterium." seufzte Nia schmunzelnd.
,,Und ob." fuhr der Junge fort.
,,In meinem Haus hat man schon allerlei Theorien aufgestellt. Es gab mal ein Gerücht, dass ihr beide muggelgeborene Zauberer in euer Zimmer verschleppt und dann Experimente an ihnen durchführt. Ein Typ meinte einmal, dass ihr beide wohl eure eigene Geheimsprache erfunden hättet und nur so unter einander kommuniziert. Es gab da noch so ein Gerücht, da dachten alle ihr wäret aus Einhörnern rausgekrochen, die eine aus einem weißen, die andere aus einem schwarzen. Schon verrückt wenn man bedenkt, dass es ja gar keine schwarzen Einhörner gibt..."
Der Junge hörte auf zu reden als er merkte, dass Nia ihren Blick abgewandt hatte und die Lippen kräuselte.
,,Alles okay?" fragte er nach.
,,Sowas wird also in deinem Haus über uns gesagt?" fragte sie und zog eine Augenbraue in die Höhe.
,,Ähm... Ja." sagte er.
,,In welchem Haus bist du denn?"
,,Slytherin." antwortete er. Nia verdrehte nur die Augen.
,,Aha... da wundert mich ja gar nichts mehr." seufzte sie. ,,Also um eines klar zu stellen, ich führe keine Experimente mit Muggelgeborenen durch, spreche keine eigene Geheimsprache und meine Mutter war definitiv kein Einhorn!"
,,Ich weiß, ich weiß." versicherte der Junge ihr.
,,Ich meine nur, also, ich hab diese Gerüchte ja bis jetzt immer als witzig empfunden."
,,Ich weiß." meinte Nia. ,,Aber... keine Ahnung... irgendwie ist es verletzend."
,,Ja, versteh ich total." sagte der Junge und nickte verständnisvoll.
,,Was ist eigentlich mit deinem Bein?" fragte Nia um das Thema zu wechseln.
,,Ach das! Quidditch." erklärte er und lächelte. Auch Nia rang sich zu einem Lächeln ab.
,,Und du?" fragte er. ,,Ich meine, welchem Ding bist du über den Weg gelaufen, das dich SO übel zugerichtet hat."
,,Ach das..." stammelte sie. ,,Das war... ein Hippogreif."
,,Ein Hippogreif?"
,,Ja! Also Hagrid hat meiner Schwester und mir Nachhilfe in Pflege Magischer Geschöpfe gegeben. Und, naja, anscheinend konnte das Ding mich nicht leiden." erzählte sie und lächelte zaghaft. Der Junge sah sie noch einmal misstrauisch an, nickte dann aber.
,,Okay... also dann merk ich mir, dass ich mich von Hippogreifen fern halten sollte."
In dem Moment trat Madame Pomfrey aus ihrem Büro. Sie erblickte die beiden und hatte plötzlich ein Lächeln auf dem Gesicht.
,,Wie schön, dass sie einander Gesellschaft leisten." sagte sie freudig und kam zu ihnen.
,,Miss Asterias, geht es ihnen gut soweit?"
,,Ja, alles bestens, danke der Nachfrage." antwortete Nia.
,,Das ist ja wunderbar. Sie werden sehen, sie sind in null Komma nichts wieder auf den Beinen!" munterte Pomfrey sie auf.
,,Ich bin eigentlich wegen ihnen hier." sagte sie und wandte sich an den Jungen. Die Heilerin überreichte ihm ein Fläschchen mit einer orangen, streng riechenden Flüssigkeit darin.
,,Trinken sie das einfach und ihrem Bein sollte es bald wieder besser gehen."
Der Junge nahm das Fläschchen dankbar entgegen.
,,Vielen Dank Madame Pomfrey."
,,Ach, da ist doch nichts zu danken. Das ist doch meine Arbeit." sagte sie lächelnd. Sie verabschiedete sich und ging zurück in ihr Büro. Kaum war sie weg verschwand das Lächeln des Jungen. Er starrte das Fläschchen an und rümpfte angewidert die Nase.
,,Kipp es einfach auf einmal runter, dann hast du es schnell hinter dir." kicherte Nia, die das ganze sehr amüsant fand. Er blickte sie skeptisch an, dennoch atmete er tief durch und kippte den Inhalt des Fläschchens auf einmal hinunter. Er schüttelte sich angeekelt.
,,So etwas widerliches hab ich noch nie getrunken..." sagte er und verzog angewidert das Gesicht.
,,Dann probier mal Vielsafttrank." meinte Nia. ,,Schmeckt wie Koboldpisse."
,,Woher weißt du denn wie Vielsafttrank schmeckt?" fragte er skeptisch nach. Nia zuckte nur mit den Schultern.
,,Ich hab nur mal davon gehört."
Die beiden mussten lachen.
,,Na dann..." sagte der Junge schließlich.
,,Ich geh dann mal. War nett dich kennen zu lernen Nia Asterias."
,,Warte!" hielt Nia ihn noch kurz auf.
,,Ich weiß ja noch gar nicht wie du heißt!"
,,Regulus!" rief er.
,,Regulus und weiter?"
,,Unwichtig." war seine schlichte Antwort.
,,Na dann... Auf Wiedersehen, Regulus Unwichtig."
Er schmunzelte und rang sich sogar zu einem Lachen ab.
,,Auf wiedersehen!"
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