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In seinen Händen hielt er einen Waschlappen und ein Glas. Dem beißenden Geruch nach zu urteilen wahrscheinlich Whisky. Das muss man ihm mal wieder lassen. Manchmal denke ich, er kann Gedanken lesen. Auf eine ordentlichen Scotch konnte ich gerade nämlich echt gut. ,,Danke. Setz dich.", bedankte ich mich und befahl ihm im gleichen Atemzug sich zu uns zu gesellen.
Diesmal warf er Kyung auch keinen Todesblick zu und schien schön brav zu sein. Somit konnte ich also endlich meine kleine Geschichte erzählen.
,,Kyung, wieso weinst du wegen deiner Mutter?", fragte ich zunächst, um eine schöne Einleitung zu bilden. So würde es viel leichter gehen und außerdem sichere ich mir damit Kyung sein Gehör. ,,Was ist das für eine Frage? Sie ist meine Mutter!!", wurde er hysterisch und laut, was mich verständlich nicken ließ.
,,Aber sie hat dich im Stich gelassen.", erwiderte ich dann aber, woraufhin Kyung' s Gesichtszüge direkt entgleisten. ,,Sag sowas nicht nochmal.", drohte er mir in seiner kläglichen Position, was ich nicht weiter beachtete. Stattdessen fuhr ich fort.
,,Sie hätte sich um dich kümmern müssen. Sag mir Kyung, hat es sie interessiert, was das für Briefe sind?", wieder wollte er etwas entgegnen und hatte sogar schon den Mund weit aufgerissen, den er dann doch wieder schloss und enttäuscht den Kopf schüttelte.
,,Dann sag mir, hat sie nachgefragt warum du so still geworden bist? Oder warum du nicht mehr rausgegangen bist?", erneut erfragte ich die Verantwortung der Mutter, welche er wieder verneinte. ,,Hat sie dir zu deinem letzten Geburtstag gratuliert, Park?", bei dieser Frage wurde ich energischer und etwas lauter und diesmal quälte sich Kyung sogar zu einem Wort.
,,Nein...", gab er zu, woraufhin ich ihn weiter mit solchen Fragen bombardierte. Später betrafen sie auch Schwester -und Brüderlein, sowie den liebsten Vati. Doch musste er sie alle verneinen. Er war ihnen egal. Zumindest bis heute.
,,Wieso weinst du dann um sie?", fragte ich dann zu guter Letzt erneut nach, worauf mir Kyung keine Antwort geben konnte. ,,Hätten sie dich aufrichtig geliebt, wärst du heute nicht hier und diese Aufnahmen würden gar nicht existieren. Du warst immer unwichtig und unbedeutend.", redete ich weiter und sprach fortwährend immer mehr Fakten zu dem Thema an. ,,Achja und wie war das? Das schwarze Schaf und das unnütze Balg? Die problematische Plage, die nur Scheiße baut? Du solltest dich was schämen, dass du jetzt schon wieder Kummer bereitest.", redete ich ihm weiter zu, woraufhin er immer noch nichts sagte.
,,Mal schauen wann deine Eltern dich vergessen haben und bei wem es von ihnen am schnellsten geht.", an dieser Stelle schaute er auf und mir direkt in die Augen. ,,Was schaust du so, hm?", fragte ich ihn und ließ ihm keine Chance darauf zu antworten. ,,Willst du wetten?", folgte nämlich sogleich auf meine erste Frage.
,,Sie... Sie werden mich nicht... vergessen...", leise und unsicher sprach er seine Gedanken aus, die ich ihm klar verneinte. Nicht nur aus Yookwon' s Erfahrungen kann ich sagen, dass sie ihn aufgeben werden, sondern noch aus denen der Vorgängern von beiden. Er kommt aus einer Problemfamilie, so viel ist sicher. Auch war er bei seiner Verwandtschaft nicht gerade beliebt. Er hat sie mehr geschätzt, als sie ihn. Dieser Fakt ist genauso sicher. Darum bin ich davon überzeugt, dass sie sich relativ schnell damit abfinden werden, dass er nicht mehr da ist, bis er schließlich für tot befunden wird.
Jedoch interessierten ihn meine Worte nicht, weswegen ich nach kurzer Überlegung wieder eine Frage stellte. Ich wollte von ihm wissen, ob er das Video weiterschauen und sich selbst von der Schuld seiner Mutter überzeugen will. Bis zu diesem Part ist er ja nicht gekommen.
Zögerlich überlegte er kurz, nickte dann aber und schaute gebannt auf den Bildschirm. Meinen Arm legte ich wieder leicht um ihn, streichelte diesmal aber zärtlich seinen Kopf, wogegen er nichts unternahm. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich selbst setzte mich ein bisschen gemütlicher hin.
Das einzige Ungewöhnliche war Yookwon, der ziemlich weit weg von mir saß und obendrein ziemlich traurig aussah. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ihn darauf anzusprechen, oder etwas gegen seine Trauer zu unternehmen. Allerdings wollte ich mich gerade viel lieber Kyung widmen, der erneut anfing zu schluchzen.
,,Ich habe ihn ermahnt, dass er gefälligst aufpassen soll... Dabei habe ich nicht aufgepasst und bin mit meinem Mann und meinen Kindern verreist.", schilderte sie gerade die Geschichte mit den gewonnenen Tickets, woraufhin der Beamte fragte wieso sie nur zu viert den Urlaub angetreten haben. Die Antwort darauf ließ Kyungs Augen überlaufen und das lauwarme Nass seine Wangen hinunterfließen.
,,Ich wollte ihn ja mitnehmen, aber er hatte abgelehnt.", log sie ihm vor und machte eine Pause. ,,Nein... Ich... Ich habe ihn nur gefragt, weil er da gerade stand. Eigentlich war es mir egal und irgendwie auch recht. Er hat immer so viel Ärger gemacht, da dachte ich, er hätte es nicht verdient...", nun war sie endlich ehrlich und sprach unter Tränen die Wahrheit aus. Ab da pausierte ich auch wieder, jedoch nicht für lange Zeit.
Kyung bat mich darum auch den Rest ansehen zu dürfen, welchen Wunsch ich ihm natürlich gewährte. An der Stelle wo seine beiden Freunde genannt wurden schaltete ich den Beamer dann ab. Sofort wollte Kyung den Rest sehen und bestand darauf, dass ich das Gerät wieder einschalte.
Mehr als ein Lächeln und einen Kuss bekam er aber nicht.
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