In zwei Tagen war der Tag der Rückkehr endlich gekommen. Kyung sperrten wir für diesen besonderen Tag in den hintersten Raum, wo wir ihm den Mund versiegelten und das Licht für ihn ausknipsten. Heute würde er nämlich seinen ersten Tag bei mir alleine zu Hause verbringen.

Nur weiß er davon nichts. Einen Grund hat er dafür auch nicht genannt bekommen, außer, dass ich eine große Überraschung für ihn vorbereitet habe. Zu diesem Ereignis wollte ich eigentlich alleine gehen, wurde aber zu etwas anderem überredet.

Yookwon wollte unbedingt die Gesichter seiner Eltern sehen, wenn sie ihr trautes Heim betreten. Was das angeht kann ich ihn gut verstehen, denn darauf freue ich mich auch schon. Allerdings ist die Chance gesehen zu werden zu zweit logischerweise doppelt so hoch. Darum ist höchste Vorsicht geboten.

Deshalb beobachteten wir die nur noch vierköpfige Familie Park von meinem Auto aus. Jeder von uns hatte zunächst ein Fernglas in der Hand, um das Spektakel miterleben zu können. 

Damit aber alles festgehalten werden kann und auch Kyung was von der hübschen Willkommensparty hat, installierte ich vorher Kameras in der Nähe des Hauses, die direkt in alle Zimmer zeigten.

Somit konnte ich alles schön filmen und Yookwon nachher zusammenschneiden lassen, damit wir Kyung die exklusiven News zeigen können. Damit würden wir ihm bestimmt den Rest seines Willens aushauchen.

Außerdem hat Yookwon über die Zeit natürlich Sprachaufnahmen von Taeil und seinem komischen Freund Jihoon gemacht. Videoaufnahmen gibt es ebenso dazu, die aber für seinen großen Kinoabend bestimmt sind.

Dazu muss ich sagen, dass es mir schon leid tut, dass seine Freunde immer noch nicht angefangen haben zu suchen. Okay, wir haben Abhilfe geleistet. Dennoch ist es ein bisschen traurig für klein Kyung. Besonders wenn er nur die Hälfte erfährt.

Was das angeht hat sich mal wieder gezeigt, dass es doch gar nicht so schlecht ist, dass ich sogar meine eigenen Zimmer mit einer Videokamera überwachen lasse. So konnte ich mir Aussagen von Kyung einfach zurechtschneiden und rausfiltern, wie es mir gerade gepasst hatte.

Heute würde sich aber wieder Einiges verändern. In bestimmt nur einer Stunde, oder weniger, wissen auch Taeil und Jihoon von Kyung seinem Verschwinden.

,,Da! Frau Park schließt die Tür auf!", aufgeregt rutschte Yookwon auf meinem Beifahrersitz rum, hielt aber urplötzlich inne. ,,...Wann hast du die Schlösser wieder ausgetauscht?", fragte er verwundert, was mich selbst auch wunderte. Diese Sache hatte ich direkt nach Kyungs Entführung vorgenommen, bevor wir überhaupt das Haus verlassen hatten. Alles Andere wäre auch viel zu riskant für meinen Plan gewesen. Komisch, dass er das gar nicht mitbekommen hat.

Das sagte ich ihm auch, wonach er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug und sich ein Tablet vom Rücksitzt schnappte. Natürlich hatte ich die Kameras mit meinem Tablet vernetzt, sodass ich auf jede beliebige Kamera umschalten kann. Jetzt brauchen wir auch unsere hübschen Ferngläser nicht mehr.

Es ist zwar nicht gerade günstig gewesen, was mir und meinen Geldmitteln aber nicht weh tut. Außerdem gebe ich gerne große Mengen für Spielzeuge aus und Kameras sind definitiv einer meiner größten Hobbys.

,,Kyuung! Wir sind wieder zu-", rief die Mutter die Treppen hoch, wurde aber von dem Schrei ihrer Tochter unterbrochen. Sofort eilte die Familie Park in die Richtung, aus der die helle Stimme kam. Kyung seine Mutter fiel augenblicklich in Ohnmacht, während die männlichen Zwei vereist ins Bad starrten.

Kyungs Schwester weinte unerbittlich und schlug hysterisch um sich, solange bis sie keine Kraft mehr hatte. In dieser Zeit hatte der Vater bereits die Polizei verständigt und zusammen mit seinem anderen Sohn das Haus durchsucht.

Dieses war so wie sie es verlassen hatten, ohne jegliche Spur von mir. Die Messer waren dort wo sie vorher waren, die Pistole, das reparierte Schloss zu Kyungs Zimmer, die Elektronikgeräte. Einfach alles. Nichts zeigte auch nur den kleinsten Ausschnitt von dem Szenario, was sich vor fast zwei Wochen hier abgespielt hatte.

Alles war normal, bis auf das geflutete Badezimmer.

,,Tze, das die Schwester so heult. Als ob sie das interessiert.", gab Yookwon zischend von sich und biss von einem Brötchen ab, das mit Lachs und Ei belegt war. Darauf erwiderte ich nichts und schenkte ihm auch weiter keine Aufmerksamkeit. Mit seiner Familie war es damals ähnlich, als seine Entführung stattgefunden hatte.

Nie hatte sich jemand für ihn interessiert, bis der Haufen Verantwortung auf einmal verschwunden war. Vielleicht was es deswegen auch so leicht, ihn so stark zu manipulieren. Seine Eltern haben sich einen Dreck um ihn geschert, was man heute noch an ihren Arbeitszeiten erkennen kann.

Bei Kyung sieht man ähnliche Muster. Ignoranz, Strafen und Vorwürfe. Mehr kannte Kyung nicht und mehr hätte er dort nie bekommen.

Trotzdem war es für die Familie gerade der persönliche Untergang, den Kyung später auch sehen darf.