Jiho pov.

Das war ja mal was. Eigentlich hatte ich vor einen Freund im Schwimmbad zu treffen. Stattdessen stehe ich nun vor dem Haus, von dem kleinen unschuldigen Spinner.
Schon niedlich wie er versucht hat die Situation zu retten. Sogar handgreiflich ist er geworden. Ganz schön mutig für so ein süßes Ding.

Hätte er nicht so süß ausgesehen, hätte ich den anderen mit 100 prozentiger Wahrscheinlichkeit dem Erdboden gleichgemacht. So wie der aussah, hatte der eh nichts drauf und sein kleiner Freund sah auch nicht besonders wild aus.

Eigentlich schon ziemlich lachhaft. Tätowiert wie sonst was, aber wegen so einem bisschen Stress direkt eingeschüchtert.

Kopfschüttelnd ging ich ein paar Schritte nach hinten. In einem Zimmer des Hauses wurde das Licht angemacht.

Ob das wohl sein Zimmer ist?

Sofort bestätigte sich meine Annahme. Zwar konnte ich ihn nicht komplett sehen, aber man konnte erkennen, dass er sich seiner Klamotten entledigte. Das Badezimmer war es aber scheinbar nicht, da er sich direkt andere Kleidung anzog. Also seins.  

Schade, dass man von hier nicht besser in sein Zimmer gucken kann. Den Anblick von vorhin hätte man mir ruhig nochmal bieten können.

So zierlich. Ein richtiger Leckerbissen.

Das Licht in seinem Zimmer ging aus. Ein bisschen blieb ich noch vor dem Haus stehen, in der Hoffnung, dass noch irgendetwas Spannendes passieren würde. Dem war aber leider nicht so.

Aber das macht nichts. Das war nicht mein letzter Besuch. Morgen, oder vielleicht sogar später schon, würde ich nochmal vorbeikommen und schauen, was der Kleine macht. Erstmal würde ich jetzt aber zu mir gehen. Zurück zum Schwimmbad zu gehen würde sich eh nicht mehr lohnen. Mein besagter Kumpel, mit dem ich mich ursprünglich treffen wollte, wäre bestimmt auch schon zurückgegangen.

Er wird es mir verzeihen.

Wenn ich ihm erstmal meine neue Entdeckung zeige wird er mir mit vollstem Verständnis gegenübertreten. Also denke ich jedenfalls. Um aber nicht ganz abgefuckt zu sein schrieb ich ihm eine Nachricht, damit er weiß was los war.

'Sorry das ich vorhin nicht mehr da war. Im Schwimmbad wurde ich von zwei Typen dumm angemacht, wo sich noch ein Dritter eingemischt hat. Stehe jetzt mit blutigem Bein, vor dem Haus des Dritten.'

So, das wäre erledigt. Damit wechselte ich die App, zu meinen Notizen, um dort zwei davon zu verfassen.

Tag eins
16:30 Uhr - Kyung im Schwimmbad kennengelernt.
Freunde - Taeil & Jihoon
17:00 Uhr - Kyung hat mit Taeil das Schwimmbad verlassen, Jihoon schon früher.
17:30 Uhr - Kyung ist zu Hause angekommen. Sein Zimmer befindet sich im oberen Geschoss, auf der linken Seite des Hauses.
17:50 Uhr - Kyung hat sich umgezogen und sein Licht gelöscht. Wahrscheinlich um zu schlafen.

Kyung:
Zierlich gebaut, braune Haare, Größe: 1.73m - 1.78m, relativ hohe und weiche Stimme
Wirkt friedlich und unschuldig, versucht Streit zu vermeiden, mutig (?)

Zufrieden schloss ich mein Handy wieder. Ich war noch unschlüssig, ob ich meinen eigenen Gedanken vertrauen konnte. Er gefiel mir zwar auf Anhieb, was ich bisher aber nur von seinem Äußeren sagen konnte. Zu gut wusste ich, dass man Menschen nie nach dem ersten Aufeinandertreffen einschätzen darf. Außerdem bin ich nicht der Beste darin, Menschen und ihr Handeln zu beurteilen. Besonders Gefühle abzuschätzen war nicht mein Spezialgebiet. Ziemlich kontraproduktiv, wenn man mein Vorhaben kennt.

Also müsste ich vorsichtig damit umgehen. So nett und unschuldig er wirkt, wer weiß ob er auch wirklich so ist. Ich würde ihn die nächste Zeit erstmal genauer unter die Lupe nehmen. 

Immerhin muss ich wissen mit wem ich es zu tun habe, bevor ich weitere Aktionen starte.
Außerdem wollte ich erstmal mit meinem Kumpel darüber sprechen, bevor ich mich in die Sache reinsteigere.

Zu meinem Glück, bekam ich auch gerade eine Nachricht von diesem.

'Und wo bist du jetzt? Soll ich da auch hinkommen?'

Ich wusste doch das er nicht wütend sein würde, oder zumindestens wirkt er momentan nicht so.

'Ich bin inzwischen ein bisschen weitergegangen. Seine Eltern sind nicht da, aber wer weiß wann die wiederkommen. Möchte nicht das die sehen wie ich da rumstehe. Kann ich zu dir kommen? Ist nicht sonderlich weit weg von hier aus.' Bei Letzterem wusste ich zwar das er es niemals ablehnen würde, aber man soll ja höflich sein und vorher fragen.

'Klar, beeil dich. Bin schon gespannt was du mir zu erzählen hast. Wehe der Grund für mein Versetzen ist nicht gut genug, sonst... ;)' Grinsend steckte ich mein Handy gesperrt in die Hosentasche, während ich losging. Wehe wenn, haha! Manchmal ist er echt zu süß.