
Schon wieder?
Müde starrte ich an die Decke und versuchte, mich zum aufstehen durchzuringen. Allerdings hatte ich Angst, dass mein Fuß noch weh tun könnte, weshalb ich lieber liegen blieb und mir den letzten Schlaf aus den Augen rieb.
Ich weiß nicht warum, aber ich hab in diesem dummen Bett besser geschlafen als jemals zuvor irgendwo anders, dabei hatte ich als Kind ein doch echt gemütliches Bett.
Zum Glück hatte Manuel mir angeboten, auf dem Sofa zu schlafen, denn hätte ich dort schlafen müssen, wäre ich vermutlich zehn Mal runter gefallen und Schlaf hätte ich dann auch vergessen können.
Ich hätte ihm auch zugetraut, darauf zu bestehen, mit mir zusammen im Bett zu schlafen, aber er hatte nicht mit einem Wort irgendetwas in die Richtung erwähnt. Das hatte ihm von meiner Seite ein wenig mehr Vertrauen entgegen gebracht.
Micha spinnt wirklich. Manuel ist super nett und freundlich, hilfsbereit und verständnisvoll. Einfach nur super... Wäre er nicht glatt sechs Jahre älter als ich.
Aber naja, was will man auch erwarten? Sicherlich hat er auch eine Freundin, so wie er aussieht.
Warte Mal, schwärme ich gerade von meinem Nachhilfelehrer? Heiliger Kuhmist, irgendetwas ist doch echt verkehrt mit mir.
Plötzlich klopfte es an der Tür und ich sah hoch. "Ja, kannst reinkommen." meinte ich dann und setzte mich relativ schwerfällig auf. Manuel trat in das Zimmer, seine braunen Haare noch ziemlich zerzaust. Auch seine grünen Augen wirkten verschlafener als sonst, was ihn, gegen meinen Willen, noch etwas niedlicher machte. Ach man...
"Hey, Kleiner... Hast du gut geschlafen?" fragte Manuel mich jetzt allerdings, ignorierte mein unbewusstes starren und setzte sich neben mich. Mit einem Lächeln nickte ich. "Ja, sogar ziemlich gut... Danke."
"Schon gut, kein Thema." Kurz blieb es still, dann sah er zu meinem Knöchel. "Ist es wieder besser?"
"J-ja, schon... Tut aber noch weh." gestand ich und wurde etwas rot, denn wieso zur Hölle hatte er sich merken können, welcher von den beiden es war? Vielleicht hat er ein gutes Gedächtnis, aber irgendwie wirkt er nicht so.
"Armes kleines..." murmelte Manuel leise und seufzte. Dann hielt er mir eine Hand hin. "Komm, ich helfe dir in die Küche. Dann mache ich uns beiden Frühstück und bringe dich danach direkt nach Hause. Einverstanden?"
"Ja, okay." Ich griff nach seiner Hand und ließ mir hoch helfen, wobei ich fast wieder umgeknickt wäre, weil ich kurz den Schmerz vergessen hatte. Blitzschnell zog er mich wieder hoch und stützte mich mit einer Hand an meiner Seite. Das einzige, jetzt ziemlich peinliche, Problem war, dass ich gestern zum schlafen irgendwie meine Hose ausgezogen hatte und ehrlich gesagt nicht wusste, wie ich sie wieder anziehen sollte. Es war zwar eine mir etwas zu große Jogginghose von Micha, die er mir gegeben hatte damit ich mich nicht nochmal umziehen musste, aber dennoch ging das allein wohl nicht.
"K-kannst du mir vielleicht... Helfen?" Mir ist diese Frage so unangenehm, dass mir direkt das Blut in die Wangen schießt. Doch Manuel nickt nur. "Ja, klar. Aber dafür musst du dich glaube ich wieder hinsetzen."
Also wieder zurück aufs Bett. Als ich saß hob er 'meine' Hose vom Boden auf und half mir dann beim anziehen. Und ja, es war verdammt unangenehm.
Danach brachte er mich in die Küche und machte Frühstück, wobei ich ihn informierte das ich Vegetarier war. Erst wirkte er, als würde er mir dafür eine klatschen wollen, doch dann lächelte er nur sanft. "Finde ich gut... Nur würde ich das wahrscheinlich nicht überleben."
Normalerweise hätte ich mich über so einen Satz aufgeregt, denn ich weiß ja das man Fleisch nicht unbedingt zum Leben braucht, aber er hatte gerade so gute Laune und meinte den Satz ja auch nur scherzhaft... Und wenn er ausgerastet wäre, hätte ich mich nicht im geringsten wehren können, geschweige denn weglaufen. Im Moment bin ich also ziemlich auf ihn angewiesen. Nur Chessie oder Micha könnte ich im Notfall anrufen... Wo ist eigentlich das blöde Handy? Irgendwo in meiner Jackentasche bestimmt. Oh, warte... War das nicht Manuels Jacke?
"D-du, Manuel? Willst du eigentlich deine Jacke zurück?" fragte ich ihn also und sah zu, wie er die Pfanne vom Herd nahm und sich zu mir umdrehte. "Quatsch, die kannst du behalten. Und sag doch Manu, dass ist kürzer."
"O-okay..."
Dann stellte er die Pfanne auf den Tisch und holte noch Bretter, Besteck und Brot.
"Bitteschön... Wenn ich mich nicht geirrt habe, isst du ja schon Eier, nicht?" Ist... Ist das ein doppeldeutiges Grinsen in seinem Gesicht? Nein, es ist schon wieder weg. Muss ich mir eingebildet haben...
"Ja, nur kein Fleisch."
"Dann ist ja gut." Er setzte sich mir gegenüber und lächelte mich an. "Na dann. Ich koche zwar nicht oft für andere... Aber ich hoffe es ist genießbar."
Will der mich eigentlich verarschen? Das Zeug sieht nicht nur genießbar aus, das sieht aus als hätte es irgend so ein Chefkoch gemacht! Manno, so gut kochen kann ja nichtmal ich... Wie unfair.
Nach dem Essen kann ich euch sagen, es schmeckt auch so wie es ausgesehen hat, unglaublich gut... Grinst er mich gerade schon wieder so komisch an? Aber sobald ich hochschaue ist es nicht mehr da... Hab ich Fieber? Irgendwie bilde ich mir heute ziemlich viel ein.
"Sag Mal, wir haben noch gar nicht gesagt, wann wir die nächste Nachhilfestunde machen. Wenn ich doch sowieso schon zu dir fahre, um dich dort abzusetzen, kann ich ja eigentlich auch gleich ein bisschen mit dir üben, oder?" Seine Stimme klang... Seltsam erwartungsvoll. Aber wieso will er denn scheinbar unbedingt mit mir Mathe üben?... Das hat er doch gemeint, oder? Ich hab keine Lust auf Englisch...
"J-ja, okay... Wenn dir das so wichtig ist..." stammelte ich nur und sah zu wie er den Tisch abräumte. Zu gern hätte ich geholfen, aber ich glaube ich lasse es lieber. Sicher ist sicher, richtig?
Dann half er mir vom Stuhl hoch und in den Flur. Aber allein bei dem Gedanken, mir meine Schuhe anzuziehen wird mir übel vor Schmerz. "Manu, das mit den Schuhen wird nichts!" jammerte ich also und stützte mich an die Wand, damit er loslassen konnte. Kurz betrachtete er mich mit einem seltsamen Blick, dann zog er sich schnell Schuhe und Jacke an, griff meine Sachen und sah dann zu mir. "Naja, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder du ziehst die Schuhe an, oder..."
"Ich nehme die zweite!" kam es direkt von mir. Dabei hätte ich ihm vielleicht zuhören sollen, denn schmunzelnd legte er einen Arm um meine Hüfte und zog mich einfach hoch. Ein leises Quitschen verließ meinen Mund, als ich den Boden unter meinen Füßen verlor und sofort krallte ich mich an ihm fest. Lacht mich doch aus, aber ich habe schreckliche Höhenangst und finde das gerade gar nicht witzig!
Ihm schien es gar nicht schwer, mich, meine Sachen und das Treppen runter gehen zu händeln. Ich wünschte, ich wäre auch Multitaskingfähig. Dann würde mir nicht immer alles runterfallen.
Bald saß ich in seinem Auto und noch später versuchte ich aus eben diesem auszusteigen. Ohne Erfolg. Also musste er mich auch noch in meine Wohnung tragen.
Oh, wie ich es hasse!
Und als wenn das nicht schon genug wäre, ich kann ja wirklich gar nichts allein! Und muss langsam aber sicher Mal auf die Toilette...
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Wichtige Nachricht der Autorin:
Ich weiß, das bisher noch nicht so viel passiert ist, aber bleibt bitte dran, in etwa drei bis vier Kapiteln, welche ich noch an diesem Wochenende hochladen will, wird es endlich mehr Action geben. Hoffe, ihr versteht, dass ich die Einführung etwas länger hab sein lassen und bleibt dabei.
-Echoherz
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