
Epilog
Günter Tischer vom GSG-9 war müde und schlecht gelaunt.
Warum, um alles in der Welt, hatte man ihn bitte um diese Uhrzeit aus dem Bett geklingelt, um sich einen Mord in einem Studentenwohnheim anzusehen?
Vermutlich war es nicht einmal ein Mord, sondern eine Überdosis.
Das war es fast immer.
Und für so einen Humbug war er gnadenlos überqualifiziert.
Er schnaubte, als er sich dem Gebäude näherte.
Etliche Polizeiwagen parkten davor.
Was für eine Verschwendung an Ressourcen!
Darüber würde die normale Polizei noch einen fetten Beschwerdebrief von ihm kassieren.
"Hey, Günter!"
Die Stimme riss ihn sofort aus seinen miesepetrigen Gedanken.
"Fatima! Meine Güte, was machst du denn hier? Die holen auch wirklich alle von ihren Posten.", rief er der jungen Frau aus der technischen Abteilung zu. Fatima war das jüngste Mitglied seiner Einheit und blieb normalerweise immer in der Zentrale.
Um ehrlich zu sein hatte er sie erst ein Mal in Uniform gesehen.
Günter mochte sie. Sie war nett, ehrgeizig und professionell, wie es sich für einen guten Polizisten gehörte.
Fatima Dogan würde es weit bringen, da war er sich sicher.
"Hast du es nicht mitbekommen?", haakte die junge Frau mit den türkischen Akzent, der nur hervortrat, wenn sie aufgeregt war, nach und stopfte sich eine störrische Strähne zurück unter den Hijab.
"Was soll ich den mitbekommen haben?", fragte Günter nach und zog eine Augenbraue nach oben.
"Es war Lady Laeta de Dolores.", antwortete seine junge Kollegin knapp.
Ihre Augen glühten vor Aufregung.
Günter stockte der Atem.
"Die Lady? Bist du sicher?"
"Absolut. Es war die Lady und sie hat den Rape-List Slayer getötet. Das lasse ich mir doch nicht entgehen! So eine Chance das Vorgehen von Serienmördern und der organisierten Kriminalität zu erforschen, bekomme ich nie wieder."
"Streit unter Serienmördern?", fragte Tischer mit einem Schaudern.
Fatima Dogan schüttelte den Kopf, und wieder entwischte die Strähne ihrem Hijab, nur um augenblicklich wieder verstaut zu werden.
"Das glaube ich nicht. Schau es dir selbst an.", antwortete sie.
Eine gewisse Anspannung hatte wich in ihre Stimme geschlichen.
Ihre schlanke Hand zuckte kurz zu der Pistole an ihrem Gürtel.
Es war also schlimm.
Der Beamte Tischer würde sich das ganze genau anschauen müssen.
Und das tat Günter.
Der Anblick war entsetzlich.
So entsetzlich, dass es nicht nötig war, sich zu fragen, wer es getan hatte.
Niemand sonst in Deutschland ging so vor.
Nur Lady Laeta de Dolores war so grausam.
"Wahnsinnig, diese Frau, absolut wahnsinnig.", murmelte er, als er die Leiche betrachtete.
Die junge Frau mit den blondierten Haaren hing an der Wand vor einer, nur angelegten Türe. Ihre Hände, Füße und ihr Hals waren mit Messern fixiert, ihre Beine gebrochen und nach oben gebogen. Ihre Eingeweide hingen um ihren Hals, wie die Federboa einer exotischen Tänzerin. Der Magen war aufgeschlitzt und ihr auf den Kopf gesetzt worden, wie ein Hut.
"Oh mein Gott. Ist das...?", keuchte der Beame des GSG-9.
"Eine Hand. Sie ist eine Hand.", bestätigte Fatima seine erschreckende Beobachtung.
Günter schluckte den Schrecken herunter.
"Eine Warnung also. Andere Mörder sollen aus dem Revier der Hand draußen bleiben."
Fatima nickte.
"Das habe ich mir auch gedacht."
"Gut erkannt.", lobte der ältere Polizist mit einem stolzen Lächeln.
Er hatte schon die besten und gescheiteseten Neuzugänge in seiner Einheit.
Fatima würde bestimmt weit kommen.
Vielleicht würde sie einmal seine Position übernehmen, wenn er in Rente ging.
"Oder ins Gras biss", schlich sich ein leiser Gedanke in seinen Verstand, während seine Augen zu der Leiche zurück flatterten.
"Was ist hinter der Tür?", wechselte er schnell das Thema, bevor er noch zu genau darüber nachdachte, dass er, genau wie der letzte Typ der die Lad gejagt hatte, auch schon bald so enden könnte, wie die junge Frau an der Wand.
"Mark Prack. Das letzte Opfer des Rape-List Slayers.", antwortete die Beamte Dogan und nickte der Leiche zu.
"Wer ist sie?", fragte Tischer, wieder ganz in seiner Rolle.
"Marlene Rauch, wie wir vermutet hatten. Das Opfer. Sie ist selbst zum Monster geworden.", antwortete Fatima traurig.
"Ja.", murmelte Tischer, "Ja, damit war zu rechnen. Nach dem ersten Mord schon."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro