
Der Meister der Manipulation
An dem Tag, nachdem Marlene Henrick Alwin und seine Freundin ermordet hatte, war Mark Prack in den Nachrichten.
Alwin und die Frau, eine gewisse Emilia Rohrspecht, waren bereits am Morgen nach der Tat gefunden worden.
Mark bekam ein Interview in einem Rape-List Slayer Special des Ersten. Er hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt und war komplett in Schwarz gekleidete, bis hinunter zu seinen Anzugschuhen aus Krokodilleder.
Marlene saß vor ihrem brandneuen Fernseher und sah zu.
Sie hatte ein unwohles Gefühl in der Magengegend.
Mark Prack war ein Meister der Manipulation. Er bekam für gewöhnlich, was er wollte.
Die Reporterin, die sich ihm gegenüber in einem Blauen Sessel niedergelassen hatte, trug ein langes, rotes Kleid und dramatisches Makeup. An der Wand hinter ihr waren die riesigen Projektionen der ersten acht Rape-List Opfer zu sehen.
Es gefiel Marlene gar nicht, dass Emilia dabei war.
Sie war kein Rape-List Opfer.
Das war Notwehr gewesen.
Sie hätte Henrick nicht töten können, wenn die andere Frau weiter geschrien hätte.
Sie als eines ihrer Mord Opfer zu bezeichnen war geradezu beleidigend.
"Hallo, Herr Prack, ich bin Laura Schmidt, schön, dass sie gekommen sind.", begann die Journalistin freundlich lächelnd.
Ihr Lächeln allein trieb Marlene in die Weißglut.
Der Kerl war ein Monster!
Ein Vergewaltiger!
Die Frau in Rot sollte ihn nicht freundlich behandeln!
Ihn nicht anlächeln!
"Du bist auch ein Monster.", flüsterte ein Stimmchen in ihrem Hinterkopf.
Sie ging nicht auf es ein.
"Guten Abend, Frau Schmidt, es ist mir eine Freude hier zu sein.", schleimte Mark und schenkte der Kamera ein gewinnendes Grinsen.
"Die Polizei meldet, dass der Rape-List Slayer, der wohl Teil einer radikal-feministischen Gruppierung ist, die Täter im Fall der Marlene R. nach der Reihenfolge ihrer Entlassung tötet.
Ursprünglich gab es an dieser Theorie Zweifel, da man den Leichnam des Obdachlosen Rudolf Meier erst vor wenigen Tagen in seinem Wohnwagen fand. Sie wären demnach das übernächste Opfer des Slayers, der ja eindeutig immer brutaler und unberechenbarer wird. Wie fühlt sich das an?", fragte die Frau in Rot. Ihre neugierigen Augen funkelten mit ihrem übertrieben Liedschatten um die Wette.
Mark faltete die Hände, als würde er überlegen.
"Schuldige Hände! Tote Hände!", schrie das Monster.
"Es ist natürlich ziemlich beunruhigend. Der Rape-List Slayer hat es bis jetzt immer geschafft seine Opfer zu töten, egal wie groß und stark sie waren. Zwei von ihnen hatten sogar Feuerwaffen. Natürlich kann ich Maximilians Entscheidung unterzutauchen also vollkommen verstehen. Das würden vermutlich die meisten tun. Aber ich habe keine Angst. Ich bin sicher, wenn der Slayer kommt, kann ich das mit Worten klären. Wir werden darüber reden und eine Lösung finden.", erklärte Mark lächelnd.
Hinter dem Fernseher lachte Marlene schrill auf.
Darüber reden und eine Lösung finden!
So hatte Mark es genannt, wenn er sauer auf sie gewesen war und sie geschlagen hatte.
Darüber reden und eine Lösung finden!
Als ob!
Die Frau in Rot wand sich über ihren Sessel und lächelte Prack mit großen Augen an.
"Das ist sehr mutig von ihnen und natürlich auch sehr beeindruckend, aber glauben Sie wirklich, dass es ihnen gelingen wird den Rape-List Slayer zu überzeugen. Schließlich scheint er ja sehr entschlossen zu sein.", fragte sie.
"Ich glaube, wenn derjenige Marlene kannte, dann kann ich das durchaus schaffen.", meinte Mark und starrte direkt in die Kammera, "Schließlich habe ich mich verändert. Ich will dieser armen, gebrochenen Person helfen. Schließlich macht jeder Fehler. Ich weiß das. Ich denke ich kann sie dazu bringen aufzuhören."
Marlene Rauch war kurz davor die Fernbedienung gegen den Bildschirm des Fernsehers zu werfen, in der Hoffnung, dass sie in Marks manipulativen Fresse hängen bleiben würden.
Sie tat es nicht.
"Sie? Aber, Herr Prack, sie wissen schon, dass die Ermittlungen gegen das Vergewaltigungsopfer Marlene R. nichts ergeben haben, oder? Die Polizei hält R. für unschuldig!", fragte die Frau in Rot und schob sich eine aufgeplusterte Strähnen hinter das Ohr. Es war ein Wunder, dass man das Haarspray nicht knirschen hören konnte.
Mark lachte sein charmantestes Lachen.
"Vielleicht ist es nicht Marlene, aber es könnte immerhin jemand sein, den sie kennt. Nicole zum Beispiel. Ihre beste Freundin.
Nicole hat mich schon immer gemocht. Ich bin in Sicherheit."
Vor Wut schnaubend schaltete Marlene den Fernseher aus.
Er log.
Er log immer.
Immer!
Nicole mochte Mark Prack nicht.
Nicole hatte Mark Prack noch nie gemocht.
Nein, Nicole hatte von Anfang an gesagt, dass er ein furchtbarer Mensch war, und dass Marlene mit ihm Schluss machen sollte.
Aber Mark wusste das nicht.
Was er aber sehr wohl wusste, ist, dass Marlene sich alltäglich die Tagesschau ansah.
Er hatte nicht vorgehabt die Zuschauer zu manipulieren, er wollte sie manipulieren.
Sie auf Nicole hetzen.
Hinterher wusste er sogar von dem Ultimatum der Hand.
Nein, das war unmöglich, hoffte Marlene.
Aber immerhin wusste sie jetzt, dass Maximilian A. P. vorhatte, zu verschwinden.
Sie musste schnell handeln.
Ihr Telefon klingelte.
Der Apparat zeigte Nicoles Nummer.
Sie hatte keine Zeit für ihre beste Freundin.
Marlene Rauch musste einen Mord planen.
Ein Opfer finden.
Der Rape-List Slayer hatte zu tun.
Sie drückte den Anruf weg.
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