Kapitel 18- Ben
Fassungslos schaltete ich mein Handy auf Standby und ließ mich mit dem Rücken auf mein Bed fallen. Er war hier. War er wirklich hier?
Schnell rappelte ich mich auf und hastete zum Fenster. Mit einem Ruck riss ich es auf und schaute nach unten auf die Straße.
Tatsächlich.
Noan stand unten vor unserer Haustür und schaute genau in dem Moment hoch, in dem ich herunter schaute.
Breit lächelte er mich an und winkte mir. Etwas verwirrt runzelte ich die Stirn und schloss das Zimmer wieder.
Natürlich freute ich mich darüber, dass er mich nun mochte und doch wunderte ich mich darüber, wie sehr. Es war verblüffend, wie schnell er seine Meinung zu mir geändert hatte und vielleicht... Vielleicht würde er seine Meinung zu seiner sexuellen Richtung ja auch ändern. Ich wollte mir diesen Gedanken verbieten, denn das glaubte ich nicht. Noan war so ziemlich das Gegenteil von schwul und es würde auch nie passieren, dass er sich in mich verliebte. Doch während ich die Treppen hinunter ging, um ihm die Tür aufzumachen konnte ich nicht aufhören, mir Hoffnungen zu machen.
Gleichzeitig dachte ich auch, wie dumm ich eigentlich bin, mir Hoffnungen für etwas zu machen, was nie passieren wird.
Ich musste es einfach genießen. Genießen, dass Noan mit mir befreundet sein wollte und mich gern hatte. Ich musste glücklich darüber sein und doch, wünschte ich mir mehr.
„Warum brauchtest du so lange zum Tür aufmachen?”, fragte er mich direkt, als ich ihm die Tür aufmachte. Ich musste leicht grinsen, irgendwie vergaß er immer, mir Hallo zu sagen.
„Komm rein”, antwortete ich ihm nur und schloss die Tür hinter mir wieder.
Es dauerte nicht lange bis, er sich die Schuhe ausgezogen hatte und sich unaufgefordert, bei uns auf das Sofa gepflanzt hatte.
„Natürlich, setz dich ruhig hin, willst du noch wa s trinken”, bemerkte ich sarkastisch und er nickte abwesend, da er dabei war unser gsnzes Wohnzimmer mit seinen Augen abzuscannen.
Kopfschüttelnd trottete ich in die Küche und holte zwei Gläser heraus. Noan saß bei mir im Wohnzimmer und er hatte mich gern, glaubte ich zumindest. Der Gedanke daran, ließ es mir ganz warm ums Herz werden.
Gemächlich trug ich die Gläser ins Wohnzimmer und er konnte seine Verstreutheit nun endlich abschütteln, um mich genau in Augenschein zu nehmen. Sein Blick lastete ein wenig zu lange auf mir, doch dass überging mich, da ich mir einfach keine Hoffnungen machen wollte.
Er nahm mir das Glas mit Wasser dankend ab und klopfte auf den Platz neben sich. Ich ließ mich dort fallen und trank etwas aus meinem Glas.
„Du willst doch jetzt nicht wirklich noch los?”, fragte er und wurde zum Ende hin ganz kleinlaut. Bittend schaute er mich an und schob dabei seine Unterlippe nach vorne. Ich konzentrierte mich stark, nicht auf seine Lippen zu starren. Doch ich konnte nicht widerstehen, einen kurzen Blick darauf zu werfen.
Als er meinen Namen wiederholte, riss er mich damit aus meinen Gedanken und ich erinnerte mich an seine Frage. Schnell schaute ich auf meine Hände. „Nein nein. Keine Sorge, dass ist mir viel zu kalt”, beruhigte ich ihn und warf ihm ein schüchternes Lächeln zu.
Beruhigt atmete er aus und sank in eins unserer Kissen. „Ich dachte schon”, murmelte er und grinste mich dann breit an.
In dem Moment, indem er das sagte, hörte ich den Schlüssel im Schloss und meine Mum trat in das Haus.
„Hast du Besuch Ben?”, fragte sie sofort, warscheinlich weil sie Noans Schuhe gesehen hat. „Männlichen Besuch?!”, ergänzte sie und keine Sekunde später lugte ihr Kopf durch die Wohnzimmertür.
„Hi... Maman”, begrüßte ich sie langsam und runzelte die Stirn. Es war mir peinlich. Ihr Verhalten war mir peinlich, obwohl sie sich ganz normal verhielt. So wie immer halt.
„Guten Tag, Mrs. Fox”, begrüßte auch Noan meine Maman und stand sogar auf, um ihr die Hand zu reichen.
Ich prustete los und merkte an: „ich wusste ja gar nicht, dass du Manieren
hast.” Er schaute mich halb liebevoll, halb böse an und murrte ein: „Ey.”
Meine Mum lächelte mich nur liebevoll an. „Er zeigt dir nur sein wahres Ich Noan”, erklärte sie mit versonnener Stimme und rauscht ohne Kommentar in die Küche ab.
Noan ließ sich verwirrt zurück auf das Sofa fallen und schaute mich an. „Woher kennt sie meinen Namen?”, fragte er mich verwirrt und ich spürte die Röte in meinem Gesicht ansteigen.
„Ich hab ihr von dir erzählt”, erklärte ich, doch damit gab er sich nicht zufrieden. Er machte es sich gemütlich und schaute interessiert. „Was hast du ihr denn so erzählt?”, fragte er neugierig, „wie wunderbar ich bin?”
„Wie wunderbar egozentrisch und selbstliebend du bist, ja”, neckte ich ihn und seine Augen vergrößerten sich. Im Schock legte er die Hand auf seine Brust. „Du verletzt mich zutiefst”, murrte er und ich konnte nicht anders als zu lachen.
„Nimmst du mich etwa nicht ernst?!”, machte er weiter und trank was aus seinem Glas. Dabei verschluckte er sich und lachend klopfte ich ihm auf den Rücken. In der Zeit, war ich ihm so nah, wie noch nie und diese Nähe machte mich verrückt. Er roch so verdammt gut, wie die frische Luft nach einem Regenschauer. Man roch einen Rest von seinem Aftershave und ein Hauch Parfüm. Die Mischung war so faszinierend, dass ich für immer neben ihm liegen könnte. Obwohl ich das auch könnte, wenn er nicht so gut riechen würde.
„Danke danke, Benni”, keuchte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte und atmete einmal tief ein und aus. Schnell nahm ich die Hand wieder von seinem Rücken, nicht dass er auf den Gedanken kam, ich wäre in ihn verliebt.
„Hach”, hörte man meine Mutter aus der Küche schmachten und ich lief rot an. Sie hatte uns zugeschaut und das war das schlimmste, was sie hätte tun können.
„Gehen wir in mein Zimmer?”, fragte ich mit leiser Stimme und er nickte bedächtig. Er fühlte sich in Anwesenheit meiner Stalkermutter wohl auch unwohl. Ich stand auf, nahm mein Glas und führte uns beide in mein Zimmer, was er gründlich abcheckte, bevor er sich auf mein Rand des Bettes setzte und mich neugierig anschaute.
„Was?”, fragte ich und er lächelte selig, bis er mein Bücherregal entdeckte. Schnell war er aufgesprungen und nahm es unter die Lupe. Es war sehr persönlich und doch wollte ich ihn nicht davon abhalten. Kurze Zeit später hob er ein Buch hoch und drehte sich zu mir um.
„Kann ich mir das von dir ausleihen?”
Verblüfft starrte ich ihn an. „Ja, warum nicht”, überlegtr ich, stand von meinem Bett auf und ging zu ihm hinüber. Behutsam nahm ich ihm das Buch aus der Hand und strich über den Einband. Es war eins meiner Lieblingsbücher, aber ich vertraute ihm, dass er es nicht kaputt machen würde.
Als gab ich es ihm und er lächelte zufrieden. „Danke”, sagte er und schaute es in seinen Händen an, „ich will das schon eine Weile lang lesen, bin jedoch nie dazu gekommen, es zu tun.”
„Es ist gut, wirklich gut”, erklärte ich und ging zurück, um mich wieder auf mein Bett zu setzen. Ich benutzte es auch als Sofa, wenn Besuch kam und so machte auch Noan es sich neben mir gemütlich. Keinen Moment später hatte er sich mit meiner Bluetoothbox verbunden und ließ seine Musik.
Erstaunlicherweise war es recht ruhige Musik, nicht so extrem aufgedrehte Musik, wie ich immer hörte. Sondern hauptsächlich akustisches und ich genoss es hier mit ihm zu sitzen. Einfach nur ihn um mich zu haben.
Eine Weile lang schwiegen wir. Es war kein unangenehmes Schweigen, wir hörten einfach der Musik zu und sogen sie quasi in uns auf.
„Es ist schon verrückt”, murmelte ich und es war eher meinen Gedanken zu gesprochen, als ihm. Doch er drehte seinen Kopf zu mir und die Art, wie er mich anlächelte war so liebevoll, dass mein Herz höher schlug und ich dachte, ich ersticke.
„Was ist verrückt?”, fragte er mit rauer Stimme und zog dabei die Augenbrauen ein Stückchen hoch. Ab dem Moment schien die Sonne in mein Zimmer und es kam mir so vor, als würden seine Augen noch ein bisschen schöner werden, durch den Schein der Abendsonne.
„Das du mich innerhalb von 5 Tagen so gern hast, dass du mich anbettelst dir zu verzeihen, wegen einem kleinen Streit”, neckte ich ihn und vor Überraschung wurden seine Augen groß, bevor er mich leicht schubste.
Ich lag jedoch auf dem Rand meines Bettes und so gab mir der Stupser den Rest. Mit einem lauten Rums fiel ich von meinem Bett und landete auf dem harten Boden. Ich hatte mich noch an Noan festhalten wollen, doch es funktionierte nicht und so lag ich auf dem Rücken neben meinem Bett und stöhnte auf.
„Aua”, murrte ich und Noans besorgter Kopf erschien über der Bettkante. „Geht es dir gut?”, fragte er und ich schnaubte: „Dein Ernst Noan?!”
„Ja”, sagte er trocken und streckte einen Arm aus. „Los komm, zieh dich hoch”, bot er mir an, doch das hatte ich nicht vor. Mit all meiner Kraft zog ich an seinem Arm und siehe da. Auch er fiel von meinem Bett. Doch eine Sache hatte ich nicht bedacht. Denn er fiel ja auf mich drauf.
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