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"Eins! Zwei! Eins! Zwei!"
Das Football Team von Hogwarts befand sich auf dem Sportplatz und begann mit dem üblichen Training. Der Coach rief den Rhythmus über das gesamte Feld und die Spieler schwitzten, während sie ihre Liegestütze machten. Harry war mit in der ersten Reihe und hatte bereits bis 112 gezählt, als der Coach abpfiff. Sofort ertönte das Geräusch von Körpern, die auf das Gras zusammensackten. Ron stöhnte auf und rang nach Luft und versuchte seinen Muskelkater in den Seiten zu überstehen. Mit sprunghaften Bewegungen stand Harry auf und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Der Coach stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte nur den Kopf.
"Kommt schon, Jungs! Weiter geht's!"
Mit gesamter Football-Ausrüstung begannen die Spieler mit dem Ausdauertraining und liefen ihre Runden am Rande des Spielfeldes. Harry gehörte mit zu denjenigen, die in der ersten Reihe liefen und versuchten ihre bisherige Bestleistung zu übertreffen. Bei einigen anderen Spielern sah es jedoch anders aus, die darum kämpften mindestens 10 Runden zu schaffen. Der Coach sah den Jungs beim Laufen zu, ehe er eine halbe Stunde später abpfiff. Für Harry war das eine reine Aufwärmphase, doch wusste er, dass es für andere beinahe das Gegenteil war. So auch für Ron, der in der Hocke versuchte nicht zu ersticken. Er war ein guter Spieler, doch hatte er noch viel vor sich, wenn er weiterhin Football spielen und nicht nur auf der Ersatzbank seine Saison verbringen wollte.
Der Coach versammelte die Spieler und hatte seine große Spieltafel dabei, die einige Spielzüge bildlicher erklären sollten. Für diese Trainingseinheit hatte Harry seinem Coach vorgeschlagen einige strategische Spielzüge zu trainieren, da er dies für wichtig erachtete. Auch wenn einige dem Coach bei seinen Erklärungen zuhörten, so gab es auch einige, die diese Pause ausnutzten, um erst einmal wieder zu Kräften zu kommen.
Die nächsten Stunden verbrachten sie mit Spielzügen einstudieren, Pass- und Fangübungen und mehr Ausdauertraining, bis die Sonne langsam unterging und es schwerer wurde die Spieler zu sehen. Wieder ertönte ein Pfiff und dieses Mal war es das für den Tag. Ein letztes Mal rief der Coach seine Spieler zu sich, erinnerte sie daran, was sie gut gemacht hatten und entließ sie für die Umkleidekabinen. Harry fühlte sich gut nach dem Training und ging gemeinsam mit Ron, Dean und Seamus zu den Umkleidekabinen. Die Spieler unterhielten sich lautstark über verschiedene Themen und zogen nebenbei die Trainingskleidung aus. Eine Dusche kam Harry gerade recht. Der Schweiß rann seinen Oberkörper herunter, als er sein Shirt auf die Bank legte. Seine Hose klebte an seinen Beinen und es dauerte ein wenig, bis er sie von seinem Körper bekam. Das Handtuch, welches er sich bereist beiseite gelegt hatte, legte er über seine Schulter und ging zu den Duschen. Die Gemeinschaftsdusche hatte genug Platz für alle Spieler und gefühlt stand jeder nach dem Training an genau derselben Stelle. So auch Harry, der meistens die letzte Dusche im Raum nahm, hinten links in der Ecke. Das kühle Wasser spülte den Schweiß und die Hitze weg und leicht atmete Harry aus. Er genoss es jedes Mal, nach dem Training zu duschen und jedes Mal versank er dabei in Gedanken. Die Gespräche der anderen blendete er aus und konzentrierte sich auf das Rauschen des Wassers. Er dachte an viele Dinge: an das absolvierte Training, seine Studien, seine Hausaufgaben, die er bestimmt wieder vergessen hatte und... an die Situation mit Malfoy. Vor seinem geistigen Auge starrte ihn der Logikstudent monoton mit seinen grauen Augen an und sagte nichts.
Harry öffnete die Augen und starrte auf die Fliesen vor ihm. Ein wenig verwirrt durchzog er mit seinen Händen sein nasses Haar und ließ das Wasser über sein Gesicht fließen. Noch immer war er genervt von der Tatsache gewesen, dass Malfoy ihm keine Nachhilfe geben wollte und vor allem, dass er dabei diesen selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht hatte. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, unterbrach eine Stimme seine Gedanken.
"Hey, Harry. Kommst du?"
Kurz drehte er sich zur Seite und merkte, dass er der Letzte war, der noch unter der Dusche stand. Ron war bereits umgezogen und stand in der Tür. Er warf seinem Freund einen fragenden Blick zu, eher diese auf seine Frage reagierte. Der Teamcaptain drehte den Wasserhahn zu, schnappte sich sein Handtuch und trocknete sich ab, während er zurück zur Umkleide ging, um sich anzuziehen.
"Alles okay? Sonst brauchst du doch nie so lange."
"Ich hab' nachgedacht", gab Harry zu, während er ein trockenes T-Shirt aus seiner Trainingstasche heraus nahm und es anzog.
Ron verschränkte die Arme und lehnte sich leicht gegen ein freies Wandstück.
"Das habe ich gesehen", antwortete der Rotschopf und tippte ein wenig mit der Fußsohle auf und ab, "trotzdem verbringst du meistens nicht so viel Zeit damit."
Harry zog eine neue Boxershorts und darüber seine Trainingshose mit seiner Trikot-Nummer an und versuchte nebenbei seinen nächsten Satz zu formulieren.
"Ich hab versucht eine Möglichkeit zu finden, wie ich Malfoy umstimmen kann."
Bei dem Namen weiteten sich Rons Augen, auch wenn Harry das nicht mitbekam.
"Malfoy?! Dieser reiche Fatzke? Was will er von dir?", fragte Ron, ziemlich verwirrt und gleichzeitig verständnislos.
Harry antwortete mit einem fragenden Blick, ehe er sich seine Jacke schnappte und sie sich überwarf. Den Rest seiner Kleidung schmiss er in seine Tasche, schloss den Reißverschluss und hievte den Gurt auf seine Schulter. Die Tasche war schwer, wie bei jedem Training, doch mittlerweile war Harry das gewohnt. Gemeinsam verließen sie die Umkleidekabinen und machten sich auf den Weg zu ihrem Schlafsaal.
"Er will nichts von mir. Ich habe ihn gefragt, ob er mir Nachhilfe gibt. Hermine ist ja nicht da und bei einigen Fächern könnte ich wirklich Hilfe brauchen."
Noch immer war Ron ziemlich perplex von der Idee seines besten Freundes.
"Und da fragst du ausgerechnet diesen Schnösel? Harry, es gibt tausende Studenten, die dir liebend gerne Nachhilfe geben würden. Du bist schließlich der Star der Football Mannschaft. Malfoy hilft niemandem."
Harry hörte Ron zwar zu, doch war diese ganze Situation ungewohnt. Die beiden Football Spieler traten in den Beta-Trakt und folgten dem Korridor zum Westflügel.
"Woher kennst du Malfoy? Mir ist er bis heute nicht mal aufgefallen."
"Jeder kennt Malfoy, Harry. Wirklich jeder!"
Es war bereits dunkel draußen und der Beta-Trakt war still. Die meisten Studenten schliefen bereits oder unterhielten sich leise in ihrem Zimmer. Harry schloss die Tür zum Gemeinschaftsraum auf, wo Seamus, Neville und Dean auf dem Sofa saßen und sich unterhielten. Als Ron und Harry eintraten, wandten sich die Drei zu ihnen und grinsten breit.
"Hey, Harry", sagte Neville und hatte einen seiner Blumentöpfe in den Händen, mit einer Pflanze, die der Captain noch nie zuvor gesehen hatte.
Nevilles Zimmer bestand teilweise nur aus Pflanzen, um die er sich kümmerte, daher war es nicht sonderlich überraschend, auch eine im Gemeinschaftsraum zu sehen, doch meistens konnte Harry diese auch irgendwie zuordnen.
"Hey, Neville", antworteten Harry und Ron gleichzeitig und gesellten sich zu den Dreien aufs Sofa.
"Harry hat Malfoy um Nachhilfe gebeten", platzte es Ron heraus und sofort wurde Harry von den anderen angestarrt.
"Du hast was?", fragte Dean perplex, während Neville den Mund nicht wieder geschlossen bekam.
"Du bist verrückt", sagte Seamus und schüttelte nur den Kopf.
Harry verstand nicht, wo das Problem lag und starrte perplex zurück.
"Kann mir mal jemand erklären, weshalb sich jeder so benimmt, als hätte ich mit dem Teufel einen Vertrag abgeschlossen?"
Neville setzte vorsichtig seine Pflanze auf den kleinen Tisch ab, der sich zwischen den beiden Sofas befand und hielt sich bei dem Thema zurück. Dean und Seamus hingegen begannen gleich mit ihren Erklärungen, während Ron noch immer nicht fassen konnte, dass Harry tatsächlich mit Malfoy geredet hatte.
"Malfoy ist kalt wie ein Eisberg. Der interessiert sich nicht für andere und behandelt andere, als wären sie Luft oder ihm nicht ebenbürtig. Er ist eitel, selbstverliebt und interessiert sich nur für sich!"
"Selbst wenn du ihm einen Gefallen tust, heißt das noch lange nicht, dass er dir auch nur für einen Satz in einem Expose hilft. Er ist einfach eingebildet, Harry. Selbst wenn er dir Nachhilfe geben sollte, wird es dir nicht gefallen. Er hasst es, wenn Leute etwas nicht wissen."
"Vergiss es, Harry", beendete Ron die Erklärungen von Dean und Seamus, die sich beide in das Sofa gelehnt hatten, als Ron übernahm, "Malfoy wird nie nachgeben."
Ron wusste genau, was für einen Dickschädel Harry hatte, doch selbst mit der Hilfe von Seamus und Dean, konnte er die Einsicht seines besten Freundes nicht erreichen.
"Warum fragst du nicht jemand anderen? Roger Davies, zum Beispiel. Er ist bekannt dafür, dass er jüngeren Studenten aushilft", gab Neville dann vorsichtig von sich und sah zu Harry.
Der Football-Captain seufzte ein wenig und lehnte sich dann in das Sofa zurück. Er verstand die Punkte, die Dean und Seamus angesprochen hatten und die Idee von Neville war nicht schlecht. Es ging ihm ja auch nicht um Malfoy an sich, sondern darum, Hilfe zu bekommen. Und die würde er auch von jemand anderes erhalten, wenn er nur fragen würde. Kurz sah Harry auf die Uhr. Es war spät, ziemlich spät. Wieder verließ ein Seufzer seine Lippen, ehe er aufstand und sich kurz streckte.
"Danke, für eure Meinungen. Ich geh ins Bett."
Seamus und Dean nickte ihm zu, während Ron es ihm gleichtat und ebenfalls aufstand. Die beiden Freunde teilten sich ein Zimmer und Ron war meistens viel zu laut, wenn er sich Bett-fertig machte.
"Gute Nacht", sagte Neville mit einem leichten Lächeln und gemeinsam mit Ron verschwand Harry in ihrem Zimmer.
Das Fenster war noch offen und das Zimmer kalt. Die sanfte Nachtluft war angenehm für den Captain und er ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte für den nächsten Tag vieles auf dem Zettel stehen. Einige Vorlesungen hatte er gemeinsam mit Ron, andere wiederum allein. Doch fragte sich Harry, in welchen Vorlesungen Malfoy saß. Hatten sie viele gemeinsam?
Ron fiel mit dem Gesicht zuerst auf sein Bett, seufzte kurz aus und schmiss sich die Decke über den Kopf.
"Nacht, Harry", gab er noch kurz von sich, ehe Harry dasselbe erwiderte.
Doch Harry blieb noch ein wenig wach. Er starrte auf die Decke des Zimmers und ließ die Worte von Seamus, Dean und Neville in seinen Ohren widerhallen. Ihm wurde klar, dass es unmöglich war bei Malfoy Nachhilfe zu bekommen. Doch dieser Gedanke ließ ihn nur noch stärker daran festhalten, dass er es irgendwie schaffen musste. Für ihn war unmöglich kein Wort.
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