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„Was starten wir heute?", ist das Erste, was Elio die anderen fragt, als er mit seinem Fahrrad vor ihnen zum Bremsen kommt.
„Ich finde, wir sollten in diesen Bonbon-Laden gehen. So ein Süßigkeitenladen, der hatte letzte Woche Neueröffnung und da Stean doch so gerne Süßigkeiten isst", erklärt Lenne.
„Ja, er isst viel zu viele Süßigkeiten", sagt Marzia und streicht ihm über seinen kleinen Bauch.
„Massephase", erwidert Stean eingeschnappt.
„Bonbon-Laden klingt nach einem guten Plan. Ich brauche viele, viele bunte Bonbons für meine Reise", lacht Elio.
„Das heißt viele, viele bunte Smarties", erwidert Stean.
„Ich brauche aber viele bunte Bonbons", antwortet Elio.
„Man kann sich da wohl auch eigene Schokolade und sowas herstellen", erklärt Lenne.
„Das müssen wir unbedingt machen", ruft Storm. Sie alle steigen in das Auto von Stean und quetschen sich gemeinsam hinein.
„Wir brauchen aber schon noch Platz für die ganzen gekauften Bonbons", scherzt Stean.
„Zwei müssen mit der Bahn nach Hause fahren", fügt er noch hinzu.
„Das könnten doch Lian und Storm machen", neckt Marzia ihre beiden Freunde, doch bevor sie noch etwas sagen kann, hält Storm ihr warnend die Hand vor den Mund. Sollte Marzia es den anderen verraten, würde sie ärger mit Lian bekommen. Immerhin hatten die beiden sich versprochen, es keinem zu sagen und sie hatte es weiter gegeben. Wenn Marzia es nun den anderen erzählen würde, hätte Storm ein großes Problem. Nach einer Weile des Fahrens, Landstraße, Autobahn und in der Stadt suchen die Freunde einen Parkplatz in der Nähe des Ladens und können froh sein, dass Stean einen Führerschein und ein eigenes Auto hatte.
„Danke für das viele Rumfahren übrigens", bedankt sich Lian bei seinem Freund, als die beiden noch bei dem Auto sind, während die anderen schon vorgehen.
„Ehrensache", antwortet Stean. „Und nun lass uns schnell zu den anderen, bevor sie den Laden noch ohne uns einnehmen"
Es war erstaunlich leer in dem Laden, aber vermutlich war dies so, weil gerade Sommerferien waren und alle im Urlaub waren. Hier kam selten jemand her, um Urlaub an diesem Ort zu machen. So hatten sie fast den ganzen Laden für sich alleine und konnten den Koch oder den Konditormeister, Süßigkeitenhersteller alles Mögliche fragen. Es wunderte, dass er noch keine Löcher im Bauch hatte, nachdem sie ihn über alles ausgefragt hatten. Die Freunde stellten tatsächlich ihre eigenen Süßigkeiten her.
„Lass uns eine Schokolade für jeden von uns machen, auf der jeder von uns unterschreibt. Als Erinnerung" , schlägt Storm vor. Dies taten sie auch und so bekam jeder seine eigene Schokolade.
„Sollten wir Mal berühmt werden, dann wird das hier ein Vermögen wert sein", sagt Elio lachend.
„Wenn es bis dahin nicht verschimmelt ist", erwidert Stean lachend.
„Das könnte ich echt den ganzen Tag machen", freut Storm sich.
„Wäre das nicht ein Job für dich?", fragt Marzia sie vorsichtig. Storm wusste noch nicht, was sie nun nach der Schule machen würde. Alle hatten irgendwie einen Plan. Marzia würde eine Ausbildung zur Konditormeisterin beginnen und Elio würde Tänzer werden. Berühmter Tänzer in Australien. Lenne würde Tiermedizin in Hamburg studieren und Tierärztin werden. Lian würde wahrscheinlich die Farm von seinem Vater übernehmen, denn er ging darin auf. Er liebte seine Schafe. Er liebte das Dorf und würde niemals hier wegziehen. Er würde alles erben und der beste Bauer werden, denn die Welt je gesehen hatte. Stean würde bestimmt einmal berühmter Maler werden, doch auch er hatte einen Plan, was er nach der Schule machen würde. Er würde Film studieren und wahrscheinlich einmal Regisseur werden. Und sie würde ohne ihre Freunde vergammeln, weil sie keine Ahnung hatte, für was sie sich entscheiden würde, was sie mit ihren restlichen Leben anfangen will.
„Ich weiß nicht. Ich glaube, ich kann mir das nicht für mein restliches Leben vorstellen. Was braucht man da denn für eine Ausbildung zu?", fragt sie.
„Keine", sagt der Mann.
„Aber ich brauche doch eine Ausbildung, ein Studium, irgendetwas.", erklärt sie.
„Dann ist das sicherlich nichts für mich. Aber vielleicht kann ich in diesem einem Jahr, welches mir bleibt. Welches ich habe, in dem ich mich entscheiden muss, hier aushelfen und hier arbeiten. Oder eben auch im Laden. Dort suchen sie jemanden. Teilzeit, oder?" , fragt sie.
„Vielleicht kann ich hier Teilzeit arbeiten und dort ebenfalls", überlegt sie laut.
„Ich werde dir das hier einfach Mal mitgeben", sagt der Mann und drückt ihr ein Formular in die Hände. Nachdem sie alle Süßigkeiten hergestellt haben, täuscht Storm vor, noch einmal mit dem Besitzer alleine reden zu wollen, sodass sie noch Bonbons für Elios Abschied kaufen kann. Danach läuft sie zu den anderen und sie fahren gemeinsam nach Hause. Sie kauft eine Menge Bonbons, um sie bei der Abschiedsfeier zu servieren und sie kauft noch mehr, damit er sie mit auf seine Reise nehmen kann. Es ist seine eigene Schuld. Er meinte schließlich er bräuchte viele und so wird er bei jedem Bonbon an die Freundesgruppe denken. Danach fahren sie nach Hause und wollen alle gemeinsam noch einmal an den See. Sie wollen jede einzelne Sekunde genießen. Stean setzt alle ab und sie kramen noch einmal ihre Badesachen zusammen, um gemeinsam im See baden zu gehen.
„Wollen wir noch ein letztes Mal etwas verrücktes machen?", fragt Lenne grinsend in die Runde.
„Anstatt uns nun umzuziehen, springen wir nun alle gemeinsam nackt in den See", grinst sie die anderen an.
„Hier ist kein Schwein, also kann es euch nicht jucken. Wir haben uns als Kinder alle so oft nackt gesehen, also seid keine Weicheier", grinst sie die anderen an und zieht ihr Oberteil aus.
„Ey, kommt. Wir spielen auch andauernd Strippocker. Nun stellt euch nicht so an", fügt sie hinzu, als sie anderen sie entgeistert anschauen und zieht ihre Hose von den Beinen, sodass sie nur noch in Unterwäsche vor den anderen steht. Elio tut es ihr nun gleich und nun steht er, auch nur in Unterhose vor den anderen und neben Lenne.
„Na, was ist?", neckt er die anderen.
„Schämt ihr euch? Ihr habt das doch schon einmal mit uns gemacht", sagt er.
„Ist es, weil es da dunkel war?", fragt er.
„Ach kommt. Marzia und Stean. Ihr beide habt euch doch eh schon tausend Mal nackt gesehen.", erklärt Lenne. Nun gesellen auch die beiden sich in Unterwäsche zu den anderen.
„Los, nun ihr auch noch. Das kann doch nicht so schwer sein", versucht Lenne die letzten beiden auch noch zu überreden. Die beiden ziehen sich ebenfalls widerwillig aus. Nun stehen sie alle, wie die Hühner auf der Stange nebeneinander und lassen ihre Höschen fallen, um danach gemeinsam ins Wasser zu springen.
„Geil", ruft Lenne.
„Sowas wollt ich schon immer Mal machen", ruft Elio lachend.
Nachdem sie eine Weile im Wasser sind, läuft Elio schließlich zu den Handtüchern und man sieht nur seinen nackten Po. Er bindet sich das Handtuch um die Hüften und zieht seine Unterhose wieder an, um den anderen ebenfalls ihre Handtücher zu reichen.
„Also mir reicht es für die nächsten Jahre mit verrückten Dingen", stellt Marzia lachend fest.
Sie verbringen noch den restlichen Tag am See und gehen schließlich alle spät am Abend, nachdem sie noch ein Lagerfeuer gemacht haben, nach Hause. Storm und Lian gehen gemeinsam nach Hause und schlafen noch einmal bei ihm.
„Wann wollen wir es ihnen eigentlich sagen?", fragt Lian auf dem nach Hause weg.
„Wenn sie es herausfinden?", fragt sie.
„Und wann soll das sein, wenn wir uns nicht gerade küssen?", fragt er.
„Dann müssen wir uns eben küssen", grinst sie und tut genau das.
Die beiden setzten sich in Lians Zimmer, bis sie beginnt zu reden.
„Lian ich habe Angst", gibt sie zu.
„Wovor?", fragt er sie.
„Vor der Zukunft"
„Weshalb?"
„Weil alle wissen, was sie wollen. Und ich noch nicht einmal weiß, in welche Richtung ich gehen möchte", erklärt sie ihm.
„Du wirst es noch früh genug herausfinden. Storm, du bist neunzehn. Das ist verdammt jung", erklärt er ihr.
„Aber ihr, ihr seid genauso jung und habt alle eine Vorstellung von eurem Weiteren Leben", erklärt sie und beginnt zu schluchzen.
„Storm. Hey", sagt er und nimmt sie in den Arm, um sie zu trösten.
„Auf mir lastet einfach ein so hoher Druck. Ich kann dem nicht standhalten", weint sie und lässt sich von ihm über den Arm streicheln.
„Es ist alles okay. Du hast ein ganzes Jahr Zeit, das herauszufinden", versucht er ihr zu erklären.
„Man muss sich nicht gleich nach dem Abi ins Studium hereinschmeißen. Die anderen sind nun mal anders, als du"
„Du aber auch"
„Ich bin auch anders als du. Natürlich bin ich das. Wir zwei sind auch völlig verschiedene Personen, wie wir alle es sind. Jeder ist da anders. Du, Elio, Lenne, Stean, Marzia, Ich. Wir alle sind grundlegend verschieden. Alle. Deshalb sind wir in dieser Hinsicht auch alle anders"
„Ich meine, schaue dir uns an. Was wir für verschiedene Wege gehen. Elio geht ans andere Ende der Welt und ist im künstlerischen Bereich tätig. Er riskiert so viel, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Er ist verdammt mutig. Lenne hingegen studiert Medizin, was uns immer allen schon klar war. Aber sie studiert und Marzia wiederum macht eine Ausbildung zur Konditorin, was auch ziemlich sicher ist. Stean will Regisseur werden. Ein riskanter Weg, noch riskanter, als bei Elio, denn ihn hat noch niemand entdeckt. Wenn es gut läuft, wird er, wie Till Schweiger, berühmt. Wenn er Pech hat, geht er unter.", versucht sie ihr klar zu machen, dass sie alle anders sind.
„Aber jeder hat eine Richtung. Jeder weiß zumindest, was er machen will. Warum weiß ich das nicht?"
„Weil du Zeit brauchst"
In den nächsten Tagen sind sie noch viel am See und unternehmen viel gemeinsam, wobei es sich am Ende nicht vermeiden lässt, dass die anderen es mitbekommen, dass Storm und Lian inzwischen ihren Weg zu sich gefunden haben. Sie reden noch einmal über Lenne und beschließen schließlich, es allen zusammen zu sagen. Falls sie wirklich in Lian verliebt ist, dann müsste sie damit leben. Die beiden glauben jedoch nicht daran und so küssen sie sich, als sie wieder einen Tag am See gemeinsam verbringen.
Die anderen bekommen dies mit und Elio, sowie Lenne fangen an zu kreischen.
„Waaas?", fragen die beiden.
„Lian und ich sind nun zusammen", sagt Storm grinsend.
„Wie? Wann? Was? Wo?", fragt Elio und die Freunde wollen alles wissen.
„Wieso seit ihr nicht überrascht?", fragen die beiden Stean und Marzia.
„Storm hat es mir gleich am nächsten Tag erzählt", sagt Marzia.
„Und Marzia konnte ihren Mund nicht halten", sagt Stean mit den Schultern zuckend.
„Marzia", sagt Storm vorwurfsvoll.
„Wie du sieht konnte ich meinen Mund halten", sagt Stean grinsend zu Storm. Lian und Storm erzählen die ganze Geschichte noch einmal breit und können sich das Grinsen nicht verkneifen. Die beiden sitzen auf der Decke und Lian hat den Arm um Storm gelegt.
„Endlich habt ihr es beide geschnallt!", sagt Lenne.
„Du bist aber auch ein ganz schöner Spätzünder, Storm", sagt Lenne.
„Wir freuen uns für euch", sagt sie und umarmt die beiden.
„Auf jeden Fall", sagt auch Elio und umarmt die beiden ebenfalls.
„Nun brauchen nur noch wir beide uns finden", lacht Elio. Die beiden wussten, dass sie nur beste Freunde sind und nichts voneinander wollen. Sie redeten immer offen über das Thema und hatten beide jemand anderes im Sinn. Zumal es mit der Entfernung niemals zwischen den beiden funktioniert hätte. Auch Lenne stimmt in das Lachen mit ein.
„Wäre das nicht was für euch?", fragt Lian.
„Niemals!", rufen die beiden lachend.
„Zwei Paare in unserem Freundeskreis reichen uns. Elio und ich müssen uns ja noch zusammen über euch ekeln können", sagt Lenne grinsend.
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