24
Am nächsten Morgen wacht Lian mit einem Lächeln im Gesicht auf. Er muss an das letzte Wochenende denken und daran, was Storm zu ihm gesagt hat. Sie würde gerne öfter mit ihm Motorrad fahren. Er dreht sich nicht noch einmal um. Er setzt sich auf und nimmt sein Handy in die Hand, um ihr zu schreiben.
Nach einer Weile, als die beiden sich um die Tiere gekümmert haben, gefrühstückt haben und sich angezogen haben, treffen sie sich bei Lian und holen die Maschine wieder aus der Werkstatt.
„Wo soll es denn hingehen?", fragt sie neugierig.
„Lass dich überraschen", grinst er sie an und reicht ihr einen Helm. Er startet die Maschine und die beiden fahren ins Ungewisse. Sie fahren auf vielen Landstraßen und Storm hat sich noch nie so frei gefühlt. Auch Lian genießt den Moment, denn Storm umarmt ihn, weil sie ihn festhält und dies über eine halbe Stunde lang.
„Wow. Wir sind wieder an diesem magischen Ort", sagt sie nach einer Weile, als sie angekommen sind und Lian das Motorrad am Waldrand abgestellt hat.
„Ich habe noch viel mehr zu bieten. Lass uns doch eine Weile die Gegend erkunden", sagt er und schließt währenddessen das Motorrad an. Die beiden legen die Helme dazu und gehen dann weiter hinein in den tiefen Wald. Storm kommt gar nicht mehr aus dem Staunen raus.
„Ich habe das Gefühl, dieser Ort ist sogar noch schöner, als das letzte Mal", sagt sie.
Nach einer Stunde haben sie die ganze Gegend erkundet und machen sich wieder in Richtung des Motorrads.
„Ich möchte noch weiter mit dir fahren", sagt er und die beiden setzten sich noch einmal auf das Motorrad, um eine weitere Runde Freiheit einzuatmen.
„Unser Strand", lächelt sie, als die beiden angekommen sind.
„Meinst du, wir entdecken wieder Schildkröten?", fragt er.
„Ich denke nicht. Aber das sind wirklich magische Orte, oder?", fragt sie und er nickt. Er betrachtet sie lächelnd. Sie ist wirklich die Schönste Frau auf Erden, im ganzen Universum. Sie ist so schön, wenn sie einfach nur da steht und auf das Meer schaut, es beobachtet mit all seinen Facetten. Und einfach nur sie selbst ist.
„Wollen wir uns einen Augenblick hinsetzen und den Moment genießen?", fragt er sie. Sie nickt und setzt sich neben ihn in den Sand. Auf einmal hören sie jemanden Klavier spielen und Storm will das Ganze entdecken gehen. Sie kommen an einem kleinen Restaurant an, bei dem sie sich ein Eis bestellen und sich neben den Mann setzten, der unglaublich Klavier spielen kann. Alle Menschen um sie herum filmen das Ganze, denn sie sind unglaublich beeindruckt. Storm und Lian sind die einzigen, die wirklich den Moment genießen, sich dazusetzen, keine Handys aus den Hosentaschen holen, obwohl sie hier die Jüngsten sind. Sie sitzen nur da, lauschen dem Klavier und leben den Moment.
„Das war wirklich schön. Vielen Dank, dass sie uns diesen Moment geschenkt haben", ertönt es schließlich aus einem Mikrofon.
„Möchte noch jemand?", fragt die Dame, die das Mikrofon ergriffen hat.
„Na Los, Lian", neckt Storm ihn.
„Okay, ich mache es", sagt er und nimmt seinen ganzen Mut zusammen. Er hebt die Hand und die Dame entdeckt ihn kurz darauf auch.
„Das sind aber junge Gäste. Schön, dass ihr gekommen seid. Magst du wirklich spielen? Das freut mich total. Hier ist deine Bühne", sagt sie und macht eine einladende Bewegung mit den Armen. Lian steht langsam und zögerlich auf, aber er hat einen Entschluss gefasst und setzt sich an das Klavier. Noch einmal holt er tief Luft und beginnt dann zu spielen. Es ertönt die Melodie von 'Can't take my eyes off you'. Nach ein paar Tönen beginnt Lian außerdem dazu zu singen. Storm bekommt in diesem Moment tatsächlich Gänsehaut, denn sie wusste nicht, dass eine Stimme so schön klingen kann. Sie wusste nicht, dass Lians Stimme so unglaublich schön klingen kann. Erst in diesem Moment bemerkt sie, wie schön ihr bester Freund eigentlich ist und wie viel sie tatsächlich für ihn empfindet. In diesem Moment kann sie es sich das erste Mal eingestehen.
Vielleicht war sie schon immer verliebt in ihn und konnte es nicht wahrhaben, wollte es nicht wahrhaben, wollte es sich nicht eingestehen, denn es gab nie jemanden, der so gut zu Storm war, wie er es war. Sie liebt ihn aus ganzem Herzen. Dies wird ihr in diesem Moment das erste Mal klar. Sollte sie ihn küssen? Immerhin weiß sie, was er für sie empfindet. Trotzdem entscheidet sie sich dagegen, denn sie wollte einen Moment mit ihm alleine. Ganz alleine, in dem sie den Moment genießen kann. Als Lian aufhört zu spielen, klatschen alle Beifall und auch Storm ist außer sich.
„Das war unglaublich. Seit wann kannst du das?", fragt sie.
„Klavier spielen? Seit ich ungefähr fünf Jahre alt bin. Aber das müsstest du doch wissen", ärgert er sie, denn er weiß natürlich genau, was sie meint.
„Seit wann kannst du so gut singen?", fragt sie entgeistert.
„Ich habe heimlich geübt", grinst er.
„Um mich zu beeindrucken?", neckt sie ihn. Nun wird er rot und eine unangenehme Stille zwischen den beiden entsteht. Die Frau, die auch Lian auf die Bühne holte, läuft nun wieder im Publikum herum und so wird die Stille überbrückt. Es spielen noch einige auf dem Klavier und einige singen auch nur. Am Schluss ist eine Familie dran und Lian und Storm tanzen gemeinsam. Sie überlegt die ganze Zeit ihn zu küssen, doch auch hier sind ihr zu viele Menschen vorhanden und im Endeffekt findet sie nicht den passenden Moment. Es ist, als hätte sich auf einmal ein Schalter in ihrem Gehirn sich umgedreht. Auf einmal hatte sie dieses Kribbeln im Bauch, vom dem Marzia und Lenne gesprochen hatten. Die beiden haben an diesem Tag sehr viel Spaß zusammen und nachdem sie aufgegessen haben, steigen sie noch ein letztes Mal auf die Maschine, um wieder nach Hause zu fahren und noch etwas gemeinsam mit den anderen zu machen.
„Was ist für heute geplant?", fragen die beiden, als sie ankommen. Die anderen hatten sich schon alle versammelt.
„Ich dachte, wir müssen diesen Sommer noch einmal Erdbeeren pflücken gehen. Was haltet ihr davon?", fragt Lenne.
„Erdbeeren pflücken klingt gut. Danach noch bei diesem süßen Café in der Nähe Kuchen essen?", fragt Marzia und die anderen sind einverstanden. Dieses Mal fahren sie allerdings alle wieder mit dem Auto zu Stean. Immerhin wollen sie die ganzen Erdbeeren, die sie am Ende eingesammelt haben, natürlich auch mitnehmen und dafür sind die Motorräder eher ungeeignet.
„Ich glaube, ich war noch nie Erdbeeren pflücken", gibt Elio zu.
„Dann wird es aber Mal Zeit", lacht Lenne. Sie fahren nicht weit, denn ein Erdbeerfeld ist ganz in der Nähe. Immerhin wohnen sie auf einem Dorf, wo es jede Menge Felder in der Umgebung gibt und so sind sie schnell da und haben jede Menge Zeit, um die Erdbeeren pflücken zu gehen.
Ein paar der Erdbeeren kaufen sie am Ende auch, um sie mit nach Hause zu nehmen. Sie haben jeder einen einzelnen Korb für die Familie und haben noch einen Korb mitgenommen, um daraus Erdbeerkuchen zu backen.
„Zuerst ins Café oder erst Erdbeerkuchen backen?", fragt Stean.
„Erst ins Café. Das haben wir uns jetzt verdient", gibt Elio zurück und auch die anderen nicken begeistert. Zum Café haben sie einen längeren Weg, weil dieses in die andere Richtung liegt und so fahren sie eine Weile, bis sie angekommen sind. Die anderen gehen schon einmal in den Laden hinein, während Stean einen Parkplatz sucht.
„Was möchtest du denn für einen Kuchen?", fragt Lian noch, doch da haben die anderen schon die Türen zugeschlagen und Stean fährt davon.
„Pflaumenkuchen mag er am liebsten", antwortet Marzia stattdessen lächelnd.
„Sollen wir schon einmal einen Tisch suchen und ihr bestellt unseren ganzen Kuchen?", fragt Storm und die anderen nicken. Nachdem sie den Kuchen bestellt haben, setzen sie sich zu den anderen an den Tisch und in diesem Café sieht es wirklich gemütlich aus. Sie haben sich die Kuschelecke ausgesucht und setzten sich dort hinein. Auch wenn es gerade höchster Sommer und unglaublich heiß ist, kuscheln sie sich dennoch in die Kissen.
„Im Winter muss es hier traumhaft sein", schwärmt Lenne.
„Lass mich bloß mit dem Winter in Ruhe", sagt Marzia.
„Ja, wir haben noch Hochsommer. Bleib damit so weit weg, wie möglich", stimmt auch Storm zu.
Die anderen kommen inzwischen mit dem Kuchen und auch Stean ist dabei, um sich mit dazu zu setzen. Anscheinend hatte er inzwischen einen Parkplatz gefunden.
„Pflaumenkuchen. Ihr seid echt die Besten", freut Stean sich und setzt sich zu den anderen. Sie essen eine Weile den Kuchen und unterhalten sich eine Weile. Sie bestellen noch jeder etwas zu Trinken und machen sich eine gute Stunde später wieder auf den Heimweg.
„Es ist schon spät geworden", sagt Lenne mit einem Mal und möchte sich auf den Heimweg machen. Auch die anderen sind inzwischen müde geworden. Sie waren Mal wieder extrem viel draußen und haben die Meeresluft eingeatmet, sodass man abends besonders müde wird und gut schlafen kann.
„Dann lass uns Mal nach Hause fahren und euch Schlafmützen absetzen", grinst Stean, der der einzige war, der immer noch hellwach ist. Dies ist allerdings auch gut so, denn er ist derjenige, der das Auto fahren muss.
„Auf geht's. Ich gehe bezahlen", sagen Marzia und Storm und verschwinden an der Kasse des Cafés.
„Hier", sagen Lian und Elio, sowie Lenne und Stean. Sie drücken den beiden Mädchen ihren Anteil in die Hand, sodass sie gemeinsam für alle bezahlen können.
„Danke", sagen die beiden und verschwinden schließlich. Sie machen sich schon einmal auf den Weg zum Auto.
„Heute war ein schöner Tag", erzählt Lenne grinsend.
„Jeder einzelne Tag mit euch ist wunderbar. Mir graut schon vor dem Tag meiner Abreise in ein paar Tagen", erwidert Elio.
„Mir auch", antwortet Lenne.
„Wir müssen die letzten Tage noch genießen", erklärt Stean und steigt in das Auto ein.
„Wir müssen das Beste aus den restlichen Tagen gemeinsam machen. Noch einmal ganz viel Zeit miteinander verbringen, bevor wir uns trennen", gibt auch Lian seinen Senf dazu.
„Morgen?", fragt Stean.
„Morgen muss ich noch ganz viel Kram für meinen Aufenthalt in Australien machen und den Scout treffen, aber die restlichen Tage danach machen wir alles zusammen, okay?" , fragt Elio.
„Okay", sagen alle zusammen im Chor. Auch Storm und Marzia sind inzwischen eingetroffen und gesellen sich zu den anderen dazu.
„Ab übermorgen machen wir alles mit Elio zusammen, um noch einmal die letzte Zeit auszukosten, okay?", fragt Stean die beiden.
„Okay. Warum nicht schon ab morgen?" , fragen sie.
„Morgen muss er noch Sachen für Australien vorbereiten", antwortet Stean und fährt nun los. Die ganze Autofahrt über reden sie über die restlichen Tage, die ihnen zusammen verbleiben.
„Es sind echt nicht mehr viele Tage. Fünf, um genau zu sein" , sagt Marzia mit einem Mal. Sie fahren den restlichen Weg schweigend zurück, da eine melancholische Stimmung aufgetreten ist. Am Ende verabschieden sie sich, doch Stean ruft noch einmal alle, bis auf Elio natürlich, zurück.
„Lasst uns morgen treffen und eine Überraschungsparty für Elio steigen lassen, okay?", fragt er.
„Wann soll diese Party sein?", fragt Marzia.
„Am letzten Tag, bevor er abreist und wir alle werden ihn zum Flughafen begleiten. Alles Weitere erkläre ich euch morgen und nun zischt ab, bevor er noch etwas mitbekommt", sagt er lachend und verscheucht sie in alle Richtungen.
Im Bett macht Lian sich noch lange Gedanken über Elios Abreise und das sie sich vielleicht danach nie wieder sehen werden. Er macht sich tausende Gedanken darüber, ob ihre Freundschaft bestehen bleibt, wenn einer von Ihnen so unglaublich weit weg ist und alle anderen sich ebenfalls im Land verteilen werden. Kann ihre Freundschaft diese Entfernung aushalten? Immerhin sind sie seit Kindertagen befreundet und trotzdem fragt er sich dies ständig, jeden Abend. Vielleicht, weil er Angst hatte, seine besten Freunde zu verlieren. Nach langem Grübeln schläft er letztendlich doch noch ein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro