10
„Wow, ist es hier nicht wunderschön?", fragt Storm ihren besten Freund, als die beiden bei dem Lichterfest ankommen.
„Ja, es sieht wirklich schön aus", gibt dieser geknirscht zurück. Auch wenn er mit einer solchen Antwort gerechnet hatte, trifft es ihn doch mehr, als er geglaubt hätte.
„Wollen wir was essen? Ich könnte einen Bären verdrücken", sagt sie und strahlt über das ganze Gesicht. Die beiden laufen über das Fest. Überall stehen kleine Buden, in denen man die verschiedensten Gerichte bekommt. Außerdem gibt es auch Los-Buden und man kann Dosen werfen, schießen und andere Dinge. Ein kleines Karussell wurde ebenfalls aufgestellt, welches mit vielen Lichtern verziert wurde. Es erinnert Storm ein bisschen an Paris, als sie dort einmal mit ihrem Vater in den Ferien war, stand dort ein ähnliches Karussell. Lian schlurft langsam hinter ihr her. Ein bisschen ist ihm die Lust an dem Fest vergangen, zumal es sowieso eine total romantische Atmosphäre ist. Er hätte Storm nicht fragen sollen. Die gesamte Zeit über macht er sich Vorwürfe, bis Storm ihn wieder aus seinen Gedanken reißt.
„Was wollen wir lieber essen? Es gibt viel zu viel Auswahl. Crêpes oder Würstchen? Pommes oder doch lieber Kartoffelsuppe? Frikadellen oder Brezel? Wurst im Brötchen?", fragt sie ihn fast alle Gerichte ab, die es in der Fressmeile gibt.
„Was willst du denn essen?", fragt er.
„Ich kann mich nicht entscheiden, deshalb frage ich doch eben dich", grinst sie. Danach hat sie sich auch schon wieder umgedreht und schaut alle Buden intensiv an. Lians Gedanken drehen sich die ganze Zeit um Storms Antwort und er kann nicht eine Sekunde an das Essen denken.
„Ich glaube, ich will ein Würstchen im Brötchen, und möchtest du auch eins?", fragt Storm ihn nun wieder. Lian nickt ihr einfach nur zu, denn er hat nicht gehört, was sie ihn gefragt hat. Sie zieht ihn an seinem Arm, um ihn in Richtung der Bude zu ziehen. Als die beiden davor stehen, grinst Storm schon wieder über beide Ohren. Lian jedoch ist enttäuscht, vielleicht auch ein bisschen wütend auf sich selbst und vor allem traurig. Er hätte nicht gedacht, dass diese Antwort so sehr sein Herz zerreißt, dass es ihn so dermaßen trifft.
„Alles okay?", fragt Storm.
„Ja, klar", lächelt Lian sie an.
„Wirklich?", fragt sie. „Du siehst irgendwie traurig aus"
„Ja, alles okay. Wirklich", lügt er und zwingt sich noch ein Lächeln ins Gesicht. Dieser Abend ist doch wirklich ruiniert wurden und es ist allein seine Schuld.
Als die beiden sich die Würstchen geholt haben, hat Lian die Antwort von Storm inzwischen ein bisschen verkraftet und erinnert sich daran, dass die beiden die besten Freunde sind und es gut ist, wie sie geantwortet hat, denn so kann niemand der beiden die Freundschaft zerstören. Er muss trotz allem den Tag genießen, denn mit Storm zusammen zu sein ist seit seiner Kindheit jeden Tag ein Highlight.
„Wollen wir Karussell fahren?", fragt sie aufgeregt, als sie ihre Brötchen verdrückt hat. Sie ist viel schneller als Lian gewesen, denn er hat die Hälfte seines Brötchens noch in der Hand.
„Warte doch mal", lacht er. Das Essen hat seine Stimmung wieder deutlich nach oben getrieben. „Lass mich doch erst mal mein Brötchen aufessen. Und sind wir nicht schon ein bisschen alt dafür?" , fragt er.
„Nope, man kann nie zu alt für etwas werden", grinst sie ihn an und steht auf, um zum Karussell zu laufen.
„Was denn?", fragt sie ihn, als er stehen bleibt.
„Ich würde gerne noch in Ruhe aufessen, aber du kannst es ja wieder nicht abwarten", lächelt er sie an und begibt sich von der Bank neben sie, um sich langsam auf den Weg zu machen. Als er sein Brötchen letztendlich ebenfalls aufgegessen hat, bleiben die beiden an der Schlange stehen, in der nur kleine Kinder mit ihren Eltern stehen. Auch der Mann, der das Karussell leitet, schaut die beiden fragend an, aber sagt nichts. Storm hat den Spaß ihres Lebens und schreit die Freude heraus. Lian freut es, wenn sie glücklich ist und so kann er den Abend letztendlich, trotz Stolpersteine am Beginn des Abends genießen. Irgendwann wird es ganz schön spät und die beiden beschließen sich auf den Weg nach Hause zu machen.
„Können wir noch einmal über das Fest gehen? Einmal, bitte?", bettelt sie, wie ein kleines Kind, sodass Lian nicht anders kann, als nachzugeben. Anschließend kauft sie sich eine Zuckerwatte und die beiden können nach Hause gehen.
„Du bist echt der Beste. Danke", grinst sie ihn an und hat überall in ihrem Gesicht die rosane Zuckerwatte, sodass Lian sie auslachen muss.
„Du hast da was", sagt er verlegen und fragt sich, ob es nun in Ordnung wäre, es wegzumachen.
„Wo denn?", fragt sie und versucht es sich aus dem Gesicht zu wischen.
„Dort", sagt er und zeigt auf seine eigene rechte Wange. Sie wischt sich im Gesicht rum, allerdings auf der falschen Seite und als er es noch einmal wiederholt, um es zu umschreiben und sie es immer noch nicht findet, beschließt er in ihr Gesicht zu fassen und es selbst wegzumachen, denn er ist nicht gerade der geduldigste Mensch. Er fasst mit seinen Fingern in ihr Gesicht und wischt die Zuckerwatte aus Storms Gesicht und steckt sich den Finger anschließend in den Mund, um die Zuckerwatte wieder abzubekommen.
„Erdbeere?", fragt er. Sie nickt. „Danke", fügt sie hinzu. Die beiden reden auch noch den restlichen Abend miteinander und Lian bringt sie schließlich im Dunkeln nach Hause, sodass sie sicher Zuhause ankommt.
„Danke", sagt sie und umarmt ihn wieder einmal, wobei er den Zoo in seinem Bauch nicht abstellen kann. Umso mehr, da er sie heute diese bescheuerte Frage gefragt hatte, hofft er dass sie dies nicht bemerkt.
„Es war wirklich ein sehr schöner Tag heute. Vor allem das Lichterfest. Wir müssen öfter etwas gemeinsam, alleine machen", sagt sie lächelnd und schließt die Tür hinter sich.
Auch wenn Lian total verknallt in Storm ist, hat er keine Lust auf ihre dummen Spielchen, denn sie deutet immer wieder Sachen an, die man anders interpretieren könnte. Erst meint sie, es wäre niemals ein Date und nun meint sie, sie müssten öfter gemeinsam etwas alleine machen. Er versteht dieses Mädchen einfach nicht. Sie sollte ihm doch einfach gerade heraus sagen, was sie wollte.
Hinter der Tür freut sich Storm einen Keks, denn sie hatte einen wirklich sehr schönen Abend mit Lian gehabt und isst nun noch den Rest ihrer Zuckerwatte. Dann sucht sie ihren Vater, der am Esstisch in der Küche sitzt.
„Wo kommst du denn her? Es ist ganz schön spät, oder?", nimmt dieser sie sofort in ein Verhör.
„Papa, ich bin neunzehn. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen", lächelt sie ihn an.
„Aber wenn du es genau wissen willst, ich war mit Lian auf dem Lichterfest im Nachbardorf und es war wirklich schön. Er hat mich auch eben noch nach Hause gebracht", erklärt sie ihrem Vater, um sich nun auch auf einen der Stühle am Esstisch zu setzen.
„Ich habe dich mindestens fünf Mal angerufen. Ich habe dir jetzt kein Essen gemacht, weil ich dich nicht erreichen konnte", erklärt ihr Vater ihr.
„Echt?", fragt sie und kramt ihr Handy aus der Hosentasche.
„Scheiße, tut mir total Leid. Ich hatte mein Handy vergessen wieder auf laut zu stellen und hab es den ganzen Abend irgendwie nicht herausgeholt", entschuldigt sie sich bei ihrem Vater.
„Ich hoffe einfach, du hast schon etwas gegessen, sonst musst du dir jetzt noch selbst etwas machen"
„Nein, Lian und ich hatten etwas auf dem Fest. Wir haben Brötchen im Würstchen gegessen und ich habe noch eine Zuckerwatte bekommen"
„Du meinst Würstchen im Brötchen", lacht ihr Vater.
„Ja, natürlich. Außerdem waren wir Karussell fahren. Lian ist einfach für alles zu haben. Der Mann hat uns zwar ein bisschen seltsam angeschaut, und es waren auch nur Kinder darin, aber der Abend war einfach unvergesslich. Ich hatte einen wunderschönen Abend", schwärmt sie von den Abend.
„Also, wenn du mich fragst, bist du total verknallt", erwidert ihr Vater daraufhin lächelnd.
„Was?", fragt sie entsetzt. „Niemals. Lian ist mein bester Freund!", stellt sie sofort klar.
„Und wenn du mich fragst, ist es umgekehrt genauso", grinst ihr Vater nun noch mehr über beide Ohren.
„Dad", erwidert sie empört.
„Ich erzähle dir nur, was ich sehe", hebt er verteidigend die Arme nach oben.
„Ist ja schon gut. Darf ich dich mal etwas fragen?", fragt sie ihn nun vorsichtig. Sie muss wieder daran denken, was er sie vor dem Treffen gefragt hatte und wie sie darauf reagiert hatte. Sie hatte immer noch total das Gefühl, dass sie ihn damit total verletzt hatte.
„Lian hat mich gefragt, ob dieses Treffen heute so eine Art Date ist", beginnt sie unsicher zu erzählen. Ihr Vater und sie hatten ein enges Verhältnis. Immerhin hatte Storm auch keine Mutter über die sie mit so etwas reden konnte. Ihr Vater hatte ihr von Beginn an immer zur Seite gestanden, sie in allem unterstützt, was sie tat und war immer für sie da. Über solche Themen mit ihm zu sprechen, machte Storm nichts aus. Auch als sie ihre Periode bekam und total panisch wurde, hatte ihr Dad cool reagiert. Er ist einfach der beste Dad auf Erden.
„Und was hast du darauf geantwortet?", fragt er nun.
„Ich glaube, ich habe ihn total verletzt. Ich habe losgelacht", fängt sie vorsichtig an und merkt nun selbst, wie bescheuert und verletzend ihr Verhalten gewesen ist.
„Scheiße", flucht sie ihm nächsten Moment.
„Ich meinte-", beginnt sie noch einmal.
„Dass es auf keinen Fall ein Date ist und wir beste Freunde seien. Ich glaube, mit meinem Lachen habe ich ihm zu verstehen gegeben, als wenn ich etwas Besseres sei und mich niemals auf ihn einlassen würde. Ich glaube, so hat er es zumindest interpretiert, dabei war das überhaupt nicht so gemeint. Ich wollte ihn doch nicht verletzen, Dad", erklärt sie ihm den ganzen Konflikt, der sich in ihrem Kopf gebildet hatte.
„Wie hast du es denn gemeint?"
„Ich weiß auch nicht. Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich selbst fühle. Ich denke, ich war in dem Moment einfach mit der Situation überfordert, weil ich mit so einer Frage überhaupt nicht gerechnet habe", antwortet sie.
„Ich würde sagen, du musst ihm deine Gefühle erklären"
„Spinnst du? Ich habe doch keine Ahnung, ob ich in ihn verliebt bin, oder nicht"
„Das meine ich auch nicht. Ich meinte, dass was du mir eben erzählt hat"
„Und wie soll ich das bitte anstellen, ohne ihn darüber zu informieren, dass ich eventuell kein Plan von meinem Gefühlschaos habe?", fragt sie ihn fordernd.
„Ich habe keine Ahnung. Süße. Da musst du dir etwas einfallen lassen. Aber ich würde es so schnell wie möglich tun", erwidert ihr Dad.
„Toll. Vielen Dank für die große Hilfe"
„In solchen Sachen war ich noch nie Meister. Sorry, Storm. Ich hab dich trotzdem lieb", ruft er ihr hinterher, denn sie war inzwischen schon fast in ihrem Zimmer verschwunden.
„Hab dich auch lieb", lacht sie und schließt schließlich die Tür, um ihre beste Freundin anzurufen.
„Hast du Mal auf die Uhr gesehen?", ist das erste, was Marzia sie fragt. Keine Begrüßung, nichts.
„Oh, scheiße. Nein, wie spät ist es denn?", fragt sie.
„Ein Uhr morgens. Normale Leute schlafen um diese Zeit", lacht Marzia.
„Und wieso hast du dann abgenommen?", fragt Storm nun auch grinsend.
„Weil Stean und ich eventuell in der Abendvorstellung waren und gerade nach Hause fahren", erklärt Marzia ihr.
„Hast du auf Lautsprecher?", fragt Storm nun.
„Nein. Stean fährt doch"
„Okay. Stean darf von all dem hier nichts erfahren. Wann ist er weg?", fragt sie.
„Ich schlafe heute bei ihm. Sorry, Storm. Aber dann kann ich dir wirklich nicht weiterhelfen."
„Scheiße", flucht sie ins Telefon.
„Ich brauche aber wirklich dringend und schnell deinen Rat. Du bist die einzige, die mir helfen kann. Bitte, du kriegst auch nen Keks"
„Diese Versprechen hältst du nie. Aber ich kann dich trotzdem in zehn Minuten zurück rufen, dann sind wir Zuhause und ich kann eben draußen bleiben, auch wenn ich nicht glaube, dass es Stean juckt, was du mir zu sagen hast", erklärt Marzia.
„Du erzählst es ihm ja doch. Also kann ich es jetzt auch schon erzählen. Wahrscheinlich muss er sich auch so aufs Autofahren konzentrieren, das kann der ja schließlich gar nicht", neckt sie ihren Freund. Dies stimmte nicht. Stean konnte wirklich gut Auto fahren und wenn er sich angegriffen fühlte, dann würde er auch dazwischen rufen. Aber es kam nichts.
„Siehst du. Er hört dich gar nicht" Stean vermutet schon, dass Storm ihn beleidigt hatte und schreit nun doch in Richtung Telefon.
„Was hat sie gesagt?", fragt er seine Freundin.
„Dass du nicht Auto fahren kannst", grinst Marzia.
„Hey, dass stimmt nicht. Ich kann am besten von euch allen fahren", erwidert er und Storm hört ihn auch am anderen Ende des Telefons so laut, dass Marzia ihr in diesem Moment Leid tut. Bei ihm ging es nicht ihn wegen seines Fahrstils zu beleidigen.
„Du bist auch der einzige mit einem Auto. Die anderen Jungs haben bloß Motorräder, also kein Wunder, dass du am besten von uns Auto fährst. Kann ja auch kein anderer, bis auf Lian. Aber Ohne Auto auch keine Übung", lacht Storm.
„Er hört dich immer noch nicht"
„Stell mich Mal kurz auf laut", sagt sie und wiederholt das Ganze noch einmal.
„Jetzt wieder auf Leise. Ich habe wirklich ein Problem"
„Was ist denn dein Problem?"
„Lian ist mein Problem"
„Was?"
„Ja, Lian"
„Ja, verstehe ich nicht. Du musst schon rausrücken, was passiert ist. Deine Gedanken kann ich nun nicht lesen"
„Wir waren heute auf dem Lichterfest und da hat er mich gefragt, ob das so eine Art Date ist-", erklärt sie ihrer besten Freundin, die ihr sofort dazwischen kreischt und sie unterbricht.
„Nein, nicht gut", unterbricht Storm Marzias Gekreische. Nun tut ihr Stean Leid, aber die beiden gleichen das schon immer wieder aus.
„Ich habe gesagt, dass wir beste Freunde sind und dass definitiv kein Date ist."
„Und was ist so schlimm daran?", fragt Marzia wieder.
„Ich habe gelacht und ich glaube, ich habe ihn total damit verletzt. Mein Vater meinte außerdem, ich sei in Lian verliebt. Kann das sein?", fragt sie wieder total verunsichert Marzia.
„Scheiße. Das musst du unbedingt so schnell, wie möglich wieder gut machen. Ich glaube, wenn er dich so etwas fragt, ist er definitiv in dich verknallt"
„Das hat mein Vater auch gesagt. Scheiße. Ich weiß nicht, was ich fühle. Ich will ihm keine falschen Hoffnungen machen, wenn ich mein Chaos nicht einordnen kann. Verstehst du?" Marzia atmet einmal tief durch.
„Ich verstehe was du meinst. Was sind die ersten drei Wörter die dir einfallen, wenn du an Lian denkst?" fragt Marzia.
„Schneller", drängelt sie. „Kein Nachdenken. Raushauen"
„Perfekt. Ich habe immer Spaß mit ihm zusammen und er bringt mich immer zum Lächeln. Er versteht mich, wie kein anderer. Er tröstet mich und versteht mich. Ich kann bei ihm ich sein und er starrt mir nicht stundenlang hinterher. Er akzeptiert mich, genauso wie ich bin", erklärt sie.
„Ist das nicht eigentlich perfektes Boyfriend-Material?", fragt sie.
„Hey, wer?", fragt Stean, der jetzt anscheinend doch neugierig geworden ist.
„Du natürlich", sagt sie und man hört es ihm Hintergrund schmatzen.
„Ey, ihr sollt nicht beim Autofahren knutschen. Ich hatte vor, noch eine Weile mit euch befreundet zu bleiben.", schreit Storm sofort aus dem Telefon.
„Wir stehen inzwischen. Alles gut", sagt Marzia.
„Kannst du deine Gefühle inzwischen besser einordnen?", fragt Marzia geduldig.
„Kein Stück. Ich bin irgendwie noch verwirrter, als vorher"
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