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Kühl, herzlos, finster. Er schwamm in seiner selbsterzeugten Dunkelheit und jedes Mal schien er daran zu ersticken, dabei log er sich selbst an und weigerte sich nicht, dies mit Freude als Stärke zu sehen.

Jegliche positiven Emotionen vermied er, denn nach seiner Meinung ließ ihn das schwach wirken und das durfte er nicht zulassen. Er wusste, er war zu oft der Schwache. Güte und Gutgläubigkeit brachten ihn bis hierher. Andersherum wurde er gefürchtet, er nutzte es unbewusst als sein Schutzschild. Gefühle blockte er demnach seit Jahrzehnten ab, er handelte lieber. Anders hat man es ihm nicht beigebracht. In seinem Kopf bildete sich kein zweiter Weg, den er gehen konnte, da er keinen kannte.

Unaufhaltsam und erbarmungslos würde man ihn beschreiben. Das Menschenleben bedeutete ihm gering, genauso wenig wie andere seines zu seiner Lebenszeit zu schätzen wussten. Das Verlangen nach Tod stieg in den Jahren in seiner Einsamkeit, bis es anfing, ihm regelrecht zu gefallen, Menschen aus ihren unbedeutenden Leben zu entreißen.

Seine Dunkelheit und Finsternis sogen das Licht in seiner Umgebung auf. In jeder seiner Zelle, in jedem seiner Blicke und um ihn herum bildete sich die Schwärze und mit der Zeit, mit jeder Akzeptanz von seiner Seite, schien sie sich nur zu vergrößern. Sie waren eins. Er ernährte sich vom Licht der anderen und dadurch fühlte er sich lebendiger, mächtiger. Das Lächeln auf seinen Lippen war nie zu übersehen, wenn Menschen schlagartig dazu bereit waren, all ihr Licht ihm freiwillig zu geben, nur um ein paar Jahre länger leben zu können. Was sind schon paar Jahre mehr Lebensjahre auf dieser belanglosen Erde? Nur um ein paar mehr unaufrichtige Wörter aus den Mündern der Personen zu hören, die man zu lieben scheint. Damit sie bei der ersten Gelegenheit durch Selbstsüchtigkeit die Geliebten im Stich lassen.

Umso mehr wollte er ihr Licht haben, als er bemerkte, dass sie ihres nicht so leicht hergeben wollte.

*
*

»Ist doch gar nicht so schlecht. Habe ich zu viel versprochen?«

Sie versuchte es wenigstens mit ihren Wörtern und ihr zauberhaftes Lächeln, alles besser wirken zu lassen. Es funktionierte sogar. In Chloe breitete sich ein warmes Gefühl aus. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht mehr als Harmonie und Glückseligkeit wollte.

Erleichtert die Last der schweren Koffer endlich von ihrer Schulter zu befreien, atmete Chloe leicht aus und gleich daraufhin den frischen Duft, welchen die Blumen von sich gaben, ein. Es schien als würde sich der Wind ihren Atem anpassen, leicht schweifte die warme Luft über ihre Wange. »Es ist großartig.«, flüsterte sie schon fast und lächelte, was zeigen sollte, dass sie zufrieden war. Mit dem neuen Haus, welches gegenüber ihnen hoch hinausragte.

Als sie sah, wie unregelmäßig ihre Mutter atmete, versuchte Chloe sie zu beruhigen und brachte sie auf andere Gedanken. Ihr war bewusst, dass es ein großer Schritt für beide war. So weit sind sie noch nie umgezogen, auch für Chloe ist es überwältigend. Alles ist neu. Sie wissen nicht, was auf sie zukommen würde aber bis jetzt haben sie immer alles geschafft. Wie sollte die Mutter auch so ein Jobangebot entgehen lassen? Ihr spät abgeschlossenes Masterstudium zahlt sich endlich aus. Chloe wollte ihr nicht im Weg stehen und deswegen stimmte sie sofort zu. Sie wusste, dass das längst passiert hätte sein können, würde ihre Mutter nicht mit ihr schwanger gewesen. Jedes Mal, wenn der Gedanke in sie hineinflog, erinnerte sie sich gerne an die Wörter ihrer Mutter, indem sie sagte, dass sie das beste ist, was ihr je passiert wäre. »Los. Ich will unbedingt mein Zimmer sehen.«, sagte Chloe motiviert und bewegte sich mit ihrem Koffer, den sie wieder in die Hand nahm, auf das Haus zu. Je näher sie kam, desto größer wurde es. Mit jedem Schritt überdeckte der Schatten des Gebäudes beide immer mehr zu.

Sie hörte, wie der Schlüssel die Tür aufsperrte, während sie ihre Augen nicht von dem Garten lassen konnte.

Für seinen Preis bat das Haus ungewöhnlich viel an.

Durch die vielen Regentage blühte die Grünfläche nur auf. Viel zu lange Gräser und viele bunte Blumen zeigten sich. Es kratzte an ihren Ohren, als die Tür laut knarrte und ihren Inhalt ihr offenbarte und sie verzog leicht ihr Gesicht.

Das erste, was wir nach dem Einrichten machen, ist die Türen einzuölen.

Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Es sah so aus, als ob lange keiner mehr hier gewohnt hatte. Zwei kurze Blicke in das Haus bestätigten es. Das Haus war ein Schnellkauf, dadurch gab es keine Besichtigungen, sie haben sich mit bloßen Bildern und flüchtigen Telefongesprächen entschieden und mit dem Verkauf des alten Hauses konnten sie sich es leisten.

Das Licht wurde angeknipst und Chloe war schon auf der Suche nach ihrem Zimmer. Unter ihren Füßen hörte sie schweres Holz, aber ihr kam auch ein kräftiger und frischer Duft davon entgegen. ›Gut erhalten ist es.‹. Ihre dünnen Finger streiften über das Geländer, als sie in den ersten Stock ging und die Staubpartikel flogen um ihre Hände. Sehr viele Zimmer hatte das Haus nicht, deshalb ist das Zimmer von ihr schnell gefunden worden. Unten hatten sie ein Wohnzimmer mit einer offenen Küche, sowie zwei Schlafzimmer im ersten Stock. »Es wird dir gefallen, keine Sorge.«, sagte ihre Mutter damals, als sie die Bilder gesehen hatte mit einem selbstsicheren Nicken und konnte nicht mehr das Grinsen aus ihrem Gesicht löschen, so sicher war sie.

Waren Chloe's Erwartungen doch zu hoch?

Angespannt ging sie kleine Schritte in ihrem neuen Zimmer herum, streifte dabei die lange, braune Strähne im Gesicht weg und drehte sich langsam und öfters im Kreis. Ihr überkam ein Gefühl von Ratlosigkeit.

›Wie lange wohnt hier keiner?‹

Hier sah das Holz von den Möbeln abgenutzt und alt aus. Viel war nicht zu finden. Chloe erwartete ein Himmelbett mit seidig goldenen Tüchern und daneben ein kleines Sofa mit derselben Farbe. Mit einer sanften Berührung stellte sie fest, dass bereits leichte Dellen im Holz bei ihrem neuen Bett zu spüren waren. Chloe ließ mit einem schnellen, kurzen Atemzug die schlechten, negativen Gedanken aus ihrem Kopf entgleiten und gab sich zufrieden. Was könnte sie jetzt auch groß daran ändern? Sie hatten bereits fast ihr ganzes Geld in das Haus investiert, den Rest brauchten sie zum Leben.

›Da kommen keine neuen Möbel, bis auf einen kleinen Kleiderschrank in Frage.‹

Das schien ihr am vernünftigsten. Einige Sekunden musste sie husten, als der ganze Staub ihr entgegenkam, nachdem sie die noch gut erhaltenen Vorhänge zur Seite schob. Mit schnellen Handbewegungen versuchte Chloe ihre Sicht wieder zu bekommen.

Gleichzeitig mit dem Schritt, den sie nach hinten machte, fiel ihr eine Kleinigkeit auf.

Der verzierte, goldene Bilderrahmen, der sich in der Ecke versteckt hatte, schaffte es, ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Hinten war sie komplett verdreckt, aber es war nichts, was nicht wieder gut zu machen war. Gerade noch machte sich der ihr unbekannte Name in Form einer Unterschrift von dem Künstler bemerkbar. Mit einem Hieb bemerkte Chloe, dass das Bild schwerer war, als es aussah.

Ein zierliches Mädchen war abgebildet.

Verlegen lächelte sie und ihre Wangen hatten leichte, rosafarbene Pinselstriche. Ihre Kopfbedeckung war typisch für ihre Zeit.

›Katelyn, 1883.‹

Die Länge ihrer eleganten, blauen Mütze bedeckten ihre Ohren aber ihre langen, braunen Haare ragten heraus und besetzten ihre schmalen Schultern. Ihr enganliegendes Korsett hob leicht ihre Brust. Die Schritte und die bekannte Stimme hinter ihr ließen Chloe aus ihren Gedanken herausgleiten. »So eine Hübsche. Wer ist sie denn, eine Bekanntheit?«

»Ihr Nachname steht hier nicht und außerdem kenne ich den Künstler nicht, du etwa?«, sagte Chloe und drehte mit beiden Händen das Bild gerade noch so zur Seite, dass man das Geschriebene lesen konnte. Chloe vernahm ein nachdenkliches Kopfschütteln ihrer Mutter, während sie weiterhin das Porträt betrachtete.

»Sie sieht dir ähnlich.«

»Findest du?«, jetzt wo man es ihr gesagt hat, betrachtete sie das Bild genauer und zu ihrem Staunen musste sie ihrer Mutter recht geben. Eine Ähnlichkeit ist auf jeden Fall vorhanden aber durch die Bekleidung, der Haare und der Farbstriche wird sie versteckt und fällt beim ersten Anschauen nicht auf. Mit einem kleinen mulmigen Gefühl drehte Chloe das Bild wieder automatisch um und sprang gleichzeitig zum nächsten Thema in ihren Gedanken. Durch zwei unterschiedlich große Fenster wurde ihre Zimmer so gut es ging beleuchtet. Eines von ihnen, welches gefühlt die halbe Wand links von ihr bedeckte, lies noch die letzten Sonnenstrahlen vor dem Sonnenuntergang in den Raum. Der Ausblick von hier würde nicht immer sonnig werden, da das große Nachbarhaus das Bild verdeckte, aber es gefiel ihr trotzdem. Starr musterte sie hinaus und bemerkte, dass dieses Haus ein ähnliches Fenster genau gegenüber von ihrem Zimmer hatte. Viel konnte man nicht sehen, da das Zimmer komplett verdunkelt war.

»Hast du mich gehört?«

»Nein. Tut mir leid.«, sagte ich kopfschüttelnd, verwirrt zugleich und schweifte aus meinen Gedanken ab.

»Die Sachen sind sehr alt. Also, hier wohnt seit langem keiner mehr. Unsere alten Möbel für das Wohnzimmer kommen spätestens am Sonntag an. Leider habe ich es nicht geschafft, alle Möbel mitzunehmen.", sagte ihre Mutter mit einem betrübten Blick und streichelte leicht über Chloe's Wange. »Sehe ich etwa unglücklich mit der Entscheidung aus? Es ist völlig in Ordnung!«, sagte Chloe mit einem guten Gewissen, da sie wusste, dass ihre alten Sachen wegen dem Mangel an Geld zurückgelassen wurden. Nur das Nötigste hatten sie mitgenommen. Mit einem beruhigten Blick küsste sie Chloe an die Wange und verließ das Zimmer.

Eine Weile blieb sie so und horchte der Stille. Dieser Gegend war ruhig, etwas abgelegen von der Stadt, aber das würde beide nicht stören. Sowas hatten sie sich gewünscht.

Chloe's rechte Hand streifte langsam über ihr linker Arm, die überhäuft mit Gänsehaut war. Kalter Wind zog in ihr Zimmer auf und kühle Luft breitete sich im Zimmer aus. Sie schaute sich langsam um, da sie sich selbst bestätigen wollte, dass auch alle beiden Fenster geschlossen waren. Ihr Blick blieb dann bei dem Haus gegenüber stehen. Bei der Dunkelheit, die sich langsam über die Straßen zog, änderte sie ihre Meinung zu dem Gebäude gegenüber. Sofort zog sie die Gardinen zu, nachdem der Gedanke auftauchte.

›Wieso fühle ich mich beobachtet?‹

*
*

Verschlafen und stürmisch stützte sich Chloe auf ihren Ellbogen ab, schaute sich gleichzeitig dabei um. Das laute Geräusch, welches von draußen kommen musste, riss sie unangenehm aus ihrem Schlaf.

Das zu helle Licht von ihrem Handy schmerzte ihre Augen, als sie es in die Hand nahm. Es war vier Uhr morgens, in zwei Stunden würde die Sonne aufgehen. Chloe legte es wieder auf die Seite und stand mühsam und neugierig zugleich von ihrem Bett auf. Der Mond zeigte sein Licht aber durch die Vorhänge nicht genug, um etwas in ihrem Zimmer zu erkennen. Chloe war sich sicher, dass dieses Geräusch nicht aus ihrer Nähe kam. Ihre Wissbegier war etwas größer als der viel zu kurze Schlaf. Ihre Mutter und sie hatten reichlich zu tun durch den Umzug und mit den Wohnräumlichkeiten, um sie nach ihren Wünschen zu gestalten.

Ihre Hand ging in Richtung ihrer Hals und sobald ihre Handfläche ihre Haut berührte, merkte sie den Grund für die schnellen und unkontrollierbaren Atemzüge, die sie langsam bekam. Etwas machte sie nervös. Chloe wurde glühend heiß, als ob sie Fieber hätte. Eine Weile würde es noch dauern, bis sie sich an das Wetter hier in dieser Ortschaft gewöhnen würde. 

›Das Wetter kann mich doch nicht so schnell beeinflussen, oder?‹

Nach ein paar Sekunden voller Grübeleien, ging sie zum großen Fenster. Um den Geräuschen nachzugehen, schob sie leicht den schweren Vorhang nach links. Gerade noch genug, um hinaus blicken zu können, dabei versuchte sie den Atem unter Kontrolle zu halten.

Draußen war es leblos, selbst die Lichter, dessen Aufgabe es waren die Straßen zu beleuchten, sind nicht an gewesen. Als sie etwas Bewegung in ihrem Augenwinkel sah, drehte sie ihren Kopf in die Richtung. Sie war sich bis zu dem Zeitpunkt sicher, dass keiner in diesem Anwesen vor ihr wohnen würde, da es nach ihr nicht bewohnt aussah. Auf die Idee brachte sie die vernachlässigte Pflege des Hauses. Auf der Straße waren einige Häuser, jedoch sind die beiden abgelegener als die anderen gewesen. Die flackernde Kerze an der Wand, welche uneben ihr Licht durch das Zimmer gegenüber von Chloe verstreute, stimmte sie von ihren Gedanken um.  Und da war es wieder, dieses Gefühl. Als ob sie jemand mit den Blicken durchbohren würde.

Ein Schatten bildete sich auf dem Boden, die mit jeder Sekunde größer wurde. Immer noch war ihr Atem nicht regelmäßig, ihre Brust hob und senkte sich stärker. Dann vernahm sie wieder ein lautes Geräusch.

Durch eine Reflexbewegung hielt sie sich den Mund zu, da sie kurz davor war zu schreien. Zersplitterte, klare Teile eines Gegenstandes flogen durch den Raum, es sah aus wie Glas. Einige prallten am Fenster, welche laute und dumpfe Geräusche verursachten. Unerwartet wurde es stockfinster. »Wer ist da?«, flüsterte Chloe unbewusst ihre Gedanken aus und verfolgte das Geschehnis mit weit offenen Augen. Dann sah sie jemanden zum Fenster hervortreten, vom Schatten ins Mondlicht. Sie kniff ihre Augen zusammen, um sicher zu gehen, was sie vor sich sah.

Es war ein Mann, genug im Schatten verborgen, um ihn nicht erkennen zu können. »Verdammt.«, flüsterte Chloe. Die Befürchtung, dass er sie gesehen haben könnte, durchmischte ihre Gefühle. Um nichts zu riskieren, blieb sie einfach stehen. Bewegte sich keinen Millimeter und ließ die Zeit dahinschwinden. Einige Sekunden passierte nichts, ihr schwerer Atem war das Einzige, was die Stille durchtrennte.

Unerwartet und schlagartig schlug er mit seiner Handfläche gegen das Fenster. Das überraschte Chloe sehr, sodass sie einen Schritt nach hinten flog. Spätestens jetzt musste sie erwischt worden sein und das ärgerte sie. Was noch seltsamer war, dass er aus ihrer Sicht einfach verschwand, nachdem sie nochmals einen Blick riskierte.

›Ich habe ihn gesehen, er war gerade noch da. Er war hier!‹

*

Zwei Augenpaare betrachteten mich von der Wand, nachdem ich die Nacht überstanden hatte und aufgewacht war. Jedes einzelne Bild hatte ich abgehängt, bevor ich schlafen ging und auf dem Boden gelegt. Das mit dem Mädchen nahm meine Mum mit, um es zu entsorgen aber sie hing wieder an der gleichen Stelle. Genau gegenüber mir. Verschlafen und verwirrt nahm ich es wieder ab. Schon auf der Treppe konnte ich das Frühstück riechen. Die Kartons waren auf dem Boden verteilt und ich verdrehte meine Augen, da sie nur Arbeit bedeuteten.

Das gestrige Ereignis fühlte sich an wie ein Traum, als hätte ich es nicht selbst erlebt. Tatsächlich war ich erleichtert darüber. Es wäre unheimlich zu wissen, dass jemand in so einem Haus leben könnte. Die beiden Häuser hatten sogar eine seltsame Ähnlichkeit, der verdreckte Garten und der Moos, welches die Hälfte des Hauses umzingelte, waren die einzigen Unterschiede und verschreckten mich zu denken, dass jemand dort wohnen konnte. Ich wusste nicht, was hier vor sich ging. Es war alles unheimlich, seitdem ich mein neues Zimmer betrat, fühlte ich mich seltsam. Als ob aus jeder Ecke mich jemand beobachtete.

»Hast du gut geschlafen?«, fragte meine Mum munter.

»Eigentlich schon aber-«, sagte ich und zeigte auf das Bild in meiner Hand. »Wieso hängst du es wieder auf?«

Eines der Apfel auf der Theke nahm ich und biss genüsslich ein Stück ab. Ihr Blick verriet sie schon. »Aber ich bin mir sicher, dass ich es hinaus gebracht habe.«, sagte sie beunruhigt und nahm es wieder in die Hand. Dann lächelte sie. »Wie's aussieht, habe ich es - nur vergessen«

Da stimmte doch etwas nicht. Sie versuchte mich zu beruhigen, das Lächeln verriet es. Das machte sie jedes Mal, wenn etwas nicht stimmte. Was sollte es aber sonst sein?

Einbruch? Geister? Daran glaubte ich nicht. Also musste ich wohl oder übel an ihre Wörter glauben. Vermutlich hatte sie es vergessen.

»Setz dich hin. Lass uns frühstücken.«

*
*

»Du musst wirklich nicht täglich kommen. Das ist nicht nötig, mir geht's gut.«, sagte ich betrübt und versuchte Liam zu überzeugen, nachdem er mich von der Schule abgeholt hatte. Er dachte, dass ich deprimiert war. Da mein Großvater kürzlich gestorben war, er sagte, dass ich nicht mehr wie früher lachte. Wahrscheinlich stimmte das sogar.

Die neue Schule gefiel mir mehr als die alte, hier waren die Menschen wenigstens nicht so aufdringlich. Ich war sowieso derzeit eher die Einzelgängerin, also liebte ich es sogar. In dieser großen Stadt kannten sich alle nicht untereinander, nicht wie in meiner alten, kleineren Stadt.

»Es macht mir wirklich nichts aus. Wieso glaubst du mir das nicht? Außerdem suche ich schon nach einer Wohnung hier.«, sagte er stolz. Seitdem ich hier wohnte, pendelte er hin und her, nur wegen mir. Ab und zu holte er mich nach Schulschluss ab, wie heute, um mich hier her zu fahren. Da kein einziger Verkehrsmittel hier hin fuhr, also musste ich entweder zu Fuß gehen oder mit dem Taxi, welches auf Dauer teuer werden würde. Aber er hatte mir versprochen, dass er hier hin ziehen würde, also versuchte ich nicht noch weiter darauf rumzuhacken. »Und - ich wurde angenommen.«

»Nicht dein Ernst, oder?«, fragte ich bestürzt und überrascht zugleich. Zur Bestätigung nickte er. »Oh mein Gott.«

Sofort fiel ich ihm um den Hals. Es war schon ein großer Erfolg, in diese Universität aufgenommen zu werden, deshalb konnte ich kaum meine Freude verbergen. Dies würde bedeuten, dass er hierhin ziehen musste; seine Worte stellten sich nicht nur als Mittel heraus, um mich zu beruhigen. Meine fröhliche Miene verschwand aber daraufhin, als ich ein Blick nach rechts wagte.

Dieses Haus. Die Gerüchte. Alles vernebelte mir meinen Verstand und ich wusste nicht, was ich denken sollte. Er bemerkte meine Sorgen.

»Dein Lächeln vorhin, tu das wieder und hör damit nicht auf.«, flüsterte er mir zu. »Du machst dich nur verrückt.«

»Aber diese Gerüchte, ich kann-«

Sofort unterbrach er mich mit seinen Lippen. Kurzerhand blickten seine blauen Augen in meine. Auf die Lippen beißend blickte ich zu Boden und lächelte. Es gefiel mir, wie er versuchte, mich zu beruhigen.

Nur hielt das nie lange.

Dieser Junge kam mir in den Sinn, aus meiner jetzigen Schule. Er wäre in dem Nachbarhaus tot aufgefunden worden, als er ein Projekt über das Haus und seine Geschichte auf die Beine stellen wollte. Man fand ihn hier tot, die Details wollte ich nicht wissen und fragte auch nicht weiter. Wieso auch fragen? Um mich noch beunruhigender zu fühlen, als ich mich ohnehin schon fühlte? Es war kein gutes Gefühl zu wissen, dass im Nachbarhaus jemand gestorben war. Mehr wollte ich nicht erfahren.

»Hast du mich gehört?«

»Nein.«, sagte ich kopfschüttelnd und versuchte mich zu erinnern, was er gesagt hatte aber mir fiel es nicht ein.

»Wir werden jetzt in das Haus gehen und ich werde dir beweisen, dass da nichts zu Fürchten gibt. Da es einfach verlassen ist.«, sagte er selbstsicher und zog mich schon an meiner Hand. Das war doch nicht sein Ernst. Jedes Mal, wenn ich es zur Gesicht bekam, wollte ich einfach nur abhauen und er wollte mich da rein zwingen. Obwohl er wusste, dass jemand da gestorben war. Augenblicklich zog ich meine Hand weg und blieb stur stehen. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir schon im Garten angekommen waren und erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch nie zuvor so nah an diesem Haus war.

»Du weißt, dass ich mich nicht wohl dabei fühle. Also, nein, gehen wir zu mir.«

»Nur ein Blick hinein und wir sind gleich wieder raus.«, sagte er und strengte sich an, mich zu überzeugen. Ein ganz komisches Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. »Versprochen. Nur zwei Minuten, dir wird es auch danach besser gehen.«

Kurz sah ich ihn an. »Nicht mehr als zwei Minuten?«, fragte ich zögernd und mit besorgten Augen.

Erfreut schüttelte er seinen Kopf und zog mich wieder an meiner Hand. Eigentlich wollte ich das ganz und gar nicht. Irritiert kämpfte ich um jeden Schritt, den ich setzte und um meinen Verstand, damit es mich nicht überredete abzuhauen. Liam wusste verdächtig viel über das Haus. Wir gingen direkt an das Haus vorbei, zur Hintertür. »Vorne ist es nie aufgeschlossen. Siehst du die Schlösser hier unten.«, sagte er und zeigte auf die großen Schlösser, die vor unseren Füßen lagen. »Mindestens fünf Mal sperrte man es zu aber irgendwie wird es immer aufgebrochen.«

Ein furchtbar quietschendes Geräusch war zu hören, als Liam die schwere Tür zu öffnen versuchte. Dann drang dieser Geruch in meine Nase ein. »Das riecht übel.«, beschwerte sich Liam und betrat den geräumigen Raum. »Wie ein totes Tier.«

»Jetzt fühle ich mich besser, danke.«

»Sei nicht so, ich möchte dir nur etwas beweisen.«, sagte er lächelnd, während ich ihm folgte. Kurz musste ich schlucken. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Abgesehen von dem ganzen Staub und Dreck, war es ganz gut eingerichtet. Zwei riesige Treppen führten jeweils von links und rechts in den ersten Stock. Zwei weitere Türen waren zu sehen, die aber geschlossen waren. Das hinderte Liam aber nicht, diese zu betreten.

Meine Arme verschränkte ich ineinander, da es hier drinnen etwas kühl wurde.

Kaum bewegte ich mich nach einer Weile von meinem Fleck, kam mir Liam entgegen. »Glaubst du mir jetzt?«, fragte er.

»Es ist mir egal, ob jemand hier ist oder nicht. Verlassene Häuser sind eben gruselig.«, sagte ich schulterzuckend. Das war nun mal ein Fakt. »Da hilft auch kein Beweis.«

»Weißt du, weshalb jeder über das Haus redet?«, fragte er mich plötzlich und hob seine Augenbrauen. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich das tatsächlich gefragt. Die Gerüchte schienen nicht mehr aufhören zu wollen aber welche sollte schon stimmen? Meine Fragen dürften ruhig unbeantwortet bleiben, obwohl mich das ziemlich neugierig machte.

»Nein. Aber ich möchte nicht-«

»Du wirst es früher oder später sowieso erfahren.«, sagte er ruhig. »Willst du es echt nicht wissen?«

Kurz seufzte ich, da meine Neugier wieder mal gewann. »Wie schlimm kann es schon sein?«

»Äh-«, er machte eine kurze Pause. »Eigentlich ist es schlimm. Vor langer Zeit hat die Familie Hawkins hier gewohnt, das Ehepaar hatte vier Kinder. Der Eindruck wirkte für alle außenstehende Augen wie das perfekte Bild einer Familie. Sie waren ziemlich reich und beliebt in der Stadt. Der Vater war aber verrückt, tötete eines Tages einfach seine Familie in diesem Haus.«

Neugierig war mein Gehör bei ihm und nach seinen Worten, verteilte sich das ungute Gefühl über meine, mit Gänsehaut versetzter, Haut.

»Alle? Du meinst auch seine eigenen Kinder?«
Es verschlimmerte alles, als mir klar wurde, dass ich mich gerade in diesem Haus befand, wo alle verstorben waren.

»Leider, ja.«

Irritiert und entsetzt versuchte ich die Wörter zu realisieren. Wie konnte ein Mensch so etwas tun?

Mein schlechtes Gewissen fraß sich in mich hinein. Wie konnte man als Vater zu so etwas fähig sein? »Okay, okay. Lass uns gehen. Hier ist es noch kälter geworden und mir wird gleich schlecht.«, sagte ich angespannt und wollte nichts wie weg von hier. Doch bevor ich mich auch nur wegdrehen konnte, damit ich aus dieser Hölle abhauen konnte, redete Liam dazwischen.

»Hast du übrigens das da gesehen, Schatz?«, fragte er mich, seine Stimme kam nicht von da, wo er gerade stand, als ich mich wieder umgedreht hatte.

Kurz suchte ich ihn und eilte zu ihm rüber. »Lass uns einfach ge-«

Meine Stimme brach.

Ich musste zweimal hinschauen, damit ich mir sicher war, dass ich mich nicht versehen hatte. Ich hatte langsam das Gefühl, dass mich dieses Ding nie in Ruhe lassen würde. »Sie sieht aus wie du. Habe ich vorhin hier entdeckt.«

»Das Bild von diesem Mädchen kenne ich. Das Gleiche war auch in meinem Zimmer.«, stellte ich ernüchternd fest. Der sanfte und plötzliche Kuss auf meiner Schulter sollte mich wohl beruhigen aber ich spürte auf meinem Körper nur noch Angst. Daneben hing ein anderes Bild, diesmal war ein Junge abgebildet. Ein Anzeichen von Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen, er hatte markante Gesichtszüge. Es wirkte so, als ob seine Augen durch das Bild zu mir blickten. »Darvin Hawkins, 1883.«, las ich leise ab. Sollte er einer der Söhne der Familie Hawkins sein? Das war alles so unheimlich. Was hatten die beiden Bilder gemeinsam? Es machte den Anschein, dass es jemand hier wieder auf gehangen hatte. Denn es war sehr unwahrscheinlich, dass der Maler den Namen so identisch wieder schrieb, der Rahmen war ebenfalls unverändert.

»Es wurde zweimal entsorgt und jetzt hängt das hier. Bist du dir ganz sicher-«

»Liam?«, flüsterte ich. Er war plötzlich weg. »Findest du das etwa witzig?«

Vor ein paar Sekunden war er hinter mir, wie schnell war er verschwunden? Dabei auch noch lautlos. Leider hatte ich nicht den nötigen Mut, um auch nur einen Schritt in einem anderen Raum zu setzen, also wartete ich einige Sekunden. Lauschte dabei der Stille und hoffte auf ein Anzeichen von ihm. »Möchtest du, dass ich gehe? Du kannst hier alleine weiter herum schnüffeln.«

Langsam wurde ich wütend. Zögernd bewegte ich mich zu der Hintertür, welches noch weit offen stand. Die Holzdielen quietschten laut in meinen Ohren.

Doch das plötzliche und laute Geräusch, als die Tür von alleine ins Schloss fiel, ließ mich aufschrecken und starr stehen bleiben.

Mein Herz raste gegen meine Rippen. »Nein, nein.«, flüsterte ich und versuchte es gewaltsam aufzureißen. Nur wurde es wahrscheinlich von außen festgehalten und ich saß hier fest. »Bitte, geh auf. Liam, wenn du das bist, dann töte ich dich!«

Unerwartet hörte ich eine Stimme, als ob sie von oben kommen würde. Zu wem diese Stimme gehörte, konnte ich nicht herausblicken. Mein Herz machte einen Sprung und ich ging ein paar Schritte zurück, während ich meine Augen offen hielt. Das war nicht die Stimme von Liam, es war tiefer und wärmer. Das Atmen fiel mir schwer, bis nur noch ein Keuchen aus mir herauskam. Hier wohnte also doch jemand?

»Du musst keine Angst haben.«

Mein Kopf drehte sich in alle Richtungen. 'Das ist eine Einbildung', versuchte ich mir einzureden. Oder ich würde jeden Moment aufwachen und in meinem Bett liegen.

Der Traum vor ein paar Tagen, als ich diesen Mann sah, war doch nur ein Traum - oder? Hier könnte doch niemand wohnen.

Die warme Stimme spürte ich plötzlich ganz nah an meinem Ohr, nur nichts Verständliches. Das eisige Gefühl, als etwas mich berührte, war deutlich auf meinem Nacken zu spüren, nur war da niemand, als ich mich umdrehte. 'Ich werde verrückt.' Meine Nägel bohrten sich unbeabsichtigt in mein Fleisch hinein und verursachten einschneidende Schmerzen auf meiner Handfläche. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, entschloss ich abzuhauen.

Sofort.

»Komm schon, bitte. Bitte.«, flehte ich und rüttelte an der Türklingel. Ich wurde paranoid und hörte Stimmen. Sie kamen von allen Richtungen.

»Beruhige dich, Liebes. Keiner wird dir etwas tun.«, seine leicht heisere Stimme drehte sich um meinen Kopf und schien, mich erdrücken zu wollen.

»Geh weg.«, sagte ich fast lautlos. Meine Stimme war gebrochen und kaum hörbar. Langsam wagte ich es, mich umzudrehen. Mein Rücken rutschte die Tür runter und meine Knie zog ich näher zu meinem Körper. Ich wollte nur aufwachen. »Wer ist da?«

Plötzlich sah ich es.

Jemand beobachtete mich die ganze Zeit, versteckt im Schatten. Er war groß, schlank und seine Augen durchbohrten mich aufdringlich. »Katelyn?«

* *

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